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23.12.2020

Alpentraverse 2020 - 4 Monate von Berchtesgaden zum französischen Mittelmeer 17. Villa di Chiavenna - Campodolcino

 



In der Mittagshitze verlasse ich den auf lediglich 600 Meter gelegenen Ort Villa di Chiavenna und schwitze mich die steilen Hänge empor. Auf so niedriger Höhe herrschen jetzt im Sommer schon fast subtropische Bedingungen so dass die Esskastanie hier gut gedeiht.
Da ich versäumt habe, mir neues Klopapier zu besorgen, stelle ich fest, dass ihre Blätter einen guten Ersatz bieten...
Ein Bach mit glatten Felsrutschen und einigen tiefen Pools lädt zum Baden und Bleiben ein, aber ich will heute noch weiter vorankommen.

                                          Badelandschaft

                                     Laubwald an den Steilhängen

Da und dort komme ich an einigen Steinhäusern vorbei. Obwohl kein Fahrweg nach oben führt, wurden die Häuser zum großen Teil renoviert und werden wohl als Wochenendhäuser genutzt.

      Ehemalige Almen werden als Wochenenddomizile genutzt

Ein junger Mann transportiert Sahne von der Alpe Malinone ins Tal. Er erzählt, dass der Passo del Turbine, den ich auf meiner Route überqueren muss, nach einem Felssturz unpassierbar sei. Schon wieder liegt ein Hindernis auf meinem Weg, dass ich nur auf einem riesigen Umweg vermeiden kann...

Ein Mädchen, dass ich später treffe, bestätigt leider diese Aussage. Sie hat 6 Tage auf der Alm verbracht und ist ganz begeistert von der Herstellung des Ziegenkäses.

Schließlich passiere ich die Alpe Malinone, wo es von Ziegen wimmelt. Daher liegt ihr stechender Geruch über der Gegend. Nichts desto trotz liegt die Alm mit ihren Steinhäusern sehr malerisch.

                                       Alpe Malinone

Eigentlich möchte ich schon gerne mein Lager aufschlagen, aber das Terrain ist überall zu steil, und ich möchte auch gerne etwas Abstand zu der Ziegenalm gewinnen. Schließlich verlasse ich den Weg und steige im steilen Schottergelände weiter auf in Richtung des Turbine Passes. Meine Hoffnung einen Absatz zu entdecken, auf dem ich das Zelt aufschlagen kann, erfüllt sich leider nicht. Erst unmittelbar unter dem Pass auf 2400 Meter Höhe finde ich dann einen Lagerplatz. Ein Murmeltier in der Nähe schimpft und neugierige Ziegen inspizieren meine Behausung.

                                           Lager am Passo del Turbine (2421 m)

Später unternehme ich noch einen kurzen Abendspaziergang zum Pass. Offenbar habe ich den Felssturz bei meinem weglosen Aufstieg umgangen!
Am nächsten Morgen liegt ein Meer aus Wattebäuschen zu meinen Füßen, über dem die Sonne aufgeht. Schön!


                           Die Berge ragen aus dem Morgendunst

Nach einem Abstieg geht es dann bald wieder hoch zum Passo di Lei auf 2680 Meter. Zwar ist der Pass nicht besonders steil, aber es geht ziemlich lange nach oben.

                                         Anstieg zum Passo di Lei

Auf dem Pass liegt die knallgelbe Biwakschachtel "Chiara e Walter", in deren Nähe ich zwei ältere Italiener treffe. 

                               Passo di Lei (2680 m)

Unterhalb des Passes reicht ein steiles Schneefeld bis unmittelbar ans Wasser. Genau dort verläuft der Weg...
Zunächst denke ich, dass hier die Gefahr besteht im eiskalten Wasser zu landen, glücklicherweise stellt sich der Schnee aber als ziemlich griffig dar, daher ist die Passage über dem See kein Problem.

                 Die Route führt direkt am Wasser entlang...

Der Abstieg führt mich lange Zeit durch das weite Tal des Torrente di Reno di Lei zum Stausee Lago di Lei.

                      Das weite Tal führt zum Lago di Lei

Hinter dem See ist der Pfad stellenweise nicht besonders gut markiert, so dass ich teilweise ein wenig suchen muss und mal wieder das GPS meines Smartphones bemühe. Schon einige Male zuvor waren mir  fette Grasfrösche begegnet. Heute ist ein Exemplar besonders geduldig und lässt sich ausgiebig fotografieren.

                                           Grasfrosch

Vor dem Passo di Angeloga flacht das Terrain ab, und ich passiere einige klare Seen. An einer Stelle abseits des Pfads, die einen schönen Ausblick bietet, schlage ich mein Zelt auf. Es ist heiß, daher plane ich im See zu baden. Aber als ich dann am Ufer eines der kleinen Gewässer stehe, sind Gewitterwolken aufgezogen, und ich bin gerade rechtzeitig wieder am Zelt, bevor es anfängt zu donnern und zu schütten...

                                     Lager am Passo di Angeloga (2391 m)

Am nächsten Morgen ist es wieder klar und mein Zelt schon fast trocken. Im Abstieg wähle ich die steile Variante, die mit dem Schild EEA markiert ist, in Italien der Hinweis auf eine klettersteigartige Route. Diese entpuppt sich dann aber als ziemlich einfach.

                                             Früher Morgen am Angeloga Pass

Schon nach einigen Stunden erreiche ich Campodolcino, ein netter Ort im Splugatal auf 1200 Meter Höhe. Laura in der Touristeninformation spricht gut englisch und verschafft mir ein günstiges Zimmer, denn ich will endlich mal wieder Wäsche waschen und ein wenig relaxen.

                                          Campodolcino

Das gelingt auch ganz gut. Es gibt hier sogar einen Waschsalon! Abends gönne ich mir eine Pizza, und sehe dabei den schweizerischen Harley Fahrern zu, die hier auf ihren donnernden Maschinen einfallen. 
Allerdings reicht die Pizza einem hungrigen Wanderer mit Kaloriendefizit nicht, daher gibt es eine zweite Mahlzeit aus Bananen, Chips und Eis...

                                            Meine zweite Abendmahlzeit






















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