7 Tage, 172 Kilometer, 5418 Höhenmeter Aufstieg
Zusammenfassung
Nach unserer großen Wanderung auf der Greater Yellowstone Route, nehmen wir uns etwas kürzeres vor: Den Uinta Highline Trail. Das ist ein etablierter Wanderweg, der dem Kamm der Uinta Mountains in Utah von Osten nach Westen über etwa 170 Kilometer folgt. Zwar läuft man hier auch durch weite Wälder, die teilweise stark von Waldbränden geprägt sind, oft ist man aber auch oberhalb der Baumgrenze. Die Berge wirken eher abgerundet, vor allem im Vergleich zur Wind River Range wo wir vorher waren. Die weiten Täler und Bergrücken können einen manchmal denken lassen, irgendwo in Alaska oder Nordkanada zu sein. Während hier im Sommer wahrscheinlich recht viele Leute unterwegs sind, haben wir die Berge jetzt, Anfang September fast für uns alleine, abgesehen von einigen Bogenjägern die wir treffen.
Morgens genießen wir zunächst ausgiebig das Frühstücksbufett im Quality Inn von Rock Springs, das so ähnlich wie in Pinedale, aber besser ist. Da bei den Merrel Moab 3 Schuhen, die ich in West Yellowstone gekauft hatte, eine Naht schon weit geöffnet ist, gehen wir zum Sportsman Warehouse, wo wir unser Bärenspray auf der Anreise zur Yellowstone Runde gekauft hatten. Dort gibt es auch die Merrel Schuhe, die mir eigentlich gut gefallen. Da der Ladenpreis 20 Dollar höher als der online Preis ist, versuchen wir diesen zu erhalten, was uns auch gelingt. Anschließend laufen wir zum Walmart, wo wir Vorräte für 6 Tage kaufen. Den Rest des Tages verbringen wir mit Relaxen und gehen auch wieder an den Pool. Pünktlich um 17:30 sind wir dann beim Pizza Hut Buffet, wo es neben 5 verschiedenen Pizzen, Breadsticks und Nudeln auch eine Salatbar gibt. Das ganze Vergnügen kostet 11 Dollar pro Person. Die müssen wir aber nicht bezahlen, da das ein Unbekannter für uns übernommen hat! Zurück im Hotel checken wir noch das Fitnessstudio aus und schauen etwas CNN auf dem Zimmer.
Nach dem Frühstück laufen wir zunächst etwa sechs Kilometer die Straße entlang bis zum Highway 191. Es dauert nicht lange bis ein Mann in den 60‘ern hält, allerdings Spritgeld fürs Mitnehmen verlangt, was wir ablehnen. Wir stehen etwa eine halbe Stunde, dann kommt er wieder. Offenbar hat er jemand gefunden, der ihm das Benzin bezahlt, denn jetzt nimmt er uns ohne weiteres in seinem Wagen mit, dessen Windschutzscheibe von zahlreichen Rissen durchzogen ist. Die Landschaft ist fantastisch, weite Prärie, später auch viele Wacholder. Bill wirkt nicht unsympathisch, aber als er davon erzählt, dass er Christ ist und der Weltuntergang bald bevorsteht, können wir nicht viel dazu sagen. Er hat als Maler und auf einem Fischerboot in Alaska gearbeitet. Seit eineinhalb Jahren lebt er im Auto und hat schon viel von den USA gesehen. Wir passieren den gewundenen Flaming Gorge Stausee, dann steigt die Straße in den Kiefernwald auf. Nach 120 Kilometern haben wir dann unser Ziel, den Trailhead für den Uinta Highline Trail erreicht. Dieser Weg führt auf etwa 160 Kilometern durch die Uinta Mountains, die größte in Ost- West Richtung verlaufende Bergkette der USA. Wir laufen zunächst meist auf schmalen Fahrspuren die hauptsächlich von ATV’s benutzt werden, über rote Gesteinsbrocken von 2500 Meter Höhe bis auf 2850 Meter. Viele Kiefern sind hier seit langem abgestorben und liegen jetzt als graue Leichen am Boden. Es ist warm und sonnig, daher legen wir eine lange Mittagspause ein. Als wir ein Stück absteigen, laufen wir auch über trockene Grasflächen im Wald, wo es etliche, alte Kuhfladen gibt. Einige Male sehen wir graue Hühner. Tatsächlich gibt es hier auch einige kleine Bäche. Nach nur wenigen Kilometern schlagen wir unser Lager in der Nähe des East Park Reservoirs auf, im Kiefernwald, der von kleinen Grasflächen durchzogen wird.
Am Morgen hören wir kurz die Brunftrufe eines Wapitis, sehen zwei Kraniche am See entlang streichen und 3 Maultierhirsche beobachten uns beim Lagerabbau. Der Highline Trail verläuft nun auf einem Pfad ziemlich eben durch überwiegend jungen Kiefernwald der auf manchen Flächen stark aufgelichtet wurde. Nur manchmal kreuzen wir eine Forststraße. Eine für uns neue Häherart ruft hell und wir sehen einige Streifenhörnchen. Teilweise ist der Trail durch Schilder und häufiger durch Cairns markiert. Irgendwann sehen wir die ersten, abgerundeten Berge, die teilweise waldfrei sind. Ansonsten beeindrucken uns die weiten Wälder, die viel seltener als in Wyoming von gelben Grasflächen unterbrochen werden. Die größte die wir passieren, heißt Summit Park. Dort weiden etliche Kühe und wir stoßen auf das erste Wasser seit 27 Kilometern. Nachmittags ist es etwas bewölkt und es fallen einige Tropfen. Da im Wald sehr viele abgestorbene Bäume stehen, schlagen wir schließlich unser Lager auf einer Grasfläche auf, nachdem wir an einem Bächlein unsere Wasservorräte aufgefüllt haben. Heute haben wir keinen anderen Menschen gesehen.
In der Nacht regnet es etwas.
Zum Sonnenaufgang gegen 7 Uhr sind wir wieder unterwegs. Bald folgen wir einer Forststraße einen Kilometer weit bis zu einem Trailhead an dem vier Autos stehen. Ab dort geht es auf einem Pfad weiter. Hier auf 3400 Meter gibt es nur noch einzelne Waldflächen, die bald niedrigem, gelben Grasland weichen. Irgendwann verlassen wir den Weg, kürzen weglos im Hang ab und gelangen so auf eine Stufe, wo wir einen dick in Tarnkleidung eingepackten Bogenjäger sehen. Am Leidy Peak vorbei geht es sanft aufwärts zum Gabbro Pass auf etwa 3600 Meter. Die Berge hier sind abgerundet und aus rotem, vulkanischen Gabbro Gestein geformt. Noch ist der Himmel größtenteils blau, aber auch teilweise bewölkt. Durch die weite Graslandschaft traversieren wir weglos im Hang zu einem Pass oberhalb des Deadman Lake. Schließlich steigen wir in den Wald ab zum Whiterocks Lake, einem Stausee.
Wie an vielen Stellen in den Uintas sind auch hier die meisten, älteren Bäume längst abgestorben, aber glücklicherweise gibt es genügend jüngere Bäume, die an ihre Stelle treten. Als wir weiter laufen entdecken wir einige Eimer, von denen einer verschlossen ist, und die Aufschrift Wanderer einlädt sich zu bedienen. Während wir die Kleidung nicht gebrauchen können, bedienen wir uns an Fertigmahlzeiten und Snacks!
Vor dem Chepeta Lake gelangen wir kurz auf eine Straße, die zu dem Trailhead an dem kleinen Stausee führt. Wir laufen über den Damm und tauchen bald wieder in den Wald ein. Mittlerweile ist der Himmel teilweise grau und es donnert gelegentlich. Heute beobachten wir drei Maultierhirsche und einige Häher. Am Sharlee Lake füllen wir unsere Wasservorräte auf und schlagen an einem alten Zeltplatz mit Feuerstelle schon um 15:45 Uhr unser Lager auf. Bald machen wir Feuer, kochen Wasser und essen dann ein gefundenes „Kathmandu Curry“, sehr lecker!
Nachdem wir längere Zeit am Feuer gesessen haben, unternehme ich noch einen kleinen Abendspaziergang. Dabei bewege ich mich auf dem Weg von morgen durch den Wald und beobachte ein Hörnchen, das einen Zapfen aufgelesen hat.
Bei uns unter den Bäumen ist die Nacht relativ warm, aber am offenen Seeufer ist alles gefroren. Kaum sind wir losgelaufen, sehen wir eine Elchkuh im See stehen, die dort Wasserpflanzen frisst. Ein tolles Bild mit dem leichten Dunst, der über dem Wasser liegt! Der Elch bemerkt uns, lässt sich aber nicht stören. Ein toller Morgen mit blauem Himmel beginnt, während die aufgehende Sonne die roten Felshänge zum Glühen bringt. Wir laufen zunächst durch den Wald und entdecken dann zu unserer Überraschung jemand in seinen Schlafsack eingerollt auf einer frostigen Freifläche liegend, den Rucksack neben sich. Der Aufstieg zum North Pole Pass auf 3738 Meter Höhe ist recht flach, zieht sich aber hin. Die weite, flache Bergtundralandschaft dort oben erinnert an Skandinavien, wozu allerdings die rötlichen Schuttberge nicht passen. Die rötlich, gelben Farben der Vegetation zeigen, dass der Herbst hier schon da ist. Von hier oben können wir auch schon den abgerundeten Gipfel des Kings Peak erkennen, mit 4136 Metern der höchste Berg der Uinta Mountains. Der Abstieg führt uns in Serpentinen in ein weites Becken, mit überwiegend Nadelwald, aber auch einigen Freiflächen. Seit dem Pass sind wir in der High Uinta Wilderness.
Am Fox Lake, der trotz Wilderness Status eingedämmt ist, machen wir Mittagspause. Weiter geht es durch die weiten Wälder auf oft steinigen Pfaden. Der Weg ist heute fast immer gut zu verfolgen, andere Wanderer begegnen uns aber nicht. An Tieren sehen wir nur Häher, Hörnchen und Chipmunks. Schon ab 11 Uhr kommen Wolken auf und es regnet einige Tropfen. Nachmittags essen wir zwei Riegel, die wir gestern gefunden hatten. Später passieren wir einige rötliche Klippen. Es wird grau und donnert, so dass wir das Zelt aufbauen. Es regnet aber nur recht wenig daher laufen wir schließlich weiter. Bald steigen wir in das von roten und gelben Schuttbergen umgebene Painter Basin ab. Es donnert wieder, daher bauen wir rechtzeitig bevor es wieder regnet unser Zelt in einer kleinen Waldinsel auf 3350 Meter Höhe an einem Bach auf. Auch diesmal regnet es nur wenig und das Gewitter zieht ab.
Allerdings regnet es später immer wieder, bis es in der Nacht klar wird und wir einige Wapitis rufen hören.
Der Morgen startet frostig aber wunderschön und klar. Noch einige Zeit hören wir manchmal einen Wapiti rufen. Wir laufen weiter durch das offene Painters Basin und steigen dann nicht zu steil zum Anderson Pass auf knapp 3900 Meter auf. Unterwegs sehen wir einen Fuchs, der sich bald entfernt. Oben und auf dem Weg zum Pass treffen wir 8 Tageswanderer, die sicher den nahegelegenen Kings Peak besteigen wollen. Der Abstieg ist dank Weg unschwierig, auch wenn diese Seite des Passes steil und teilweise klippig ist. Wir gelangen in ein weites Becken, dass an alaskanische Weiten erinnert und von steilen, roten Schuttbergen umgeben ist. Wir sehen Pikas, Hörnchen und ein Murmeltier. Unsere Mittagspause halten wir schon früh in der Sonne, da bereits bedrohliche Wolken aufziehen. Als wir weiter laufen, hagelt es schließlich heftig und donnert, so dass wir unser Zelt aufschlagen. Als wir weiterlaufen kommen wir nicht sehr weit bevor es wieder regnet und wir uns unter der Zeltplane, die wir über einen Felsen legen, zurückziehen. Nach einiger Zeit laufen wir weiter und überqueren bald den flachen Tungsten Pass auf etwa 3500 Meter Höhe. Vor uns in Richtung des Porcupine Pass ist es sehr dunkel und donnert. Dennoch laufen wir an zwei Seen vorbei und schlagen schließlich unser Zelt in der grandiosen weiten Landschaft wieder auf. Es dauert dann ziemlich lange bis das Gewitter abgezogen ist und wir um 17:15 wieder loslaufen. Durch das Becken geht es zum Porcupine Pass auf 3700 Meter Höhe. Die andere Seite ist wieder steil und felsig, aber dank Weg gut machbar. Weiter geht es rasch durch das nächste große Becken zur linken gesäumt von steilen Klippen. Es ist sehr schön so in den Abend mit seinem tollen Licht zu laufen. Die untergehende Sonne kommt jetzt auch teilweise hinter den Wolken hervor. Wo der Wald beginnt, schlagen wir schließlich im Sonnenuntergang unser Lager auf. Zum Essen gibt es die Armeeration, die wir vorgestern gefunden hatten.
Am nächsten Morgen steht der volle Mond noch über den Schotterhängen, deren rote Farbe die Sonne noch intensiviert. Der Morgen ist fantastisch schön, aber frostig, bis die Sonne wärmt. Wir laufen teilweise über offene Flächen, teilweise im Wald. Einmal sehen wir zwei Wapitikühe auf einer Freifläche. Ein Stück weiter begegnen wir dann drei Reitern in Tarnkleidung, vielleicht ein Vater mit zwei Söhnen. Dabei handelt es sich um Bogenjäger auf der Suche nach Wapitis. Etwas entfernt im Wald entdecken wir ihr großes, komfortables Zelt mit Ofen. So kann man auch unterwegs sein! Später treffen wir noch einen weiteren Bogenjäger mit zwei Pferden.
Über eine weite Ebene geht es zum Red Knob Pass auf 3650 Meter Höhe, der einfach zu erklimmen ist. Auf dem Pass machen wir Mittagspause und steigen dann ohne Probleme ab. Mittlerweile ist es etwas bewölkt, bleibt aber trocken. In einiger Entfernung sehen wir schon den Dead Horse Pass, unser nächstes Ziel. Unterhalb des Passes liegt ein See mit wundervoller, türkiser Farbe. Wir sind noch nicht weit aufgestiegen, als wir makabrer Weise ein totes Pferd entdecken, das wahrscheinlich abgestürzt ist. Tatsächlich ist der Aufstieg ziemlich steil und teilweise etwas ausgesetzt, allerdings dank Weg gut zu begehen. Der Abstieg von 3550 Metern ist flacher und bald sind wir wieder in einer für die Uintas typischen, weiten Schüssel. Hier ist der Wald vor einiger Zeit großflächig verbrannt und es ist etwas trist, die verkohlten Stämme anzuschauen. An einer Stelle ist der Highline Trail nicht mehr zu erkennen, daher folgen wir unter anderem dem Jack and Jill Trail an zahlreichen Waldseen vorbei, leider immer noch im verbrannten Wald. Wir sehen einmal einen Wapitihirsch und etwas später ein Rudel von sechs Weibchen. Außerdem haben wir heute ein Huhn, einen Falken und Häher gesehen.
Gegen 18:30 schlagen wir schließlich unser Lager am Brinkley Lake auf. Es ist gar nicht so einfach hier eine Stelle ohne tote Bäume zu finden, die auf uns kippen könnten. Später ist die Weißwedelhirschkuh, die wir schon bei unserer Ankunft gesehen hatten in unmittelbarer Zeltnähe am fressen und das Konzert der Wapitihirsche erfüllt den Abend.
Erstaunlicherweise gibt es um vier Uhr morgens ein Gewitter, aber als wir um kurz nach 7 losgehen ist es wieder trocken. Bald stoßen wir wieder auf den Highline Trail, dem wir bis zum Rocky Sea Pass folgen. Dieser ist um die 3400 Meter hoch, felsig aber problemlos. Hinter dem Pass wandern wir durch nicht verbrannten Wald. Wir treffen vier weitere Bogenjäger mit denen wir uns kurz unterhalten. Der Weg ist jetzt deutlich ausgetretener und wir kommen schnell voran. Vor Erreichen des Mirror Lake Highway unterhalten wir uns mit zwei netten, älteren Paaren und sind dann gegen 12:30 an der Straße. Hier ist scheinbar neu geteert worden und ein „Pilot Car“ begleitet die Autos, die in Kolonnen durchgelassen werden, stets aber nur wenige. Wir denken, dass unsere Chancen hier einen lift zu finden, schlecht stehen, aber nachdem wir einige Zeit die Straße entlang gelaufen sind, schert tatsächlich ein Auto aus. Ed, ein ehemaliger Delta Air Pilot und seine Partnerin haben eine kurze Wanderung unternommen und sind auf dem Rückweg nach Park City, einer Kleinstadt umgeben von zahlreichen Skipisten. Wir unterhalten uns bestens, auch über die Politik von Donald Trump und Ed fährt uns tatsächlich die insgesamt 145 km bis zu dem AirBnB, wo wir bei unserer Ankunft abgestiegen waren und es ist tatsächlich noch eines der beiden Zimmer frei!
Wir richten uns ein und gehen zu Pizza Hut, wo wir jeder eine große , gute und günstige Pizza draußen auf dem Bürgersteig essen. Hier hängen offensichtlich viele Drogensüchtige etc. ab. Ein Auto das Sachen verteilt erregt unsere Aufmerksamkeit, wir gehen rüber und erfahren dass Matthew und zwei junge Frauen hier ehrenamtlich mobile ärztliche Hilfe leisten. Die Leute wandern und klettern auch gerne, so dass wir uns gut unterhalten. Später kaufen wir dann noch für morgen im uns schon bekannten Smith Supermarkt ein.




















































































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