Vom Sasketchwan River trampe ich aus den Bergen nach Rocky Mountain House, wo ich mich für die nächsten 15 Tage neu verpflege. Bevor ich dann wieder zu meiner eher kargen Trailkost zurückkehre, gönne ich mir noch ein typisch kanadisches Frühstück mit Eiern, Bratkartoffeln, etc. für etwas mehr als 5 Euro!
Frisch gestärkt laufe ich aus dem nicht sehr schönen Ort und habe bald meinen ersten lift nach Nordegg gefunden.
Ich stehe nur wenige Minuten, als ein großer Pick- up hält. Bald stellt sich heraus, dass die beiden Insasssen Gary und Harlan Sioux Indianer sind. Nun sind die Sioux einer der berühmtesten Indianerstämme Amerikas, die in der Schlacht am Little Bighorn in Wyoming den Weißen die größte Niederlage beigebracht hatten. Ich weiß, dass ihr Häuptling Sitting Bull sich danach mit seinen Leuten nach Kanada zurück gezogen hatte, aber Gary und Harlan erzählen, dass ihr Teil des Stammes schon früher nach Kanada gezogen sei. Das Sasketchwan Tal mit den Kootenay Plains ist im Winter häufig schneefrei, wenn die Landschaft ringsum unter einer meterhohen weißen Last verschwindet, daher war das Tal ein Wilddorado, was die Sioux anzog. Offenbar konnten die hier zuvor ansässigen Kootenay sich nicht gegen die kriegerischen Sioux behaupten...
Die beiden Indianer trinken schon am frühen Morgen Bier, was mich nicht weiter stört, da es auf dem Highway 11 kaum Verkehr gibt...
Irgendwann bemerken sie, dass sie vergessen hatten, in Nordegg zu tanken, obwohl sie bereits bezahlt hatten! Kein Problem, wir fahren ein Stück zurück und der Tank wird voll gemacht!
Wir bringen Gary zu dem Reservat, wo etwa 250 Sioux leben und teilweise Pferde züchten. Harlan ist eigentlich LkW-Fahrer, hat jetzt aber einen Monat frei und nichts Besonderes vor, daher beschließt er netterweise spontan, mich zum Trailhead am Owen Creek zu bringen, wo ich meine Wanderung fortsetzen will.
Mein Fahrer erzählt, dass sein Großvater kein englisch gelernt hatte, da seine Familie zu weit im Busch lebte und er nie zur Schule gegangen war. Dafür gab er aber einiges an traditionellem Wissen an seinen Enkel weiter, unter anderem auch das Rezept für eine "Medizin". Eine Mixtur, die offenbar halluzinogene Wirkung hat, und es einem erlaubt, den eigenen Körper zu verlassen. Laut Harlan gut, wenn man Probleme hat...
Obwohl weder er noch sein Bruder so aussehen als würden sie sich noch viel in der Natur bewegen, kennen sie die Gegend von früheren Reitausflügen sehr gut. Dabei ging es meist zum Fischen oder Jagen.
Eine eindrucksvolle Begegnung!
Zum Abschied möchte Harlan sich einmal meinen Rucksack aufsetzen...
Die Klamm des Owen Creek
Anschließend durchfließt der Bach noch zwei weitere Klammen. Am Nachmittag steigt der Pfad ziemlich steil an und einige Abschnitte an steilen, rutschigen Hängen sind nicht ohne, für mich aber kein Problem. Über der Baumgrenze ist das Gelände weniger steil und Owen Pass kommt bereits in Sicht. Braune schräg aufgefaltete Berge, von denen Wildbäche herunterdonnern und ein großer Gletscher beherrschen das Panorama.
Owen Pass (2470m)
Die Abstiegsroute ist erstaunlich flach, und in einiger Entfernung zeigt sich bereits der nächste Pass. Ich gelange in eine Talsenke mit einem erstaunlich tiefen Bach, den ich barfuß durchwate. Das Wasser reicht mir bis zu den Oberschenkeln!
Am Zufluss zum türkisen Michele Lake, beobachte ich einige Zeit lang drei Amerikanische Wasseramseln, die den europäischen ähneln, aber farbloser sind. Diese bemerkenswerten Vögel suchen ihre aus Insektenlarven bestehende Nahrung tauchend am Grund von klaren Bächen.
Wasseramsel
Ich will gerade mein Zelt aufschlagen, als ich ein Rudel Dickhornschafe in der Nähe bemerke. Zunächst pirsche ich vorsichtig in ihre Richtung um Fotos zu machen, merke aber bald, dass die Schafe mich überhaupt nicht beachten und ich bis auf wenige Schritte an sie herankommen kann. Dabei darf hier sogar gejagt werden, da der Michele Lake ausserhalb des Banff Nationalpark liegt, den ich am Owen Pass verlassen habe.
Bald habe ich 21 Schafe gezählt. Dabei handelt es sich um 8 Widder, die sich meist etwas entfernt von den Weibchen mit ihren 6 Lämmern aufhalten. Einige der Schafböcke sind ziemlich eindrucksvoll!
Ein Blumenliebhaber... |
Dickhornschafwidder
Als ich schließlich doch mein Zelt aufschlage, bleiben die Schafe weiterhin in der Nähe und lassen sich in Ruhe beobachten.
Die Schafe beachten mich nicht
Besonders haben es mir die kleinen, hellen Lämmer angetan, die oft verspielt herumtollen.
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Dafür hält sich der wohl älteste, stärkste Widder stets betont etwas abseits.
Kapitaler Widder
Bei meinem Abendspaziergang entlang des Seeufers beobachte ich einige weitere Dickhornschafe und häufig verrät ein durchdringendes Pfeifen die Anwesenheit der Murmeltiere.
Zu meiner Überraschung stoße ich auf das Lager von drei Kanadiern, die zum Angeln hierher mit einem Hubschrauber geflogen sind! Offenbar haben sie großen Respekt vor Bären, ihr Lager ist von einem Elektrozaun umgeben und eine Schusswaffe ist auch mit dabei!
Wie die meisten Kanadier sind sie offen und sympathisch, zur Feier des Tages bieten sie mir sogar Marshmallows und Jägermeister an!
Zum Sonnenaufgang wird die hohe Felswand aus der zahlreiche Wasserfälle stürzen, rot gefärbt. Ein toller Start für den Tag!
Morgenrot
Gegen Mitternacht hatte es für kurze Zeit gewittert, und auch am Morgen sieht es so aus, als ob sich das Wetter ändert, bleibt dann aber doch schön.
Michele Lake
Durch ein wasserreiches, weites Hochtal steige ich in lediglich einer Stunde auf zum nächsten Pass. Obwohl dieser mit 2590 Meter der höchste Punkt es Great Divide Trail ist, hat er keinen Namen!
Auf dem höchsten Punkt des GDT
Ich steige in das Tal des Waterfall Creek ab. Dabei leiten mich einige Cairns, es gibt aber keinen erkennbaren Pfad. Für kurze Zeit tauche ich in den Wald ein, bin aber bald wieder über der Baumgrenze und gelange schließlich auf den 2490 Meter hohen Pinto Pass.
Naht ein Gewitter?
Die Abstiegsroute
Obwohl der Weg nicht in der Karte eingezeichnet ist, ist er doch deutlich belaufen und mit etlichen Cairns markiert. Zunächst steige ich lange durch kahlen Schotter einen steilen Hang hinab, bevor ich in ein grünes, wasserreiches Tal gelange.
Blick zurück zum Gletscher
Auf den sumpfigen Wiesen, wächst üppig Wollgras, mit seinen weißen Fruchtständen.
Die Umgebung meines Lagers
Als ich dann später einen Abendspaziergang unternehme, durchnässt mich ein kurzes, aber heftiges Schauer. Anschließend ziehen die Wolken aber wieder ab, und bilden die Kulisse für einen tollen Sonnenuntergang.
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