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25.04.2019

Durch die kanadischen Rocky Mountains 7 Sasketchwan River-Jasper 2





Ich bin am nächsten Morgen noch nicht lange unterwegs, als das Tal des Brazeau River Oberlaufs unter mir abfällt. Während ich kurz innehalte um die Aussicht über das Tal zu geniessen, höre ich hinter mir Frauenstimmen und sehe dann auch bald zwei Wanderinnen mit offensichtlich sehr leichtem Gepäck raschen Schrittes auf mich zu laufen.


Bald stellt sich heraus, dass Christy und Nancy sehr erfahrene US- amerikanische Hikerinnen sind. Christy's Blog, "Lady on a rock" kenne ich sogar! Aber auch Nancy hat schon viel von der Welt gesehen und schreibt ebenfalls darüber! Die Beiden sind im Übrigen auch unter ihren Trailnamen "Rockin" und "Why not" bekannt.

                                                                             Oberlauf des Brazeau River


                                                        Christy und Nancy

Wir stellen rasch fest, dass wir viel Stoff für ergiebige Unterhaltungen haben, und laufen für lange Zeit zusammen weiter. Obwohl die Frauen die 60 bereits überschritten haben, ist ihr Tempo keineswegs gemütlich, sondern ziemlich flott! Wie sie selbst sagen, ist das aber nur mit der heutigen, ultraleichten Ausrüstung möglich. In jedem Fall bewundernswert! Nancy ist eine ehemalige Zahnärztin, die aber schon seit etlichen Jahren im Ruhestand ist. Sie hat einige Triathlons absolviert, darunter auch den berühmt- berüchtigten Ironman auf Hawai!
Christy ist als Lehrerin gerade erst in Pension gegangen, und hat noch viel vor! Sie lebt im Süden der Sierra Nevada Kaliforniens in einem Ort unmittelbar am Pacific Crest Trail, perfekte Voraussetzungen für viele Outdoorunternehmungen!
An der Einmündung des Four Point Creek verlassen wir das Brazeau Tal und steigen zunächst durch Wald recht steil auf. Oberhalb der Waldgrenze öffnet sich die Landschaft dann zu fast "alaskanischer" Weite.


                                               Im Four Point Creek Tal

Jonas Pass auf 2300 Meter ist in dem flachen Tal kaum zu bemerken. Ein Cairn der den Pass markiert, wird von einem imposanten Karibugeweih gekrönt. Zwar sehen wir keines dieser amerikanischen Rentiere, die hier ihr südlichstes Vorkommen haben, aber wir können uns gut vorstellen, wie sie diese arktisch anmutende Landschaft aus Flechten und niedrigem Gras durchstreifen. 
Während es zeitweise so warm war, dass ich im T-Shirt gelaufen bin, ist es jetzt kühl, windig und bewölkt, so dass wir froh sind unsere Jacken anziehen zu können.


                                                   Arktische Dimensionen

Schließlich steigen wir aus dem Tal auf zum Pass Jonas Shoulder auf 2450 Meter. Offenbar gelangen Wanderer recht häufig hierher, da die Golden Mantled Squirrels, eine hübsche Erdhörnchenart, versuchen, etwas von der Nussmahlzeit der Frauen zu erbeuten...


                                            "Ich möchte auch etwas"

Während die Amerikanerinnen direkt ins Tal absteigen, wähle ich eine weglose Route durch die alpine Tundra zum Poboktan Pass. 
Als es dann gegen 17:30 zu regnen beginnt, schlage ich mein Zelt an einer halbwegs geschützten Stelle auf.
Bis zum sanft ansteigenden Poboktan Pass auf 2358 m, ist es am nächsten Morgen nicht mehr weit. Hinter dem Pass steige ich ab in das Tal des John-John Creek, wo es einen kleinen Zeltplatz gibt.
Während es normalerweise auf solchen Plätzen ein kleines WC- Gebäude aus Holz gibt, steht hier die Kloschüssel etwas Abseits im Freien. Interessant....


                                               Klo mit Rundumblick...

Obwohl nur für wenige Camper ausgelegt, ist der Platz mit Sitzgruppe und Feuerstelle recht gemütlich.


                                                  Zeltplatz John-John Creek

Schon gegen 11 erreiche ich den großen, schön gelegenen Brazeau Lake, wo einige Leute zelten.
Hier verlasse ich das Wegenetz um über Berge und Gletscher Richtung Maligne Lake zu laufen. Teilweise kann ich einer undeutlichen Pfadspur direkt am Ufer des Brazeau Lake folgen, aber immer wieder muss ich auch in den Wald ausweichen. Streckenweise ist der recht offen, trocken, mit wenig Totholz und gut zu durchlaufen. Aber immer wieder geht es auch durch Abschnitte mit sehr dichtem Weidenunterwuchs wo das Vorankommen ziemlich schwierig ist. Zumindest ist es mittlerweile wieder trocken, ansonsten wäre das ein ziemlich nasses Vergnügen.


                                 Weglos durch den Wald am Brazeau Lake

Ich lasse den See hinter mir und folge dem Lauf des North-West Brazeau River. Weite, sumpfige offene Abschnitte wechseln sich mit dichtem Nadelwald ab. Schon am frühen Nachmittag schlage ich mein Zelt am Rand einer sumpfigen Ebene in Flussnähe auf und erkunde später die Gegend noch ein wenig. Eigentlich ein idealer Lebensraum für Elche, aber ich bekomme keinen der großen Hirsche zu Gesicht.
Am nächsten Morgen steige ich aus dem Tal durch den Nadelwald aufwärts. Bisher hatte ich noch keinen Pass ausmachen können, der über die angrenzenden Berge führt, aber mein Freund Bernd, der bei seiner Wanderung vor 10 Jahren ebenfalls hier durch gekommen ist, hat die Route die er damals genommen hat, auf seiner Magix- Fotoseite eingezeichnet, die ich in Google Earth übernommen hatte. 


                                               Blick zurück zum Brazeau Lake

Als ich über die Baumgrenze gelange, wähle ich eine Route durch eine enge Rinne aus glatten, schrägen Felsplatten. Diese wird zunehmend steiler. Noch könnte ich weiter aufsteigen, aber mir wird klar, dass wenn ich irgendwann nicht mehr weiterkomme, der Abstieg deutlich schwieriger und gefährlicher ist. Schließlich trete ich vernünftigerweise den Rückzug an. Der ist zwar noch machbar, aber mir wird schnell klar, dass meine Entscheidung richtig war. Soll ich es an einer anderen Stelle versuchen? Natürlich gibt es irgendwo eine bessere Route, aber im weiteren Verlauf dieses langen, weglosen Abschnitts gibt es bestimmt noch viele weitere Schwierigkeiten und ich will nicht riskieren, in einer Sackgasse zu landen und dann das Treffen mit meiner Tochter Marie zu verpassen. Also beschließe ich, mich zurückzuziehen und zum Great Divide Trail zurückzulaufen. Noch lange begleitet mich das frustrierende Gefühl aufgegeben zu haben. Vielleicht hätte ich es doch noch mal probieren sollen? Ich bin unsicher und ärgere mich über meine Ängste....


                                                          Brazeau River

Zurück am See, ist es eigentlich noch zu früh zum Lagern, aber ich denke, es ist einfach zu schade, jetzt wo ich wieder mehr Zeit habe, nicht länger an diesem malerischen Gewässer zu bleiben. Daher schlage ich bereits gegen 14 Uhr mein Zelt unmittelbar am Ufer auf. 
Eine leichte Brise hält die Mücken auf Abstand und es ist so warm, dass ich im See bade. Später unternehme ich noch einen ausgedehnten Spaziergang und erlebe dann ein fantastisches Spektakel, als die untergehende Sonne die Berge am Südostufer des Sees rot färbt.













                                             Ein magischer Sonnenuntergang 

Toll, wie sich die angestrahlten Berge im ruhigen Wasser des Brazeau Lake spiegeln, fast minütlich ändern sich die Details der Farben! Traumhafte Momente, die meinen Frust über den Rückzug rasch ausradieren.
Als ich gegen Mitternacht aufwache und aus dem Zelt sehe, erwartet mich ein weiterer fantastischer Anblick: Ein sagenhafter Sternenhimmel, aus dem die Milchstraße klar hervortritt, wölbt sich über mir. Zu allem Überfluss spiegeln sich die Himmelskörper auch noch auf der glatten Oberfläche des Sees! Schnell ergreife ich meine Kamera, baue das Stativ auf, und versuche die Stimmung mit Langzeitbelichtungen festzuhalten.


                                     Sternenhimmel über dem Brazeau Lake

Als ich am nächsten Morgen weiter dem Seeufer folge, hat sich die Szenerie wiederum verwandelt. Aber egal ob ruhige Morgenstimmung, dramatischer Sonnenuntergang oder sternenklare Nacht,  jede Facette des Brazeau Lake ist wunderschön!





                                                       Morgen am Brazeau Lake

Diesmal zeigt sich mir der Poboktan Pass bei schönem Wetter und schließlich erreiche ich am Zeltplatz Jonas Cutoff wieder den Great Divide Trail. Es sind hier, nicht allzu weit vom Icefields Parkway, einige Wanderer unterwegs. Ich folge dem Poboktan Creek weiter abwärts und schlage schließlich im Wald, abseits des Pfades mein Lager auf.


                                                  Waldlager im Sonnenuntergang

Zunächst gehe ich am nächsten Morgen weiter talabwärts. Jetzt, Anfang August, erscheinen auch die ersten Pilze an der Oberfläche.



                                          Pilze im Poboktan Tal

Hinter dem Waterfalls Zeltplatz, verlasse ich die in der Karte eingezeichneten Wege. Dennoch ist der Pfad Richtung Maligne Pass ausgeschildert und ich treffe auch noch einige Leute. 
Mit dem 26- jährigen Belgier Robin laufe ich dann tatsächlich eine Zeit lang zusammen. Er ist als Teil einer längeren Nordamerikareise auf dem GDT von Banff zum Mount Robson unterwegs. Irgendwann erzählt er mir, dass er auch gerne einen "Trailnamen" hätte, wie das bei den amerikanischen Weitwanderern  üblich ist. Er hätte auch schon eine Idee: Kangaroo, da er neben seinem Hauptgepäck auf dem Rücken, einen kleineren Rucksack vor der Brust trägt. Kein Problem, feierlich taufe ich ihn auf seinen gewünschten Namen! Natürlich fragt er mich, ob ich denn auch schon einen hätte, was ich verneine. Nun, Robin hat schon eine Idee für mich: "Stealthy", der "Getarnte" weil ich meine Lager immer gerne versteckt irgendwo abseits aufschlage. Dieser Name gefällt mir deutlich besser, als seiner, daher nehme ich seinen Vorschlag gerne an!
Kurz vor dem Maligne Pass trennen sich unsere Wege, während er der Hauptroute des GDT weiter folgt, möchte ich die sogenannte "6-Pässe Route" laufen, eine weglose Alternative zum Great Divide Trail. 
Doch heute zelte ich erst einmal an einem kleinen See, unterhalb des Passes.

Lager in der Nähe des Maligne Passes

Leider ist die Atmosphäre jetzt nich mehr so klar, wie bislang auf dieser Wanderung. Offenbar zeigen die großen Waldbrände, die in British Columbia toben, ihre Wirkung....
Tatsächlich waren 2017 und 2018 die beiden Jahre mit der größten verbrannten Waldfläche, die es je in BC gegeben hat. Zwar sind Waldbrände hier schon immer ein wichtiger Faktor in den Ökosystemen gewesen, aber das was zur Zeit passiert, lässt sich nur durch den Klimawandel erklären, dessen Auswirkungen mir immer wieder, überall auf der Welt begegnen.
Natürlich unternehme ich wie fast immer, einen Abendspaziergang, auf dem ich Pikas, Streifenhörnchen und einige fette Murmeltiere beobachte. Besonders hat es mir ein relaxter Murmelbär angetan, der die Wärme seines Ausgucksteins genießt.











































                                                                  Entspanntes Murmeltier

Bereits von meinem Lagerplatz aus sehe ich Elusive Pass, den ersten der Sechs- Pässe Route. Der Anstieg sieht von weitem ziemlich steil aus, entpuppt sich dann aber als sehr einfach. Unter mir liegen grüne Matten, Geröllfelder und kleine Seen. Leider ist es auch heute morgen ziemlich dunstig. Schade, denn eigentlich ist das Wetter weiterhin toll. 

                                       Abstieg vom Elusive Pass (2508m)

Bald erreiche ich ein blumenerfülltes, weites Hochtal. Dadurch, dass ich jetzt viel Zeit zur Verfügung habe, nehme ich mir mehr Ruhe zum Fotografieren und Natur genießen als meistens, wo das Vorwärtskommen oft Priorität hat.
Unterhalb des zweiten Passes lege ich eine ausgedehnte Pause ein, zu der ich mir wie stets gegen Mittag eine Schokolade gönne.
Der nächste Sattel mit etwa 2200 Meter Höhe, ist ebenfalls einfach zu überqueren. Obwohl dies offenbar eine ziemlich leichte Route ist, wird sie wohl recht selten begangen, da ich kaum einmal so etwas wie eine Pfadspur vorfinde.
Im Tal unterhalb gibt es sogar einige Gruppen von zwergwüchsigen Tannen, die sich gegenseitig vor den widrigen Witterungsbedingungen hier oben schützen. Bald darauf stehe ich schon nach einem Aufstieg durch schütteren Krähenbeerenbewuchs auf Pass Nr. 3, mit 2316 Meter wieder etwas höher.

                                            Panorama von Pass Nr. 3

Beim Abstieg entdecke ich eine einsame Schneeziege im Geröll, kurz bevor das erste Grün beginnt. Leider nimmt sie mich zu früh war, weshalb ich mich ihr nicht auf eine gute Fotodistanz nähern kann.

                                                       Schneeziege

An einem kleinen Bach unterhalb des Passes schlage ich mein Lager auf. Es toben hier erstaunlich heftige Windböen, die jedoch meinem stabilen Zelt nichts anhaben können. Später unternehme ich noch eine ausgiebige Abendrunde. Über einen schokobraunen Geröllrücken erreiche ich einen Gipfel der eine schöne Aussicht über das Maligne Tal tief unten und die schroffen, vergletscherten Berge auf der anderen Seite bietet. 
Der Abstieg führt mich kurz unterhalb der Waldgrenze. Ich finde es ziemlich erstaunlich, wieviele Mücken es noch in dieser Höhe gibt. 
Nach einem weiteren Tag an dem ich keinen anderen Menschen gesehen habe, erreiche ich schließlich zum Sonnenuntergang wieder mein Lager.

                                     Abendstimmung unterhalb von Pass Nr. 3

Nach einer ungewöhnlich milden Nacht ist es am nächsten Morgen klarer als in den letzten Tagen, so dass ich die Aussicht auf die schroffen Felswände ringsum so richtig genießen kann.

                                                           Ein klarer Morgen

Ich steige ab bis zu einem Bach auf lediglich 1900 Meter Höhe, der bereits im Wald liegt. Glücklicherweise ist der aber recht offen und von Lichtungen durchsetzt, so dass er kein großes Hindernis auf dieser weglosen Route darstellt. Nach der milden Nacht sind die lästigen Moskitos schon am frühen Morgen aktiv...
Nach kurzem Anstieg über eine Blockhalde habe ich den vierten Pass auf 2250 Meter erreicht. 


                                                  Pass Nr. 4 (2250 m)

Die Abstiegsroute verläuft teilweise in einer von Geröllhalden eingefassten Bachschlucht, die sich aber als gut zu passieren herausstellt. 

                                 Abstiegsroute

Der Aufstieg zum Trapper Pass führt zunächst durch eine steile Grasrinne und dann weiter über ausgedehnte Blockhalden. Das letzte Stück zum Pass ist dann noch etwas steiler und führt über feines Steinmaterial, ist aber o.k.
Von oben sehe ich bereits den sechsten Pass, dem zwei idyllische Seen vorgelagert sind. Schon aus der Ferne beschließe ich, dort zu lagern. 
Doch zunächst erreiche ich ein weites, von Zwergweiden bewachsenes Tal, an dessen Hängen bereits wieder der Nadelwald gedeiht. Erste verdorrte Blätter, rote und gelbe Farben, lassen einen Hauch von Herbststimmung aufkommen, obwohl es nach wie vor angenehm warm ist. Die 6- Pässe Route ist noch mal ein schöner Höhepunkt dieser Wanderung, und jetzt, wo das Ende in Jasper nah rückt, werde ich etwas traurig. Es gibt für mich nichts Schöneres als so ein freies Wanderleben!
Als ich aus dem Tal steige, ist der Wald zunächst ziemlich dicht, aber ich finde immer wieder Lichtungen, die ich miteinander verbinde. Bereits am frühen Nachmittag schlage ich mein Lager mit toller Aussicht zu Pass 6 und dem flachen Felsrücken der Bald Hills auf. Der türkise See setzt dem Platz noch die Krone auf!


                                                Toller Lagerplatz unter Pass Nr. 6

Bald breche ich wieder auf, zu einem ausgedehnten Nachmittagsspaziergang. Ich erklimme den sanften, grünen Pass Nr. 6 auf dem ich spontan beschließe, den weglosen Abschnitt nicht schon zu beenden, sondern über zwei weitere Pässe zu wandern!
Nach einem langen Anstieg durch Geröll erreiche ich schließlich die lange Kammlinie der Bald Hills. Diese "kahlen Hügel" liegen allerdings auf über 2600 Meter! Hier oben toben Windböen, von denen man in tieferen Lagen nichts ahnt. Leider ist es mittlerweile wieder ziemlich dunstig...

                                                    Die Bald Hills

Der Morgen beginnt wieder klar, dass sollte sich heute noch ändern..
Bald stehe ich auf Pass Nr. 6 von dem es relativ steil bis hinab in den Fichtenwald geht.


                                                           Pass Nr. 6

Am Wasserfall, der von den Evelyn Lakes herabstürzt, erreiche ich den Talboden. Der Waldgürtel ist hier recht schmal und bald gelange ich auf eine ausgedehnte Blockhalde, nach der sich eine weiträumige, grüne, hügelige Landschaft öffnet. 
Kurz bevor ich Evelyn Pass erreiche, nehme ich eine Bewegung wahr und ducke mich rasch. Ein junger Elch hat sich dicht vor mir hingelegt! Leider hat auch er mich bemerkt, erhebt sich und trollt langsam ab!
Ich hatte ja auf dieser Wanderung schon oft mit Elchen gerechnet, aber kaum hier, auf knapp 2200 Meter Höhe!

                                                 Begegnung mit einem jungen Elch

Den Nachmittag nutze ich, um schon mal den Übergang über die nächste Bergkette zu erkunden. Beide möglichen Pässe fallen ziemlich steil ab, aber erscheinen mir nicht unmöglich...
Die Sonne ist irgendwann komplett vom Waldbranddunst verschluckt worden und ein penetranter Brandgeruch liegt in der Luft. Donnergrollen und erste Regentropfen kündigen ein nahendes Gewitter an. Ich habe keine Lust am Berg in ein Unwetter zu geraten, und sprinte förmlich zurück in Richtung Lager, was aber noch ein Stück entfernt ist. Die Verbindung zwischen Gewitter und Asche in der Atmosphäre erzeugt eine regelrecht gespenstische Stimmung. Faszinierend anzusehen, aber doch unheimlich!

                                                          Gewitterstimmung

Mein Zelt ist jetzt regelrecht von Asche bedeckt, aber ausser wenigen Regentropfen bleibe ich vom Gewitter verschont.
Bereits am nächsten Morgen ist es wieder sehr dunstig. Bald habe ich den gestern erkundeten Pass erreicht. Das erste Stück des Abstiegs im feinen Steingrus ist sehr steil, aber ich gelange problemlos tiefer. Später, als ich zurück blicke, bin ich verblüfft, dass ich einen so steilen Schutthang gemeistert habe. Aber in den Bergen geht doch oft mehr, als man beim Blick aus der Ferne denkt...

                                                                    Pass Nr. 8

Über einige Absätze, die von Steilstufen unterbrochen werden, gelange ich zu einem kleinen See, wo ich ein Schneehuhn längere Zeit aus der Nähe beobachten kann.

                                                   Schneehuhn

Nicht sehr viel später gelange ich zurück auf den Great Divide Trail, der hier dem sehr populären Skyline Trail folgt. Hatte ich in den letzten Tagen gar keine Menschen gesehen, ist mir hier schnell zu viel Betrieb...
Immerhin habe ich einige nette Begegnungen mit freundlichen Kanadiern!
Der Weg ist eine regelrechte Wanderautobahn, so dass ich hier sehr schnell vorwärts komme. Meist verläuft die Route über der Baumgrenze und überquert einige flache Pässe. Leider ist es so dunstig, dass ich die spektakuläre Landschaft nicht richtig genießen kann.
Ausgerechnet als ich auf "The Notch", mit über 2500 Meter dem höchsten Pass der Route stehe, fängt es heftig an zu regnen, begleitet von unangenehmen Windböen. Ausgerechnet jetzt, verläuft der Weg lange Zeit über einen ausgesetzten Kamm. Bald bin ich durchnässt und trotz Windshirt und Regenjacke wird mir ziemlich kalt, und nur durch schnelles Laufen kann ich meine Körpertemperatur stabil halten. 
Erst kurz vor dem Abstieg ins Tekarra Tal hört der Regen auf, und ein fahler blauer Himmel kommt wieder zum Vorschein.
Am Tekarra Zeltplatz ist viel los, und obwohl ich ihn reserviert hatte, laufe ich weiter, und campe schließlich abseits des Pfades in einem Bachtal.
Am nächsten Morgen beginnt dann der lange Abstieg von 2150 Meter hinab in das fast 1000 Meter tiefer liegende Tal des Athabasca Rivers. Glücklicherweise muss ich nicht allzu lange einem Fahrweg folgen, sondern kann eine direktere Route auf einem Pfad nehmen. Je tiefer ich gelange, desto dichter wird der Unterwuchs, auch mit vielen Buffaloberries...
Kein Wunder, dass zur Zeit einige Bereiche wegen der Bären gesperrt sind!
Tatsächlich schockiert bin ich aber, wie viele Bäume, meistens Kiefern abgestorben sind. Offenbar hat hier eine Borkenkäferart gewütet!
Schließlich erreiche ich Jasper, zwar touristisch geprägt, aber doch wesentlich kleiner und angenehmer als Banff, so mein Eindruck.


                                                                   Jasper

Hier endet vorerst meine Wanderung durch die kanadischen Rocky Mountains. Wenn ich die Tour mit einem Wort beschreiben soll, würde meine Wahl auf "Grandios" fallen. Fast durchgehend spektakuläre Landschaften, die auf der Welt ihresgleichen suchen, meist schöne Pfade, überwiegend viel Einsamkeit und einige schöne Wildbegegnungen die der Wanderung eine besondere Würze verliehen haben. Die zunächst umständlich wirkenden Reservierungsbestimmungen sind eigentlich ganz gut zu handhaben, lediglich der Waldbranddunst am Ende hat mir gar nicht gefallen!
Für mich ist schon jetzt klar, dass ich diese Wanderung irgendwann weiter Richtung Norden fortsetzen werde!

Nun, bald treffe ich meine Tochter Marie, und wir wollen dann mit einem "Hippievan" die Rocky Mountains noch auf eine etwas andere  Art erkunden!
Und zum Abschluss möchte ich dann noch eine Wanderung auf dem berühmten West Coast Trail unternehmen.











































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