Translate

23.02.2016

Wildes Leben am Rio Yakouma

                                     Erstaunliche Begegnung

Rurrenabaque ist der Touristenort im Amazonasgebiet Boliviens. Obwohl es von Restaurants, Bars und Agenturen wimmelt, sind augenscheinlich aber erstaunlich wenig Touristen hier. Den Ort per Schlauchboot zu erreichen, ist eher ungewöhnlich, die meisten Leute nehmen einen Flug von La Paz hierher.
Nach kurzer Zeit habe ich eine Unterkunft gefunden, mich ein wenig gesäubert, und eine tolle Mahlzeit in einem günstigen Fischrestaurant genossen. 
Im Gegensatz zu meinen gewöhnlichen Vorlieben, möchte ich hier eine organisierte Tour unternehmen. Bei meiner Tour auf dem Rio Tuichi durch den Madidi Nationalpark hatte ich ja eher wenig Tiere gesehen und fotografiert. Aber in der Nähe von Rurrenabaque soll es ein wahres Wildtierparadies geben, wie ich gelesen habe. Dieses ist mein nächstes Ziel.

Nachdem ich einige Agenturen aufgesucht habe, ist meine Entscheidung schon nach kurzer Zeit gefallen, zumal die angebotenen Touren alle mehr oder weniger gleich sind. Die Unterschiede im Preis resultieren in erster Linie aus der Qualität der Unterkünfte. Wer, was das angeht, nicht zu große Ansprüche stellt, kann hier echte Schnäppchen machen...
Am nächsten Morgen lesen wir noch das junge, niederländische Pärchen Sineke und Jorn auf, und treten dann die dreistündige Fahrt zum Ort Santa Rosa an. Zunächst geht es noch durch stärker bewachsenes Gelände, bald aber fahren wir durch offenes Grasland, auf dem Herden von weißen Zeburindern weiden. Ein Vorgeschmack auf die "Pampas" am Rio Yakouma. Hinter Santa Rosa bezahlen wir ein moderates Eintrittsgeld für das von der Gemeinde eingerichtete Naturreservat. Dann stehen wir bald am Fluss, wo eine kleine Flotte von langen Booten "vor Anker liegt".



                                    Ankunft am Rio Yakouma

Nach einer relativ kurzen Wartezeit erscheint unser Guide und Kapitän Yasmani. Groß, dick und fröhlich...
Die Fahrt mit dem von einem Außenbordmotor angetriebenem Boot ist von Anfang an extrem spannend und tierreich. Fast ständig drosselt Yasmani die Geschwindigkeit, und lässt uns so bis auf wenige Meter an zahlreiche Tiere herankommen. Dabei sind sowohl die Vögel, als auch Säuger und Reptilien wenig scheu. Perfekte Bedingungen zum Fotografieren!
Während ich am Tuichi nicht einen Kaiman gesehen habe, wimmelt es hier förmlich von den harmlosen Krokodilverwandten!




                                        Kaimane

Oft sehen wir Capybaras, die auch Wasserschweine genannt werden. Sie scheinen Schlammbäder zu lieben...

                                                        Capybara

Hoatzins sind farbenprächtige Verwandte unserer Kuckucke, die am liebsten in schattigen Ufergebüschen sitzen.




Hoatzins

Oft sehen wir Schildkröten, die einzeln oder in kleinen Gruppen ein Sonnenbad auf Baumstämmen im Fluss nehmen.


                                         Schildkröte beim Sonnenbad

Natürlich gibt es auch zahlreiche Fischjäger, vom kleinen Eisvogel über verschiedene Reiherarten, bis zu den Schlangenhalsvögeln.

Schlangenhalsvogel

Einen riesigen Jabiru- Storch beobachten wir auf seinem Nest.



                                                    Jabiru- Storch

Einmal treffen wir auf eine Horde kleiner Totenkopfäffchen, die gerade dabei sind, Schildkröteneier aus dem Sand zu graben und damit gleich an Ort und Stelle ein schönes Festmahl zu genießen!





                           Totenkopfaffen genießen Schildkröteneier

Eine der großen Kostbarkeiten am Rio Yakouma, sind die Flussdelphine oder Botos. Oft hört man ihre prustenden Geräusche, sieht dann aber immer nur ein Stück ihres rosa Körpers kurz auftauchen. Als Yasmani einige Male eine leere Plastikflasche in den Fluss wirft, gelingt es mir zu fotografieren, wie ein Delphin die Flasche mit seinen Zähnen greift und damit abtaucht. Offenbar ist die Flasche aber nicht besonders interessant für ihn, denn nach kurzer Zeit schwimmt sie wieder an der Oberfläche...


Ein Flussdelphin ergreift eine Plastikfllasche

Nach dreieinhalb Stunden erreichen wir unsere Unterkunft, die Incaland Lodge. Obwohl die Gebäude auf den ersten Blick nicht gerade einladend wirken, gefällt es mir hier sehr gut. Ausser uns drei Touristen und Yasmani sind noch zwei Frauen, die sich im Wesentlichen um die Küche kümmern, und Lino der für den Betrieb der Anlage verantwortlich ist, vor Ort.

          Incaland Lodge am Rio Yakouma     Foto: Sineke


Am späten Nachmittag fahren wir mit dem Boot weiter flussaufwärts. Dabei passieren wir noch eine Reihe weiterer Lodges, die zum Teil sehr schön am Ufer gelegen sind. Natürlich kommen Beobachten und Fotografieren nicht zu kurz...


                                                                                   Tigerreiher



  


                   Auch die Greifvögel am Yakouma sind wenig scheu

Schließlich erreichen wir eine Bar am Fluss, wo sich offenbar alle Gäste der 10 Lodges am Yakouma zum Sonnenuntergang einfinden. Während die Guides Fußball spielen, genießen die meisten Gäste ein kühles Bier...
Zwar ist der Sonnenuntergang eher unspektakulär, dafür ist die Rückfahrt unter dem silbernen Licht des Vollmonds ein Erlebnis.


                            Vollmond am Yakouma

Wir genießen ein gutes Abendessen, aber nachdem um 21 Uhr der Generator abgestellt wird, begibt sich jeder zur Ruhe.
Am nächsten Morgen bin ich bereits vor Sonnenaufgang mit meinem Packraft auf dem Fluss. Mir scheint, dass ich paddelnderweise nicht ganz so dicht an die Tiere herankomme, wie mit dem Motorboot, an dass sie gewöhnt sind, dennoch ist es ein tolles Erlebnis, den Morgen am Fluss als stiller Beobachter aus seiner kleinen Nussschale zu erleben. Sogar einige Delphine sehe ich ganz in der Nähe der Lodge.


                           Mit dem Packraft unternehme ich einige Ausflüge



Die schwarzen Kaimane sind größer und seltener


Nach dem opulenten Frühstück mit Rührei, Pfannkuchen und Krapfen fahren wir ein Stück flussauf, und erkunden dann die Landschaft der Pampas zu Fuß. Hinter einem sehr schmalen Gürtel aus Gebüsch und Galeriewald, erstrecken sich weite Flächen aus hohem, grünen Gras, unterbrochen von einigen Lagunen und kleinen Wäldchen. Unser Hauptziel ist es, eine Anakonda aufzuspüren, die nach Yasmanis Worten hier ziemlich häufig sind. Allerdings ist das in der "grünen Hölle" des Überschwemmungsgraslandes wohl gar nicht so einfach...


Auf der Suche nach einer Anakonda


                        Schöne Blumen an den Ufern der Lagunen


               Es gibt hier, am Süßwasser, sogar Krabben

In einer Waldinsel erspäht Yasmani eine Familie von Brüllaffen, die aber gut getarnt durch ihren Palmenausguck blicken.


                     Gut verborgene Brüllaffen

Nach dem Mittagessen laden die Hängematten der Lodge zu einer geruhsamen Siesta ein, zumal in den heißesten Stunden des Tages ohnehin nicht sehr viel zu sehen ist.



                       Siesta        Foto: Sineke

Nachmittags wollen wir mit den Delphinen schwimmen. Tatsächlich gelingt es uns auch wieder einige Male eine Familie aufzuspüren. Allerdings scheint sich das Interesse der pinken Wassersäuger ziemlich in Grenzen zu halten. Zwar tauchen sie immer wieder mal prustend auf, aber in unmittelbare Nähe scheinen sie nicht zu kommen. Oder doch? Einmal wird Sineke nämlich von irgend etwas im Wasser berührt...
Es kostet zwar zunächst ein wenig Überwindung in einen Fluss zu springen, in dem es von Kaimanen und Piranhas wimmelt, aber Yasmani, der sich ebenfalls in die Fluten stürzt, wird schon wissen was er tut...
Natürlich kommen auch die Tierbeobachtungen wieder einmal nicht zu kurz.         
        

                           Der Schlangenhalsvogel hat einen Fisch erbeutet


                                Trocknen der Flügel  


                         Königsfischer lauert auf Beute

Als wir eine Äffchengruppe am Ufer beobachten, erscheint eine dünne, relativ kurze, grüne Schlange, die die Affen sichtlich nervös macht. Yasmani erklärt uns zwar, dass sie ungiftig sei, aber als das Reptil dann unmittelbar hinter mir ins Boot klettert, fühlt sich das schon etwas unheimlich an...           


                             



                                 Die Schlange macht die Totenkopfaffen nervös






Auf dem mit großen Bäumen bestandenem Gelände einer Lodge, können wir einige Brüllaffen beobachten, diesmal ohne große Scheu...




Brüllaffen

So sind wir zwar stets den größten Teil des Tages unterwegs, dennoch bleibt etwas Zeit für eigene Erkundungen mit dem Packraft. Auch Sineke lässt es sich nicht nehmen, das Boot einmal auszuprobieren. Trotz stellenweise erstaunlich flotter Strömung, lässt es sich auch flussauf mit dem Packraft fahren. Das Zurück treiben lassen ist dann um so schöner...


Es macht Spass, den Yakouma im Packraft zu erkunden


                                           Hoatzin

Einmal bin ich abends noch nicht lange unterwegs, als mich laute Rufe zurück holen. Tukane sitzen in den Bäumen auf dem Gelände der Lodge, leider etwas zu weit entfernt...Dafür gibt es hier auch eine ganze Menge anderes zu sehen, wie eine Ohreule und einen würgerähnlichen Vogel, der hier sein Nest hat.


                                        Ohreule






Auf dem Gelände der Lodge gibt es auch viel zu beobachten

Da meine holländischen Freunde nur drei Tage gebucht haben, heißt es, nachdem wir Piranhas geangelt haben, am nächsten Tag Abschied nehmen.

                                     Touristen und Team der Lodge    Foto: Sineke

Yasmani hat schon gemerkt, dass ich etwas anderes suche, als die meisten seiner Kunden...Daher bin ich sehr erfreut, als er mir vorschlägt, dass nur wir zwei eine weite Tour zum Oberlauf des Yakouma machen, wohin sonst keine Touristen gelangen! Keine Frage, ich bin gleich Feuer und Flamme für diese Idee!



                         Weite Fahrt zum Oberlauf des Yakouma

Als wir die letzte Lodge hinter uns gelassen haben, bleibt das Tierleben unverändert reich. Mir scheint, dass der Galeriewaldstreifen jetzt häufig breiter ist, und aus mächtigeren Bäumen besteht.





                                   Reiches Tierleben am Rio Yakouma

Rechtzeitig vor Sonnenuntergang schlagen wir unser Lager in der Nähe eines alten Kuhstalls auf. Jetzt zeigt sich, was ein Könner mit einer Machete anfangen kann...In kurzer Zeit hat Yasmani Häringe und Stützen für ein Tarp angefertigt, was er mit Lianen abspannt.


                                         Unser Lager   

Eigentlich wollten wir abends Piranhas grillen, aber da wir schnell festgestellt hatten, dass die Fische hier nicht beißen, zaubert Yasmani saftige Steaks hervor, die für  mich mehr als ein guter Ersatz sind...

                                       Grillen und Kochen am Lagerfeuer

Als in der Nacht ein Gewitter aufzieht und es zu regnen beginnt, ziehen wir uns in das Zelt zurück, das mein Begleiter auch dabei hat....
Am Morgen regnet es immer noch, dennoch breche ich zu einer letzten Tour im Packraft auf. Und tatsächlich, irgendwann ist das Unwetter zu Ende und ich kann noch eine Reihe von Fotos aufnehmen.


                                                               Taucher


                                                               Ralle



          Diese auffälligen Nester hatte ich schon am Tuichi gesehen



                         Tolles Versteck für einen Drachen


                               


                                An Fischen herrscht kein Mangel

Yasmani erzählt, dass man noch tagelang den Yakouma weiter hinauf fahren könnte, bestimmt ein interessantes Ziel für eine selbstständige Packrafttour...

Leider endet heute unser Ausflug zum Yakouma und wir fahren zurück nach Rurrenabaque. Damit ist mein Bolivien- Abenteuer aber noch keineswegs zu Ende...
Allerdings müssen sich meine Leser ein wenig in Geduld fassen, denn schon in wenigen Tagen breche ich zu meiner nächsten Reise auf...


Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen