Am nächsten Morgen stoßen wir bald hinter dem Camp auf eine breite Piste. Guido erklärt, dass das der Zugangsweg einer Schweizer Filmexpedition war, von der wir auch schon in Santa Cruz gehört hatten. Statt den mühsamen Weg von La Florida freizuschlagen, haben sie offenbar den einfacheren Zugang von einer Ranch aus benutzt. Erstaunlich fand ich allerdings, dass obwohl die Schweizer eine Dokumentation über den Park drehen wollten, offenbar nicht bis auf das Plateau gelangt sind...
Nach etwa einer Stunde lichtet sich der Wald und wir marschieren durch eine offene Savanne aus hohem Gras und verstreuten Bäumen, die an ähnliche Landschaften in Afrika oder Australien erinnert.
In der Ferne erblicken wir bereits den Steilabfall des Huanchaca Plateaus...
Der erste Blick auf das Huanchaca PlateauWir kommen sehr gut voran, aber in der prallen Sonne ist die Temperatur bereits am frühen Morgen sehr hoch.
Nach ca. 10 Kilometern gelangen wir an eine Kreuzung. Ein umgefallenes Schild weist darauf hin, dass es von hier noch 26 Kilometer bis zum El Encanto Wasserfall sind, einer großen Sehenswürdigkeit des Nationalparks. Bis vor einigen Jahren konnte man auch bis dorthin mit dem Auto gelangen, erzählt Guido. Jetzt ist aber wohl schon lange niemand mehr an dem Wasserfall gewesen...
Wir nehmen den Pfad in Richtung des Plateaus. Schon bald wird die Landschaft wieder zunehmend baumbestandener. Einmal sehen wir ein großes, schwarzes Tier mit buschigem Schwanz vor uns über den Weg laufen. Mir ist zunächst nicht klar, wem wir gerade begegnet sind, aber Guido erklärt, dass dies ein Ameisenbär war!
Als wir schließlich wieder in den Regenwald gelangen, ist es mit dem guten Weg rasch vorbei und die Macheten kommen wieder zu intensivem Einsatz...
Guido hatte gehofft, dass kleine Bäche, die ihren Ursprung auf dem Plateau haben, vielleicht noch Wasser führen, doch leider erfüllt sich diese Hoffnung nicht.
Aber ein echter "Buschmann" weiß sich auch in so einer Situation zu helfen. Rasch wird ein dicker Ast mit den Macheten keilförmig angespitzt und zum Graben an einer schattigen Stelle des Bachbetts benutzt. Tatsächlich, schon in 50 cm Tiefe stoßen wir auf kühles Wasser, welch eine Wohltat!
Wassersuche in trockenem Bachbett
Während Silvia und ich jeweils wieder sechs Liter Wasser aufnehmen, verzichten unsere Begleiter darauf ihre Flaschen aufzufüllen. Offenbar ist Guido sich sicher, dass wir am Abend auf Wasser stoßen werden...
Die Gegend wird zunehmend hügeliger, und das mühsame Freischlagen des Weges scheint kein Ende zu nehmen, verbunden natürlich mit der üblichen "Bienenplage".
Meine Begleiterin ist bereits am Rande der Erschöpfung und wir ärgern uns darüber, dass Guido und Ricky kein Wasser mehr haben und wir daher zum Weitermarschieren gezwungen sind.
Doch wir haben Glück, am späten Nachmittag gelangen wir tatsächlich an ein fließendes Bächlein, wo wir den Weg freihacken um unsere Zelte aufzustellen. Um uns vor den spitzen Stummeln der abgeschlagenen Bäumchen zu schützen, polstern wir den Weg mit dicken Lagen von Palmwedeln.
Wir polstern unseren Zeltplatz mit Palmwedeln
Offenbar wurde dieser Platz in der Vergangenheit schon häufiger zum Lagern genutzt, da Ricky in der Nähe einen großen Krug entdeckt. Als er näher hinschaut, sieht, er, dass jemand das Gefäß als Versteck benutzt...
Wer hat sich hier versteckt?
Als er den Krug ausschüttet, stellt sich heraus, dass hier eine etwa zwei Meter lange, massive, hübsche Schlange lebt, die wegen ihrer auffälligen Zeichnung sicher giftig ist. Sie hat etwas Ähnlichkeit mit einer Korallenschlange, aber erstaunlicherweise kennen nicht einmal die Leute in La Florida, denen wir die Bilder am Ende der Tour zeigen, das Reptil...
Wunderschöne Giftschlange
Da wir allerdings diese Schlange lieber nicht in unserer Nachbarschaft haben wollen, rollt sie der tapfere Ricky auf einen Stock und trägt sie davon...
Tapfere Schlangenbändigung
Obwohl der Bach an dem wir lagern nur ein Rinnsal ist, hat Guido in kurzer Zeit bereits 10 Fische geangelt!
Dazu verwendet er lediglich einen Stock an dem er einen Bindfaden befestigt. Die Haken biegt er kunstvoll aus einem Stück Draht!
Strelitzie
Ein toller Wald
Langsam wird die Gegend hügeliger. Ein kleiner Bach mit Sandsteinbrocken am Rand, gibt uns die Gelegenheit die Macheten zu schärfen.
Schärfen der Macheten
Schon seit einiger Zeit haben wir den stechenden Geruch von frischer Asche wahr genommen, und tatsächlich, eine ganze Zeit lang laufen wir durch ein Waldbrandgebiet, wo die Feuer zum Teil noch schwelen. Da hier ein Entzünden durch menschliche Einwirkung fast ausgeschlossen ist, ist Blitzschlag die wahrscheinlichste Ursache.
Dann beginnt ein recht steiler Anstieg durch den Bergwald entlang von großen Sandsteinfelsen. Silvia gelangt hier bereits an ihre konditionelle Grenze, was mich nichts Gutes für die weiteren Touren in Bolivien ahnen lässt...
Doch schon gegen Mittag haben wir den Lagerplatz Las Lajas erreicht, oberhalb eines kleinen Wasserfalles im Wald am Rand von glatt polierten Felsen.
Ein wirklich schöner Platz, wenn da nicht die Massen von Schweissbienen wären, die uns nach kürzester Zeit bis aufs Blut peinigen. Während unsere einheimischen Begleiter stoisch am Feuer sitzen und Silvia sich in den Schutz von Zelt und Moskitonetz zurück zieht, breche ich bald wieder auf. Die Nähe des Plataus ist einfach zu verlockend...
Bereits nach kurzer Zeit habe ich einen gut sichtbaren Pfad erreicht, der sich in Serpentinen nach oben schlängelt. Das muss einmal ein gut ausgebauter Weg gewesen sein...
Durch verbranntes Buschland gewinne ich rasch an Höhe und sehe auch bald unter mir den Rauch von drei verschiedenen Bränden aus dem Regenwald aufsteigend.
Am Weg auf das Plateau
Am Rand des Steilabfalls wächst stellenweise eine üppige Vegetation aus Moosen und Farnen, über die Wasserfälle nach unten stürzen.
Üppige Vegetation am Plateaurand
Als ich nach etwa eineinhalb Stunden oben bin, fühle ich mich als ob ich in eine andere Welt gelangt sei. Statt schwüler Hitze in stickiger, dichter Vegetation bin ich nun in offene Weiten gelangt, über die ein steter Wind geht, der nicht nur kühlt, sondern zu meiner großen Freude auch die Insekten vertreibt...
Dabei ist die Gegend eher gewellt, als völlig flach. Zwar hatten auch hier Brände die Landschaft vor kurzem in Asche verwandelt, aber inzwischen sprießt überall kurzes, leuchtend grünes Gras.
Es gibt hier aber auch große Waldinseln und in den Tälern wachsen Palmenbestände. Kurzum, eine sehr abwechslungsreiche Landschaft, die wir wahrscheinlich über tausende von Quadratkilometern ganz für uns haben!
Ich habe noch keine Lust umzukehren und laufe daher immer weiter in das Grasland hinein. Schließlich entdecke ich an einem Bach einen schönen Lagerplatz. Der Bach bildet einen tiefen Pool ganz in der Nähe, ein toller Platz zum Baden!
Auf dem Huanchaca Plateau
Kurz vor Einbruch der Dunkelheit bin ich zurück im Lager. Das hat auch den großen Vorteil, dass sich die Bienen langsam schlafen legen...
Auf den glatten Felsen liegend, genießen wir dann noch eine Zeit lang die Stimmung einer Tropennacht mit Mondsichel und Sternenhimmel!
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen