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26.07.2019

Auf wilden Wegen durch Neuseeland 7 - vom Lake Tekapo nach Hokitika





Auf diesem Abschnitt wandere ich von der trockenen Graslandschaft am Lake Tekapo über die weiten Kiesebenen der Gletscherflüsse Rangitata und Rakaia zum Hauptkamm der Südalpen, und gelange schließlich entlang des Whitcombe River zurück nach Hokitika an der feuchten Westküste der Südinsel.

Da ich unbedingt neue Schuhe brauche und auch erst mal genug von der Nässe der Westseite habe, beschließe ich zunächst nach Christchurch zu fahren, und dann von der Ostseite der Südalpen zurück nach Hokitika zu laufen, um so die Verbindung zu meiner bisherigen Route wieder herzustellen. 
In Neuseeland gibt es ein sehr gut organisiertes Bussystem, daher kann man hier sehr einfach auch ohne Mietwagen das Land erkunden.
Mit neuen Schuhen ausgestattet, fahre ich von Christchurch zum Lake Tekapo.

                                                                                           Mit dem Bus unterwegs



                                                                          Das ist mein Ort...

Da die Regenwolken in Neuseeland größtenteils bereits auf der Westseite der Südalpen abregnen, hat, die Ostseite ein viel trockeneres Klima, was sich in einer völlig anderen Landschaft wieder spiegelt. Statt üppig dichter, fast schon klaustrophobischer Vegetation, dominieren weite, gelbe Graslandschaften unter einem meist klaren, blauen Himmel. Ich freue mich unheimlich, hier mal wieder meine Blicke weit schweifen lassen zu können, und mich nicht bei jedem Schritt durch häufig unangenehm dichte Vegetation quälen zu müssen.
Lake Tekapo ist ein kleiner Touristenort an dem gleichnamigen See. Zwar gibt es hier allerhand Besucher, aber verglichen mit anderen touristischen Zielen, hält sich der Andrang noch in Grenzen. 
Ab hier wandere ich für längere Zeit auf dem TeAraroa. Zunächst folge ich für etwa 20 Kilometer einer Piste am Ostufer des Sees. Glücklicherweise gibt es hier fast keinen Verkehr und die Blicke über den türkisen See zu den Gletscherbergen am Nordende sind spektakulär.


                                                                     Lake Tekapo

Schließlich zweigt der Richmond Trail von der Piste ab, und führt durch ein Reservat.  Das entsprechende Schild, zeigt mit lustigen Piktogrammen, was hier nicht erlaubt ist...


                                                         Lustige Verbotsschilder

Weiter geht es durch eine trockene, weite mit kurzem Gras bewachsene hügelige Landschaft. Immer wieder eröffnen sich Blicke zurück zum See. In der Nähe meines Abendlagers in einem mit dichtem Busch bewachsenen Tal, beobachte ich zu meiner Verwunderung ein ursprünglich aus Australien stammendes Wallaby. Natürlich hat jemand die kleinen Kängurus hier ausgesetzt...
Endlich bin ich mal wieder in einer Gegend, wo man auch weglos umherstreifen kann, was ich bei einem Abendspaziergang ausgiebig genieße.




                                              Abendspaziergang in den Hügeln
 oberhalb des Lake Tekapo

Später geht dann die Sonne in einem spektakulären Farbspiel über dem See unter.




                                                   Fantastischer Sonnenuntergang

Der Sonnenaufgang am Morgen ist dann aber ebenso spektakulär, mit lila- rosa gefärbten Wolken und dann den bereits orange leuchtenden entfernten Bergen, während der Rest der Landschaft noch im Schatten liegt. 




                            Der Sonnenaufgang ist ebenso spektakulär

Weiter geht es auf schönen, schmalen Pfaden, durch die trockene Graslandschaft. Interessanterweise sind nirgendwo Schafe zu sehen, die aber bestimmt zeitweise hier weiden. Immer wieder kommt noch der Lake Tekapo in Sicht, dessen Nordende mit den Gletscherbergen jetzt schon näher gekommen ist. 




                            Auf schmalen Pfaden durch weites Grasland

Es gibt hier einige Wanderer, die auf dem TeAraroa unterwegs ist, meistens hat man die Landschaft aber für sich allein. 
Später folgt der Weg längere Zeit dem Tal des Camp Stream.


                                                                   Camp Stream

Von anderen Wanderern habe ich erfahren, dass es eine interessante Variante zur Hauptroute des TA gibt. Diese folgt für lange Zeit aussichtsreichen Graten bis zum Stag Saddle, dem mit 1970 Metern höchsten Punkt des TeAraroa. Natürlich schlage ich diese Route ein, und werde grandios belohnt: Ständige faszinierende Ausblicke zum Lake Tekapo und in die umgebende Bergwelt, ein schöner schmaler Pfad, der den Grasbuckeln auf- und ab folgt, und nicht zuletzt der nahegelegene Mount Gerald, allerdings eher ein unbedeutender Hügel...






                                           Unterwegs zum Stag Saddle 

Knapp unterhalb des unschwierigen Passes stoße ich auf eine Quelle und schlage mein Zelt mit grandioser Aussicht auf die weitere Route auf. Beim Abendessen grast ein Rudel Thar in der Nähe. Diese Wildziegen stammen ursprünglich aus dem Himalaja und wurden wie auch Rothirsche und Gämsen in Neuseeland als Jagdwild angesiedelt. Die Tiere können leider auch große Schäden an der Vegetation anrichten, weshalb versucht wird, ihre Zahl in Grenzen zu halten.


                                              Lager unterhalb des Stag Saddle


                                      Tahre besuchen mich beim Abendessen

Der nächste Tag führt mich weiter durch die baumlose Graslandschaft. Allerdings scheint in dieser Höhenlage mehr Regen zu fallen, weshalb das Tussock Gras höher wächst. 




                                                               Grasige Weiten

Die Hütten hier, wie Royal Hut und Stone Hut sind wellblechgedeckte, ehemalige Landarbeiterunterkünfte. Obwohl das Wetter heiß und trocken ist, scheinen die meisten Wanderer in den Hütten zu schlafen. Dabei ist die Mischung ziemlich international, ich unterhalte mich sowohl mit Neuseeländern, als auch mit US-Amerikanern und Niederländern. 
Jeder genießt das Unterwegs sein hier, auf einem der schönsten Abschnitte des TeAraroa. 


                                   Royal Hut

Über längere Zeit folge ich dem Tal des Bush Streams, den ich auch einige Male durchwaten muss, was aber bei dem derzeitigen Wasserstand kein Problem darstellt. Ich beobachte weitere Thare und überquere am Nachmittag den 1530 Meter hohen Pass, den ich schon vom Stag Saddle erblickt hatte.



                                                              Bush Stream


















                                                                                     Abstieg von Pass

Auf einer kleinen Schotterfläche im hohen Tussockgras schlage ich mein Lager auf, von dem aus ich entfernt schon das breite Schottertal des Rangitata sehe.
Noch im Dunkeln wird mein Zelt am nächsten Morgen von heftigen Windböen geschüttelt, die einen regelrechten Staubsturm über dem Rangitata Tal ausgelöst haben. 
Nach kurzem Abstieg habe ich oberhalb der Crooked Spur Hütte eine interessante Begegnung: Jorinde und Chris wandern mit ihren beiden Kindern Elisabeth 10, und Jonathan 7, den gesamten TeAraroa! Dabei haben sie Flüsse mit dem Packraft überquert und soeben ihren Tagesrekord von 40 Kilometern erreicht. Und das Tollste dabei ist, dass die Kinder offenbar unheimlich viel Spass dabei haben, und eher die Eltern pushen, als umgekehrt...


                                        Eine Familie erwandert den ganzen TA

Hinter der Crooked Spur Hütte, führt mich ein steiler Abstieg zurück in das Tal des Bush Stream. In der geschützten Lage wächst hier auch wieder Wald, was auf der ganzen Strecke seit dem Lake Tekapo nirgends der Fall war.




                                             Abstieg in das Tal des Bush Stream

Über den Schotterhängen werden mächtige Staubfahnen von den kräftigen Windböen herum gewirbelt.


                                                                     Staubsturm

Als ich Stewart und Ian treffe, die sehr erfahren in neuseeländischen Wanderungen und Packraftingtouren sind, unterhalten wir uns erst einmal längere Zeit, zu Mal sie auch mit dem Greater Patagonian Trail liebäugeln!


                                                         Interessante Begegnung

Bald darauf beginnt es zu regnen, und ich schlage erst einmal mein Zelt auf. Nach zwei Stunden klart es dann wieder auf, und ich setze meinen Weg fort.


                                                Am Bush Stream

Schließlich öffnet sich das Tal und ich gelange in die breite Ebene am Rangitata. Hier verlasse ich den TeAraroa und wandere zunächst flussaufwärts, zeitweise auf einem Schotterweg. 


                                                              Im Rangitata Tal

Der Rangitata ist einer der großen Gletscherflüsse die aus den Südalpen in die Ebene der Canterbury Plains fließen und sich dabei auf einer Breite von bis zu 10 Kilometern in zahlreiche Arme verzweigt. 
Schließlich beginne ich dann die Überquerung der Schotter bedeckten Flutebene. Die ersten fünf Arme lassen sich mehr oder weniger einfach durchwaten, obwohl ich bereits merke, wieviel Power die Strömung hier hat. Offenbar hat es in den Bergen stärker geregnet, weshalb der Wasserstand des Flusses gestiegen ist. Dann gelange ich an einen wasserreicheren Arm. An einigen Stellen probiere ich ihn zu durchwaten, muss mich aber immer wieder zurückziehen, weil es zu tief wird, und die Strömung zu reissend. Es ist bereits 18 Uhr, daher überlege ich, die Durchquerung der Rangitata Ebene erst morgen anzugehen, entscheide mich dann aber dafür mein Packraft aufzublasen und über den Wasserlauf zu paddeln. Das geht dann auch recht schnell und klappt gut. Da ich mit weiteren unfurtbaren Armen rechne, laufe ich zunächst mit Boot und Paddel weiter. Das ist aber ziemlich umständlich, da der heftige Wind mir das Packraft entreissen will. Ich packe also wieder zusammen, nur um dann wenig später an den nächsten großen Arm zu gelangen. Also geht das Aufblasen und Rucksack auf den Bug schnallen von vorne los. 
Diesmal klappt die Überfahrt nicht besonders. An dem gegenüberliegenden Ufer gibt es kaum mögliche Anlegestellen, daher treibt mich die Strömung weiter als eigentlich gedacht. Einige Anlegeversuche scheitern, aber jedesmal hole ich mir eine Menge Wasser ins Boot. Da ich den Sitz des kleinen Packrafts zu Hause gelassen habe, sitze ich bald im Nassen. Sehr unangenehm. Schließlich schaffe ich es dann doch anzulegen. Danach ist mein Vertrauen in das mit 1,5 kg sehr leichte Packraft weiter angekratzt. Es fühlt sich einfach nicht so stabil und sicher an, wie die Boote, die ich bisher gefahren bin. Das nur 365 g schwere Paddel ist auch eher ein besserer Löffel, als ein ernst zu nehmendes Instrument in bewegtem Wasser...
Egal, die weiteren Arme sind nicht mehr schwierig, und ich komme auf der Kiesebene schnell voran.


                                Der Rangitata verzweigt sich in viele Arme

Durch Nässe und starken Wind ist mir jetzt ziemlich kalt, weshalb ich noch einen Zahn zulege.
Mein Ziel ist ein am Rand der Überschwemmungsebene aufragender Hügel, wo ich schließlich kurz vor dem Dunkel werden einen Zeltplatz an einem Teich finde. Obwohl der den Kühen als Tränke dient, entnehme ich mein Trinkwasser aus dem Gewässer...
In der Nacht friert es leicht  und am nächsten Morgen ist es zunächst etwas unangenehm meine nassen Trailrunningschuhe wieder anzuziehen. Hinter einem Hügel in der Nähe liegt Erewhon, eine der abgelegensten Farmen Neuseelands. Diese bleibt mir jedoch verborgen. Dafür kann ich aber schon bald die Aussicht über das weite Tal des Clyde River genießen, der unweit von hier mit dem Havelock zusammenfließt und dann den Rangitata bildet. 



                                               Clyde River Tal

Der gestrige Regen hat in Verbindung mit dem Wind offenbar die Atmosphäre gereinigt, denn ich kann einen wolkenlosen, klaren Himmel genießen.


                                                       Ein toller Morgen

An einem weiteren Teich beobachte ich einige Stelzenläufer ähnliche Vögel, die sich in dem ruhigen Wasser spiegeln. Unweit entfernt sitzt ein Hase. Natürlich ebenfalls aus Europa stammend, fühlen sich Hasen offensichtlich in Neuseeland ziemlich wohl, da ich hier die Feldhasen sogar über der Baumgrenze gesehen habe. 


                                                      Stelzenläufer


                                                   Hase in der Morgensonne

Doch bald schon habe ich das Schotterbett des Clyde River erreicht. Zunächst komme ich erstaunlich gut vorwärts, dann muss ich aber doch einige der mäandernden Arme durchwaten. In dem trüben Gletscherwasser unterschätzt man leicht die Tiefe des Gewässers, daher ist meine Unterhose schon bald wieder nass...
Glücklicherweise fängt die Sonne aber jetzt bald an zu wärmen.





                                                 Im Tal des Clyde River   

Unmittelbar vor der Einmündung des Lawrence River, dem ich weiter folgen will, habe ich dann noch die letzte und schwierigste Watstelle zu passieren, aber auch hier muss ich mein Packraft nicht noch einmal benutzen. Es gibt Scharen von flinken Seeschwalben mit gelben Schnäbeln, die durch die Luft wirbeln. 


                               Der Clyde River ist von Sedimenten getrübt

Als ich zur  Mittagspause meine nassen Sachen zum Trocknen ausbreite, erscheint zu meiner Überraschung eine Gruppe von vier neuseeländischen Wanderern, die sehr erfahren sind, und eine weglose Rundtour über Butler Saddle und McCoy Col machen wollen. 
Auch im Schotterbett des Lawrence komme ich sehr gut voran. Kein Vergleich zu den Flüssen auf der Westseite.


                          Lawrence River

 Meist wandere ich im Talgrund, aber zur Lawrence Hut geht es über eine grasige Terrasse. Die Hütte ist fantastisch gelegen und lädt dazu ein, hier einige Zeit zu verbringen und die Umgebung zu erkunden. Zu meiner Freude finde ich einen Eintrag von Miriam Lancewood, deren tolles Buch über Neuseeland ich gerade mit der kindle app auf meinem iphone lese! Sie ist mit einer niederländischen Freundin unterwegs auf einer abenteuerlichen Wanderung durch Neuseelands Wildnis. Pim, der junge Holländer mit dem ich einige Tage gewandert war, hatte mir bereits von ihr erzählt und dass ich sie mit etwas Glück auf meiner Route treffen würde!



                           Miriam und Tamar hätte ich gerne getroffen!

Um zur Hermitage Hütte zu gelangen, wähle ich eine umständliche Route über schroffe Felsen, die mir aber wenigstens einen guten Ausblick über das Lawrence Tal verschafft.



                                              In der Nähe der Hermitage Hut

Die Hütte stellt sich dann als verschlossener Privatbesitz heraus, aber in der Nähe fließt eine klares Bächlein und ich finde einen schönen Zeltplatz. 
Ich nutze das herrlich warme Wetter zu einer Wäsche im Bach und erkunde später noch die Umgebung. Mir waren schon vorher ab und zu Reifenspuren aufgefallen und stoße dann auch tatsächlich auf einen großen Pick-up, den jemand hier abgestellt hat. So erhält mein Gefühl in der Wildnis zu sein, leider erst einmal einen Knacks...
Der nächste Morgen beginnt mit recht frischen Temperaturen und es geht zunächst relativ eben weiter auf der breiten Kiesebene des Lawrence River. Das gleichnamige Biwak liegt etwas abseits, daher passiere ich es nicht. 
Einige Male muss ich den recht tiefen und schnellen, gletscherblauen Fluss durchwaten, was aber kein Problem ist. 






                                                  Morgen am Lawrence River

Als das Tal anzusteigen beginnt, sehe ich etwas abseits ein Zelt, dem ich, neugierig wie ich bin, einen Besuch abstatte. 
Dort treffe ich den Besitzer des Geländewagens, den ich gestern abend gesehen hatte. Der Mann ist ein Thar- Jäger, der die Besitzer von Erewhon kennt, die ihm die Durchfahrt hierher gestattet hatten. 
Gestern ist er schon von seinem Basislager weiter aufgestiegen, und hat etliche der Wildziegen gesehen, so dass er hofft, einen kapitalen Hornträger zu erlegen. Obwohl ich die Trophäenjagd mit gemischten Gefühlen sehe, finde ich es ziemlich cool, wie hier in Neuseeland Wildniswandern und Jagen miteinander verbunden wird!


                                                            Einsamer Tharjäger

Als ich in ein Seitental nach links abbiege, tauchen die vier Neuseeländer wieder auf, die ich schon gestern getroffen hatte. Sie haben am Lawrence Biwak übernachtet, und wollen auch zum Butler Saddle. 
Das Tal steigt recht steil an, ist aber unschwierig, bis auf eine Stelle, wo ich eine Schlucht auf der orographisch linken Seite umklettern muss. 


                                     Ich umgehe die unpassierbare Schlucht

Bald habe ich die Kiwis eingeholt und unterhalte mich beim Wandern intensiv mit Jonathan, einem weitgereisten Höhlenforscher und Kletterer. 


                                           Anstieg in gerölligem Tal

Irgendwann hat der Bach dem wir folgen, kein Wasser mehr, es geht meist über Geröll unschwierig weiter. 
Das letzte Stück ist dann aber doch noch einmal steiler und es gibt sogar ein Schneefeld unter dem Pass. 


                                              Schlussanstieg zu Butler Saddle

Schließlich haben wir dann Butler Saddle erreicht, auf 1852 m gelegen. Der Blick reicht weit zurück ins Lawrence Tal. Voraus liegt unterhalb das weite Kiesbett des Rakaia mit Gletscherseen und schroffen Spitzen. Toll!


                                Blick zurück vom Butler Saddle ins Lawrence Tal




                                        Auf dem Butler Saddle

Die Neuseeländer erzählen, dass der direkte Abstieg in eine unzugängliche Schlucht führt, daher muss man zunächst nach Westen traversieren. Da zwei Neuseeländer zunächst den nahegelegenen Gipfel besteigen wollen, breche ich alleine wieder auf. Ich bin etwas unsicher über die Route und stehe dann auch bald an einem steilen Abgrund von dem ich wieder aufsteige. 
Schließlich erreiche ich das Paradies: Ein flacher Absatz mit grünem Gras und einem Bächlein unmittelbar über der Abbruchkante mit fantastischem Blick in das Rakaia Tal. Ein besseres Lager, um meinen heutigen Geburtstag zu genießen, hätte ich kaum finden können!


                                          Mein "Geburtstagslager"


                                                  Ausblick vom Lager

Später kommen dann auch noch die Neuseeländer vorbei, und beneiden mich um meinen fantastischen Lagerplatz, steigen aber weiter ab. 
Nachdem ich gegessen habe, unternehme ich dann auch noch einen Abendspaziergang, auf dem ich schon mal die Route für morgen erkunde.



            Mein Zelt steht auf dem Absatz, rechts im Vordergrund

Das erste Stück, hoch zu einem Grat sieht steil und schwierig aus, ist aber einfach zu bewältigen. Auf der anderen Seite gibt es grüne Matten, die noch in der Sonne liegen. Ein Rudel Thare steigt in der Felswand nach unten, immer wieder Pfiffe ausstoßend und ich höre die Rufe der Keas. 
Von den Aussichten über das Rakaia Tal mit den Ursprungsseen und Gletschern kann ich mich kaum satt sehen!


                                                 Tolle Aussichten!

Zurück beim Zelt erlebe ich dann einen schönen Sonnenuntergang. Das wohl schönste Lager der Reise ausgerechnet an meinem Geburtstag, ein viel schöneres Geschenk kann ich mir kaum vorstellen!




                  Abendstimmung über Rakaia Tal und Ramsay Lake

Später in der Nacht strahlen dann 1000 Sterne vom Firmament.


                                                              Bergnacht

Am nächsten Morgen sieht die Landschaft wieder ganz anders aus, bleibt aber spektakulär!




                                                        Am nächsten Morgen

Die Abstiegsroute ist zunächst relativ flach, auf Matten mit kurzem Gras, aber bald schon wird es steil und wie immer in Neuseeland, verdeckt das hohe Tussockgras alle Bodenunebenheiten, weshalb mal wieder der eine oder andere Sturz nicht ausbleibt...
Etliche Felsabbrüche sind zu umgehen, aber immerhin komme ich langsam aber sicher voran. Weiter unten wächst dann dichter, unangenehmer Busch, der vor allem in den kleinen Bachtälern fast undurchdringlich ist. 


                                                 Abstieg ins Rakaia Tal

Schließlich zeigen mir einige rote Pfähle, dass ich auf die Glenfalloch Route gelangt bin. Diese ist allerdings ziemlich zugewachsen, aber immerhin ist das Wandern einfacher als zuvor.
Es ist bereits Mittag, als ich schließlich an den Rakaia gelange. Ich hatte eine mögliche Übersetzstelle schon von oben ausgemacht, mir ist allerdings sofort klar, dass ich hier ohne Packraft nicht rüber komme. 
Dann mache ich einen großen Fehler...
Da ich mich am Rangitata sehr unwohl mit dem Rucksack vorne gefühlt hatte, will ich etwas anderes ausprobieren. Dazu muss ich sagen, dass, dieses kleine Packraft weniger Platz und Befestigungspunkte auf dem Bug hat, als ein "Normales". Ich beschließe also mein Gepäck ins Boot zu legen, und mich dann darauf zu setzen. Doch bevor ich losfahre, will ich einmal Probe sitzen. Dabei denke ich nicht an den Eispickel, an der Seite des Rucksacks. Dieser ist zwar nicht sehr scharf, aber die Bootshaut ist ziemlich dünn und daher macht es gleich pffff und die Luft entweicht aus einem langen Riss!
Jetzt mache ich etwas ziemlich Dummes: Ich denke, ich muss unbedingt noch über den Fluss, bevor das Packraft platt ist, denn das Flickzeug habe ich zu Hause gelassen! Ohne den Rucksack festzumachen, was ich eigentlich getan hätte, lasse ich in Sekunden das Boot zu Wasser, und schwinge mich auf mein Gepäck. Kaum denke ich, dass sich das aber sehr kippelig anfühlt, als ich auch schon im Wasser liege. Glücklicherweise hatte ich ja erst abgelegt, und kann so gerade noch stehen, bekomme Boot und Rucksack zu Fassen und wate zurück an Land. Glücklicherweise hatte ich zuvor alles Wichtige wasserdicht verpackt...


                                                 Missgeschick am Rakaia

Es ist windig und warm, daher hoffe ich, dass meine Kleidung halbwegs rasch wieder trocken ist. Allerdings wartet das Rakaia Problem immer noch auf eine Lösung...
Ein Stück oberhalb ist auf meiner digitalen Karte eine Hängebrücke eingezeichnet, von der ich hoffe, dass sie auch tatsächlich noch vorhanden ist. Entlang des Ufers bahne ich mir meinen Weg über Felsen und durch dichte Vegetation und erblicke dann tatsächlich die Brücke, puh!


                                                 Hängebrücke über den Rakaia

Kurz davor ist allerdings der Ramsay in den Fluss gemündet, ein weiterer tiefer, schneller Gletscherfluss, an dessen Ufer ich bald gelange. Keine Chance ihn zu durchwaten, also beschließe ich flussauf zum Ramsay Lake zu wandern und hoffe, diesen Ursprungssee des Ramsay umrunden zu können.


                        Am Ramsay Lake

Über eine weite, zum Teil bewachsene Schotterebene gelange ich zur Westseite des Sees und beginne die Umrundung. Bald muss ich aber erkennen, dass die Ostseite so steil abfällt, dass der lose Kies dort wohl unpassierbar ist. Allerdings war mir schon aufgefallen, dass das Wasser am Ausfluss des Gletschersees in den Ramsay nicht besonders tief schien, also laufe ich zurück, um dort mein Glück zu versuchen. 
Der Wind treibt hohe Wellen aus dem Gletschersee in den Fluss, aber ich sehe Steine aus dem Wasser ragen und denke, dass es an der Schwelle vom See zum Fluss nicht zu tief ist. Inzwischen ist meine Kleidung auch wieder ziemlich trocken, daher ziehe ich mich komplett aus, um die Durchquerung anzugehen. Natürlich ist das Gletscherwasser eiskalt, dafür aber auch glücklicherweise nur oberschenkeltief, weshalb ich problemlos auf die andere Seite gelange, wo ich erst einmal vor Glück brülle! Nach dem Missgeschick mit meinem Packraft habe ich das große Hindernis des Rakaia nun doch überwunden!
Bald bin ich zurück in der weiten Ebene, wo ich über das mit Schotter und Felsen bedeckte Gelände flussabwärts wandere.

                                            Die Flussebene des Rakaia

Auf der anderen Flusseite erkenne ich jetzt gut Butler Saddle und meine Abstiegsroute.

                                                    Butler Saddle und meine Abstiegsroute rechts zwischen Grat und Schlucht

Nachdem ich den Lauper Stream durchquert habe, gelange ich ein Stück weiter zum Lauper Biwak, eine kleine Hütte am Talrand. 
Der letzte Besuch ist laut Hüttenbuch schon ein knappes Jahr her!

                                                     Lauper Biwak

Dennoch gibt es auf einem Regal im Hütteninneren unglaubliche vier Bierdosen, die ich erst einmal kalt stelle!
Später feiere ich dann meinen Geburtstag mit zwei der Büchsen nach, welch ein Genuss!

                                                 Geburtstaggeschenke...

Das Packraft halte ich für völlig ungeeignet für Touren wie ich sie unternehme. Es ist einfach zu leicht und wenig robust, das mag für stehendes Wasser noch halbwegs o.k sein, aber so bald man einen etwas wilderen Fluss damit überqueren will, hat man ein Problem, selbst wenn man nicht so dumme Sachen macht, wie ich heute. 
Ich habe keine Lust es weiter mitzuschleppen und glaube auch nicht dass ich ein geflicktes Boot gut verkaufen kann, daher schreibe ich einen Zettel, und wer am Lauper Biwak vorbei kommt, kann es gerne mitnehmen!
Am nächsten Tag laufe ich im Tal des Lauper Stream aufwärts. Zunächst komme ich einfach und schnell im Kiesbett voran, doch bald wird das Tal steiler, ich muss den Bach einige Male durchwaten und Schluchten umgehen. Dabei muss ich mich auch schon Mal etwas durch den Busch kämpfen, aber insgesamt ist das Vorankommen hier viel einfacher als auf der Westseite.

                                Ich wandere den Lauper Stream aufwärts

Vor dem Whitcombe Pass, der auf lediglich 1239 m Höhe liegt, flacht das Gelände wieder ab und es geht durch eine recht weitläufige Graslandschaft. Leider regnet es jetzt und Nebel verhüllt die Landschaft teilweise. Dennoch beobachte ich ein Wiesel mit Beute im Fang, offenbar eines der schlimmsten ökologischen Probleme in Neuseeland.

                                                   Vor dem Whitcombe Pass

Als der Regen stärker wird, schlage ich bereits gegen Mittag mein Zelt unterhalb des Passes auf. Ich habe wenig Lust auf ein weiteres Regenabenteuer und hoffe, dass ich diesmal nicht überschwemmt werde...
Tatsächlich regnet es kontinuierlich, aber schüttet diesmal nicht wie aus Badewannen, daher genieße ich lesend einen ruhigen Nachmittag im Zelt.
Am Morgen ist es ziemlich kühl, so dass ich mit Climalite und Windjacke aufbreche. In der Nähe des Lagers sehe ich 4 Kea's, die ich aber wieder einmal nicht vor die Linse bekomme...
Zunächst lässt sich der Whitcombe problemlos queren, wird allerdings zunehmend wasserreicher.

                                                     Oberlauf des Whitcombe River

Bald tauchen wieder orange Markierungen auf, auch wenn von einem Weg noch keine Rede sein kann. Das Wetter heute verspricht schon bald schön zu werden und der Whicombe hat sich zu einem veritablen Wildwasser entwickelt. 

                                                       Unquerbares Wildwasser

Ich sehe bereits weit voraus die Gateway Felsen und meine, einen Pfad hoch im Hang zu erblicken. Die orangen Markierungen enden an einem Erdrutsch und ich nehme an, dass ich höher steigen muss. In dem feinen, steilen losen Geröll ist das gar nicht so ohne. Als ich dann an undurchdringlichen Busch gelange, wird mir klar, dass ich falsch bin, und ziehe mich zum Fluss zurück...


                                           Schwierig zu passierender Erdrutsch

The Gateway sind zwei markante, sich gegenüberstehende Felsen. Der Fluss fließt allerdings nicht zwischen den Felsen hindurch, sondern seitlich vorbei.

                                               Gateway

Danach laufe ich wieder auf einem richtigen Pfad, und komme gut voran. Mittags erreiche ich die Neave Creek Hut, wo ich die nassen Sachen von gestern trockne.
Hinter der Hütte geht es viel auf und ab. Immer wieder einmal hat ein Erdrutsch ein Stück des Weges verschüttet. Auf solchen Passagen laufe ich stets "wie auf Eiern".
Cave Camp ist ein großer Überhang mit einer Gedenkplatte für zwei Bergsteiger, die bei einer Expedition zum Mt. Evans in der Umgebung starben. 
Nach dem Abzweig zur Wilkinson Hütte wird der Wald deutlich üppiger und ist voller Moos. Leider sind auch hier die meisten großen Bäume längst abgestorben....
Ab 500 Meter Meereshöhe treten Baumfarne auf, es wachsen kleine, blaue Pilze und ich sehe zwei Admiral ähnliche Schmetterlinge. 
Ab und zu eröffnet sich ein Blick auf die in der Nähe steil aufragenden Berge, mit Wasserfällen und Gletschern. Toll!






                              Die schroffen Gletscherberge sind nicht weit

Einen kleinen, aber wild schäumenden Bach überquere ich auf einer Baumstammbrücke. Wie es hier wohl bei Hochwasser aussieht?

                                           Schmaler, reißender Bach

Für kurze Abschnitte laufe ich über die Uferfelsen, was aber erheblich einfacher als zuvor auf der Westseite ist. Meistens führt aber ein Pfad hoch über dem Fluss in die Uferhänge.

                                         Nur selten laufe ich direkt am Ufer

Dabei gelange ich immer wieder an ausgedehnte Erdrutsche. Die Kombination aus häufigem, starken Regen mit dem steilen Gelände macht die Uferhänge ziemlich instabil. Kleine Erdbeben tun dann sicher noch ein Übriges...
Diese Passagen sehen immer ziemlich schwierig aus, sind dann aber glücklicherweise doch ganz gut zu überwinden.


                                                         Ausgedehnter Erdrutsch

Nach einem steilen Aufstieg, an dem ich mich mal wieder zum Teil an den Wurzeln hochziehen muss, folgt der ebenso steile Abstieg zum Cataract Creek, an dem teilweise sogar eine Stahlkette zur Sicherung gespannt ist.

                                        Abstieg zum Cataract Creek

An der Mündung in den Whitcombe liegt das flache Schwemmland der Price Flats, wo ich mich in der gleichnamigen Hütte niederlasse.
Bald am nächsten Morgen passiere ich die alte Price Flats Hut, ein Holzgebäude mit Steinboden und Pritschen ohne Matratzen, dass zum Übernachten nicht sehr einladend wirkt.
                                                          Die alte Price Flats Hut

Das Gras hier wirkt regelrecht kurz geschoren und schnell erblicke ich auch die Urheber: Rotwild, dass in der Nähe grast. Etwas weiter nimmt dann noch eine andere Hirschkuh vor mir Reissaus, in dem sie laut planschend durch einen Bach davon trabt. 4 rufende Keas fliegen über das Tal, und ein weiterer schöner Morgen kündigt sich an.
Bald verlässt der Pfad den Fluss und verläuft hoch oberhalb von einer eindrucksvollen Schlucht im Hang.

                                              Eindrucksvolle Schlucht

Im Gegensatz zum ersten Besuch am Whitcombe, ist das Wasser nicht mehr schlammgrau, sondern wunderbar gletschergrün.
Erdrutsche eröffnen immer wieder mal schöne Blicke zum Fluss.

                                           Ausblicke auf den wilden Whitcombe

                                  Auf schmalen Pfaden in den Uferhängen

Manche der Erdrutsche, die ich passiere, sind wohl schon seit längerer Zeit zur Ruhe gekommen und wieder mit Moos und Gras bewachsen. Von den Rändern dringt der Wald wieder vor.

        Alte Erdrutsche werden von der Vegetation zurück erobert

Den Nebenbach Vincent Creek überquere ich auf einer der mir schon gut bekannten 3-Draht Brücken. Anschließend wird das Terrain flacher und ich wandere durch schönen Wald, in dem auch einige große Bäume noch leben.
Frew Creek kann ich bei dem derzeitigen Wasserstand problemlos durchwaten, was bei Hochwasser ganz sicher nicht funktioniert...
Heute sieht die Umgebung der Frew Hut, die mir bei dem Unwetter Zuflucht geboten hatte, ganz anders und regelrecht einladend aus...

                                                            An der Frew Hut

An der Hütte mache ich meine obligatorische Schokoladenpause und setze dann meinen Weg fort.

                                                                          Frew Hut

Kaum zu glauben, wie sich das mächtig tobende Monster Whitcombe River in einen idyllischen, grünen Fluss verwandelt hat...

                                                                Idylle am Fluss

Enthalten grünlich schimmernde Felsblöcke am Ufer Nephrit, die neuseeländische Jade, aus der die Maori Schmuck und Waffen hergestellt haben?

                                                       Grünlich schimmernde Felsen

Heute ist die mir inzwischen schon gut bekannte Strecke viel einfacher zu erwandern und die Klettereien über Felsen und an Wurzeln Steilstücke hinauf, machen regelrecht Spass.
Einmal rutsche ich aus, und falle in nesselartige Pflanzen, deren Brennen sehr weh tut, und noch Tage später spürbar ist...

                                                        Wurzelkletterei


                                                            Über die Uferfelsen

Bei dem jetzigen Wasserstand lässt sich auch der Rapid Creek durchwaten und bald darauf erreiche ich die gleichnamige Hütte, wo ich übernachte. Ausserhalb wimmelt es von Sandfliegen...
Seit vier Tagen habe ich keinen Menschen mehr gesehen, daher bin ich erstaunt, als nach Mitternacht eine Gruppe junger Neuseeländer eintrifft, die einen Wochenendtour unternehmen wollen, und erst spät vom Parkplatz aufgebrochen sind...
Während die Neuankömmlinge noch schlafen, bin ich am nächsten Morgen bereits früh wieder unterwegs.
Schon um 10 Uhr bin ich wieder am Touristenmagnet Hokitika Gorge, die ich mir diesmal auch von oben anschaue. Ganz nett, aber auf meiner Wanderung habe ich viele mindestens ebenso schöne Schluchten gesehen.

                                              Hokitika Gorge

Als ich einem deutschen Vater- Tochter Paar anbiete, sie zu fotografieren, können sie nicht nein sagen, als ich nach einer Mitfahrgelegenheit frage....
Eigentlich sind die beiden per Bus unterwegs, haben sich für heute aber einen Wagen mit Fahrer gemietet!
Nach einem Zwischenstop an einem als Touristenattraktion aufgemachtem Baumwipfelpfad, erreichen wir schließlich, dass mir ja schon gut bekannte Hokitika, wo ich wieder auf den Zeltplatz vom letzten Mal gehe.
Ich habe in den letzten Tagen schon überlegt, wie meine Neuseelandwanderung weiter gehen soll, und beschliesse nun, erst beim nächsten Mal weiter nach Süden zu gehen. Statt dessen will ich noch einmal in den Kahurangi Nationalpark, in dem mir noch viel zu erkunden übrig geblieben ist...

























































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