Translate

06.10.2023

Auf dem Desert Trail durch die Wüsten der USA - 1. Einführung






Bereits seit meinem ersten Kontakt mit der Wüste vor über 30 Jahren in Afrika, bin ich von diesem Lebensraum begeistert. Während Sahara und Gobi ziemlich bekannt sind, gibt es auch in den USA einen großen Wüstengürtel, der sich von der mexikanischen Grenze bis nach Oregon im Norden erstreckt. Schon in den 90’er Jahren hatte ich etwas vom Desert Trail gehört, einer Wanderroute die diese Trockengebiete durchquert. Allerdings gab es wenig Informationen dazu und tatsächlich geriet die Idee für einen langen Wüstentrail, die schon in den 60’er Jahren entstanden war, um das Jahr 2000 herum ziemlich in Vergessenheit. Dabei hatte eine Gruppe die sich „Desert Survivors“ nennt, die Route ohne GPS und digitale Tools bereits in den 90’er Jahren kartiert und eine Serie von umfangreichen Führern zum Desert Trail verfasst. Offenbar waren die „Survivors“ aber ziemlich frustriert, nachdem die Nominierung ihres Wegs für einen „National Scenic Trail“ gescheitert war. Die komplette Route ist etwa 2400 Kilometer lang, wobei gerade auf den langen weglosen Abschnitten in der Realität erheblich mehr Kilometer zusammen kommen. Die tatsächlich gelaufene Strecke von Mexico nach Oregon ist wahrscheinlich sehr viel länger…

Erst 2012 tauchte der Desert Trail wieder aus der Versenkung auf. Buck Nelson aus Alaska, Trailname Colter, lief als erster Mensch überhaupt den ganzen Desert Trail am Stück und verlängerte ihn sogar durch das nördliche Oregon und Washington bis zur kanadischen Grenze! Dabei konnte er zwar auf die umfangreichen Ressourcen der Desert Survivors zurückgreifen, aber diese hatten den Weg ursprünglich nur als Aneinanderreihung von Wochenendwanderungen konzipiert und die Information zu den verfügbaren Wasserstellen war in vielen Fällen über 10 Jahre alt. Nichts desto Trotz war Buck Nelson erfolgreich und dokumentierte seine Erfahrungen akribisch. Insbesondere die Informationen zu den Wasserstellen sind in der Wüste natürlich unschätzbar wichtig. 

Es dauerte dann allerdings bis 2018, bis der Desert Trail zum nächsten Mal gelaufen wurde. Ryan Silva, aka „Dirtmonger“ legte die komplette Strecke an einem Stück in einer sagenhaft schnellen Zeit zurück. 

Im Jahr drauf wanderten Brian Tanzman, aka „Buck30“ und Heather „Steady“ Werderman durch die Wüste, allerdings verteilt auf zwei Abschnitte im Frühjahr und Herbst. Auch sie stellen wichtige Informationen zum Desert Trail bereit, am Bedeutendsten sind sicher die aktualisierte Tabelle der Wasserstellen und der gpx- Track, den sie aus den ursprünglichen Karten erstellt hatten. 

Anfang 2023 erfuhren wir dann, dass es insbesondere in Kalifornien wesentlich mehr als sonst geregnet hatte, so dass wir darauf hoffen konnten, eine grüne und blühende Wüste zu erleben. Wahrscheinlich das ideale Jahr für den Desert Trail, daher steht der Entschluss von Anke und mir bald fest, in diesem Jahr durch die amerikanischen Wüsten zu wandern. Allerdings darf man sich den Desert Trail nicht als gut markierten Weg wie den Pacific Crest Trail vorstellen. Tatsächlich gibt es keine einzige Markierung und über etwa die Hälfte der Strecke läuft man querfeldein durch die Wüste. Obwohl viele Menschen sich die Wüste als flache, endlose Weite vorstellen, ist das auf dem Desert Trail nur selten der Fall. Fast ständig wechseln sich ebene Becken und steil aufragende Bergketten ab. An vielen Tagen waren wir ziemlich erstaunt, wieviele Höhenmeter wir zurückgelegt haben!

Was das Thema Wasser angeht, wollten wir eine andere Strategie verfolgen, als unsere Vorgänger. Diese waren jeweils vor ihrem Start die Strecke mit dem Auto abgefahren, und hatten in Straßennähe Depots mit Wasser- und Nahrungsvorräten vergraben, auf die sie dann während der Wanderung zurückgreifen konnten. Das kostet natürlich viel Zeit und auch Geld, wenn man als Ausländer einen Mietwagen braucht, daher wollen wir das nach Möglichkeit vermeiden. Akribisch analysieren wir die Entfernungen zwischen den einzelnen Wasserstellen und kommen zu dem Schluss, dass es auch ohne Wasserdepots gehen könnte, auch wenn das natürlich bedeutet, dass wir über weite Strecken sehr viel Wasser tragen müssen. Keiner der anderen hatte es für möglich gehalten, vor allem den Teil in Kalifornien ohne Wasser zu verstecken zu bewältigen. Wir werden sehen…


                                              Unser Desert Trail

                                         Wir sehen viele blühende Kakteen


                 Dünengebiete sind eher selten, aber faszinierend


               Nirgendwo gibt es mehr Mustangs als in Nevada


                          Immer wieder erleben wir Sandstürme


                                                    Riesige Salzebenen



                                              Blütenpracht


                                                Auch das ist der Desert Trail!



Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen