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24.09.2013

Durch das wilde Karamoja 20 - Das Ende

Wir laufen von der Nationalparkverwaltung ein ganzes Stück die Straße entlang Richtung Karenga, bis uns ein LKW des Nationalparks in den Ort mitnimmt. Es gibt von hier keine Busse Richtung Süden, daher schätzen wir uns glücklich, als wir einen Fahrer finden, der seinen Pick- up zu einem Sammeltaxi umfunktioniert hat und noch heute nach Kaabong fährt. Der Mann stammt aus dem Süden Ugandas und findet vieles in Karamoja eher rückständig im Vergleich zu entwickelteren Landesteilen. Gleichwohl stellt er fest, dass jetzt, nach der weitgehenden Befriedung der Region eine Art Aufbruchstimmung herrscht: Straßen werden ausgebessert und vielerorts entstehen neue Hütten und Felder. Nichts desto trotz macht Karamoja auch entlang der Hauptstraße größtenteils den Eindruck einer weitgehend menschenleeren trockenen Wildnis.
Nachdem wir wieder in Kaabong übernachtet haben, wollen wir am nächsten Morgen mit einem Bus weiter gen Moroto fahren. Der Zustand meiner Hände hat sich in den letzten Tagen stetig verschlimmert, die Wasserblasen sind jetzt offen und gelber Eiter tritt aus. Als ich am Morgen feststelle, dass meine Lymphknoten in den Achseln geschwollen sind, wird mir klar, dass es zu riskant ist, in diesem Zustand weiter zu wandern. Zunächst denke ich daran, dass Hospital in Moroto aufzusuchen.
Dann erscheinen unsere Begleiter. Sie haben einen LKW-Fahrer getroffen, der in unsere Richtung fährt. Natürlich nehmen wir die günstige Gelegenheit wahr und sitzen bald in dem Lastwagen. Als ich erfahre, dass er nach Kampala fährt, komme ich ins Überlegen. Wahrscheinlich werde ich sowieso nicht weiter wandern können, und die medizinische Versorgung in der Hauptstadt ist natürlich auch besser als in Moroto. Sollte ich diese günstige Gelegenheit nicht nutzen, um rasch wenn nötig einen Arzt zu erreichen? Ich bespreche die Optionen mit Gabriel. Er hat kein Problem damit ohne mich weiter zu laufen, schließlich werden Losike und Lochapp weiterhin bei ihm sein. Schweren Herzens beschließe ich die Notbremse zu ziehen, was heißt, dass sich in Kotido, dem nächsten größeren Ort unsere Wege trennen werden.

                                     Abschied in Kotido            Foto Gabriel Gersch




Sobald wir Karamoja verlassen wird die Gegend stärker besiedelt. Immer wieder bieten Leute Säcke voll Holzkohle am Straßenrand an. Auch "mein" Fahrer kauft Holzkohle, da er in Kampala mehr als das Doppelte dafür erhält...
Allerdings braucht er wohl auch diese kleinen Nebengeschäfte. Immer wieder werden wir von weiß gekleideten Verkehrspolizisten gestoppt, die ihn nur unter Zahlung eines "Wegezolls" weiter fahren lassen. O.K in Deutschland wäre sein LKW mit der gesprungenen Scheibe gleich still gelegt worden...
Ab Lira, einer modern und geschäftig wirkenden Stadt fahren Busse nach Kampala, daher lässt mich der LKW- Fahrer am Busbahnhof raus. Erst gegen 22.30 erreiche ich die Hauptstadt und steuere gleich ein Hotel an, dass mir schon bei unserer Ankunft aufgefallen war.
Der Zustand meiner Hand verschlechtert sich nicht, dennoch buche ich meinen Rückflug um. Danach bleibt mir noch etwas Zeit in Uganda. Kampala, dass ich von meiner ersten Afrikareise 1991 noch als angenehme Kleinstadt kenne, in der es nur wenig Verkehr gibt und man alles rasch zu Fuß erreichen kann, hat sich mittlerweile in eine ausufernde Millionenmetropole verwandelt. Zwar sehe ich mir die Stadt ein wenig an, bin aber froh, als ich nach Entebbe, einer recht grünen, freundlichen Stadt am Viktoriasee weiter fahre. Der botanische Garten der Stadt ist im Prinzip ein Relikt des ursprünglichen Regenwaldes der einst überall am ugandischen Viktoriasee wuchs. Daher kann  es auch nicht verwundern, dass man hier Turakos und Nashornvögel recht bequem beobachten kann. Besonders beeindruckt mich eine wilde Schlacht zwischen zwei Meerkatzengruppen.

                      Zwei Meerkatzengruppen bekämpfen sich


                    Die Äffin trägt ihr Junges unter dem Bauch

Am interessanten Wildlife Education Centre lerne ich Laban kennen, der für mich eine Tour zu den Mawamba Sümpfen am Victoriasee organisiert.


                               Früher Morgen am Victoriasee

Mit verschiedenen Boda- Bodas und einer Bootsüberfahrt gelangen wir zum Ausgangspunkt der Bootstour. Hannington, der hier ein Naturschutzprojekt initiiert hat, paddelt uns durch die schmalen Kanäle des Feuchtgebietes. Das Vogelleben ist sehr interessant und ich mache viele Bilder.


                                   Malachit Königsfischer


                                             Kiebitz

Der absolute Höhepunkt der Fahrt kommt aber, als wir einen Schuhschnabel entdecken, der sich ausgiebig putzt und dabei ohne Scheu ablichten lässt. Ich habe gelesen, dass professionelle Tierfotografen manchmal wochenlang in moskitoverseuchten Sümpfen in einem Tarnzelt verbringen um diesen seltenen Vogel zu fotografieren...



                                       Der seltene Schuhschnabel

Schließlich trete ich den Rückflug an. Als sich wieder in Deutschland nach einigen Tagen auch an den Beinen eiternde "Entzündungskrater" zeigen, suche ich dann doch medizinische Hilfe. Zunächst denkt man an eine Leishmaniose, schließlich stellt sich aber heraus, dass ich eine Staphylokokkeninfektion habe, die nach Einnahme eines Antibiotikums gut wieder ausheilt.
Gabriel konnte die Wanderung wie geplant fortsetzen und ist total begeistert von seiner ersten Afrikareise.                                        
                                                       




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