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29.11.2018

Greater Patagonian Trail 2018- 13 von Coyhaique nach Norden auf einer neu erkundeten Variante



Auf diesem Abschnitt erkunde ich eine Variante des GPT, die langes Straße laufen ersetzt.

Zurück in Coyhaique gehe ich wieder zum Hospedaje Maria Ester, wo ich meine Packraftingausrüstung zurück lasse. Nachdem es in der Nacht sogar hier in der Stadt gefroren hat, breche ich direkt am Hospedaje auf. Mein Ziel ist es, eine Alternative, die Jan bisher nur aus Luftbildern eingezeichnet hat, in der Realität zu bestätigen. Wenn das gelingt, können sich zukünftige GPT- Wanderer eine ganze Menge Straße ersparen...
Mein Knie hat sich leider noch nicht erholt und auch Ibuprofen hilft nur sehr eingeschränkt...
Aus der Stadt steigen Nebenstraßen rasch steil bergan bis ich den Eingang zum Nationalreservat Coyhaique erreiche. Dort muss ich an einem Häuschen bei den Guardaparques 3000 ClP (4 Euro) Eintritt bezahlen und darf dann meinen Weg auf den schönen Trails des Schutzgebietes fortsetzen.

                                                  Eingang des Nationalreservates Coyhaique

Ich erhalten eine Broschüre in der die Wege eingezeichnet sind, und eine Tafel verschafft ebenfalls einen guten Überblick.

                                              Es gibt hier viele Wanderwege

Die Route die ich nehmen möchte, hat Jan nicht als Track eingezeichnet, ich denke aber dass sich dieser kleine Umweg landschaftlich sehr lohnt, und unbedingt in das Streckennetz des GPT aufgenommen werden sollte!
Ein schöner Trail führt durch recht jungen Kiefernwald und immer wieder ergeben sich Ausblicke auf das im Tal liegende Coyhaique.

                                                Coyhaique liegt im Tal

An der Laguna Verde informiert eine Tafel darüber, dass in der Gegend ein Großteil des Waldes zwischen 1930 und 1955 abgebrannt wurde. Ein Teil der Flächen wurde später mit Kiefern wieder aufgeforstet, aber hier im Reservat versucht man seit 2004 Teile dieser mit ursprünglich nicht in Chile vorkommenden Baumarten bestockten Flächen wieder in Naturwald umzuwandeln.
An einer frisch gerodeten Fläche, sind Leute gerade dabei Bäume zu pflanzen, als ich vorbei komme. Ich wähle an einer Abzweigung den Sendero Las Piedras, der steil bergauf zur Baumgrenze führt.
Jetzt gegen Mittag ist es angenehm warm, so dass ich im T-Shirt laufe.

                                                 Gut gepflegtes Wegenetz

Bei 1225 Meter erreiche ich die Baumgrenze und laufe auf einem breiten Rücken auf den Gipfel des Cerro Cinchao zu, den ich umrunde, bevor ich wieder in den Wald absteige.

                                  Über der Baumgrenze am Cerro Cinchao

Leider gibt es keine Wegverbindung zum Track von Jan, daher muss ich etwa 400 Meter weit durch Kiefernwald und grasige Flächen absteigen, bis ich auf die GPS- Route gelange, die hier am Waldrand entlang von Zäunen verläuft. Zum Teil weglos, zum Teil auf Viehpfaden steige ich dann weiter ab, was problemlos funktioniert.

                                             Blick zurück zum Nationalreservat

Dann sehe ich unter mir im Tal einige Gebäude vor denen viele Polizeiautos stehen. Es dauert nicht lange, bis ein berittener Carabinero bei mir auftaucht, und mich auffordert ihm zu der Farm zu folgen. Mit meinem lückenhaften Spanisch versuche ich zwei Polizisten zu erklären, was ich hier mache, aber bald holen die zwei einen Zivilisten dazu, der sich als Tierarzt entpuppt und gut Englisch spricht. Ich erfahre, dass dies eine Polizeiranch ist, auf der 200 Pferde gehalten und für den Einsatz vorbereitet werden!
Als ich von meiner Wanderung auf dem GPT erzähle, werden die ernsten Mienen schnell locker und die Männer sagen, das es auch in Zukunft kein Problem sei, wenn Wanderer über das Gelände der Polizeiranch laufen! Sehr nett!

                                                   Auf  der Polizeiranch

Ich überquere die Carreterra Austral und laufe durch weitläufiges Weideland bis ich irgendwann mein Lager in den gelben Grashügeln aufschlage.

                           Weite Weideflächen

In der Nacht friert es wieder und am nächsten Morgen laufe ich weiter lange durch Weideland, unterbrochen von tief eingeschnittenen, bewaldeten Tälern. Überall liegen noch die grauen Baumstämme, als Zeugen, dass die Rodung hier noch nicht lange zurückliegt...
Immer wieder muss ich über Stacheldrahtzäune klettern. Offenbar werden hier in erster Linie Bullen gehalten, die mich aber kaum beachten...
Die halboffene Landschaft ist bei dem schönen Wetter recht schön, wenn auch keine Wildnis mehr.

                                              Hügelige Rinderweiden

Später laufe ich einige Zeit durch Kiefernplantagen und dann auf Graswegen durch relativ junge Laubwälder. Schließlich beginnt eine Schotterpiste, die auf die Nebenstraße X-554 trifft. Leider regnet es jetzt ziemlich heftig, so dass ich schon am Nachmittag mein Lager aufschlage, was wahrscheinlich auch meinem Knie ganz gut tut...
Auch am nächsten Morgen regnet es noch leicht. Lediglich eine halbe Stunde folge ich der Schotterstraße, dann gelange ich über eine Fahrspur durch den Wald zu offenen Grasflächen. Hier beobachte ich einen Patagonischen Skunk. Das schwarz- weiße Stinktier stöbert mit der Schnauze tief am Boden zwischen liegenden Baumstämmen herum und nimmt mich offenbar nicht wahr.
An einem Haus vorbei, wo sich zwei bellende Hunde über mich aufregen, steige ich auf Fahrwegen lange ab in ein Tal. 

                                           Abwärts durch offene Landschaft

Anschließend wandere ich aufwärts durch jungen Nadelwald zu einem kleinen See, hinter dem ich dann in das nächste Tal laufe.

                               Kleiner See zwischen Nadelwaldaufforstungen

Als ich auf einem Fahrweg abwärts gehe, begegne ich einem anderen Fußgänger, der mir enthusiastisch die Hand schüttelt und erzählt, dass er hier auf einer Farm arbeitet.
Schließlich überquere ich ein weiteres Mal die Carreterra Austral und laufe lange Zeit größtenteils weglos durch ein weites, flaches Wiesengelände, wo ich über zahlreiche Stacheldrahtzäune klettern muss. Es fällt zwar nicht besonders viel Niederschlag aber auch das ständige Nieseln nervt mit der Zeit ganz schön...

                                         Flaches Wiesengelände

Irgendwann stoße ich auf einen breiten Viehtriftweg, der durch junge Kiefernwälder und Weideland recht steil bergan führt, bis ich auf einem flachen Absatz mit dicken, liegenden Baumstämmen als Windschutz mein Lager aufschlage.
Nachdem es bis drei Uhr nachts geregnet hat, kommt Wind auf, der mein Zelt bis zum Morgen getrocknet hat. Es ist kalt und abweisend, aber immerhin sind einige Wolken zum Sonnenaufgang pink gefärbt...

                                                         Wie wird das Wetter heute?

Bald habe ich das Weideland hinter mir gelassen und laufe auf relativ guten, alten Holzabfuhrwegen durch dichten Lengawald weiter. Nur kurze Abschnitte sind von jungen Bäumen überwuchert, eine nasse Angelegenheit sich dort hindurchzuwinden...

                                                 Auf alten Holzabfuhrwegen

Hinter einer Kurve verlasse ich den Weg und laufe etwa einen Kilometer weit durch überraschend schönen, offenen, einfach zu durchwandernden Wald aufwärts.

                                             Weglos durch schönen, offenen Wald

Schließlich gelange ich an kurze Grasflächen wo in der Nähe der Baumgrenze offenbar kein Vieh weidet. Eine tolle, einsame Landschaft!

                                         Grasflächen an der Baumgrenze

Über grobes Geröll steige ich steil aufwärts zu einem Kamm auf 1536 Meter Höhe. Schneegrieseln liegt in der Luft, es ist sehr windig, kalt und ungemütlich, aber die abweisende Bergwelt ist grandios!




                      Lange Zeit folge ich einem felsigem Kamm 

Immer wieder verhüllt Nebel die Berge, dann fegt der Wind die Szenerie urplötzlich wieder frei. Bei schönerem Wetter wäre diese Strecke ein Genuss...
Irgendwann fällt der Kamm ab und ich erreiche die Baumgrenze. Mir graut davor, mir einen Weg durch das dichte Nirregebüsch zu bahnen, was aber glücklicherweise hier ziemlich einfach ist!

                                           Langer wegloser Abstieg in das Tal

Etwa einen Kilometer weit muss ich mir durch den Wald meinen Weg nach unten bahnen. Während das am Anfang noch problemlos funktioniert, ist die Vegetation weiter unten ziemlich dicht, ausserdem liegen überall umgefallene Stämme, die ich umgehen muss. Viele der jungen Bäume sind kahl gefressen, von einer Raupenart die hier in Massen vorkommt. Dabei bleibt es nicht aus, dass auch etliche Raupen an mir und meinem Rucksack hängen bleiben und ich Bekanntschaft mit ihren unangenehm brennenden Haaren mache. Echt ekelhaft!

                                              Wegloser Abstieg durch dichten Wald

                                                            Die Raupen sind überall

Zu allem Überfluss beginnt es jetzt auch noch ziemlich stark zu regnen, so dass der Unterwuchs bald klitschnass ist, und ich heilfroh bin, als ich einen Erdweg erreiche. Zwar ist bei Jan ein weiteres wegloses Stück eingezeichnet, aber ich kann dem Weg weiter folgen und schlage schließlich mein Lager an einem Bach auf. Auf diesem Abschnitt habe ich übrigens gar nicht geplant zu kochen, daher muss ich jetzt auch nicht im Regen meinen Hobo anwerfen...
Den ganzen Tag habe ich niemand gesehen...
In der Nacht klart es auf und heftiger Frost setzt ein, so dass am nächsten Morgen mein Zelt mit einem dicken Eispanzer überzogen ist! Ich ziehe alles Zeug an, was ich bei mir habe und mache mich auf den Weg talabwärts. Auf Viehpfaden komme ich gut voran, und die Landschaftsmischung aus lichtem Wald und offenen Weideflächen gefällt mir sehr gut.

                                                              Ein frostiger Morgen

Hinter einem Gehöft beginnt ein guter Fahrweg, der mich zum herrlich gelegenen Waldsee Laguna Largo bringt. 

                                                       Laguna Largo

Zunächst möchte ich ab dem See die nördliche Variante nehmen, kann aber keinen Weg entdecken, daher beschließe ich zum See zurück zu gehen, und es auf der südlichen Route zu probieren. 
An einem Haus vorbei, wo ich keinen Menschen sehe, führt ein Viehweg in Serpentinen nach oben, der mir herrliche Ausblicke nach unten zum See und über die Wälder zu den verschneiten Bergen gewährt.


                                     Tolle Aussichten oberhalb des Lago Largo

Als der Weg in die falsche Richtung weiter läuft, suche ich mir für lediglich 400 Meter weglos meine Route durch dichten Wald.
Dabei kann ich endlich einmal ein kleines Waldhuhn fotografieren, dass ich schon häufiger gesehen hatte.

                                                     Kleines Waldhuhn im Unterholz

Schließlich gelange ich auf einen guten Waldweg zu einem kleinen See. Ab hier gibt es Reifenspuren und ich sehe einen alten LKW am Weg stehen. Generell folge ich dem Weg weiter und nehme nur einmal eine Abkürzung quer feld ein. An einem Gehöft bellen Hunde und ich sehe entfernt eine Frau. Die Leute hier scheinen vom Brennholzverkauf zu leben, da ich recht häufig kleine Holzstapel sehe. 

                                                   Brennholznutzung am Weg

Irgendwann biege ich auf einen Erdweg ab, der recht steil nach oben führt. Eigentlich möchte ich schon lagern, aber es gibt hier nirgendwo Wasser. Vor einem Gatter, an dem ein Schild "Durchgang verboten" verkündet, biege ich nach rechts ab. Mitunter gibt es hier Viehspuren, aber im Prinzip suche ich mir weglos meine Route durch den Wald bis ich an den Rand steiler Klippen gelange. Hier muss ich im offenen Gelände etwas suchen um eine Route nach unten zu finden, was aber ohne Kletterei gut möglich ist, wenn man den Kuhpfaden folgt. 







                                                                                 Blick von den Klippen

Von oben hatte ich eine große Lichtung mit einem grauen Holzhaus gesehen und gehofft, dort lagern zu können. Allerdings entdecke ich immer noch kein Wasser...
Auf schmalen Viehpfaden wandere ich durch Busch und offene Flächen durch trockene Landschaft weiter tiefer. Schließlich sehe ich Fußspuren und ein guter Pfad bringt mich in die Nähe des Rio Nireguao, wo ich mein Lager aufschlage. Mittlerweile habe ich mich ein ganzes Stück von Jan's ursprünglichem Track entfernt.

                                                  Abend am Rio Nireguao

Am nächsten Morgen folge ich Viehpfaden bis zu einer Furt über den Fluss und schon nach einer Stunde habe ich die Piste X-423 beim Örtchen El Gato erreicht.

                                     Ich erreiche die Piste beim Ort El Gato

Bald biege ich auf die Schotterpiste 421 in Richtung der Mine El Toqui ab. Durch offenen Wald und Buschland geht es zunächst bergan.


                                                             X-421

Nur selten passiere ich ein Gehöft und es gibt fast keinen Verkehr. Gegen Mittag klart es auf und ich laufe weiter durch ein offenes Tal mit Sumpfflächen und schönen Aussichten auf die umgebenden Granitberge.

                                               Die Piste führt durch ein weites Tal

Schon von weitem sehe ich die Abraumhalden und Gebäude der großen Zink- und Goldmine El Toqui. Bevor ich das Gelände erreiche, muss ich aber noch einen Bach barfuß furten, während 2 Reiter in Schafsfellhosen und Ponchos ihre Rinder peitschenknallend durch das Wasser treiben. Ein surrealer Anblick in der Nähe der modernen Mine...





                                                                                                            Rindertrieb

Zu meiner Verwunderung brauche ich mich nirgendwo registrieren, obwohl die Straße mitten durch das Minengelände führt...

                                                      Die Mine El Toqui

Hinter der Mine ist die Straße sehr breit, und mir begegnen etliche LKW. Schließlich verlasse ich die Piste und wandere hoch zu einem Kamm in der Nähe eines Baches, wo ich mein letztes Wildnislager aufschlage, und noch einmal auf einem kleinen Spaziergang die Gegend erkunde.
Während ich dann vorm Zelt sitze, kommt ein fantastisch schillernder, großer, etwas an einen Hirschkäfer erinnernder Käfer vorbei. Ein prächtiges Tier!

                              Ein großer Käfer besucht mich

Am nächsten Morgen habe ich bereits nach drei Stunden die letzten 14 Kilometer bis zur Carreterra Austral zurückgelegt und es dauert nur 5 Minuten bis mich Danilo in seinem Pick-up zurück nach Coyhaique mitnimmt. Natürlich stehen meine Packrafting Sachen noch sicher bei Maria Ester...
Um zum Flughafen Balmaceda zu gelangen, der 6o Kilometer von der Stadt entfernt liegt, kann man einen Bus nehmen, der je nach Flugzeit für 2500 CLP zum Airport fährt. Dummerweise geht mein Sky Flug, der eigentlich um 10 Uhr morgens starten sollte, erst um 18 Uhr abends...
In Santiago bleibt mir dann noch ein Tag um mich etwas in der Stadt umzusehen, wo jetzt in der Karwoche eine Menge los ist..
Wird einem der Trubel der 5,6 Millionen Einwohner Metropole zu viel, gibt es einige grüne Oasen, wie den Cerro Sta. Lucia, von dem man eine gute Aussicht über die Stadt hat.

                                                     Santiago de Chile

Drei Monate sind im Flug vergangen und auch diese Wanderung auf dem GPT hatte eine ganze Menge Höhepunkte und ich durfte schöne Landschaften erleben. Allerdings hat mir insgesamt der erste Abschnitt den ich im Jahr 2017 gelaufen bin, besser gefallen...













































3 Kommentare:

  1. Danke für die vielen Infos und die tollen Fotos. Du bist echt ein cooler Typ! Ich hoffe, ich kann diesen Weg auch mal gehen. Meine einzige längere Tour war bislang vom Toten Meer zum Roten Meer in Jordanien, und ich habe es geliebt.

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  2. Vielen Dank für die Blumen! Wenn du den Weg wirklch machen willst, schaffst du das bestimmt eines Tages! Jordanien ist bestimmt toll, vielleicht mache ich im Frühjahr eine Tour dort!

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  3. Tolle Fotos hast du gemacht und eine phantastische Tour:-)
    Das ist grund genug für mich Patagonien auch mal wieder nach ganz oben auf meiner Liste zu setzen.

    Der Raupenkahlfraß in deinem letzten Post sieht ja übel aus. Auf den Fotos sieht es aus daß die Wälder dort großflächig tot sind.
    Ist das so oder wachsen die Blätter wieder nach?
    Bernd

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