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05.11.2018

Greater Patagonian Trail 2018- 5 von Neltume nach Puerto Maihue


Lago Pirihueico ist der erste der großen, patagonischen Seen, auf die ich mich mit meinem Packraft wage. Da ich in einem so kleinen Boot noch keine Erfahrung mit ausgedehnten, sehr windanfälligen Gewässern habe, bin ich gespannt was auf mich zu kommt...
Nachdem ich Neltume bereits früh am Morgen hinter mir gelassen habe, laufe ich ein kurzes Stück auf der Hauptstraße, bevor ich in einen Waldweg abbiege. In der klaren, kühlen Luft des Morgens zeigt sich die Schneehaube des Choshuenco.

                                                Der Vulkan Choshuenco am frühen Morgen

Bald gelange ich zu einem imposanten Holzgebäude, offenbar eines der exklusiven Hotels von Huilo- Huilo...
Offenbar findet hier demnächst ein Mountainbikerennen statt, denn eine attraktive Route ist mit Trassierband markiert. Die Markierung weicht teilweise vom GPS-Track ab, aber da die Richtung passt, folge ich liebe diesen schmalen Pfaden als breiteren Wegen die die Alternative wären. Schließlich gelange ich zu dem kleinen Ort Puerto Fuy, wo ich mein Packraft im Hafen startklar mache. 


                                        Aufbruch in Puerto Fuy

Der Lago Pirihueico ist ein schmaler, fjordartiger See, der auf ganzer Länge von steilen, dicht bewaldeten Hängen gesäumt ist. Etwa 30 Kilometer will ich auf seinem Wasser zurück legen. Da ich  noch nie auf einem so großen See mit dem Packraft unterwegs war, und er wie alle patagonischen Seen ziemlich windausgesetzt ist, habe ich großen Respekt vor der Überfahrt. 


                                             30 Kilometer auf dem Lago Pirihueico

Aber zunächst ist das glasklare Wasser spiegelglatt und es ist ein wahres Vergnügen hier dahin zu gleiten. Die Ufer sind unbewohnt und wirken ziemlich unberührt. Lediglich zweimal sehe ich eine Fähre und einmal zieht ein Motorboot an mir vorbei, ansonsten habe ich den See für mich alleine.


                                                Die Ufer sind meist steil

Ab 10 Uhr kommt etwas Wind auf, der kleine Wellen hervorruft und das Wasser etwas kabbliger macht. Glücklicherweise kommt der Wind von hinten, so dass ich sogar etwas angeschoben werde...
Es gibt nur wenige mögliche Anlandestellen, so dass eine Pause warten muss, bis ich an einem flachen Kiesstrand an Land gehen kann.


                                    Es gibt am See nur wenige Anlandestellen

Unglaublicherweise sind die Tabaños hier so hartnäckig, dass sie mich auch auf dem Wasser nerven...
Als mir der Wind gegen 15 Uhr doch langsam etwas heftig wird, lege ich an, in der Vermutung einen Lagerplatz zu finden. 


                                              Das Ende des Paddeltages

Hinter dem Strand erstreckt sich ein lichter Waldsaum, der offenbar manchmal überschwemmt wird, wie viel ausgebleichtes, angeschwemmtes Holz zeigt.




                                           Lager im Schwemmholzgürtel

Als ich um 7 Uhr am nächsten Morgen starte ist der See zunächst wieder ruhig, aber schon nach einer Stunde kommt Wind auf, der höhere Wellen als gestern produziert. Ich konzentriere mich darauf, nicht mit der Breitseite von den Wogen getroffen zu werden, aber tatsächlich ist das Packraft sehr stabil, so dass ihm so ein bischen Seegang kaum etwas anhaben kann. Da ich wie geschrieben, aber nur wenig Erfahrung auf offenem Wasser habe, muss ich zunächst einmal lernen, was ich meinem Boot zutrauen kann...


                              Der zweite Morgen auf dem Pirihueico See

Schon nach zwei Stunden erreiche ich die auf Jan's GPS- Track eingezeichnete Ausstiegsstelle. Etwas 30 Kilometer bin ich bis hierher auf dem See gepaddelt und ein wenig stolz darüber, dass ich die Bewährungsprobe auf dem ersten großen See bestanden habe...
Hinter einer verfallenen Hütte beginnt ein breiter, aber offenbar nicht mehr benutzter Weg, der immer wieder von umgestürzten Bäumen blockiert wird. 


                      Etliche umgestürzte Bäume blockieren den Weg

An einer Stelle ist ein ganzer Hang abgerutscht, so dass ich einigermaßen mühsam über die Erdmassen voller entwurzelter Bäume klettern muss, zum Glück ist es nur ein kurzes Stück. Auch hier, im Privatreservat Huilo- Huilo wurde der Wald ehemals forstwirtschaftlich genutzt, wirkt wie meist aber ziemlich unberührt mit großen Bäumen.
Irgendwann schraubt sich der Weg in Serpentinen hoch zu einem Pass auf knapp 1500 Meter, wo ich endlich auch einige Ausblicke über das Waldmeer erhalte. Faszinierend mit welch dichtem samtgrün die Hänge überzogen sind, lediglich der hohe Shoshuenco ragt aus dem Grün, ansonsten sind die Berge hier meist unterhalb der Baumgrenze.






                               Dichter Wald im Reservat Huilo-Huilo

Da ich weder Vieh, noch Spuren von Menschen o.ä entdecke, habe ich hier trotz der ehemaligen Holzabfuhrwege, dass Gefühl in einer großen Waldwildnis zu sein, schön! 
Ausser den mächtigen Südbuchenarten, sehe ich noch einmal einige junge Araukarien, wohl die letzten Bäume dieser Art, da ich jetzt ihr Verbreitungsgebiet verlasse.
Ab und zu beobachte ich Tiere, wie graue Kolibris, eine abfliegende Eule, einen Magellanspecht,  kleine Waldhühner, und einen wenig scheuen, Cara- Cara. Diese Greifvögel kenne ich ja bereits aus Bolivien



                                                    Cara-Cara

Einmal passiere ich einen beschilderten Abzweig, an dem ein Weg wohl zum Huilo- Huilo Zentrum führt, ich bleibe aber auf der Hauptroute des GPT. 
Am nächsten Tag passiere ich eine verfallene Hütte, und sehe einen kleinen Bagger stehen, der ein Stück des Weges ausgebessert hat. 
Schließlich verlasse ich jedoch die breiten Erdwege und wandere auf einem zunehmend zugewachsenem, schmalen Pfad weiter, der einem oft das Gefühl gibt, durch einen grünen Tunnel zu laufen. Blühende Fuchsien setzen markante Farbtupfer in das Grün.


                                      Fast zugewachsener Pfad

Stellenweise laufe ich in einem steinigen Bachbett, wo ich einfacher als auf dem Weg voran komme.
Schließlich erreiche ich das breite Tal des Rio Pillaleufu. Hier soll der GPS- Track bald wieder in den Wald führen, von einem Pfad ist aber nichts mehr zu erkennen, so lange ich auch suche. Immer wenn ich denke, ich hätte den Weg wieder gefunden, endet er bald im fast undurchdringlichen Dickicht und ich kehre zurück zum Flussbett. Schließlich suche ich mir meinen eigenen Weg durch die Kiesbänke, Grasstreifen und Gebüsche am Fluss, was auch halbwegs gut funktioniert. Diese Route zeichne ich mit meinem GPS auf, damit Jan so seinen Track aktualisieren kann.
Ab und zu sehe ich Pferdespuren die aber immer wieder verschwinden. Einige Flussarme muss ich durchwaten und wie häufig nerven mich stachelige Grassamen und aggressive Bremsen...
Dafür kann ich aber einen großen Eisvogel schön beobachten, der von einem Ast aus auf eine gute Gelegenheit wartet, auf einen Fisch hinab zu stoßen.


                              Eisvogel auf Ansitz























                                                          Ich folge dem Lauf des Rio Pillaleufu

Als ich mal wieder ein Stück im Uferwald laufe, fliegt eine kleine, brauen Fledermaus auf, zick- zackt ein wenig durch die Gegend und lässt sich dann wieder an ihrem Baum nieder, wo ich sie fotografieren kann.


                                         Begegnung mit einer Fledermaus

Später laufe ich durch eine weite, von hohem Gras bestandene Fläche, an deren Rand ein rosa Busch einen tollen Farbakzent setzt.


                                                        Toller Farbtupfer

Schließlich erreiche ich den Beginn eines Fahrweges und überquere den Fluss über eine Brücke. Am anderen Ufer verläuft eine sichtlich benutzte, gute Piste. 
Bald kommt mir ein Geländewagen entgegen, und die beiden Insassen stellen sich als Ranger (Guardaparques) von Huilo- Huilo vor. Obwohl die Beiden freundlich sind, geben sie mir zu verstehen, dass ich hier eigentlich nichts zu suchen habe. Ich erzähle von meiner Wanderung auf dem Greater Patagonian Trail und bald kann ich weiterlaufen, allerdings wurde vorher mein Pass fotografiert und die ganze Begegnung interessanterweise mit einer Gopro festgehalten...
Sie erzählen, dass es einige Probleme mit illegalen Jägern und Anglern gibt, allerdings seien es nur noch 6 Kilometer bis zur Grenze des Reservates.


                                    Begegnung mit zwei Rangern

Nach einigen Kilometern endet der Fahrweg an einer Hütte, die den Guardaparques wohl als Stützpunkt dient. Der Weg der kurz danach in den Hang oberhalb des Flusses führt, wird offenbar nicht mehr benutzt, ist aber noch gut zu verfolgen.
Am nächsten Morgen endet der Weg bald und ich steige zum Fluss herab, wo ich bald wieder auf einen Pfad stoße, der dann auf einen gerade erst frisch geschobenen Fahrweg mündet. Hier beginnt bald offenes Weideland, was offenbar erweitert werden soll, da der angrenzende Wald gerodet wurde. Glücklicherweise bleibt diese ziemlich brachial aussehende Aktion die Ausnahme auf meiner Wanderung...


                        Der Wald wird für neues Weideland gerodet

Nach einigen Kilometern Fahrweg erreiche ich eine Schotterstraße, die mich nach weiteren 7 Kilometern an den Lago Maihue bringt. Es gibt hier kein Dorf sondern nur einige verstreute Häuser und der Laden in dem ich mich eigentlich neu mit Vorräten ausstatten wollte ist geschlossen und sieht aber von außen auch nicht so aus, als ob man viel dort kaufen könnte...
Ich laufe weiter am See entlang, in der Hoffnung auf einen anderen Laden zu stoßen. Es gibt hier zwar Campingplätze und sogar ein von Mapuche betriebenes Café, wo ich erfahre, dass es hier keine wirkliche Einkaufsmöglichkeit gibt, aber um 16:30 ein Bus in die Stadt Futrono fährt. Schnell ist der Entschluss gefasst, den Bus zu nehmen, da ich für die nächsten 15 Tage einkaufen will und denke, dass dafür ein richtiger Supermarkt wohl am Besten ist.
Der Bus benötigt eineinhalb Stunden, weil er ziemlich oft hält, aber schließlich erreichen wir die Stadt, wo ich ein schönes Zimmer im Hostal "Mi Casa" beziehe und später zur Feier des Tages noch essen gehe...















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