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01.11.2018

Greater Patagonian Trail 2018- 4 von Curarrehue nach Neltume





Ich durchquere die fantastischen Vulkanlandschaften des Villarica Nationalparks wo ich einen unglaublichen Sonnenuntergang erlebe und drei unverhoffte Begegnungen habe. Auf dem Rio Neltume macht dann das Packraften richtig Spass!
Nachdem ich noch in der Pension ein gutes Frühstück mit selbstgebackenem Brot (Pan Amasado) erhalten habe, laufe ich wieder los. Etwas zwei Kilometer auf Asphalt, dann auf einer geschotterten Nebenstraße durch eine schöne Kulturlandschaft mit Weiden und Wald. Bei einem Hof endet die Piste und es geht eine Zeit lang über breite Waldwege weiter, bis ich wieder auf eine Piste beim Örtchen Rinconada stoße.

                                                 Dort will ich hin...

Schließlich biege ich auf einen Erdweg in das private Reservat Huililco ein. Ein Schild verkündet, das das Betreten verboten ist, daher habe ich ein schlechtes Gewissen, als mir zwei Reiter begegnen. Die grüßen jedoch lediglich freundlich...
Dann passiere ich ein Containerartiges Haus, wo man laut Schild 8000 Pesos, also etwa 10 Euro Eintritt bezahlen muss. Niemand ist zu sehen, daher ignoriere ich auch dieses Schild und laufe weiter...
Bald darauf kommen mir drei eher europäisch aussehende Leute entgegen. Es stellt sich heraus, dass die Drei schottische Geologen sind, die den Vulkan Quetropillan, mein nächstes Ziel, erforschen.


                                  Begegnung mit drei schottischen Geologen

Der Quetropillan ist zwar 1869 zum letztenmal ausgebrochen, ist für sie aber interessant, da er über viele Krater verfügt.
Die drei raten mir, am nächsten Bach zu lagern, da es anschließend am Pfad bergauf für lange Zeit kein Wasser mehr gibt. Nun, ich habe noch keine Lust zum Zelt aufschlagen, und bin so ignorant, dass ich nicht einmal meine Vorräte auffülle...
Der Weg diente ehemals zur Holzabfuhr und schraubt sich langsam höher durch den sehr dichten Wald. Eine ganze Zeit lang verläuft er parallel zu einem Bach. Ich kämpfe mich mühsam durchs Unterholz um zum Wasser zu gelangen, muss aber bald erkennen, dass es keine Möglichkeit gibt in die Schlucht hinabzusteigen...
Mir bleibt nichts anderes übrig als schwitzend und Durst geplagt weiter aufzusteigen...


                                   Die Eidechsen mögen das heisse Wetter

Bereits im Villarica Nationalpark angekommen, begegnen mir zwei Leute, von denen ich jemand kenne! Auf meiner Skandinavienwanderung im letzten Jahr las ich Kathrin's Einträge in einigen Hüttenbüchern. Als ich dann in der Facebook Gruppe des Greater Patagonian Trail wieder auf sie stieß, nahm ich Kontakt auf, und es stellte sich heraus, dass sie auch auf dem GPT wandern will! Unmittelbar bevor Kathrin nach Südamerika fuhr, hatten wir uns einmal getroffen, hauptsächlich da ich schon lange das GPS benutze, was sie sich gerade gekauft hatte! Zwar wussten wir, dass die Möglichkeit besteht uns unterwegs zu treffen, dennoch finde ich, dass es ein wenig von der Begegnung Stanley's und Livingstone's im tiefen Afrika hat. "Miss Merz I presume..."
Mit ihr ist Mario unterwegs, der auch durch Skandinvavien gewandert war und sie hier nun für einige Zeit begleitet.

                                                                   Eine schöne Begegnung

Nachdem wir einige Zeit geplaudert haben, trennen wir uns wieder und ich erreiche bald die Baumgrenze. Jetzt habe ich nicht nur kein Wasser, sondern auch kein Holz zum Kochen auf meinem Hobo...
Glücklicherweise entdecke ich noch einige trockene Äste und stoße noch gerade rechtzeitig vorm Dunkel werden auf ein dünnes Rinnsal...

                                                      Erst spät schlage ich mein Lager auf

Schon bei Sonnenaufgang bin ich wieder unterwegs. Obwohl es windig ist, wärmt die Sonne beim weiteren Anstieg bald, so dass ich meinen warmen Climalite Pullover ausziehen kann.



                                     Früher Morgen im Villarica Nationalpark

Als ich das weitläufige Schwemmland um die Laguna Blanca erreiche, flacht der Weg ab. Ich durchquere barfuß einige Bachläufe und laufe dann gleich durch den Schlamm ohne Schuhe weiter, kein Problem bei den jetzt angenehmen Temperaturen.

                                            Weite Landschaft um die Laguna Blanca

                                                     Laguna Blanca

Als ich beim Aufstieg zu einem kleinen Pass zurück schaue, glaube ich meinen Augen kaum zu trauen: Unterhalb sehe ich Alma, die ich vor einigen Tagen zuletzt gesehen hatte! Es stellt sich heraus, dass sie eine etwas andere Route genommen hat, jedenfalls laufen wir jetzt erst mal ein Stück zusammen weiter!

                                               Ich treffe Alma wieder

Die Landschaft hier ist einfach herrlich: Rotbraune Berge aus denen schwarze, alte Lavafelder ragen, ausgedehnte Schneefelder, sattgrün bewaldete Täler und die weißen Kappen der Vulkane Lanin, Llaima und Villarica, die über der weitläufigen Gegend thronen.

                                                      Alte Lavafelder


                                                       Gute Pfade

Zwar treffen wir lediglich eine 8-köpfige Wandergruppe und ein französisches Pärchen, dennoch wirken die Pfade belaufen und sind mit Holzpfählen gut markiert.
An der Laguna Azul in der sich kleine Fische tummeln, machen wir eine kurze Pause, bevor sich unsere Wege wieder trennen. Während ich den Vulkan Quetropillan besteigen möchte, will sie auf den markierten Wegen weiter laufen.

                                                             Laguna Azul


                   Hohe Vulkane ragen über der weiten Landschaft auf

Oberhalb der Laguna ergibt sich noch einmal eine besonders schöne Aussicht über den See zum ebenmäßigen, verschneiten Vulkan Villarica.

                                            Laguna Azul und Vulkan Villarica

Von einem Pfad kann ich bald nichts mehr erkennen und laufe etwa vier Kilometer in Luftlinie weglos weiter durch die kahle Vulkanlandschaft zu deren schwarzem Gestein die Schneefelder einen erstaunlichen Kontrast bieten. Der Quetropillan ist im Gegensatz zum Villarica ziemlich unspektakulär, dafür wird er wohl auch nur von wenigen Wanderern aufgesucht...
Ich komme recht gut voran, allerdings geht es mehr rauf- und runter, als man aus der Ferne denkt...

                                                Weglos zum Quetropillan

Bei 1900 Metern Höhe lasse ich meinen Rucksack zurück und wandere über ausgedehnte, größtenteils recht harte Schneefelder weiter, während über mir mal wieder ein Kondor kreist.


                                     Der über 3700 Meter hohe Vulkan Lanin

              Über Schneefelder zum 2360 Meter hohen Quetropillan

Nachdem ich bis auf etwa 1700 Meter wieder abgestiegen bin, schlage ich mein Lager mit grandioser Aussicht auf den ständig aktiven, leicht rauchenden, 2847 Meter hohen Vulkan Villarica auf. Dieser ist einer der beliebtesten Berge Chiles und wird täglich von um die 100 Leuten bestiegen! Da bevorzuge ich doch die Einsamkeit hier unter dem Quetropillan, mit allerdings grandioser Aussicht!

                           Lager im Angesicht des Villarica

Als dann die Sonne so langsam untergeht, wird es richtig spektakulär und ich kann mich an den großartigen, fast schon kitschigen Farben kaum satt sehen! Ein tolles Erlebnis!





                                             Sonnenuntergang am Villarica

Nach einer milden Nacht bin ich früh am Morgen wieder unterwegs. Ich laufe jetzt auf Pfaden, die allerdings wenig benutzt werden. An einer größeren Freifläche muss ich etwas suchen, bevor ich entdecke, wo der Weg weiter führt.

                                  Zurück in die Wälder

Bald bin ich wieder im Wald, der auch hier teilweise aus Araukarien besteht. Zwar habe ich schon häufiger kleine Papageien, meist über die Baumkronen hinweg fliegend gesehen, jetzt gelingt es aber einen der schönen, grünen Vögel auf den Spitzen von Araukarienzweigen abzulichten.

                                           Papagei auf Araukarientrieben

Nach zweieinhalb Stunden werden die Wege breiter, d.h ich laufe wieder einmal auf alten Holzabfuhrwegen. Obwohl dieser Wald daher kein Urwald mehr ist, wirkt er erstaunlich unberührt mit dichtem Kronendach und erstaunlichen Giganten. 

                             Kein Urwald, aber erstaunlich wild


                                                         Blütentupfer im Grün

Einmal gelange ich durch ein ausgedehntes, mit niedrigen Sträuchern bewachsenes Sumpfgebiet, eine nette Abwechslung zu den dichten Wäldern. 
Erst am Nachmittag gelange ich zurück auf die Hauptroute des GPT, wo ich den ersten Menschen seit dem Abschied von Alma gestern treffe, einen einsamen, jungen Reiter.
Bald am nächsten Tag entdecke ich unmittelbar am Weg den wohl bisher beeindruckendsten Baum auf dieser Wanderung, eine Südbuchenart mit eichenähnlicher, grober Rinde. Erstaunlich, dass dieser Riese hier am Weg nicht gefällt wurde, zumal ich etwas später in ein Areal gelange, wo gerade frisch Holz eingeschlagen wird.

                                     Ein beeindruckender Riese

Schließlich gelange ich an eine große Freifläche, wo jemand ein Feuer entzündet und Flaggen wehen. Ein Stück weiter werden Essenstände aufgebaut. Offenbar findet hier heute eine Feier der Mapuche statt, aber die Leute denen ich begegne, wirken ziemlich zurückhaltend, daher erfahre ich nichts darüber.
Eine Schotterpiste führt lange bergab durch mit verstreuten Häusern besiedeltes Gebiet, zum Ort Reyehueico.


              Durch besiedeltes Mapuchegebiet nach Reyehueico


                                                Singvogel am Wegrand

Irgendwann erreiche ich den Ort an einer Asphaltstrasse. Es gibt hier sogar einen Campingplatz mit Laden. Obwohl ich mir Obst und eine super leckere " Sahne-Nussschokolade" kaufe, bekomme ich nicht das w-lan Passwort, das sei nur für Gäste...
Der Rio Reyehueico ist mir zu steinig für das Packraft, daher laufe ich etwa 2 Kilometer Straße, bis ich an einem weiteren Zeltplatz den Rio Neltume erreiche, der mehr Wasser führt und sich als idealer Packraftingfluss erweist. Die Strömung ist recht flott und zahlreiche Kurven machen das Paddeln schön interessant. Zunächst passiere ich noch einige Angler, aber bald habe ich den oft nur etwa 30 Meter breiten Fluss für mich allein. Der Rio Neltume ist ziemlich einfach, allerdings liegen sehr viele Baumstämme im Wasser, die manchmal  nur knapp überspült werden. Daher muss ich ständig meine Augen auf dem Fluss lassen, möchte ich mein Boot nicht von einem Ast aufschlitzen lassen oder Ähnliches...

                          Der Rio Neltume ist ein toller Packraftingfluss

Es gibt hier auch ein reiches Vogelleben, von großen Eisvögeln, kleinen Enten, Reihern und Kormoranen ist alles dabei!
Manchmal sorgen kleine Kiesbankschwälle für ein wenig Wildwasserfeeling, und einmal passiere ich sogar eine felsige Steilwand. 
Nach der Einmündung eines Nebenbaches wird der Rio Neltume breiter, langsamer und langweiliger. Dafür taucht jetzt voraus der schneebedeckte Vulkan Choshuenco auf. Nicht schlecht, bei fast schon tropischen Temperaturen paddele ich auf einen schneebedeckten Berg zu!

                                              Der Neltume wird breiter

Eigentlich möchte ich ein schönes Nachtlager am Fluss aufschlagen und bin auch an einigen tollen Plätzen vorbei gekommen, leider ist jetzt das Ufer für lange Zeit so dicht bewachsen, dass man kein Zelt aufschlagen kann. Schließlich mündet der Fluss in den Lago Neltume ein, wo ich einen halbwegs guten Platz zwischen Strand und Weiden finde. 

                                                         Lago Neltume

Ich höre Jugendliche in der Nähe und noch lange kommen ab und zu Motorboote und Kajaks vorbei, daher schlage ich mein Zelt erst in der Dämmerung auf. Zwar hätte ich lieber einen abgelegeneren Übernachtungsplatz, dafür ist der Sonnenuntergang am See aber fantastisch!

                                    Sonnenuntergang am Lago Neltume   

In der Nacht gewittert es, aber bei mir fallen nur wenige Tropfen. Am Morgen ist es dann warm und feucht. Zu dieser frühen Stunde ist noch nichts los auf dem Lago Neltume. Zunächst paddle ich über offenes Wasser, dann orientiere ich mich am Ostufer des Sees. Bereits nach eineinhalb Stunden habe ich das Südende des Lago Neltume erreicht, wo mir eine chilenische Familie die auf dem Campingplatz zeltet, mir beim Verstauen meiner Packraftausrüstung zuschaut und viele interessierte Fragen stellt.




             

Hinter dem See wandere ich ein Stück auf einer breiten Erdstraße, wechsele aber schon bald auf schmalere, weniger genutzte Wege. Ab und zu muss ich einen Stacheldraht überklettern oder mich durch einen dornigen Abschnitt kämpfen, aber das ist mir lieber, als auf einer Straße zu laufen...
Hinter einem verlassenen Gehöft ist von einem Weg allerdings nichts mehr zu erkennen, obwohl ich genau auf dem Track laufe. Unter mir sehe ich die tiefe Schlucht des Rio Chanchan, kann aber zunächst keinen Pfad entdecken, der in den Abgrund führt. Ich suche ziemlich lange, bewege mich dabei aber stets auf dem Rand der Schlucht. Einmal gelange ich sogar auf einen mit einem Vogelsymbol markierten Weg. Der Vogel ist ein Huilo- Huilo, nachdem das Privatreservat benannt ist, welches ich noch intensiver kennen lernen sollte...



                                  Ein markierter Weg!

Nach erfolgloser Suche kehre ich zurück in die Nähe des verlassenen Gehöfts, wo ich schließlich einen kaum noch zu erkennenden Pfad entdecke, der sehr steil abwärts in die Schlucht mit ihrem rauschenden Wildbach führt. Ich bezweifele ob ich über dieses reissende Gewässer komme, glücklicherweise führt aber ein ziemlich abenteuerlicher Steg auf die andere Seite!


                "Interessanter" Steg über den Rio Chanchan

Nachdem ich aus der Schlucht gestiegen bin, gelange ich auf einen Schotterweg, der mich bald zur Straße nach Neltume bringt, der ich noch zwei Kilometer folgen muss. Erstaunlicherweise gibt es hier sogar einen Radweg!
Kurz vor dem Ort zweigt ein Weg zum Besucherzentrum von Huilo-Huilo ab. Heute ist Sonntag und es ist ziemlich viel los hier. Will man einen der Wasserfälle, die die Hauptattraktion darstellen besuchen, muss man allerdings Eintritt entrichten...
Am Besucherzentrum erkundige ich mich, ob ich die Erlaubnis erhalten kann, das 600 qkm große Privatreservat zu Fuß zu durchqueren. Die ganze Gegend wurde früher forstwirtschaftlich genutzt, heute sollen hier Besucher für Einnahmen sorgen. Es gibt sehr hochklassige Unterkünfte und eine ganze Menge touristischer Angebote. Nicht vorgesehen ist allerdings, dass man als Wanderer auf eigene Faust das Gebiet durchquert, daher erfahre ich, dass es wohl ziemlich aussichtslos ist, eine Erlaubnis hierfür zu erhalten...

                                        Das Privatreservat Huilo-Huilo

In Neltume gibt es eine ganze Reihe von Unterkünften. Wo ich zunächst frage gibt es allerdings kein w-lan, werde dann aber an das Hostal Peumayen verwiesen, wo es eine gute Internetverbindung gibt, und ich ein günstiges Einzelzimmer erhalte.









                                     

Der Ort ist kleiner und wirkt weniger touristisch als Currarehue, dennoch finde ich einen Supermarkt um für die nächste Etappe einzukaufen und bringe in einem Restaurant etwas Abwechslung in meine Ernährung...

                      

























































4 Kommentare:

  1. Da kriege ich doch gleich noch mehr Lust auf den GPT!!!! Bitte schnell weiterschreiben!

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  2. Ich tu was ich kann! Vielen Dank für dein Interesse!

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  3. Um Dich noch weiter zu motivieren: Ich finde Deine Beschreibungen so gut und nützlich, dass ich sie mir sogar wörtlich in meine eigenen "trail notes" reinkopiere. Vielen Dank für die ganze Mühe, die Du in Deinen Blog steckst!

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    1. Das höre ich gerne, und hoffe, dass es dir auf dem GPT gut gefällt!

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