Translate

14.11.2018

Greater Patagonian Trail 2018- 8 von Cochamo nach Lago Puelo



Auf diesem Abschnitt erkunde ich das Cochamo- Tal, das "Yosemite" Patagoniens und gelange schließlich entlang des Rio Puelo wieder nach Argentinien.

Morgens gegen 8:30 fahren sogar zwei Busse von Puerto Varas nach Cochamo. Während der eine aber lediglich bis zum Ort fährt, bringt einen der andere direkt bis zum Startpunkt der Wanderung, wodurch man sich einige Kilometer auf Asphalt spart...

                                                            Ankunft im Valle Cochamo

Der Bus ist voller junger Wanderer und nach der Ankunft herrscht großes Gewimmel, weil jeder sich startklar macht. Eigentlich muss man sich hier registrieren und eine Reservierung vorzeigen. Tatsächlich hatte ich gestern noch in Puerto Varas eine Unterkunft gebucht. Dennoch ignoriere ich die Schlange selbstbewusst und schon bin ich unterwegs...



                                              Registrierung am Beginn der Wanderung 

Die 13 Kilometer bis La Junta sind zweifellos der bei weitem beliebteste Wanderweg, dem ich in Patagonien folge, entsprechend ist der Weg auch ausgetreten. Es ist seit langem ja ziemlich trocken, aber ich kann mir gut vorstellen, was für eine Schlammschlacht hier sonst wohl oft statt findet...

                                       
                                                            Breite, schlammige Wege

Da ich sofort die anderen Busankömmlinge hinter mir gelassen habe, ist der Weg auch nicht sooo voll, dennoch begegne ich sehr vielen Wanderern. Eigentlich mag ich so populäre Wege nicht besonders, aber das Valle Cochamo ist tatsächlich sehr schön. Vor allem als über dem Fluss die glatten, grauen Granitfelsen auftauchen, kann man sich schon ein wenig nach Yosemite versetzt fühlen.



                                             Die Wanderung im Valle Cochamo ist schön






                                                                             Yosemite Feeling

Eine Hängebrücke und eine Seilbahn, mit der man zu den Zeltplätzen auf dem anderen Ufer des Flusses gelangt, sorgen für Abwechslung.



                                                                         Lustige Seilbahn

Auf dem Zeltplatz Aventura ist noch jede Menge Platz frei, allerdings habe ich eine Reservierung für das Refugio Cochamo, die ich zunächst stornieren muss. Die Chefin Silvia ist sehr verständnisvoll und erklärt mir, dass das Reservierungssystem hier eingeführt wurde, da das Tal an zu vielen Besuchern zu ersticken drohte. Es gibt zwar nur 15 Schlafplätze in ihrem Refugio, aber auf den 5 Zeltplätzen von La Junta ist Raum für 500 Leute!
Als ich erwähne, dass eine langfristige Reservierung für Langstreckenwanderer ziemlich unpraktikabel ist, erklärt sie mir, dass das kein Problem sei. Nicht alle Zeltplätze im Tal seien dem Reservierungssystem angeschlossen und so lange es freie Plätze gibt, würden auch Wanderer die über keine Reservierung verfügen in das Valle Cochamo gelassen.


                                         Silvia, die nette Chefin des Refugio

Ich schlage mein Zelt beim herrlich gelegenen Camp Aventura auf. Die große Wiese ist keineswegs überfüllt und es herrscht unter den jungen Chilenen eine angenehme Ferienatmosphäre.



                                                     Camp Aventura

Am nächsten Tag unternehme ich eine Wanderung auf den Cerro Arco Iris, einen tollen Aussichtsberg über dem Tal.
Unmittelbar nach Sonnenaufgang bin ich bereits unterwegs und habe den schönen Bergwald für mich allein. Hier ragen einzelne majestätische Alerce Koniferen aus dem Laubwald. Diese tollen Bäume hatte ich ja schon 2011 im Hornopiren Nationalpark kennen gelernt.


                                                        Alerces

Weiter oben wundere ich mich ein wenig, als die ersten Kletterseile erscheinen, denn man kann hier noch an die Baumwurzeln geklammert auch ohne Hilfsmittel nach oben gelangen. Das funktioniert jedoch nicht mehr an den glatten Granitfelsen, die ein Stück weiter folgen. Man kann nur hoffen, dass einem auf den relativ langen Abschnitten die Kraft nicht ausgeht, oder das Seil sich gar löst oder reisst, denn es gibt ansonsten hier nirgendwo Halt...
Allerdings sind auch diese Stellen für jemanden der halbwegs fit ist und keine Höhenangst hat, gut machbar. Jedenfalls sieht es stark aus, wenn man am Seil hoch über dem Cochamo Tal nach oben steigt...





                  Glatte Granitpassagen erklimmt man am Seil

Ich beobachte den Aufstieg von Andrea und Patrick, einem jungen bayerischen Paar, das für einige Monate durch Chile und Argentinien reist. Anschließend steigen wir zusammen weiter hoch, wobei die Aussichten über das Tal und die Granitberge immer fantastischer werden, je höher wir kommen.


Die Baumgrenze liegt bei 1300 Meter

An einem flachen Absatz haben einige Chilenen ihre Zelte aufgeschlagen. Was für ein tolles Lager!

                                             Ein herrlicher Lagerplatz

Die Aufstiegsroute ist meist recht gut zu erkennen und führt über steile Granitrippen und flache Schneefelder weiter nach oben. Dabei liegen die steilsten Passagen mit den Kletterseilen weiter unten. Der Anstieg zum Gipfel ist obwohl steil aussehend, nicht schwierig, sondern ein wahres Vergnügen!














                                                        Zum Gipfel des Cerro Arco Iris

Bereits um 12 Uhr sind wir oben, immerhin ein Anstieg von etwa 240 Meter im Tal bis auf 1525 Meter Höhe hier oben!
Die weite Aussicht über das Tal zur Bahia Cochamo und den Vulkanen Osorno und Tronador ist einfach fantastisch!





                                                                       Cerro Arco Iris (1525 m)

Gut, dass wir schon früh aufgebrochen sind, denn zu unserem Erstaunen trifft bald nach unserer Ankunft ein steter Strom von Bergwanderern auf dem Gipfel ein. Ich hatte geglaubt, dass die ausgesetzten Seilpassagen viele Leute abschrecken, aber der Cerro Arco Iris ist auch bestimmt der Höhepunkt des Valle Cochamo!
Beim Abstieg kommen mir tatsächlich für meinen Geschmack viel zu viele Leute entgegen...



                       Die Menschen wirken
                       wie Zwerge in der Granitwand

Zurück im Wald kann ich die roten Blüten der Kletterpflanzen bewundern, die auf der grauen, glatten Rinde der säulenförmigen Alerces wachsen.




                                       Blüten auf den Alerce Stämmen

An manchen Stellen ergibt sich noch einmal ein Blick über das dicht bewaldete Cochamo Tal aus dem die glatten, grauen Granitwände aufragen.


                                                      Cochamo Tal

Auch der Fluss am Talgrund ist ein kleines Paradies und wird natürlich bei der Hitze von vielen Leuten zum Baden genutzt.


                                                    Paradiesischer Fluss

Um meine Vorräte zu schonen, kaufe ich mir von meinem Kleingeld bei der Familie, die den Zeltplatz betreibt, einige frische Krapfen (Sopapillas) zum Abendbrot und breche danach noch einmal auf. Neben dem Weg zum Arco Iris gibt es hier einige weitere, jedoch längst nicht so belaufene Wege. Ohne Rucksack, kann ich dem vielfältigen Regenwald mehr Aufmerksamkeit zuwenden und das Spiel der Sonnenflecken auf den hohen Farnen genießen. Einige mit Seilen und Helmen bewehrte Kletterer sind gerade auf dem Weg zu einer Route, wo sie bestimmt übernachten.
Leider muss ich an einem hohen Wasserfall umdrehen, da ich es sonst vor dem Dunkel werden nicht zurück zum Zeltplatz schaffe...
Es gefällt mir sehr gut in La Junta und es gibt abseits der Wege in den tollen Granitbergen noch viel zu entdecken, aber irgendwie zieht es mich denn doch weiter, daher breche ich am nächsten Morgen wieder auf...
Kaum zu glauben, aber 99 % aller Leute die ins Valle Cochamo kommen, gehen nur die 13 Kilometer bis La Junta! Zwar ist der Pfad auch weiter oberhalb noch gut zu erkennen und wirkt benutzt, aber kein Vergleich zu der Strecke unterhalb. Meistens bin ich in ziemlich unberührt wirkendem, tollen Wald unterwegs, nur selten gewährt eine Grasfläche Blicke auf die schroffen Granitberge, die das Tal einfassen.


                                           Seltener Blick auf die schroffen Berge

Außer wenigen Wanderern begegnen mir auch zwei urig aussehende Reiter die über den Paso Leon nach Argentinien wollen. Der eine trägt sogar eine Pistole am Gürtel, wie sich das für einen richtigen Cowboy gehört...


                                            Begegnung auf dem Trail

Am Arco Wasserfall fließt der Bach unter einem Steinbogen hindurch in einen klaren Pool, der von Basaltsäulen gesäumt wird, schön!



                                            Arco Wasserfall

Obwohl der Pfad fast immer gut zu erkennen ist, kommt man hier nur langsam voran. Es geht viel auf- und ab, man balanciert über Steine, läuft durch eingeschnittene Hohlwege und es gibt sogar einige zum Teil mit Bohlen ausgelegte Sumpfstrecken.


                                          Durch offenes Sumpfland

Es gibt hier keine alten Rodungen mehr, dementsprechend ist der Wald wunderschön und unberührt. Manchmal sehe ich kleine graue Kolibris und höre ihr Brummen und selten einmal ragen einige Alerces aus dem Laubwald.
Kurz unter einem Pass auf 1020 Meter schlage ich mein Lager an einem kleinen, von Libellen umschwärmten See auf. Es ist immer noch sehr heiß, daher kommt mir ein Bad gerade recht. Da das Gewässer die meiste Zeit im Schatten liegt, ist es erstaunlich kalt...


                                            Lager an einem kleinen Waldsee

Hinter dem Pass gelange ich an einen größeren See, an dessen Südende es auch einen deutlich benutzten Lagerplatz am Strand gibt. 



                                          Hier gibt es einen Lagerplatz

Weiter geht es durch dichten Wald mit ziemlich viel Bambus. Erst in der Nähe des Lago Vidal Gornaz tauchen die ersten Kühe im Wald auf und ich laufe dann über eine weite, offene Grasfläche zu einem Anwesen mit Zeltplatz. 


                                     Weiden am Lago Vidal Gornaz

An diesen traumhaft gelegenen, schmalen See führt keine Straße. 5 junge Chilenen campen hier und genießen die Einsamkeit.
Bald habe ich mein Packraft fertig gemacht und breche auf zu der etwa 8 Kilometer langen Überfahrt über das spiegelglatte Gewässer.














                                                   Ich paddele über den Lago Vidal Gornaz

Der See ist herrlich bei dem schönen Wetter, allerdings wurde der ursprüngliche Wald hier wohl schon vor langer Zeit abgebrannt, weshalb dichter Busch, unterbrochen von einigen Weideflächen die Hänge bedeckt.
Auch bei meinem Ausstieg am Südende des Sees gibt es ein Haus mit Zeltplatz. Der Pfad der von hier aus weiter führt, ist viel einfacher, als der durch das Cochamo Tal, daher komme ich rasch voran. Einige Siedler haben sich hier nieder gelassen, daher laufe ich meist durch jüngeren Wald, der nach den ersten Rodungen nachgewachsen ist. 
In der Nähe des Torrentoso Camps gibt es tiefe Pools am Rio Manso, die einige Chilenen zum Baden nützen. 


                                            Oberer Rio Manso

Nach einem kalten Abendbrot aus Harina Tostada, Erdnüssen, Kakaopulver, Butter und etwas Salami laufe ich weiter in den schönen Abend hinein. 
Der Rio Manso verschwindet bald in einer tiefen Schlucht an deren Steilhang der Pfad durch die dichte Vegetation verläuft. 
Es wird später und später und ich hätte längst schon mein Lager aufgeschlagen, aber es gibt hier weder Wasser, noch halbwegs ebene, nicht zu dicht bewachsene Stellen. Erst gegen 20 Uhr, nach 13 Stunden unterwegs, finde ich einen geeigneten Zeltplatz hoch oberhalb der Schlucht.


                                                    Abend über dem Rio Manso

Am nächsten Morgen benötige ich eineinhalb Stunden für die ersten drei Kilometer! Immer wieder führt der Pfad abwärts in tiefe Seitenschluchten um anschließend steil wieder anzusteigen. Schließlich führt der Weg aber auch auf flachere Absätze, die oft von Siedlern genutzt werden. Keine ursprüngliche Natur, aber eine schöne Kulturlandschaft, die mir im Gegensatz zum dichten Wald auch Ausblicke in die umgebende Landschaft gewährt. Die Siedler hier sind echte Selbstversorger, die Rinder, Schweine, Schafe,  Hühner u.s.w halten, Kartoffeln anbauen und oft auch Gemüse in mit Plastikfolien bespannten Gewächshäusern ziehen.


                                                             Weideland 

Lediglich zweimal treffe ich junge Chilenen, die ins Cochamo Tal wandern wollen. Obwohl dies eine bekannte Wanderroute ist, wird sie offenbar nicht sehr stark frequentiert.


                                            Chilenische Wanderer

Am Nachmittag gelange ich nach einem steilen Abstieg wieder an den Rio Manso. Zwar hat Jan eine mögliche Einsetzstelle erst ein ganzes Stück unterhalb eingezeichnet, aber der Bach wirkt hier, am Ende der Schlucht auf mich durchaus Packraft geeignet, daher mache ich kurz entschlossen mein Boot fertig.


                               Packrafting- Start am Ausgang der Schlucht

Tatsächlich entpuppt sich der Fluss als durchgehend fahrbar. Es ist ein Genuss auf dem herrlich grünen Wasser dahinzugleiten. Zahlreiche Kurven und spritzige Kiesbankschwälle sorgen für Abwechslung. Zweimal halte ich kurz an, um einen besseren Überblick zu gewinnen. Dennoch unterschätze ich die Wellen in einem Schwall etwas und bin hinterher nass bis auf die Unterhose, kein Problem bei der Hitze...



                                                          Auf dem Rio Manso

Bei einem Zeltplatz hat Jan den Einstieg eingezeichnet und der Fluss wird breiter und langsamer. Dennoch muss man auch hier aufpassen, denn zahlreiche Bäume liegen im Wasser. Jetzt bläst mir ein starker Gegenwind entgegen, so dass ich manchmal kaum vorwärts komme, und dass auf einem strömenden Fluss...
Schließlich schlage ich mein Lager auf einem Grasstreifen über dem Fluss auf. Wind und Hitze sind ideal zum Wäsche waschen, die Gelegenheit kann ich mir nicht entgehen lassen...
Hier auf fast Meereshöhe ist es noch lange sehr warm und ich kann den milden Abend genießen. Zwei Pferde besuchen mich zum Trinken am Fluss, scheinen aber ziemlich scheu zu sein. 


                                        Schöner Lagerplatz 

Als ich mich am nächsten Morgen startklar mache, färbt die aufgehende Sonne die Spitzen der gegenüberliegenden Berge, schön!


                                                        Sonnenaufgang am Fluss

Noch etwa eine Stunde paddele ich durch die weite Kiesbanklandschaft, bis ich die Mündung in den breiten Rio Puelo erreiche, den ich gleich überquere. 
Zunächst weglos, dann auf einem Pfad gelange ich zu einem Hof, wo mir die Leute freundlich verraten, wo der Weg weiter führt. In Puerto Varas hatte ich eine Karte gesehen, auf der die Wanderroute am Rio Puelo eingezeichnet war, aber bald stellt sich heraus, dass sie wohl heute kaum noch benutzt wird. Es gibt zwar nach wie vor Verbindungswege, die die verschiedenen Siedlergehöfte verbinden, diese sind aber in sehr unterschiedlichem Zustand, von gut zu sehen bis ziemlich zugewachsen...


                                             Siedlerland am Rio Puelo


Rio Puelo

Bei einem Gehöft führt eine massive Seilbahn über dem Fluss, ich bleibe aber auf der orographisch linken Seite. Der Fluss wirkt ziemlich einladend für eine Befahrung mit dem Packraft, aber ich laufe ja flussaufwärts...
Abgesehen davon gibt es hier auch Schluchten und große Stromschnellen, daher wäre eine mögliche Befahrung nur mit Vorsicht anzugehen.
In der Nähe eines Gehöfts wo braune Hunde eine Schafherde bewachen, mache ich den Fehler in ein Seitental abzubiegen. Nach einiger Zeit bemerke ich, dass ich nicht mehr im Puelo Tal bin und laufe zurück. Allerdings ist der Nebenbach Rio Traidor so breit und tief, dass ich gerne mein Packraft aufblase um ihn zu überqueren!
Die braunen Kühe, denen ich recht häufig begegne, sind die eigentlichen Landschaftsgestalter hier. Durch ihre Weidetätigkeit bewirken sie das Mosaik aus offenen, halboffenen und dichten Vegetationsbereichen. Irgendwann steigt der Pfad an und verläuft lange Zeit im Wald oberhalb des Puelo. Glücklicherweise wurde der Pfad hier vor kurzem frei geschnitten, ansonsten wäre es ziemlich unangenehm, sich durch die Brombeeren zu kämpfen. Na ja, ihre fetten, schwarzen Früchte lasse ich mir schon schmecken...

                                           Ausgewogene Ernährung

Da mir scheint, dass der Pfad noch lange durch den dichten Wald führt, schlage ich mein Lager an einer guten Stelle auf, da ich nicht noch einmal auf so viel Glück wie in der Rio Manso Schlucht baue!
Am nächsten Morgen gelange ich recht bald an ein Gehöft, von wo aus ein guter Weg zum Fluss führt. Dies ist zwar nicht Jan's Track, aber ich hoffe, dass  ich am Fluss bleiben kann. Das erweist sich allerdings als Irrtum. Bei einer Art Picknickplatz mit Tischen und Bänken ist Schluss, und ich wandere auf einem anderen Pfad wieder nach oben. Zurück auf dem Track muss ich immer wieder etwas suchen um den Verlauf des stellenweise arg zugewachsenen Pfades nachvollziehen zu können. Interessanterweise stoße ich aber immer wieder auf frisch frei geschnittene Abschnitte. Besonders schön wird es, als der Pfad zurück zum Puelo führt, der hier durch eine wilde Felsschlucht mit einigen wuchtigen Stromschnellen fließt. 

                                                   Wildwasser am Rio Puelo

Nachdem der Weg wieder aus der Schlucht herausführt, gelange ich an ein Gehöft, wo mir eine Frau den weiteren Wegverlauf erklärt. Tatsächlich beginnt hinter einer abenteuerlichen Baumstammbrücke über einen Nebenbach ein guter Pfad.


                                               Zurück auf guten Pfaden

Wieder am Fluss passiere ich die wahrscheinlich größte, sehr lange Stromschnelle am Puelo, und wandere dann weiter am Ufer entlang.
Etwas abseits liegt ein Gehöft und drei bellende Hunde verraten meine Ankunft. Ein Mann läuft auf mich zu und ich bin gespannt was mich nun erwartet. Der 50-jährige Felix lebt seit 40 Jahren am Rio Puelo und hält 60 Kühe. Da er alleine lebt, ist es kein Wunder, dass er die Gelegenheit nutzt, sich mit jemandem zu unterhalten!
Früher seien mehr Wanderer am Rio Puelo unterwegs gewesen, dass habe aber stark nachgelassen.

                                                 Begegnung mit dem Siedler Felix

Ein Stück weiter gelange ich zurück in die Zivilisation. Es gibt breite Fahrwege und große Farmen. Schließlich muss ich den Puelo wieder überqueren. Zwar liegt ein Motorboot am Ufer, aber die beiden Männer auf ihren Quads die ich hier treffe, wissen nicht wem es gehört. Also kommt mal wieder mein Packraft für die Überquerung zum Einsatz!

                                      Ich überquere den Puelo zum zweiten Mal

Am anderen Ufer ist gerade ein neues Hostel im Bau, offenbar gibt es hier etwas Tourismus. 

                                       Eine neue Unterkunft entsteht 

Ich laufe weiter auf einem Fahrweg an einem schönen Haus vorbei bis zum nächsten Gehöft, wo der Weg endet und lediglich ein Pfad weiter führt. Eigentlich möchte ich an einem See mein Lager aufschlagen, allerdings sind seine Ufer viel zu dicht bewachsen, als das das möglich wäre. Schließlich finde ich jedoch ein Stück weiter einen guten Zeltplatz im Wald, abseits des Pfades.
Als ich am nächsten Morgen eine Schotterstraße quere, schießen in der Nähe eines Hauses einige aggressiv wirkende Hunde auf mich zu. Geistesgegenwärtig ergreife ich einen Stein und setze zum Wurf an, offenbar kennen die Hunde diese Geste und wissen, das Steine weh tun, daher treten sie augenblicklich den Rückzug an, Puh, noch mal Glück gehabt...
Eine Mischung aus Pfaden und Fahrwegen führt mich zur Laguna las Rocas, die ich bereits um 10 Uhr erreiche. Der See scheint mir ruhig zu sein und es ist ziemlich warm, daher starte ich ohne Trockenanzug...
Nachdem sich der See deutlich verbreitert hat, kommt zunehmend stärkerer Wind auf, der aber  glücklicherweise  mal wieder von hinten kommt und mich anschiebt. Die Wellen sind jetzt ziemlich hoch und wahrscheinlich würde ich mich nicht mehr auf den See trauen, aber da ich ja nun schon mal auf dem Wasser bin...
Nach knappen drei Stunden bin ich aber sehr erleichtert, das Seeende erreicht zu haben, es ist jetzt regelrecht stürmisch...

                                                    Mit ordentlichem Rückenwind 
                                                    über die Laguna las Rocas

Nur etwa 400 Meter vom Seeufer entfernt, befindet sich der chilenische Grenzposten, in dessen Nähe schon etliche junge Leute warten. Es ist erst 13:30 aber die Grenzer beenden ihre Siesta erst um 16 Uhr, egal wie viele Menschen über die Grenze wollen...
Da hilft nichts, ausser sich in Geduld zu üben, immerhin komme ich mit einigen der sympathischen Chilenen ins Gespräch.

                                                 Nette Begegnung 

Irgendwann zähle ich etwa 20 Leute, ausser vier Mountainbikern aus Argentinien, alles junge chilenische Wanderer, die hier warten. In der Zwischenzeit haben wir unsere Pässe den Carabineros übergeben, die mit den Daten eine Anfrage bei Interpol durchführen wollen. Als schließlich die Grenzstation wieder öffnet, heißt es, dass für die meisten Leute noch keine Rückbestätigung von der internationalen Polizeibehörde eingetroffen wäre und kurz vor 17 Uhr müssen wir dann erfahren, wenn das O.K nicht in den nächsten Minuten kommt, gibt es die nächste Chance erst am Morgen, na toll!
Aber wir haben Glück, kurz bevor die Grenzer Feierabend machen, erhalten wir unsere Pässe zurück und dürfen weiter laufen!

                            Langes Warten am chilenischen Grenzposten

Ein schöner Pfad führt von hier durch die dicht bewaldeten Hänge oberhalb des Lago Infierno. Bald habe ich die Mountainbiker eingeholt. Da der Weg stellenweise ziemlich anspruchsvoll ist, müssen sie ihre schwer bepackten Räder über weite Strecken schieben.
An einer Felsgruppe erhalte ich eine schöne Aussicht über den See und die schmale Verbindung zum großen Lago Puelo.

                                                     Schöner Pfad in den Hängen
                                                     oberhalb des    Lago Infierno

Die anderen Wanderer wollen wohl an der argentinischen Grenzstation zelten, ich ziehe es aber vor mal wieder im Wald zu übernachten...
Am nächsten Morgen habe ich bald die Grenze überschritten und bin jetzt im argentinischen Nationalpark Lago Puelo. Dieser ist nur 277 qkm groß und schützt das Umfeld des gleichnamigen Sees. Hinweistafeln verraten etwas über die seltenen Pudu Hirsche, die ich bisher noch nicht gesehen habe.

                                         Morgen am Lago Puelo

Der Wald hier auf der Ostseite der Anden ist bereits merklich offener und es gibt Baumarten wie die Andenzypresse, die ich auf der chilenischen Seite nicht gesehen habe.

                          Der Wald auf der argentinischen Seite ist offener

Der argentinische Grenzposten liegt auf einer Halbinsel am See  und wirkt solider und freundlicher als der chilenische. Tatsächlich ist die Abfertigung im Nu erledigt und ich kann weiter laufen.

                                  Der argentinische Grenzposten

                                                          Lago Puelo

Irgendwann gelange ich in flachere Bereiche am Rio Azul, einem größeren Fluss, der sich hier in etliche Arme zwischen Kiesbänken und Gebüschen auffächert. Der Hauptarm ist tiefer als gedacht, und selbst als ich eine gute Stelle gefunden habe, wird meine Unterhose beim Durchwaten durchnässt. Ich kann mir gut vorstellen, dass man bei höheren Wasserständen hier ein Problem hat, allerdings gibt es einige Kilometer oberhalb auch eine Brücke!

                                                               Rio Azul

Bald stehe ich auf der Asphaltstraße und laufe zunächst zum See, wo es ein Informationszentrum des Nationalparks gibt und es von Touristen wimmelt. Danach laufe ich auf der Straße zurück in Richtung des Ortes Lago Puelo, aber schon bald erreiche ich eine Unterkunft an der Straße, das Hostal del Lago.
Die Preise in Argentinien sind deutlich höher als in Chile, wie ich rasch feststelle, für ein einfaches Zimmer mit Frühstück bezahle ich umgerechnet fast 20 Euro.

                                                               Hostal del Lago

Später gehe ich zum Einkaufen in den Ort, der mit zahlreichen Unterkünften, Restaurants und Kunstläden ziemlich touristisch wirkt. Erstaunlicherweise kann man in der einzigen Bank aber nur mit einer argentinischen Karte Geld abheben und es gibt auch keine Wechselstuben!
Glücklicherweise willigt der Besitzer eines Elektroladens ein, Euro gegen argentinische Pesos zu tauschen...






                                                 































2 Kommentare:

  1. Muss man den nicht am selben Tag aus Chile aus- und dann in Argentinien wieder einreisen? Du hast ja quasi im "Niemandsland" zwischen den beiden Grenzposten übernachtet. Gab das keine Probleme?

    AntwortenLöschen
    Antworten
    1. Nein, danach wurde an dem argentinischen Posten überhaupt nicht gefragt, es scheint also kein Problem zu sein!

      Löschen