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24.11.2024

Die Pyrenäen Hochroute (HRP) 8 Von Candanchu nach Roncevalles

 


5 Tage, 105 Kilometer, 6118 Höhenmeter Aufstieg

Auf dem letzten Abschnitt der Pyrenäen- Hochroute, verlassen wir langsam die höheren Bergregionen, erleben fantastische Nebelstimmungen und wandern durch eine zerklüftete Karstlandschaft. 

Morgens lassen wir es entspannt angehen und genießen ausgiebig das vielfältige Frühstücksbufett. Erst um 10 Uhr laufen wir dann los, zunächst an Skiliften etc. vorbei. Auf einer Asphaltbahn trainieren Langläufer und Biathleten auf Rollen. Wir wandern durch schattigen Buchenwald um das Tal der Gave d‘ Aspe unter hoch aufragenden Kalksteinwänden herum und laufen dann auf der spanischen Seite zum Stausee Ibon de Estanes wo eine Menge Leute baden, auch wenn zahlreiche Kühe das Gewässer ebenso schätzen…

Wir steigen zu einem kleinen Pass auf und gelangen dann in das weite, sumpfige Tal der Aguas Tuertas voller Kühe und Pferde. Während wir lange recht steil zum Col d‘ Arlet aufsteigen sehen wir einen majestätischen Bartgeier vorbei gleiten. Am gleichnamigen Refuge unterhalb des Passes treffen wir eine Gruppe von Leuten, die mit Packeseln unterwegs sind. Auch nicht schlecht…

Bald darauf wird die Landschaft vom Nebel verschluckt während wir auf einem Pfad im Hang weiter laufen. Da wir kein Wasser finden, verlassen wir den Pfad am Col de Sabathou und gehen zu einer kleinen Quelle, wo wir zwei winzige, schwarze Molche sehen. Auf einem Absatz oberhalb schlagen wir dann unser Lager auf. Während unter uns dichter Nebel wabert sitzen wir noch lange in der Sonne und genießen die herrliche Aussicht über die roten Wände und zu den aus den Wolken ragenden Bergspitzen. Ein fantastischer Platz nach einem schönen, abwechslungsreichen Wandertag!

Während wir bereits im Zelt sitzen, entfaltet sich das Lila des Sonnenuntergangs bis die Welt wieder vom Nebel verschluckt wird. 


Wir setzen unsere Wanderung in Candanchu fort

Um das Tal der Gave d'Aspe herum


Ein kurzes Stück laufen wir durch schattigen Buchenwald

Rote Farben erscheinen in der Landschaft

Ibon de Estanes

Zahlreiche Kühe am See




Rote Berge

Das Aguas Tuertas Tal

Zum Col d'Arlet


Blick zurück ins Aguas Tuertas Tal

Auf dem Col d'Arlet

Wandern mit Esel



Col de Sabathou

Winziger Molch

Knabenkraut


Ein toller Lagerplatz

Aussicht von unserem Lager





In der Nacht wird es sternenklar und am Morgen können wir auf das bauschige Weiß blicken, während sich der Horizont orange färbt. Als wir losgehen, schiebt sich die Sonne irgendwann über die Bergspitzen. Sonne und Nebel, fantastische Stimmungen, wir kommen kaum aus dem Fotografieren raus! Wir beobachten einige Gämsen und laufen längere Zeit relativ flach zum Col de Pau auf 1942 m. Einige der schönen, blauen Schwertlilien blühen noch und wir sehen fleischfarbene Türkenbundlilien, die wir aus Deutschland kennen. 

Erst gegen 9 begegnen uns die ersten anderen Wanderer heute und am Ibon de Acherito baden sogar einige Leute. Als wir von dort wieder aufsteigen, verschluckt uns der Nebel erneut, den wir bis dahin nur von oben gesehen hatten. An der Cabane d‘Ansabère wird Käse verkauft und dahinter laufen wir durch Buchenwald mit einigen knorrigen Bäumen. 

Die Cabane de Pedain ist ein weiteres Schafsdomizil, allerdings riechen wir im Nebel lediglich die Wollträger und hören ihre Glocken läuten. Bei all den Schafspfaden ist es im Nebel nicht ganz einfach zu erraten, wo der Wanderweg verläuft. Zu allem Überfluss donnert und nieselt es jetzt. Daher schlagen wir schon um 14:45 unser Lager auf und wandern nicht mehr weiter, obwohl es nur wenig regnet. Wir hoffen, dass der dichte Nebel morgen verschwunden ist. Da wir zu wenig Wasser zum Kochen haben, essen wir Chips und Erdnüsse und machen uns einen entspannten Abend mit Vorlesen und Podcasts.


Zum Sonnenaufgang über dem Nebelmeer





Wir wandern im Hang zum Col de Pau



Schwertlilie und Natternkopf





Ibon de Acherito







Cabane d'Ansabère

Buchenwald im Nebel

Nicht der beste Lagerplatz...

Glücklicherweise hat Anke noch viel mehr Wasser als ich in ihrer Flasche, daher können wir Haferflocken mit etwas Schokomüsli, Erdnussbutter und Wasser frühstücken. Als wir morgens wieder losgehen, ist es noch neblig, was offenbar die Feuersalamander schätzen, da uns drei große, erstaunlich flinke Individuen kurz hintereinander begegnen. Während wir steil durch den Schotter zu einem Pass aufsteigen, sind Sonne und blauer Himmel zurück. Aus dem  Nebelmeer unter uns ragen schroffe Kalksteinberge. 

An der Mesa de los tres Reyes vorbei, wandern wir auf einem nur sporadisch mit Steinmännchen markierten Pfad in 2400 Meter Höhe durch eine einsame, wilde Berglandschaft, die von zahlreichen Gämsen belebt wird. Der Abstieg erfolgt dann durch felsigen Karst mit vielen tiefen Spalten, in die man auf keinen Fall stürzen möchte. Gelbe Nummern weisen wohl auf Höhleneingänge hin. Obwohl wir kaum noch Wasser haben, ersparen wir uns einen 400 Höhenmeter Abstieg zu einer Quelle und nehmen eine weglose Route, die uns in den Kiefernwald führt, wo wir schließlich auf den rot- weiß markierten GR 12 stoßen, dem wir jetzt längere Zeit folgen können. Die Umgebung ist weiterhin sehr schön und abwechslungsreich mit schattigen Buchenwäldern und blütenreichen, offenen Abschnitten. Erst nach 7 Stunden unterwegs stoßen wir vor der Berghütte Belagua auf Wasser und halten erst mal Mittagspause, während viele Kühe in der Nähe weiden. Die große Hütte mit einer Terrasse voller Menschen liegt an einer Straße, der wir ein Stück folgen, Bald biegen wir in den offenen Hang ein, wo wir vom kaltem Nebel verschluckt werden. Hinter einem Pass scheint dann wieder die Sonne und wir treffen einen kanadischen Wanderer, der schon die großen Wege in den USA gelaufen ist und jetzt durch die Pyrenäen zunächst auf dem GR 11 zum Atlantik und zurück auf der HRP zum Mittelmeer geht. 

Der Pfad am Hang gewährt uns weiter schöne Aussichten und schließlich schlagen wir unser Lager auf einem grasigen Absatz auf. In der Umgebung gibt es nur wenig, vom Vieh verschmutztes Wasser, daher muss ich um unsere Vorräte aufzufüllen lange in ein tiefes Tal absteigen. Beim Kochen ist es dann unangenehm windig und kalt, so dass wir uns anschließend rasch ins Zelt verziehen.


Uns begegnen drei große Feuersalamander kurz hintereinander


Zur Mesa de los Reyes







Karsthochfläche

Hier will man nicht reinfallen


Die ersten Bäume erscheinen




Vor der Belagua Hütte


Nebel am Nachmittag

Trotz Sonne ist es windig und kalt

Am nächsten Morgen ist es wieder klar und sonnig, obwohl tief unter uns noch eine dichte Nebeldecke hängt. Wir folgen auf schönen Pfaden lange den grünen Kämmen, wobei wir manchmal den Weg mit Pferden teilen. An der Port de l‘Arrau queren wir eine Straße. An diesem Sonntag sind etliche Leute hier unterwegs um den Orhi zu besteigen, mit 2017 Meter, der letzte höhere Berg auf unserer Pyrenäentour. Uns ist dort aber zu viel los, daher lassen wir den Gipfel aus. Zwar geht es grundsätzlich danach weiter abwärts, aber an einigen felsigen Erhebungen müssen wir ein Stück kraxeln. In der Umgebung  gibg es etliche Schaffarmen und man kann dem stinkenden Kot der Tiere nicht aus dem Weg gehen. Einige Male kreisen Rotmilane und andere Greifvögel über uns und schließlich steigen wir durch schattigen Buchenwald, Farn und Ginster auf dem GR 12 ab zum Bach Urbeltza, wo wir erst einmal jeder einen Liter Wasser trinken, denn vorher hatten wir heute nur einmal eine Viehtränke passiert. Schweißtriefend quälen wir uns einen steilen Hang hoch, bevor wir wieder in schattigen Buchenwald gelangen. Die Wälder hier sind zwar keine Urwälder, scheinen aber kaum bewirtschaftet zu werden. Als wir ein kurzes Stück auf einem asphaltierten Weg laufen, sehen wir eine etwa 50 cm lange, schwarze Kreuzotter vor uns auf der Straße, die uns nicht beachtet. Ein Stück weiter gelangen wir an eine gefasste Quelle und schlagen im Buchenwald in der Nähe unter einem strahlend blauen Himmel ein schönes Freiluftlager auf. Es ist noch früh, so dass wir Zeit zum Kochen und Relaxen haben.


Zum Sonnenaufgang sind wir wieder unterwegs




Zum Orhi, dem letzten, höheren Berg auf unserer Pyrenäentour




Die Wälder wirken ziemlich urwüchsig

Schwarze Kreuzotter


Cowboycamp im Buchenwald


Zähne putzen

Es ist unheimlich schön, im Wald zu schlafen

Als wir am nächsten Morgen um 5:30 aufwachen ist es noch dunkel, so dass ich erstmal Kaffee koche. Es ist hier auf 1300 Meter Höhe so warm, dass wir gleich im T-Shirt aufbrechen können. Während wir im Sonnenschein laufen, hängt weiter unten noch der Nebel. Weiter geht es im Hang über grüne Weiden. An einer Schaffarm helfen zwei Hunde die Pelzträger zum morgendlichen Melken zusammen zu treiben. Obwohl es noch früh ist, treibt uns ein Anstieg über 500 Höhenmeter den Schweiß aus allen Poren. Dann laufen wir einige Zeit einen Fahrweg abwärts, bevor wir in schönen Buchenwald eintauchen. Bei unserer Mittagspause treffen wir einen jungen französischen Wanderer der auch die HRP läuft. Der Atlantik in Hendaye ist nur noch 80 Kilometer, also etwa drei Wandertage entfernt. Wir verlassen diese Route allerdings jetzt, da wir durch die Berge weiter nach Westen zum Kantabrischen Gebirge wollen. Doch zunächst gelangen wir an der Grenze auf den Jakobsweg, Camino Frances, der im etwa 20 Kilometer entfernten Saint Jean Pied de Port begonnen hat. Die sehr gut markierte Route führt zunächst über den offenen Kanm, auf dem die Hänge von der Heideblüte teilweise violett gefärbt sind. Wir überholen zahlreiche Pilger, die meist an der hinten am Rucksack angebrachten Muschel als solche zu erkennen sind. Schließlich steigen wir lange durch den Buchenwald nach Roncevalles ab, einer großen historischen Anlage mit Kirchen, Pilgerherberge, Restaurants und Hotel. Anschließend laufen wir etwa zwei Kilometer weiter nach Auritz/ Burguete wo wir für die nächsten 4 Tage einkaufen und auf einer Bank unter schattigen Bäumen Brot, Köse, Obst und Schinken essen. Später geht es dann in einen Wald an einem Bach, wo wir abseits des Weges unser Cowboycamp aufschlagen. Als es dann gegen 22 Uhr zu regnen beginnt, stellen wir rechtzeitig unser Zelt auf, bevor wir nass werden.


Socken waschen

Auch heute hängt der Nebel in den Tälern


Die schroffen Berge sind zu grünen Hügeln geworden

In der Maus steckt nur noch wenig Leben


Die Heide blüht

Wir gelangen auf den Camino Frances

Pilger

Grün und lila gefärbte Hänge

Der Jakobsweg ist hier recht schön

Roncevalles


Der gut markierte Jakobsweg

Der Baum sprengt die alte Mauer

Hier kaufen wir ein

Später schlagen wir unser Zelt auf, bevor wir nass werden




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