Translate

26.11.2024

Durch die Berge des Baskenlands 1 Von Roncevalles nach Lekunberri

 


3 Tage, 76 Kilometer, 3195 Höhenmeter Aufstieg

Nachdem wir unsere Wanderung auf der Pyrenäen Hochroute (HRP) beendet haben, laufen wir durch die niedrigeren Berge des Baskenlands weiter nach Westen. Häufig ist es neblig, als wir durch einsame Buchenwälder und vom Vieh geprägte Landschaften laufen. 

Am Morgen ist es noch neblig, feucht und düster, daher laufen wir erst um zwanzig vor Acht los, auf dem Fahrweg weiter talaufwärts. Wir folgen der Route des Franzosen Caminaire, die wir aus dem Internet haben.Oben am Kamm angekommen treffen wir den 65-jährigen Engländer Andrew, der seit 38 Jahren mit seiner Frau hier lebt und jede Woche 60 Kilometer wandert. Er erzählt uns interessante Geschichten von etlichen Jakobswegpilgern, die er kennen gelernt hat. 

Meist im Nebel laufen wir weiter entlang der offenen Kämme, stets Kuhglocken im Ohr. 

Von Sorogain steigen wir in ein idyllisches Bachtal mit Buchenwald und viel Ilex auf. Stellenweise sind die Felsen dicht bemoost, es wächst Hirschzungenfarn und wir sehen bei unserer Mittagsrast Vögel wie Baumläufer, Kleiber und Kohlmeisen, die wir auch aus Deutschland kennen. Fast den ganzen Tag folgen wir dem GR 11, daher treffen wir eine ganze Reihe von Wanderern. Eine Zeit lang folgen wir einem Forstweg, meistens wandern wir aber auf schönen, schmalen Pfaden. Leider wird es nachmittags wieder zunehmend neblig. Hier auf dem Kamm gibt es kaum Wasser, daher füllen wir unsere Vorräte aus einer Kuhtränke auf, schütten die Flüssigkeit aber wieder weg, als wir kurz danach an ein Rohr mit klarem Wasser gelangen. Als es stärker zu nieseln beginnt, schlagen wir gegen halb sechs unser Zelt auf einer Weide oberhalb des Wegs auf. Die Landschaft hier ist recht einsam, wir haben heute zwar drei Straßen überquert sind aber durch keine Siedlung gekommen. Wälder und Pfade sind meist sehr schön, allerdings stört mich das viele Vieh und ständige Gebimmel der Kuhglocken.


Hinter Dendaberri


Viel Vieh auf den nebligen Kämmen

Wir treffen den Engländer Andrew


Windflüchter


Bachtal hinter Sorogain


Neben Kühen bevölkern auch zahlreiche Pferde die Landschaft

Ein feuchtes Waldtal


Üppig bewachsen

Der Pfad führt steil aus dem Tal

Knorrige Wurzeln

Farne bedecken die Hänge

Wasser auffüllen

Heide und Ginster

Wir schlagen unser Zelt im Nieselregen auf

In der Nacht blitzt es entfernt und am Morgen sind wir immer noch vom Nebel eingehüllt. Als wir losgehen, ist der scharfe Wind auf den offenen Kämmen in Verbindung mit dem feuchten Nebel ziemlich unangenehm. Nach zwei Stunden erreichen wir die Kapelle Ermita de Santiago, die an einem Zweig des Jakobswegs liegt. Jetzt hat sich die Sicht deutlich verbessert und sogar die Sonne ist erschienen. Hinter der Straße beim Hügel Belate nehmen wir Aasgeruch wahr und sehen sechs Gänsegeier über uns kreisen. An manchen Stellen müssen wir uns heute durch hohen Farn gespickt mit stachligem Ginster und Brombeeren zwängen, obwohl die Weidetiere die Wege recht gut offen halten. Denn wir treffen heute auf dem GR 12 der das Baskenland durchzieht, keine Wanderer mit Rucksack und nur wenige Spaziergänger. Meistens laufen wir auf Pfaden und schmalen Wegen durch weite, meist dichte Buchenwälder mit geschlossenem Kronendach. Die in Deutschland so allgegenwärtigen LKW-Wege gibt es hier nicht. Natürlich laufen wir nicht durch unberührten Urwald, dennoch scheint der Wald aktuell kaum bewirtschaftet zu werden. Außer den Buchen wachsen hier im feuchten, atlantischen Klima kaum andere Bäume. Interessant ist auch, dass Pferde und Schafe vielerorts den Wald durchziehen. Das geschieht sicher schon seit sehr langer Zeit, daher weisen die Buchen an manchen Stellen den ausladend knorrigen Wuchs von Hutebäumen auf, die durch den Verbiss des Viehs mit viel Platz zu ihren Nachbarn aufgewachsen sind. Auf den trockenen, nährstoffarmen Schieferböden hier, erreichen die meisten Buchen nur relativ bescheidene Dimensionen. In 30 Wanderkilometern überqueren wir nur zweimal eine bescheidene Straße. Insgesamt ein tolles Wanderparadies für Leute die einsame Pfade in weiten Wäldern mit teils aussichtsreichen Kämmen lieben! Auf der Karte hatten wir zwar gesehen, dass es hier viel Wald gibt, aber dass das Baskenland eine so schöne Wandergegend ist, überrascht uns!

Nachmittags wird es wieder düster und wir befürchten, dass uns ein Regen erwischt, aber es bleibt trocken und schließlich schlagen wir unser Lager im Wald auf.


Mit Stacheldraht vor dem Umstoßen durch das Vieh geschützt

Der Nebel zieht auf

Unabhängigkeit, Sozialismus und Feminismus...

Wir durchstreifen weite Buchenwälder

Wassertropfen auf dem Heidekraut


Ermita de Santiago


Stellenweise ist die Landschaft lila gefärbt


Auf dem GR 12 durch ein weites, einsames Buchenwaldgebiet

Auch im Wald begegnen uns häufig Pferde oder Rinder

Scharfe Kalksteinfelsen

Es gibt hier merkwürdige Hochsitze


Kurzzeitig ist der Pfad mit Farn und Brombeeren zugewachsen



In der Nacht wird es neblig und dicke Wassertropfen fallen aufs Zelt. Dabei ist es ziemlich warm, was wohl auch die schwarzen Nacktschnecken lieben, die sich an unser Zelt heften und silberne Schleimspuren hinterlassen. Erst gegen 7 Uhr wird es im nebligen Wald langsam hell und wir brechen in den nassen Morgen auf. Glücklicherweise sind die Abschnitte mit Farn und Brombeeren nur kurz. Als wir in tiefere Lagen kommen, gesellen sich Zerreichen und Esskastanien zu den Buchen bis wir in eine Kulturlandschaft mit eingezäunten Weiden und Hecken gelangen. Hier laben wir uns an den ersten, reifen Brombeeren. Eine ebenfalls rot-weiße Markierung führt uns vom GR 12 weg, so dass wir schließlich im Dorf Aldatz landen. Dort hat jedes der großen, weißen oft geraniengeschmückten Häuser einen eigenen Namen. Über Feldwege und Straßen erreichen wir schließlich die Kleinstadt Lekunberri, wo wir nicht mehr benötigte Sachen wie die Microspikes per Postpaket verschicken. Anschließend kaufen wir in einem kleinen Supermarkt für die nächsten 4 Tage ein und essen Brot, Möhren und Käse auf einem Platz, wo Kinder Uno spielen. Mittlerweile brennt die Sonne vom Himmel und es ist regelrecht heiß, als wir um 14:30 weiter laufen. Wir folgen Fahrwegen und Straßen ohne Verkehr bis wir in die Sierra de Aralar aufsteigen, wo wir in einem alten Buchenwald in der Nähe eines Bassins mit Molchen und Feuersalamanderlarven unser Lager aufschlagen.


Auch der nächste Morgen beginnt feucht

Schnecken lieben Feuchtigkeit

Abwechslungsreiche Kulturlandschaft


Die Bäume wurden zur Futtergewinnung für das Vieh geköpft

Viele Häuser im Baskenland sind ziemlich groß







Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen