Mittlerweile wird es morgens später hell, so dass wir erst um 7 Uhr losgehen können. Wir folgen einem Pfad durch den Buchenwald aufwärts und waschen dann erst mal uns und unsere Wäsche an einer Viehtränke. Ein Fahrweg führt uns dann durch die offenen Hügel des Naturparks Sierra de Aralar. Hier weiden Pferde, Kühe und Schafe. Helle Felsrippen und Kalkfelsen sind über die Landschaft verstreut und wir erhalten Ausblicke in die Berge der Umgebung. Als wir dann wieder tiefer in den Wald gelangen, durchbricht die Sonne gerade den Nebel und ruft wunderschöne Stimmungen hervor. Einige Tageswanderer die uns entgegen kommen, unterhalten sich auf baskisch.
Beim Hotel Lizzarusti überqueren wir die einzige Straße heute und tauchen bald wieder in den Buchenwald ein. Es gibt auf dem Kamm mit seinen Erhebungen nirgendwo Wasser, obwohl es oft ziemlich schlammig ist. Am späten Nachmittag verlassen wir den GR 12 und folgen einem eingeschnittenen Tälchen weglos abwärts, bis wir auf Wasser stoßen. Als wir auf einem Absatz im Buchenwald unser Lager aufschlagen, stellt Anke fest, dass sie eine zum Trocknen am Rucksack aufgehängte Socke verloren hat. Obwohl sie zu finden fast aussichtslos erscheint, geht sie unseren Weg zurück und wird tatsächlich fündig, was für ein Glück!
Obwohl es nicht neblig ist, ist morgens wieder alles feucht. Wir folgen dem eingeschnittenen Tal weglos weiter abwärts und müssen nur ein kurzes Stück durch den Farn laufe, bis wir wieder auf dem Weg sind.
An der Raststätte Etzararte überqueren wir eine Autobahn mit einem Parkplatz voller LKW. Welch Kontrast nach unserem schönen Waldlager! Wir überqueren einen bewaldeten Höhenzug und gelangen an den wenigen Häusern von Otsgurte an eine weitere Straße. Ab hier ist die Gegend an diesem schönen Samstag voller Menschen. In der abwechslungsreichen Landschaft aus offenen Bereichen, wo der Farn teilweise gemulcht wurde, jungen dichten Buchenwäldern und Weißdorngebüschen die von schroffen, hellen Felsbergen umgeben ist, gibt es zahlreiche Wanderwege und Infotafeln. Die Kapelle von San Adriango, am Beginn eines kurzen Tunnels ist ein touristischer Anziehungspunkt. Wir verlassen den GR 12, der hier über einen Höhenzug voller Windräder führt. Statt dessen folgen wir verschiedenen, teilweise markierten Wegen an den idyllisch gelegenen Häusern von Ollantzuko vorbei zum großen Kloster Arantzuzu mit teilweise moderner Architektur. Es ist sehr heiß und wir sind nicht sicher ob die eingezeichneten Bäche im Wald tatsächlich Wasser führen, daher füllen wir uns jeder 3,5 Liter Wasser an einem Brunnen ab. Später gelangen wir dann aber an einen schattigen Waldbach, wo wir uns beim Waschen etwas Abkühlung verschaffen. Wir sind jetzt in einem Waldgebiet wo ein großer Teil des ursprünglichen Buchenwalds durch nordamerikanische Baumarten ersetzt wurde. Nach 12 Stunden unterwegs schlagen wir dann unser Lager unterhalb des Pfads auf einem Absatz auf. Es ist immer noch sehr heiß und unsere nassgeschwitzten Sachen trocknen bei der hohen Luftfeuchtigkeit kaum. Als die Mücken schließlich zu aggressiv werden, verziehen wir uns ins Zelt, und sehen die Sonne hinter den Hügeln verschwinden.
Obwohl es in der Nacht und am Morgen windig ist, kühlt es kaum ab. Für lange Zeit folgen wir einem schönen Pfad im Hang durch den Buchenwald in dem es sehr viele Kopfbuchen gibt. Diese hat man früher geschnitten, um Viehfutter zu gewinnen. Unter unseren Füßen befindet sich ein Kanal mit klarem Wasser, der wohl für Reparaturarbeiten an einigen Stellen geöffnet wurde. Schließlich steigen wir zu einem idyllischen Hochtal mit einigen Steinhäusern zwischen felsigen Kalksteinbergen auf, über denen 13 Geier kreisen. Ein Stück weiter stehen zahlreiche Windräder auf einem Bergkamm und unsere Blicke schweifen in die besiedelte Landschaft unter uns. Wir steigen durch den Wald zum Örtchen Leintz Gatzaga ab, das trotz seiner geringen Größe zahlreiche Tore in der Stadtmauer aufweist. Laut Wetterbericht beträgt die Temperatur hier heute 38 Grad, daher gönnen wir uns ein kaltes Radler vor einem Café.
Als wir durch die Landschaft mit einigen Häusern weiter wandern, können wir Brombeeren, sowie die ersten Äpfel und Pflaumen naschen. Anschließend geht es durch Nadelforste mit einigen Kahlschlägen weiter hoch, bis wir schon früh zwischen Eichen und Farnen unser Lager aufschlagen.
Bereits eine halbe Stunde vor Sonnenaufgang starten wir dann am nächsten Morgen im Licht unserer Stirnlampen, folgen einer Nebenstraße und erreichen dann rechtzeitig einen Bus in Otxandio mit dem wir nach Vitoria-Gasteiz fahren. Wir schauen uns das alte Zentrum dieser recht großen, baskischen Stadt an, trinken gemütlich Kaffee und kaufen in einem Lidl Supermarkt ein. Da ich das Gefühl habe, dass mir die bisherigen Essensmengen nicht mehr reichen, gehe ich jetzt auf 800 g pro Tag, die mir 4300 kcal liefern! Nachdem wir in unserem Hotel eingecheckt haben, gehen wir in einen Waschsalon, wo unsere Klamotten eine dringend nötige Reinigung erhalten. Ansonsten bleibt natürlich auch noch Zeit zum Relaxen, an diesem Urlaubstag vom Wandern.
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