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20.11.2025

Durch Boliviens Cordillera Real 1


 

            9 Tage, 164 Kilometer, 8095 Höhenmeter Aufstieg

Zusammenfassung


Nach unserer letzten Wanderung in Argentinien reisen wir weiter nach Bolivien. Von der Hauptstadt La Paz nehmen wir dann einen Bus nach Cohoni, am Südende der Cordillera Real. Von dort wollen wir diese, wohl imposanteste Gebirgskette Boliviens auf einer etwa 300 Kilometer langen Route komplett nach Norden durchqueren. Die Regenzeit ist hier noch nicht vorbei, daher sind Nebel und Regen unsere ständigen Begleiter. Zunächst folgen wir überwiegend der Bikepackingroute „Mama Coca“ und lernen die Kulturlandschaft der Anden kennen, wo noch auf über 4000 Meter Höhe Kartoffeln angebaut werden. Schließlich wandern wir über zwei hohe Pässe weiter und gelangen im wilden Asurimarca Tal von über 5000 Meter Höhe bis in den Bergregenwald auf etwa 3000 Metern. Dabei bewältigen wir weglos sowohl sumpfiges, als auch sehr steiles, felsiges Terrain. Erst als wir das Gebiet verlassen wollen, stellen wir fest, dass wir durch ein privates Naturschutzgebiet gelaufen sind. Weiter geht es in den Cotopata Nationalpark, wo wir den Sillutinkara Trail, eine alte Inkaroute laufen wollen. Zahlreiche Informationstafeln am Anfang des Weges, verschweigen, dass dieser alte Inkapfad über weite Strecken ziemlich zugewachsen ist und uns zahllose Hindernisse entgegen setzt. Dafür entschädigt uns eine üppige Pflanzenpracht. Schließlich gelangen wir auf den bekannten El Choro Trail, dem wir von lediglich 1700 Meter bis über den 4860 Meter hohen Chucura Pass folgen. Bei La Cumbre erreichen wir dann eine Straße auf der wir zurück nach La Paz trampen um uns für den nächsten Abschnitt mit Essen zu versorgen. 


Die verschüttete Straße nach Cohoni muss erst mal frei gemacht werden

Bevor wir die Wanderung starten, essen wir ein günstiges, sättigendes Menü in Cohoni


Cohoni mit seinen Feldern bleibt zurück

Auch hier gibt es Vizcachas

Der Illimani zeigt sich nur ganz kurz


Wir folgen einem alten Bewässerungskanal


Der Weg ist nicht mehr befahrbar


Immer wieder sehen wir Lamas

Florencio ist trotz Kälte nur leicht bekleidet


Kartoffelfelder an steilen Hängen in 4000 Meter Höhe


Der Weg verläuft im Hang oberhalb tiefer Schluchten


Bald regnet es wieder


Am Morgen klart es kurz auf




Wir folgen ,,Mama Coca''




Südamerikanische Friedhöfe sind anders


Blick zum Palca Canyon


Lager in der Nähe der Laguna Chuxa Quta


Quinoa wird noch in großer Höhe angebaut


Zum Apacheta Pass


Auf der Passhöhe (4890 m)


Meist sind die Berge wolkenverhangen



Nasser Nachmittag



Unterhalb des namenlosen 5006 Meter hohen Passes


Der Passanstieg ist steil und felsig


Oben erwartet uns etwas Schnee


Der Regen gefriert


Abstieg in das wilde Asirumarca Tal


An einem felsigen Absatz ist der Abstieg gar nicht so einfach


Nebel und Nässe haben uns wieder


Andenhirsch



Regen und nasses Gras schaffen unangenehme Bedingungen


Auf 3700 Meter Höhe ist die Vegetation teilweise schon sehr dicht


Wir schlagen unser Lager auf, bevor das Tal steiler abfällt



Der Morgen beginnt schön



Hier wachsen zahlreiche Orchideen


Wir folgen jetzt einem guten Weg



Sind wir auf Privatland?



Blütenpracht







Tolle Farbtupfer im Grün




Viele Äste sind dicht mit Moos und Bromelien bewachsen


Der Angestellte der Jucumari Lodge begegnet uns zunächst kritisch


Hier wird Naturschutz mit Tourismus verbunden


Einige Kilometer weit folgen wir einer Straße im Hang


Hier wird ein falscher Eindruck vermittelt...


Bergregenwald


Noch ist der Pfad ganz ok


Mühsamer Hindernislauf


Nur wenige Bäche kreuzen die Sillutinkara Route



Nur selten erhalten wir einen Ausblick in die dicht bewachsenen Hänge


Viel auf- und ab



Immer wieder blockieren Erdrutsche und umgestürzte Bäume den Pfad


Wir sind die einzigen Wanderer hier


Üppige, tropische Vegetation


Streckenweise müssen wir uns mühsam weiter kämpfen




Auf dem El Choro Pfad gibt es einige einfache Zeltplätze


Der El Choro ist recht einfach zu begehen


Es gibt nur wenige Plätze wo wir unser Zelt aufstellen können


Die steilen Berge liegen meist in den Wolken


Hier wurde der Pfad vor kurzem freigeschnitten




Bald regnet es wieder


Altes Waldbrandgebiet mit dichter, nasser Vegetation


Manche Brücken sind etwas abenteuerlich



Interessante Schmetterlinge


Erdrutsche kommen hier häufig vor




In Chucura haben früher mehr Menschen gewohnt


Hier ist die alte Inkastraße noch erkennbar


Wir steigen heute fast 2100 Höhenmeter auf


In dem Tal sind wir aufgestiegen


Bei La Cumbre erreichen wir die Straße nach La Paz

Am Morgen kochen wir Rührei und Kaffe in unserer Unterkunft in Tilkara und gehen dann zum nahegelegenen Busbahnhof, wo wir gegen 8:30 abfahren. Zunächst ist das Tal erstaunlich grün, mit vielen Maisfeldern. Aber auch später liegt ein grüner Schimmer frischen Grases über den Bergen. Auch zum Abschluss ist Argentinien noch einmal landschaftlich großartig! Humahuaca wirkt ziemlich trostlos und vor der Grenze geht es über eine Ebene mit vielen Zäunen hinter denen meist Lamas stehen, wir sehen aber auch noch etliche Guanakos. Schließlich endet unsere Busfahrt nach etwa 3,5 Stunden im Grenzort La Quilaca, der die Nähe zu Bolivien bereits erahnen lässt. Wir essen noch ein extrem günstiges 4- Gänge Menü, verbrauchen unsere letzten Pesos für einen frisch gepressten O- Saft und überqueren dann den Rio La Quilaca auf einer Brücke, die uns zur Grenzstation führt. Die argentinischen und bolivianischen Schalter liegen direkt nebeneinander und die Abfertigung geht auf beiden Seiten rasant und unkompliziert vor sich. Man merkt in Villazon gleich, dass man in einem anderen Land ist: Überall sind Straßenstände, es gibt viel mehr Taxis und die meisten Straßen sind ungeteert. Außerdem gibt es weniger Autos als in Argentinien. Wir laufen ca. 2 Kilometer zum Busterminal und stellen zu unserem Erstaunen fest, dass hier keine Busgesellschaft Kreditkarten nimmt. Also laufen wir etwa drei Kilometer ins Stadtzentrum, wo wir an der Plaza Geld aus einem Automaten ziehen können. Allerdings gibt es auch hier offenbar ein Limit von etwa 66 Euro, man kann aber zweimal hintereinander abheben. Für einen Euro gibt es zur Zeit 7,5 Bolivianos. Zurück am Terminal bekommen wir einen Last Minute Rabatt und schon um 15:30 rollt der Bus nach La Paz. Der Zeitunterschied zu Deutschland beträgt hier übrigens 5 Stunden, im Gegensatz zu 4 Stunden in Argentinien. Im Laufe der Fahrt passieren wir etliche Mautstellen und immer wieder gibt es auch nicht asphaltierte Abschnitte, daher kommen wir in dem ärmsten Land Südamerikas nur langsam voran. Zunächst überqueren wir eine Ebene mit Buschland und landwirtschaftlichen Flächen. Dann gelangen wir vor Tupiza in farbige Berge mit tiefen Schluchten, die an Argentinien erinnern. Allerdings gibt es mehr Büsche und Bäume. An den Flussufern wird Mais angebaut. Bereits um 18:30 ist es ziemlich dunkel, vorher erleben wir aber noch einen tollen, farbigen Sonnenuntergang, leider nur aus dem Busfenster. Solange die Sonne geschienen hat, war es ziemlich heiß im Bus. Später zieht es aber durch die Fenster, so dass es trotz laufender Heizung unangenehm kalt wird und wir trotz komfortabler Sitze wenig Schlaf finden. 

Bereits um 5:30 kommen wir in La Paz an und trinken noch Kaffee und Kakao, bis es um 6:30 Uhr hell wird und wir lilagefärbte Wolken, einen Schneegipfel und die Seilbahn der Stadt bewundern können. Bald sind wir an unserem Hotel in der Altstadt, wo wir ein schönes Zimmer für nur 15 Euro/ Nacht gebucht haben und schon einchecken können. Wir frühstücken nebenan und kaufen Obst und Gemüse an der Straße. Wahnsinn wieviele sehr abwechslungsreiche Verkaufsstände es hier gibt. Dabei sind auch Sorten, die wir überhaupt nicht kennen. Häufig verkaufen hier sogenannte Cholitas, indigene Frauen mit mehreren Röcken übereinander, farbenfrohen Taschen und oft kecken Hüten. Schließlich machen wir uns auf die Suche nach Schuhen. Das Paar, das ich in Mendoza gekauft hatte, ist restlos hinüber. Da die meisten Menschen hier ziemlich klein sind, ist es gar nicht so einfach eine für mich passende Größe zu entdecken, aber schließlich werden wir fündig, mal schauen wie lange sie halten. Später kochen wir in der kleinen Küche des Hotels und gehen abends noch ein wenig raus. Man muss hier gar nicht in einem Restaurant essen, es gibt so viele unterschiedliche Straßenstände, dass sogar hungrige Wanderer im Nu satt werden!

Das Frühstück im Hotel ist zwar eher mager, aber ok.

Ansonsten kämpfe ich den größten Teil des Tages mit meiner Steuererklärung, was gar nicht so einfach ist, da das Internet zeitweise ziemlich schwach ist. Später nehme ich noch einen Podcast zu unseren Wanderungen mit Mareike von „ Wanderwach und Kaffee“ auf, wir lassen unsere Wäsche vom Hotel waschen und gehen abends noch etwas essen.

Am nächsten Tag kann ich glücklicherweise die Steuererklärung abschließen…

Mittags essen wir ein günstiges Menü in einem Dachterrassenrestaurant mit toller Aussicht. Da wir uns in den letzten Tagen nur wenig bewegt haben, unternehmen wir einen Abendspaziergang zu einem Mirador, von wo wir die bunt leuchtende Stadt mit dem über 6400 Meter hohem, schneebedeckten Illimani im Hintergrund bewundern können, ebenso wie eine Gruppe Japaner mit teuren Kameras und Stativen. Zurück in der Unterkunft essen wir ein ganzes Brot mit leckerer Avocado.

Am nächsten Morgen gönnen wir uns nach dem Hotelfrühstück noch ein zweites im Café nebenan. Dann gehen wir in eine Straße wo ein Friseurgeschäft ans nächste grenzt und ich mir einen Haarschnitt für vier Euro verpassen lasse. Am bunten Mercado Rodriguez vorbei gehen wir zu einer Bushaltestelle, von wo der Bus, den wir morgen nehmen wollen, abgeht und wir bringen die Abfahrtszeit in Erfahrung. In einem Laden der auf Nüsse etc. spezialisiert ist, kaufen wir dann für die nächsten 10 Tage ein. Obwohl wir weniger als die Hälfte verglichen mit Argentinien bezahlen, haben wir sogar sonst teure Lebensmittel wie Paranüsse diesmal dabei. Mittags gehen wir wieder zu dem Dachrestaurant essen und bummeln dann durch die Stadt. Als es heftig regnet, warten wir den Guss in der Touristeninformation ab. Auch abends gehen wir noch einmal aus. 

Da uns gestern gesagt wurde, dass der Bus nach Cohoni schon um 8:30 abfährt, gehen wir gleich nach dem Frühstück los, lassen allerdings einen Beutel mit nicht benötigter Ausrüstung an der Rezeption des Rixaa Hotels zurück. Wir kaufen das Ticket für den Bus an einem Straßenstand, knapp 3 Euro für 60 Kilometer. Da der Bus dann aber erst um 10 Uhr abfahren soll, bummeln wir noch über den Camacho Markt und setzen uns in ein Café. Anke trinkt Api, ein warmes, rot und weißfarbiges Getränk aus Maisstärke mit Zimtgeschmack. Ich dagegen bleibe beim Kaffee. Dazu essen wir Pasteles, mit Käse gefülltes, leckeres Gebäck. Zurück an der Haltestelle, fährt der kleine Bus dann erst um 10:45 ab. Schon nach 20 Minuten haben wir den dichten Stadtverkehr hinter uns gelassen, passieren etliche kleinere Orte und gelangen ins Tal des Rio La Paz, wo viel Gemüse angebaut wird. Die meisten Leute verrichten Handarbeit auf den Feldern, es gibt aber auch kleine Trecker. Bereits nach etwa 30 Kilometern endet der Asphalt und die Straße ist teilweise schlammig. Richtig abenteuerlich wird es, als sich die Piste aus dem Tal schraubt. Auf 13 Kilometern über 1100 Höhenmeter Aufstieg. Wir sitzen ganz vorne und erleben daher live, wie der Bus in den Haarnadelkurven fast über dem Abgrund schwebt. Stellenweise liegen Felsbrocken auf dem Weg, wir fahren durch Bäche und irgendwann kommen wir vor einem kleinen Erdrutsch zum Stehen, wo mit Spitzhacke und Schaufel, die Straße relativ rasch wieder befahrbar gemacht wird. Allerdings steigen wir Passagiere erst nach der Passage wieder ein. Trotz der Steilheit des Geländes sind die Absätze von Feldern und Häusern belegt. Gegen 14:20 erreichen wir schließlich den kleinen Ort Cohoni auf 3500 Meter Höhe, wo wir für etwa zwei Euro eine gut sättigende, wohlschmeckende Mahlzeit erhalten. Jemand fragt uns, ob wir auf den Illimani wollen, dann brechen wir um 15 Uhr auf. Wir wollen die Cordillera Real, die Bergkette mit den höchsten Gipfeln in Bolivien auf 300 Kilometer Länge von Ost nach West durchqueren. Ich war vor 10 Jahren, 2015 schon mal hier. Damals hatte ich mir aber wohl schon im Flugzeug eine üble Erkältung geholt, daher habe ich damals nur eine ziemlich kurze Tour gemacht. Ein steiler Fahrweg geht in einen Pfad über und bald liegt der Ort mit der Schlucht des Rio La Paz darunter, tief unter uns. Der Pfad dem wir weiter folgen wollten, existiert offenbar nicht mehr, daher arbeiten wir uns weglos den steilen Grashang hoch. Auf Absätzen zeugen alte Mauern von einer früheren, intensiveren Nutzung. Auf einem Felsen sehen wir ein Vizcacha. Es gibt auch einige Büsche, aber insgesamt kommen wir gut voran. Schließlich können wir auch Kuhpfaden folgen und sehen einige der Wiederkäuer. Es ist wolkig, aber freundlich. Bevor wir unser Lager auf einem grasigen Hügel aufschlagen, taucht kurz der Illimani aus den Wolken auf. Zwar sind wir nur knapp vier Kilometer weit gekommen, haben aber über 700 Meter Aufstieg absolviert und sind jetzt auf 4250 Meter. Leider öffnet sich der Nebel dann nicht mehr bis es gegen 19 Uhr dunkel wird. Heute essen wir abends Bananenchips zu den Erdnüssen. 

Am Morgen zieht es ganz kurz auf, so dass wir noch einmal den Illimani sehen können. Als wir aufbrechen, folgen wir zunächst Kuhpfaden im Hang und gelangen dann an einen alten Bewässerungskanal. Wann der wohl angelegt wurde? Das muss jedenfalls unheimlich viel Handarbeit gewesen sein! Nur an einer Stelle sehen wir Beton verwendet. Offenbar wird der Kanal, der Hangparalell verläuft immer noch genutzt. Schließlich steigen wir ein Stück nach oben und gelangen dann auf die Bikepackingroute „Mama Coca“, die theoretisch einem Fahrweg folgt, der aufgrund von Fels- und Erdrutschen aber nicht mehr durch Autos befahrbar ist. Die Route ist ziemlich spektakulär, allerdings verhüllt der Nebel zunächst viel. Überall fließt Wasser, teilweise in kleinen Wasserfällen die Wände hinab. An der Puente Roto befindet sich eine weite, grüne Ebene voller heller Lamas mit dunklen Nasen. Es gibt hier auch einige Ruinen, aber wohl auch noch immer genutzte Gehöfte, die perfekt in die Landschaft passen. Von hier wird der Illimani normalerweise bestiegen, wir sehen allerdings nichts von dem Berg. Bald darauf passieren wir einen kleinen See mit einigen Häusern. An einem Kompressor befindet sich ein Aufkleber einer Minenkooperative. Bald darauf kommt ein Mann winkend angelaufen und begleitet uns ein Stück weit. Florencio ist 58, hat einen beachtlichen Bauch, ist aber trotzdem offensichtlich ziemlich fit. Obwohl es kalt und ungemütlich ist, läuft er barfuß in Sandalen, trägt keine Handschuhe und ist lediglich mit einer offenen Jacke bekleidet. Er hat nach seinen Lamas geschaut und erzählt, dass dieses Jahr ziemlich regenreich ist, im Gegensatz zum Vergangenen. Obwohl wir noch auf über 4000 Meter Höhe sind, können Kartoffel hier dreimal im Jahr geerntet werden. Florencio hat drei Kinder, die aber alle in Städten leben, sein Sohn sogar in Brasilien. Bald verlässt uns unser netter Begleiter und schlägt einen Pfad zum 83- Seelendorf Pinaya ein, was wir unter uns sehen. Tatsächlich laufen wir hier nicht durch Wildnis, sondern eine alte Kulturlandschaft. Es ist erstaunlich an welch steilen Hängen Kartoffeln ohne Terrassen hier angebaut werden! Zwar passieren wir noch etliche genutzte Felder und einige Höuser, aber in der Vergangenheit war die Gegend sicher noch viel dichter genutzt und besiedelt. Meistens sehen wir Lamas, es gibt aber auch Schafe und einige Kühe, Maultiere, Pferde und Alpackas. Bei den einfachen Häusern weiß man nie genau ob sie noch bewohnt sind. Aber wenn ein Maultier oder eine Kuh davor angebunden fressen, kann man sich ziemlich sicher sein. Wir grüßen Frauen in Cholitaröcken, die auch noch gebückt auf dem Feld arbeiten, als es regnet und begegnen drei Männern, die sieben recht kleine Kühe vor sich hertreiben. Mittags essen wir die leckere Mischung aus Bananenchips, Erd- und Paranüssen, eine Art getrocknete Kirschen und mit Schokolade überzogene Sojabrösel, die wir in dem Nussladen gekauft haben. Lecker! Noch ehe wir fertig sind, beginnt es zu regnen, glücklicherweise nicht allzu stark. Später zieht es dann kurzzeitig sogar etwas auf, so dass wir die steile Landschaft besser bewundern können. Als es dann aber wieder regnet laufen wir um ein Tal mit Feldern und einigen Häusern herum. Hier gibt es auch Fahrzeugspuren. Als der Regen kurz vor 15 Uhr heftiger wird, bauen wir dann direkt über dem Weg unser Zelt auf. Eine gute Entscheidung, da es nass bleibt…

Am Morgen ist es relativ klar, obwohl stellenweise noch der Nebel hängt. Wir folgen der Bikepackingroute zunächst weiter aufwärts bis auf knapp 4700 Meter Höhe am Abra Pacuani. Ab dort ist der Weg stärker befahren, sogar Minibusse sind hier unterwegs. Allerdings begegnen uns immer noch recht wenig Fahrzeuge. Jetzt geht es lange durch die Kulturlandschaft der Anden bergab. Vor uns zeichnen sich bereits die roten Klippen des Palca Canyons ab. Die Orte mit verschiedenfarbenen Dächern sehen von oben recht bunt aus. Gestern hatten wir bereits eine Kiefernanpflanzung gesehen und hier wachsen Eukalyptus in den Tälern. Bei etwa 3600 Metern oberhalb von Palca erreichen wir den tiefsten Punkt und steigen jetzt wieder aufwärts. Es tröpfelt jetzt manchmal, glücklicherweise regnet es nicht mehr. Am Rio Choquecota scheinen einige Leute Gold zu waschen und wir passieren einen Stollen vor dem einige Männer sitzen, die erklären, dass das eine Goldmine ist. An etlichen Gewächshäusern vorbei wandern wir talaufwärts zum recht großen Ort Choquecota, wo es sogar eine touristische Infotafel gibt. Allerdings sehen wir weder eine Unterkunft noch ein Restaurant. Anke war vor sieben Jahren schon mal hier um den Takesitrail zu wandern. Das ist eine alte Inkraoute die von hier über 2000 Meter abwärts in den Bergregenwald führt. Wir hingegen folgen einem Seitental weiter aufwärts in dem an den Hängen Kartoffeln und Getreide angebaut werden. Ein Kartoffelfeld wird gerade abgeerntet und auch Frauen tragen schwere Säcke zum Weg, wo sie auf einen Geländewagen aufgeladen werden. Als das Tal abflacht, schlagen wir schon um 16 Uhr nach 33 Kilometern und über 1000 Meter Aufstieg unser Lager am Rand einer sumpfigen Wiese auf. Es ist kalt und windig, so dass wir uns rasch ins Zelt verziehen. Interessanterweise riecht es hier nach Schwefel, als ob eine heiße Quelle in der Nähe ist! 

In der Nacht regnet es immer wieder und auch am Morgen noch, so dass wir erst um 7:40 Uhr starten. Der Fahrweg endet schon bald an der Laguna Chuxna Quta. Von hier folgen wir einem steilen Bachtal aufwärts. Obwohl die Bikepackingroute hier verläuft, ist von einem Weg kaum etwas zu erkennen. Ein Mann scheucht seine Lamas aus einem Getreidefeld und treibt sie dann bachaufwärts. Dabei ist sein Hund keine Hilfe. Stattdessen wirft er immer wieder mit Steinen nach den Tieren. Er ist erstaunlich schnell, ok, er trägt auch keinen großen Rucksack, nichts desto trotz sind viele Einheimische offenbar ziemlich fit. Das Tal flacht schließlich ab und eine große, grüne Ebene erstreckt sich vor uns. Es ist ziemlich nass hier, so dass wir nasse Füße bekommen. Überall sind Lamas und wir sehen zwei weiße Gänse. Schließlich nehmen wir den Schlussanstieg zum 4890 Meter hohen Apacheta Pass in Angriff, der nicht allzu steil in gut zu laufendem, feinen Schotter erfolgt. Kurz zeigen sich hohe Schneeberge, sind aber bald wieder in den Wolken. Der Abstieg ist zwar sehr steil, dank dem Schotter aber gut machbar. Sogar Mopeds waren hier unterwegs!

Wir wandern im Hang oberhalb des Tals weiter abwärts und sehen ein Vizcacha. Schließlich steigen wir nicht zu steil ab und gelangen in ein Tal, wo wir die Bikepackingroute verlassen. Es gibt hier Schilder und Schrift an den Felsen, die darauf hinweisen, dass man den Privatbesitz hier nur mit Genehmigung betreten darf…

Das wir also illegal talaufwärts wandern, scheint einen Mann nicht zu interessieren, der aus einer weiteren grünen Ebene einige Kühe vor sich hertreibt. 

Im Tal folgt auf eine Stufe jeweils eine grüne Ebene, die an einer Stelle für das Vieh mit einer Steinmauer abgeriegelt ist. Mittlerweile peitscht uns der kalte Wind den Regen ins Gesicht, daher schlagen wir an einigen Ruinen halbwegs windgeschützt unser Lager auf. Obwohl es noch früh ist, haben wir bei diesen Bedingungen keine Lust über den nächsten, 5000 Meter hohen Pass zu steigen. Es regnet dann nur noch wenig, aber wir sind trotzdem zufrieden im Zelt zu sein. Nachts ist es ziemlich windig, so dass wir wegen der knatternden Zeltbahn nicht gut schlafen.

Am nächsten Morgen brechen wir in den kalten Wind auf. Aus dem nassen Nebel wird bald ein peitschender Regen, nicht zu stark aber sehr unangenehm. Das letzte Stück aus dem Tal zum Pass auf 5006 Meter ist sehr steil. Glücklicherweise finden wir in den Blöcken ausreichend Halt. Mittlerweile schneit es und oben ist die Nässe an Grashalmen festgefroren. Wir halten uns hier nicht lange auf und beginnen an etwas Altschnee vorbei den Abstieg, der weniger steil ist. Bald gelangen wir ins Tal des Rio Asirumarca, dem wir den Rest des Tages folgen. Eine weite, grüne Ebene entpuppt sich als Sumpf, wo wir eine Zeit lang durch unangenehm kaltes Wasser waten. Dummerweise hatte ich nicht die Regenjacke über meine Daunenjacke gezogen, so dass vor allem die Ärmel darunter mit der Zeit nass werden. Das Tal wird von steilen, dunklen Wänden eingefasst, aus denen zahlreiche Wasserfälle herabstürzen. An einem steilen Absatz im Tal, wo der Fluss in einen engen Kanal eingezwängt hinabdonnert, ist es gar nicht so einfach eine gangbare Passage zu finden. Schließlich stehen wir vor einer steilen Rinne, die machbar erscheint. Ich klettere vor, dann lässt Anke Rucksäcke und Wanderstöcke nacheinander runter purzeln und kommt dann nach. Glücklicherweise funktioniert das alles und an den Rucksäcken entsteht kein Schaden. In diesem wilden Tal gibt es kein Vieh, stattdessen sehen wir Hühner, die wir schon aus Argentinien kennen und einen Andenhirsch, der uns eine Zeit lang anschaut, bevor er sich entfernt. Mittag essen wir geschützt unter Felsen, die an ein Hünengrab erinnern. Nachmittags regnet es kaum noch und wir trocknen langsam wieder, dabei hilft natürlich, dass wir in tiefere Lagen gelangen. Allerdings bleiben Schuhe und Socken durchnässt. Ab 4000 Meter Höhe zeigen sich die ersten Büsche, die später teilweise zu dschungelartigen Dickichten werden. Glücklicherweise müssen wir uns nur einmal hindurch zwängen. Es gibt jetzt viele alte Steinmauern, die ehemals wohl Felder eingefasst haben. Wir passieren ein stallartiges Gebäude, was wohl nicht mehr genutzt wird. Immerhin gibt es dort eine Brücke und Andeutungen eines Pfades. Da die ersten bewohnten Häuser wahrscheinlich nicht mehr weit entfernt sind, schlagen wir bereits gegen 15 Uhr unser Lager auf 3700 Meter im Schutz von Büschen auf. Auch so weit unten ist es jetzt neblig und ungemütlich, daher sind wir froh, uns ins Zelt zurückzuziehen, wo wir endlich trockene Socken anziehen.

Oh Wunder, am nächsten Morgen wandern wir zum ersten Mal auf unserer Wanderung unter einem strahlend blauen Himmel los, was uns in Hochstimmung versetzt. Die Andeutung eines Pfades führt uns in einen steilen Hang über dem Fluss. Dort erwartet uns eine Betonbrücke, die über eine schmale Klamm führt. Auf der anderen Bachseite sehen wir einige Gebäude und begegnen einer Lamaherde. Wir folgen jetzt einem deutlichen Weg, der uns zu einem massiven Tor führt, was gar nicht so einfach zu überklettern ist. Heute ohne Nebel sehen die steilen, dunklen Felswände mit ihren Wasserfällen noch imposanter aus. Wir folgen jetzt einem Grasweg durch niedrigen, oft recht offenen Bergregenwald. Jetzt wo die Sonne das Tal erreicht hat, können wir uns an verschiedenen Orchideen, Bromelien, Farnen, dick bemoosten Stämmen und allgemein einer großen Pflanzenvielfalt kaum satt sehen. Anke erinnert sich an die Feldforschung für ihre Doktorarbeit im Bergregenwald Ecuadors. Schließlich gelangen wir an ein Gebäude, wo ein massives Tor den Eingang zur Straße abriegelt. Zunächst überlegen wir, ob wir darüber klettern können, beschließen dann aber an dem Haus zu fragen, ob das Tor geöffnet werden kann. Johnathan, ein junger Mann der hier alleine ist, erklärt, dass wir durch Privatbesitz der Jucumari Ecolodge gelaufen seien, wofür wir eine Genehmigung benötigt hätten. Jucumari ist übrigens die Bezeichnung für den Brillenbären, der hier lebt. Zunächst will er jemand per Handy über uns informieren, sieht dann aber ein, dass wir nur harmlose Wanderer sind. Er erzählt, dass das Tal so abgeriegelt ist, um vor allem illegalen Minensrbeitern den Zutritt zu verwehren. Jetzt wissen wir auch, warum das Tal so unberührt ist! Die meisten Kunden der Lodge seien an Vögeln interessiert. Schließlich verabschieden wir uns freundlich und wandern eine Piste aufwärts. An einem Bach legen wir unsere Mittagspause ein und breiten unsere Sachen zum Trocknen in der Sonne aus. Der Platz ist ziemlich vermüllt, im Gegensatz zu Argentinien wirkt Bolivien auf uns dreckiger. Eine Familie kommt mit ihrem Golf dazu und wäscht ihre Wäsche mit Pulver im Fluss…

Wir steigen insgesamt fünf Kilometer auf der Piste auf und erhalten tolle Ausblicke in die bewaldeten, steilen Hänge und ins Tal. Allerdings sind hier auch eine ganze Menge Fahrzeuge unterwegs. Schließlich erreichen wir die asphaltierte „Todesstraße“, Camino del Muerte. Diese Straße ist bei Radfahrern sehr beliebt, wirkt auf uns hier aber eher harmlos, vielleicht abgesehen von den Lastwagen. Nach zwei Kilometern kündigen Schilder den Beginn des Camino Sillutinkara an, einer alten Inkaroute durch den Bergregenwald. Den vielen Schildern nach zu urteilen, scheint der Weg eine ganze Menge Aufmerksamkeit zu erhalten, wir werden sehen…

Zunächst geht es auf schmalem Pfad aufwärts. Wir sind hier im Cotapata Nationalpark und zahlreiche Schilder weisen darauf hin, wie man sich hier benehmen soll ohne der Natur zu schaden. Es gibt aber auch Infos zu verschiedenen Vogelarten, dem Brillenbär etc. Der Weg ist ziemlich nass und schlammig, von Anfang an auch stellenweise ziemlich zugewachsen. Jetzt ist es bereits recht neblig, aber wir erhalten einige Aussichten in die extrem steilen Hänge. Längere Zeit folgen wir einem Bergrücken durch die dichte Vegetation abwärts. Ein etwas klaustrophobisches Erlebnis, aber tolle Baumfarne, Orchideen und andere Pflanzen begeistern uns. Stellenweise ist das steinerne Pflaster des Inkatrails noch zu erkennen. Allerdings sind die rutschigen Steine ziemlich tückisch…Schließlich führt der Pfad in den Hang. Wir füllen an einem Wasserfall unsere Vorräte auf und schlagen uns weiter durch die zunehmend dichtere Vegetation mit viel Bambus. Wir versinken häufig im Schlamm und winden uns kletternd und kriechend durch die Verhaue. Ein Schild macht auf eine nicht ganz vertrauenswürdig wirkende Brücke aufmerksam, die wir aber problemlos bewältigen. Der Pfad

wird immer schwieriger und von den angegebenen Zeltmöglichkeiten kann keine Rede sein. Hier im Nebelwald ist es schon jetzt ziemlich düster, Es wird später und später, dann beginnt es zu allem Überfluss zu regnen. In der dichten Vegetation und im Schlamm können wir nicht zelten, haben aber Glück, als wir schließlich bevor der Regen intensiver wird, auf dem Weg ein Plätzchen für unser Zelt finden. Tatsächlich schüttet es dann weiter, während wir trocken in unserer Nylonbehausung sitzen.

Am Morgen regnet es zunächst nicht mehr, aber die Vegetation ist natürlich klatschnass. Es gibt weniger Bambus als gestern so dass wir etwas besser vorankommen. Allerdings sind umgestürzte Bäume am Steilhang immer wieder ernste Hindernisse. Die Steine sind spiegelglatt, daher stürze ich zweimal. Dabei passiert nichts ernstes, allerdings tut mein rechtes Knie nach dem einen Sturz etwas weh. Es dauert nicht allzu lange, dann regnet es wieder, was aber kaum einen Unterschied macht, da wir ja sowieso schon nass sind. Als wir tiefer kommen, werden die Bäume langsam höher. Anke entdeckt immer wieder Orchideen und ich sehe eine auffliegende Nachtschwalbe und selten einen Kleinvogel. Ohne Zweifel gibt es hier viel Leben, aber wir müssen uns beim Laufen auf jeden Schritt konzentrieren und in dem grünen Dickicht ist es sowieso nicht einfach etwas zu erspähen. Gegen Mittag hat der Regen aufgehört, es wird wärmer und langsam versucht die Sonne durchzukommen. Obwohl hier bestimmt nicht viele Leute laufen, liegt stellenweise eine Menge Müll herum. Wir sehen die spärlichen Reste eines toten Gürteltiers an denen sich etliche Schmetterlinge laben. Wir hatten damit gerechnet, für die letzten 10 Kilometer des Sillutinkara Trails fast den ganzen Tag zu benötigen, kommen jetzt aber ganz gut voran. Mauern und Terrasse zeugen auf etwa 2000 Meter von früherer Besiedlung und auch der Wald hier wurde sicher schon mal gerodet. Das letzte Stück auf dem Sillutinkara ist dann noch mal sehr mühsam mit unter Stämmen und Ästen kriechen, während Dornenzweige uns festhalten wollen. Eine ingwerartige Pflanze wächst hier übermannshoch. Gegen 14 Uhr kommen wir schließlich auf den El Choro Trail, der viel einfacher ist. Teilweise wurden blockierende Äste frisch abgeschlagen und wir sehen Pferde und Hufspuren. An den Hütten von Supervista kann man zelten, aber der Mann der dort im Feld arbeitet spricht uns nicht an und sein kläffender Hund wirkt auch nicht gerade einladend. In Bellavista, ein Stück weiter, ist niemand zu sehen, aber einige Maultiere lassen vermuten, dass hier noch jemand zu Hause ist. Ein Plakat mit Fotos weist auf die Campmöglichkeit hin. Die teilweise baumfreien Flächen hier lassen vermuten, dass die Landschaft früher intensiver genutzt wurde. Da es schon wieder dunkel wird und nach Regen aussieht, schlagen wir auf einer Grasfläche auf dem Weg mit schöner Aussicht ins Tal bereits um 15 Uhr unser Lager auf. 

Es regnet dann allerdings nur wenig. Als es schon fast dunkel ist, kommt noch jemand vorbei und später eine Gruppe mit Stirnlampen. Die Nacht ist sehr mild, so dass wir das Zelt offen lassen können. Etliche Nachtschmetterlinge sammeln sich zwischen Innen- und Außenzelt. 

Am Morgen ist es bewölkt und teilweise hängt der Nebel in den Hängen. Der Weg ist jetzt ziemlich breit, frisch freigeschnitten. Wahrscheinlich die Vorbereitungen nach dem Ende der Regenzeit für die Touristensaison. Wir steigen bis zu einem Bach auf 1700 Meter Höhe ab, danach geht es jetzt kontinuierlich aufwärts. Wir beobachten zweimal kleine Waldhühner und lärmende Tukane im Geäst, die wir aber nicht deutlich zu sehen bekommen. Zweimal kommen wir an  wohl verlassenen Hütten vorbei. Wir passieren Seitenbäche mit tief herunter stürzenden Wasserfällen. Einen Bach queren wir über eine Brücke, von einer anderen Brücke sind nur noch die Drahtseile übrig und wir müssen den wilden, recht tiefen Bach durchwaten, was aber problemlos klappt. Zum ersten Mal auf dieser Tour laufen wir im T- Shirt. Als wir gegen 10 Uhr Guarda Loma erreichen, einige Hütten mit Schild „Dormitorio“, beginnt es recht heftig zu regnen und es donnert, so dass wir uns in einen Stolleneingang zurückziehen, den wir kurz zuvor passiert hatten. Während wir dort sitzen, kommen drei englischsprachige Wanderer vorbei, die uns nicht bemerken. Nach einer Stunde lässt der Regen nach und wir laufen weiter. Der Pfad führt jetzt durch ein altes Waldbrandgebiet mit hoher Vegetation, daher sind wir bald wieder ziemlich durchnässt. Wir erreichen Buena Vista mit einigen Hütten, wo wir einen älteren Mann sehen. Hier kann man wahrscheinlich ganz nett campen. Ab dort ist der Weg auch wieder freigeschnitten. Zu unserer Mittagspause erscheint die Sonne und wärmt gleich intensiv. Wir laufen zunächst im Hang weiter und erreichen dann den Rio Chucura, der mit weißer Gischt über felsige Katarakte stürzt. Eine nicht sehr Vertrauen erweckende Hängebrücke, die aber doch recht stabil ist, führt uns über den Fluss. Anschließend steigen wir im Hang auf und erreichen die Hütten von Villa Loa, wo wir niemand sehen, aber auf einer Tafel Essen angeboten wird. Auf frischen Pferdehaufen sitzen Massen von Schmetterlingen, zweimal sehen wir Kolibris und einen Vogel mit rotbraunen Kopf. Es regnet wieder, aber wir laufen weiter im Hang flussauf, jetzt oft auf dem breiten Steinpflaster des alten Inkawegs. Wir finden einige Walderdbeeren. In dem steilen Gelände passieren wir immer wieder auch frische Erdrutsche und schlagen schließlich nach über 20 Kilometern und mehr als 1500 Höhenmetern Aufstieg unser Lager an einer Verbreiterung des Pfads auf. 

Gegen Morgen regnet es wieder, so dass wir etwas später starten. Es dauert nicht lange bis wir die Hütten von Challapampa erreichen, wo zwei Zelte unter einer Holzkonstruktion stehen. Wir unterhalten uns kurz mit einem jungen Engländer, der zuvor eine organisierte, sehr günstige Tour auf den über 6000 Meter hohen Huayna Potosi mitgemacht hat. Während wir uns unterhalten kommt ein Kokablätter kauender Einheimischer dazu, der erzählt, dass das Camping dort 2,50 Euro pro Person kostet. Kurz danach überqueren wir wieder den Fluss über eine gute Brücke und laufen weiter auf der jetzt meist breiten, alten Inkastraße. Wir sind jetzt über 3000 Meter Höhe und verlassen langsam den Bergregenwald. Es regnet meistens leicht. Vor dem Ort Chucura beginnt eine Piste. Es gibt dort recht viele Häuser, aber sowohl die Schule, als auch das Restaurant scheinen nicht mehr in Betrieb zu sein. Am Ortsende spricht uns ein Mann in meinem Alter in gutem Englisch an. Liberio arbeitet als Bergführer und hat seine Sprachkenntnisse durch den Kontakt mit seinen Kunden erworben. Er erzählt, dass der Ort früher von viel mehr Menschen bewohnt gewesen sei, aber viele zum Arbeiten nach La Paz gezogen seien und allenfalls noch am Wochenende zurück kommen. Seine Eltern sind auch mit ihm im Garten, wollen sich allerdings nicht fotografieren lassen. Wir folgen dem Tal weiter und Mittags kommt die Sonne sogar etwas raus. Schließlich beginnt der lange Anstieg zum Chucura Pass. Hier verlaufen Inkatrail und Fahrweg getrennt voneinander. Teilweise können wir grandiose Ausblicke in die Bergwelt genießen aber bald regnet es wieder und donnert. Wir suchen eine Zeit lang Schutz unter einem Überhang, aber das Gewitter zieht bald weiter. Heute muss ich mich ganz schön quälen um den Chucura Pass auf 4860 Meter zu erreichen, dagegen ist Anke richtig fit. Na ja, wir haben heute auch fast 2100 Höhenmeter in den Beinen…

Der Abstieg ist viel flacher, allerdings überraschen uns die ziemlich verschneiten Berge voraus, unser nächstes Ziel…

An der Laguna Estrellani bei La Cumbre erreichen wir schließlich gegen 16 Uhr die asphaltierte Straße nach La Paz. Schon bald hält George, ein Bolivianer der uns für 4 Euro bis zum Minasa Terminal mitnimmt, eine Fahrt von etwa einer halben Stunde. Dort finden wir rasch ein Taxi mit dem wir ins Stadtzentrum fahren und dann zu Fuß zu unserem „alten“ Hotel laufen, wo wir wieder einchecken und dann bald in einem uns schon bekannten Restaurant in der Nähe essen. Natürlich breiten wir alle unsere feuchten Sachen zum Trocknen im Zimmer aus, und waschen Socken und Unterwäsche im Waschbecken. 




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