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14.11.2025

Durch die argentinischen Anden 5 Vom Refugio Nr. 4 (Fiambala) nach Corral Quemado (Belén)

 

            

 
10 Tage, 185 Kilometer, 5337 Höhenmeter Aufstieg

Zusammenfassung


Nach unserem Aufenthalt in Fiambala trampen wir zurück zum Refugio Nr.4, einer unscheinbaren Steinhütte an der Straße nach Chile, von wo wir unsere Wanderung fortsetzen. Diese Etappe ist weit überwiegend weglos und 10 abenteuerliche Tage stehen uns bevor. 

Wir starten bei 3750 Meter Höhe und überqueren bereits am zweiten Tag einen 5050 Meter hohen Pass, von dem wir 10 Vulkane mit Schneekappe gleichzeitig bewundern können. 

Obwohl es hier wenig Vegetation gibt, begegnen und zahlreiche Vikunas, die wilden Cousins der Lamas. Wir gelangen in ein Tal, dem wir lange abwärts folgen. Ein Tag ist fast komplett verregnet. Wassertropfen auf Kakteen sieht man auch nicht jeden Tag!

Nach dem Regen ist der Bach ziemlich gut gefüllt und je tiefer wir gelangen, desto schwieriger werden die zahlreichen Überquerungen, die wir zu bewältigen haben. 

Als wir in ein breiteres Tal gelangen, denken wir, dass wir das Gröbste hinter uns haben, aber der Wasserlauf, dem wir am nächsten Tag folgen ist teilweise klammartig eingeschnitten, daher müssen wir Wasserfallstufen bewältigen, und dreimal mühsam aus dem Tal klettern.

Anschließend folgt eine komplizierte Route über mehrere Pässe, wo einmal ein Kondor so tief über uns fliegt, dass wir das Rauschen seiner Flügel hören können. 

Wir gelangen dann in eine fantastische Dünenlandschaft in die ein kleiner See und ein Bachtal voller Wasservögel eingebettet sind. Ein sehr unerwarteter Anblick!

Bei einem nächtlichen Gewitter fürchten wir, dass der Hagel unser Zelt zerstören könnte, aber alles geht gut. Wir laufen über eine weite Ebene mit vielen Guanakos und sehen 30 Nandus, die südamerikanischen Verwandten der Strauße über den Sand laufen. In einem grünen Tal weiden viele Lamas und Schafe. Dort treffen wir schließlich deren Besitzer José, der hier weit abseits der Straßen mit seiner Familie lebt. Ein weiteres Gewitter geht mit heftigen Sturmböen einher, die unsere Häringe aus dem Sand ziehen, so dass wir im Sturm die Stangen aus ihrer Befestigung ziehen und notdürftig unter der Plane geschützt das Unwetter erdulden müssen.

Schließlich gelangen wir in tiefere Lagen voller Schluchten und Buschwerk, wo bis zu 6 Meter hohe Kakteen wachsen und erreichen nach 185 Kilometern Corral Quemado, von wo wir nach Belén trampen. 


Start an der Straße nach Chile auf 3750 m

Wir sehen zahlreiche Guanakos

Wir folgen zunächst einem Bachtal

Die hohen Vulkane überragen die Puna

Abendspaziergang



Unser erstes Lager im Sonnenuntergang

Aufstieg zum Pass

10 Vulkane mit Schneekappe ragen in der Umgebung auf

Vikunas in der öden Weite


Tolle Farben auf über 5000 Meter Höhe

Es geht abwärts in ein Tal, dem wir lange folgen


Hier regnet es fast den ganzen nächsten Tag

Sehr nass!

Nasse Kakteen

Angeschwollener Bach

Hier treffen wir zwei Männer

Wir klettern aus der Schlucht

Wir müssen den Bach oft durchwaten

Je tiefer wir gelangen, desto schwieriger werden die Durchquerungen

Wir trocknen unser Sachen

Teilweise geht es durch recht dichtes Buschwerk

Abwärts in einem engen Canyon mit einigen Stufen

Interessante Gesteinsformationen


Nur selten schlagen wir ein Cowboycamp auf

Auch am nächsten Tag geht es oft durch Wasser

Wir folgen dem Tal lange Zeit aufwärts

Kaffee- und Teepause

Enge Klamm


Streckenweise laufen wir im Wasser

Wir umgehen eine Passage des Bachs oberhalb


Der Bach wird durch einen Tunnel gezwängt



Wir müssen eine Engstelle umklettern


Krasse Farbmischung

Wir müssen ein weiteres Mal aus der Schlucht klettern


Hier kommen wir wieder einfacher voran

Es geht einen sehr steilen Schotterhang hoch

Bach mit Riesengras

Am Ende eines spannenden, aber anstrengenden Tages

Wir müssen den Wasserfall umgehen



Unerwartete Sandlandschaften


Alte Mauern wo kein Mensch mehr lebt


Verfallene Gebäude bei einer alten Mine

Kolibrinest in einem Stolleneingang


Sonnenaufgang

Teilweise folgen wir Wildpfaden

Die Vulkane sind allgegenwärtig


Bergige Weiten



Ein von Sand umgebener See












Steile Sanddünen

Was für Kontraste!


Seltener Blütentupfer

Häufig drohen Gewitter

Längst verlassen

Hier weiden Kühe


Im Sonnenaufgang

Vizcacha

Wir überqueren eine weite Ebene

Nandus


Ein Tal voller Lamas und Schafe



José lebt mit seiner Familie in der Einsamkeit

Zunächst folgen wir einem Pferdeweg

Die Ruhe täuscht...

Nach dem Gewittersturm


Schlange

Hohe Kakteen

Dichte Trockenvegetation

Pause im Schatten von Weiden

Die Berge bleiben zurück


Der Rio Belén stellt kein Problem dar



Nach dem Frühstück stehen wir bereits um 8 Uhr an der RN 60 In Fiambala. Wir sind auf eine lange Wartezeit eingestellt, doch bereits nach einer guten halben Stunde nimmt uns Carlos in seinem Pick- up mit, der ein Refugio vor der Grenze betreibt. 

Carlos verrät uns dann die Namen der auftauchenden, über 6000 Meter hohen Vulkane Incahuasi und Ojos del Salado.

Diesmal fallen mir die recht großen Bäume ziemlich zu Anfang auf, sowie etliche Esel. Bereits gegen halb 11 sind wir wieder am Refugio Nr. 4, einer kleinen Schutzhütte, wo es sogar w-lan über Starlink gibt! Bald laufen wir von 3750 Meter Höhe aufwärts in ein Tal, wo ein kleines Bächlein fließt. Es gibt hier Kühe, Esel und Eidechsen. Immer wieder sehen wir Vikuna Rudel bis etwa 11 Individuen, teilweise mit kleinen Jungen. Mit schwer bepacktem Rucksack ist das bergan steigen ziemlich anstrengend. Machmal ist es ziemlich grün im Tal, dann wieder sandig und trocken. Bereits um 15 Uhr schlagen wir unser Lager auf, da ansonsten bald ein langer Passanstieg ansteht. Bald donnert und regnet es etwas, was soll’s, wir sind gut geschützt. Es bleibt allerdings bei wenigen Tropfen, daher unternehme ich einen Abendspaziergang. Ein Stück unterhalb gibt es noch einige Sträucher am Talrand, aber ab hier ist nur noch Gras vorhanden. In ziemlicher Nähe fließt der Bach noch mal, aber dann ist das Tal ziemlich trocken. Schließlich laufe ich über einen Hügel, wo sich mehrere Vulkane schön im Abendlicht abzeichnen und gelange dann im Sonnenuntergang zurück zum Zelt.

Bereits seit wir die Bikepackingroute verlassen haben, folgen wir wieder Bernd Looft s“ Route der großen Andentraverse, die er selber aber noch nicht gelaufen ist.

Unser übliches Frühstück aus Haferflocken und Erdnüssen, ergänzen wir auf dieser Etappe mit Milchpulver und Schokocreme, sowie etwas Speiseöl.

Heute ist es zur Abwechslung den ganzen Tag teilweise bewölkt. Von unserem Lager auf 4269 Meter Höhe steigen wir etwa sechs Kilometer weit nicht zu steil bis auf 5050 Meter Höhe auf. Zunächst folgen wir noch einem Bächlein, dann geht es durch eine leblose Steinlandschaft. Oben angekommen, öffnet sich der Blick auf zehn Vulkane mit Schneekappe, darunter besonders eindrucksvoll Incahuasi und weiter entfernt Ojos del Salado. Weiter geht es über eine steingraue Hochfläche. Obwohl es hier kein Grün gibt, sehen wir Vicunas, darunter ein 15- köpfiges Rudel, dass neugierig ist und kaum Scheu zeigt. Wir steigen langsam ab, müssen noch einige Höhenmeter über einen Hügel bewältigen und folgen dann lange Zeit einem Tal abwärts. Wir sehen etliche Vicunas, Eidechsen, kleine, braune Hühner, auffliegende Schnepfen und zwei Kondore. Schon auf 4500 Meter ist das Tal erstaunlich grün. Vikunaspuren kreuzen die Hänge, außerdem sehen wir Fuchsfährten und eine Nanduspur. Der Bach verschwindet ab und zu im Sand, taucht aber immer wieder auf. Irgendwann sehen wir zwei alte Steinmauern und als wir um 16:45 unser Lager nach 24 weglosen Kilometern auf 3839 Meter Höhe aufschlagen, sind einige Kühe in der Nähe. Das Tal ist bis jetzt sehr abwechslungsreich mit flacheren und steileren Abschnitten. An geschützten Stellen wachsen einige Blumen. Später als wir im Zelt sind, regnet es etwas.

Dagegen regnet es dann die ganze Nacht ziemlich heftig.

Am Morgen regnet es zwar weniger, dafür ist es neblig und feucht. Nichts desto trotz starten wir um kurz nach 12, als wir das Gefühl haben, dass bald die Sonne rauskommt. Zunächst folgen wir einem kleinen, klaren Bächlein, dass durch einmündende, schlammbraune Seitenbäche aber rasch ziemlich groß wird. Das Tal fällt ziemlich steil ab, aber meist können wir Kuhpfaden folgen. Kakteen sind von Nebeltropfen bedeckt, ein ungewohnter Anblick. Mit abnehmender Höhe treffen wir auch auf mehr Blüten und eine fette Kröte. Das Tal ist jetzt auch zunehmend mit Sträuchern bewachsen und auch Büschel des Riesengrases sind schon vorhanden. Da es wieder regnet und wir zunehmend durchnässen, schlagen wir bereits nach einer Stunde wieder unser Lager auf einer Stufe über dem Bach auf.

Am Morgen ist es wieder klar und ein schöner, wolkenloser Tag bricht an. Da wir ein wenig davor zurückschrecken, wieder in unsere nassen Sachen zu steigen, starten wir erst um 7:40. 

Zunächst ist der Bach noch ziemlich klein. Ziemlich häufig sehen wir große, recht dunkle Kolibris, aber auch kleinere, die sich an den orangen Blüten eines Strauches laben. Zu unserer Überraschung passieren wir eine Hütte mit Solarmodul, an der wir zwei Männer, 2 Pferde und einige Hunde sehen. Bald tritt der Bach in eine Schlucht ein und wir müssen häufig das Gewässer durchwaten um die Seite zu wechseln. Einmal folgen wir einem Ziegenpfad aufwärts in die Klippen. Der Abstieg gestaltet sich allerdings schwieriger und wir müssen ein Stück klettern, was aber kein größeres Problem aufwirft. Bei unserer Mittagspause, auf dieser Etappe mit Keksen, kommt erst ein Mann um die 40 vorbei, mit Piercings in den Augenbrauen. Er treibt mit seinem Hund zu Fuß drei Kühe vor sich her. Wenig später kommt noch ein Reiter mit Packpferd vorbei. Da sie es offenbar eilig haben, wechseln wir nur wenige Worte. Nachdem ein großer Seitenbach, ebenfalls schlammrot nach dem gestrigen Regen eingemündet ist, werden die zahllosen Überquerungen des Bachs deutlich schwieriger. 

Schließlich geht es in eine weitere Schlucht, wo der nächste große Nebenbach die Wassermenge vergrößert hat. Hier ziehe ich mich zweimal zurück um eine bessere Stelle zu finden. Glücklicherweise ist das Wasser zwar sehr reißend, mit zahlreichen mitgeschwemmten Steinen, aber nicht sehr tief, so dass uns die Durchwatungen, bei denen wir stets die Schuhe anlassen immer gelingen. Es gibt in dieser Höhe schon einige Bäume und Pappeln, sowie etliche Mauerreste zeugen von früherer, intensiverer Besiedlung. Als sich das Tal weitet, spaltet sich der Bach häufig in mehrere Arme auf und ist deshalb einfacher zu bewältigen. Nach unserer letzten Überquerung schütten wir erst mal Schuhe und Socken aus, unglaublich wieviel Sand vom Bach reingeschwemmt wurde.

Wir steigen in einer kleinen, dichtbewachsenen Schlucht hoch zu einem Kamm und steigen dann in einen interessanten Canyon ab, wo sich Wasser in tiefen Felsspalten gehalten hat. Schließlich wandern wir durch ein flaches, trockenes Tal mit hellen Gipsfirmationen am Rand und stoßen dann auf die Bikepackingroute, die von Fiambala nach San Pedro de Atacama führt, hier nur eine undeutliche Fahrspur. In der Sandebene an einem Bach schlagen wir schließlich nach 21 harten, aber spannenden Kilometern unser Cowboycamp auf. Da wir fürchten, dass ein weiterer Bach auf unserer Route noch schwieriger ist, planen wir eine Alternative. 

In der Dämmerung umflattern uns Fledermäuse, die Nacht wird sternenklar und mild.

Unsere Schlafsäcke sind vom Tau morgens ziemlich feucht. Wir hatten uns schon gefreut, die zahlreichen Bachquerungen hinter uns zu haben, aber morgens auf der Fahrspur geht es gleich weiter. Eigentlich sind wir gefühlt mehr im Bach, als auf dem Trockenen. Glücklicherweise ist der Bach nicht tief, daher sind die Durchwatungen einfacher als gestern. Nach vier Kilometern biegen wir nach rechts ab und laufen ein grandioses, schluchtiges Bachtal hoch. Auch hier gibt es helle Gipsformationen. Als die Sonne erscheint, legen wir erst einmal eine Kaffee und Teepause mit Kochen auf dem Hobo ein. Sehr schön! Bald führt der Bach in eine klammartige Schlucht, sehr eindrucksvoll, aber auch gut, dass der Wasserstand nicht zu hoch ist, da wir häufig im Wasser laufen. Einige Male sehen wir wieder grüne, sittichartige Vögel. Mittags rasten wir im Schatten einer Akazie. Eine weitere Schlucht ist fast tunnelartig, mit grünen Moosen in der überhängenden, nassen Wand. Immer wieder passieren wir steile, gipsartige Formationen. Kleine Wasserfälle umklettern wir kurz, aber dann ist klar, dass wir in der engen Klamm mit Wasserfallstufen nicht weiterkommen. Also steigen wir nach rechts, zunächst durch hohes Gras steil raus. Der Abstieg zurück zum Bach ist glücklicherweise sanfter. Später kommen wir an eine weitere, unzugängliche Klamm. Wir klettern wieder nach rechts raus. Ein Durchgang im steilen Gips ist so eng, dass wir die Rucksäcke abnehmen müssen. Auch hier ist der Abstieg unproblematisch. Hinter der Einmündung eines Nebenbachs wird das Tal flacher und wir sehen einige Kühe. Schließlich steigen wir raus. Beim Abstieg in eine Rinne rutscht Anke aus, überschlägt sich und schürft sich den Arm auf, Gott sei Dank nicht allzu schlimm. Schließlich geht es in feinem, hellen Schotter sehr steil zu einem Kamm. Hier will man nicht ausrutschen! Oben ist das Terrain flacher, wir folgen einem Tal und gelangen zurück an einen Seitenbach, dem wir schon bei der Einmündung in den Bach, dem wir den ganzen Tag gefolgt sind, gesehen haben. Zunächst ist das Tal offen, aber es gibt auch noch einmal eine enge Passage, in der der Bach durch Riesengrasdschungel fließt. An etlichen Stellen ist dieses Gras verbrannt, durch Menschen?

Als sich das Tal wieder öffnet, schlagen wir nach zwanzig harten, aber sehr eindrucksvollen Kilometern unser Cowboycamp oberhalb des jetzt klaren Bachs auf. Ein toller Tag mit sehr guter Stimmung zwischen Anke und mir geht zu Ende. Als später Wolken aufkommen, bauen wir das Zelt auf, es bleibt aber trocken.

Am nächsten Morgen folgen wir dem Tal mit seinem jetzt kleinen Bächlein, über das wir noch einige Male springen. Vielerorts zeigen sich  weiße Sandflächen- und Hänge. Schließlich steigen wir vor einer hohen, dunklen Wasserfallstufe nach rechts steil, aber viel einfacher als gestern aus dem Tal aus und gelangen auf die Provinzstraße 34, die aber wohl nur noch von Pferden und Maultieren benutzt wird. Unter uns sehen wir später das grüne Bachtal, dem wir gefolgt sind und was abrupt dem Sand entspringt. Hier auf der weiten Sandebene sehen wir zehn Guanakos flüchtend. Schließlich wenden wir uns von dem Weg ab und steigen in ein Sandtal. Plötzlich merkt Anke, dass sie ihr Handy bei der letzten Pause liegen gelassen hat. Sie muss etwa einen Kilometer zurück laufen und findet das Mobiltelefon glücklicherweise wieder.

Wir steigen einen Sandhang hoch in ein Tal mit Bächlein. Eine Mauer, die als Zaun gebaut wurde, zeigt, dass hier früher Vieh geweidet wurde. Wir entdecken einen Gürteltierpanzer auf über 4000 Meter Höhe und sehen einen Greifvogel. Bei der Mittagspause sind unsere Schuhe und Socken zum ersten Mal seit Tagen trocken. Ein weiterer Sandhang führt uns dann in ein recht enges Tal, ebenfalls mit Bächlein. An einer Stelle stehen dort die Bruchsteinruinen einiger Häuser und wir entdecken einen Stollen, der in den Berg getrieben wurde, offenbar eine alte Mine. Ein großer Kolibri ähnlich wie die gestern fliegt uns aus dem Eingang entgegen und dort sehen wir auch sein Nest. Es hat sich jetzt etwas bewölkt. Wir wollen nicht zu hoch aufsteigen und noch am Bach zelten, daher schlagen wir bereits um 16:30 auf knapp 4500 Meter unser Lager auf. Bei einem kleinen Abendspaziergang sehen wir dann noch 3 und 8 Vicunas.

Am Morgen ist unser Zelt leicht gefroren. Wir folgen dem Bach aufwärts und steigen dann nicht zu steil hoch zu einem Pass auf 4850 Meter Höhe. Obwohl der Anstieg nicht schwierig ist, sind wir in der Höhe sehr langsam. Von oben haben wir noch einmal einen tollen Ausblick auf einige Vulkane mit Schneehaube, darunter Incahuasi und Ojos del Salado. Beim recht flachen Abstieg sehen wir im Hang 9 Vicunas, welche nicht die Einzigen heute bleiben. Einmal sehen wir zwei sich verfolgende und überall sind Fährten, Liegekuhlen und Stellen wo sich der Kot von mehreren Tieren angesammelt hat. Wir folgen einem recht engen Bachtal mit Wasser weiter, wo immer wieder kleine, braune Hühnervögel auffliegen. Dann geht es hoch zum nächsten Pass auf 4580 Meter. Das letzte Stück ist ziemlich flach. Wir folgen jetzt einer komplizierteren Route im Hang und auf einer Stufe über zwei kleinere Pässe. Die Orientierung läuft über das GPS unserer Handys mit den Kartenprogrammen Mapout und Gaia GPS. Gaia hat den Vorteil, dass die Höhenlinien im Zehn Meter Abstand sind, im Gegensatz zu 20 bei Mapout. Dadurch ergibt sich eine detailliertere Geländedarstellung. Nur sehr selten sehen wir aufgetürmte Steine zum Windschutz als einziges menschliches Zeichen. Ansonsten haben wir diese grandiose Bergwildnis für uns, in der meist das Terrain so ist, dass man überall relativ gut laufen kann. Auf einem Pass kreist ein Kondor lange so dicht über uns, dass man sein Flügelrauschen hören kann. Zweimal sehen wir Nanduspuren, bekommen jedoch keinen der großen Vögel zu sehen. Dann sehen wir einen kleinen See, der fantastisch in eine weiße Dünenlandschaft eingebettet liegt. Spektakulär! Auch als wir einem Tal mit Wasser folgen begleitet uns der Sand noch. Nach 25 Kilometern schlagen wir dann im Tal unser Lager auf. Zu unserer Überraschung hören wir Motorradlärm und sehen später auch entfernt zwei Maschinen auf der anderen Talseite rasen. Auf dem Hobo kochen wir Ramen Nudeln, die wir aus dem Refugio an der RN 60 mitgenommen hatten. Während es über Tag mal wieder sonnig und schön war, bewölkt es sich abends zusehends.

Wie immer laufen wir in der Dämmerung los und kreuzen das breite Bachtal. In der Folge verwandelt es sich in ein seeartiges, flaches Becken mit vielen Wasservögeln, darunter auch einige Flamingos, weiße Andengänse, Kiebitze und Schnepfen. Natürlich sind auch Vicunas wieder da. Wasser, weißer Sand und gelbes Gras bilden tolle Kontraste im Morgenlicht. Allerdings sind auch einige Motorradspuren vorhanden. Später laufen wir lange Zeit über dem Bach auf der Schulter mit jetzt recht vielen Sträuchern. Blaue Lupinen und gelbe Kreuzblütler locken einige Kolibris an. Wir stoßen auf einige alte Mauern und sehen Kuh- und Pferdespuren. Später laufen wir entlang des klaren Bachs, den wir einige Male überspringen. Ein Kondor kreist hoch über uns und immer wieder sehen wir Rudel von Vikunas oder Guanakos. 

Schließlich steigen wir von etwa 3500 Meter Höhe in einem kleinen Bachtal wieder auf. Es gibt hier einige Ruinen, eine sogar noch mit Dach und einen Steinofen. Es gibt hier Wasser, grünes Gras und eine etwa 50- köpfige Kuhherde. Wir überqueren einen Pass auf 3975 Meter Höhe und schlagen unterhalb in einem Tal mit etwas Wasser gegen 16 Uhr nach etwa 24 Kilometern unser Lager auf.

Später ziehen dunkle Wolken auf, es donnert und beginnt zu regnen, daher unterbleibt der Abendspaziergang. Es hagelt dann sogar, aber nicht allzu lange bis der Spuk vorbei ist.

Später in der Nacht gewittert und hagelt es noch mal sehr heftig. Ich habe Angst, dass die Eiskörner Löcher ins Zelt reißen…

Am Morgen verlassen wir die von Bernd ausgearbeitete Route, da wir fürchten in ein nur schwer passierbares Tal zu gelangen.

Wir folgen dem Tal mit Bächlein abwärts. An einigen Felsen sehe ich etwa 5 hasengroße Vizcachas mit langen, buschigen Schwänzen ziemlich vertraut herumturnen. Bald öffnet sich eine weite, grüne locker mit Sträuchern und Grasbüscheln bewachsene Ebene, wo wir zahlreiche Guanakos meist in Rudeln von 10-20 Individuen sehen. Nach einer Rast an dunklen, glatten Felsen biegen wir in ein sandiges Tal ab, wo zu unserer Überraschung eine Gruppe von 30 Nandus reißaus über eine weite Sandfläche sucht. In der Nähe sehen wir einige große, braune Lamas. Wir überqueren einen niedrigen Pass und laufen in ein Tal was zu einer grünen Ebene ansteigt, voller Lamas, Schafe und Esel. Außerdem sehen wir noch einmal zwei Nandus aus der Nähe. Schließlich überqueren wir einen weiteren niedrigen Pass und steigen steiler in ein Bachtal ab. Wir sehen ein Lehmhaus mit Ziegen und als wir eine Pause einlegen, erscheint ein Reiter. José, ein Mann um die vierzig lebt mit seiner Familie hier und ist der Besitzer der vielen Tiere hier. Er bestätigt uns, dass es zur Zeit viel regnet und daher die Landschaft ziemlich grün ist. Außerdem empfiehlt er uns einen Pferdepfad, der etliche Biegungen des Baches abkürzt. Da es schon wieder nach Gewitter aussieht, schlagen wir nach knapp 28 Kilometern unser Lager im Sand oberhalb des Bachs auf. 

 Tatsächlich kommt das Gewitter dann erst in der Nacht, allerdings mit ungeheurer Gewalt. Dabei sind die mächtigen Sturmböen, die von allen Seiten kommen, unser größtes Problem. Obwohl wir das Zelt gut abgespannt hatten und die Häringe mit Felsbrocken gesichert, werden sie fast alle irgendwann aus dem Sand gezogen. Wir halten von innen die Stangen fest, damit sie nicht brechen. Aber wie lange wir dem Sturm standhalten können, wissen wir nicht. Irgendwann geht die mutige Anke raus in den Regen und versucht die Zeltstangen von außen festzuhalten. Schließlich schlage ich vor, die Stangen aus ihrer Verankerung zu ziehen um dadurch das Zelt hinzulegen, was den Sturmböen weniger Angriffsfläche bietet. Das funktioniert auch, wir liegen wir dann unter der Zeltbahn, die uns auch so recht gut vor dem Regen schützt. Mittlerweile ist es gegen 2 Uhr und wir finden keinen Schlaf, da das Unwetter immer noch tobt. Erst als es um fünf ziemlich plötzlich ruhig wird, krabbeln wir unter der Zeltbahn hervor und schlafen noch etwas unter dem offenen Himmel über uns.

Als wir gegen 7:30 aufstehen, finden wir rasch die vom Sturm gezogenen Häringe wieder. Wir bauen das Zelt wieder auf, um festzustellen, dass es keinen Schaden genommen hat. Dann überqueren wir den Bach und folgen einem Pferdepfad, der eine unzugängliche Schlucht umgeht. Im Sand sehen wir eine etwa siebzig Zentimeter lange Schlange, die versucht sich im Gebüsch zu verstecken. Unsere erste Schlange in Argentinien! Die Granitfelsen hier hätten uns geschütztere Zeltplätze für die Nacht geboten, aber mit so einem Inferno haben wir nicht gerechnet! Das sandige Terrain hier mit vielen Dünen ist von zahlreichen Viehpfaden durchzogen. Schließlich gelangen wir an den Rand eines komplizierten Schluchtensystems, finden aber Pfade, die uns nach unten führen. Teilweise ist das Buschwerk hier ziemlich dicht und es gibt recht viele, bunte Blüten. Besonders eindrucksvoll sind allerdings zahlreiche, um die sechs Meter hohe Kakteen in denen es sogar Spechthöhlen gibt!

Schließlich gelangen wir an ein klares Böchlein wo wir im Schatten von Pappeln und Weiden Mittag essen. Offenbar ist der Platz beliebt, da Schilder verkünden, dass man keinen Müll wegwerfen darf. Ein Pferdepfad führt uns von hier zum breiten Bett des Rio Belén, dessen Arme wir aber ohne Probleme von Stein zu Stein überqueren können. Wir müssen noch ein Stück durch Matsch und hohe Vegetation, erklimmen eine Böschung, laufen durch eine Gehölzlandschaft mit vielen Akazien die mich an afrikanische Savannen erinnert und erreichen dann eine Straße, die aber lediglich ein Fahrweg ist. Ein Stück weiter gelangen wir in den langgestreckten, recht netten Ort Corral Quemado, ab dem die Straße asphaltiert ist. Am Ortsende dauert es nicht lange, bis uns der etwa 30-jährige Lucas in seinem Pick-up mitnimmt. Er kaut Kokablätter und stellt uns in rasantem Spanisch viele Fragen. Es scheint für ihn völlig unverständlich zu sein, wie wir in zehn Tagen von der RN 60 durch die Berge hierher gelangt sind…

Wir fahren etwa 75 Kilometer durch eine eindrucksvolle Landschaft und gelangen in die Kleinstadt Belén. Im Touristenbüro gibt es wlan und wir buchen ein Hostel. Später gehen wir noch einkaufen und kochen uns dann in der Küche der Unterkunft ein leckeres, sättigendes Essen.




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