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03.10.2016

Durch die Drakensberge 5



In der Nacht hat es stark getaut, so dass Hose, Strümpfe und Trailrunningschuhe schon nach wenigen Schritten total durchnässt sind. Das Vorankommen erweist sich als viel langsamer als gedacht. Da die Täler meist zu steil sind, um auf direktem Weg durchquert zu werden, laufe ich immer wieder lange Zeit an den Hängen entlang, um schließlich ein Tal an seinem Oberlauf zu passieren. Während man häufig den weiteren Wegeverlauf schon auf Kilometer hinaus ausmachen kann, sind die Täler mit ihrer dichten Vegetation stets eine Herausforderung. Einige Male verliere ich den Pfad komplett und gehe weglos dorthin, wo laut Karte der Weg weiter verlaufen muss.
Während ich auf dem Plateau häufig Hirten, oder zumindest ihr Vieh gesehen habe, ist es hier sehr einsam. Daher bin ich überrascht, als ich ein wanderndes Paar treffe, dass im Tseketseke Tal übernachtet hat. Die beiden stammen ursprünglich aus Österreich leben aber bereits seit 20 Jahren in Johannesburg.



                                          Grasige Weiten

Selten wachsen einzelne, windzerzauste Zypressen im Grasland.


                                   Zypresse

Gegen Mittag stoße ich auf den Contour Path. Dieser Weg startet in der Nähe des Cathedral Peak Hotels und führt bis nach Bushman's Nek am südlichen Ende des Ukhalamba- Drakensberg Parks. Theoretisch gibt es damit einen tollen Weitwanderweg auf der südafrikanischen Seite. Warum das in der Realität etwas anders aussieht, werde ich in den nächsten Tagen feststellen...
Zunächst verläuft der Contour Path hier auf einem alten, offenbar schon seit Jahren nicht mehr benutzten Fahrweg. Obwohl er stellenweise ziemlich zugewachsen ist, erlaubt er doch ein rasches Vorankommen.
Mittlerweile wurden die Berge von den Wolken verschluckt. Es herrscht eine düstere Atmosphäre und beginnt schließlich zu regnen.
Da ich in dem hohen Gras keinen geeigneten Zeltplatz entdecke, schlage ich schließlich mein Lager mitten auf dem Weg auf. Dieser könnte hier zwar theoretisch befahren werden, ich halte das aber für extrem unwahrscheinlich und sehe auch tatsächlich keinen Menschen mehr.


                             Regenpause

Auch am Morgen regnet es noch, weshalb ich später als normal aufbreche. Schließlich reißen die Wolken aber doch auf und es präsentieren sich mir schöne Bilder als die Sonne den Dunst langsam verdrängt.


       Noch kämpfen Sonne und Wolken um die Vorherrschaft



                                Abstieg ins Didima Tal

Bald wendet sich der Contour Path von dem alten Fahrweg ab, und führt abwärts ins Didima Tal.


Didima Tal
Die Österreicher, die ich gestern getroffen hatte, hatten erwähnt, dass es unweit des Weges im Didima Tal einige Felsmalereien gibt. Als ich einen unscheinbaren Trampelpfad entdecke, hoffe ich, dass er zu einer solchen, prähistorischen Kunststätte führt. Und tatsächlich, nach einigen Schritten gelange ich zu einem ausgedehnten Überhang im Sandstein, wo ich zunächst nur einige unscheinbare Zeichnungen entdecke. Nach genauerer Untersuchung entdecke ich dann aber auch noch eine Reihe deutlicherer Felsbilder.

Die Buschmänner, oder San waren bis zur Ankunft der Bantu und später der Buren die ursprünglichen Einwohner des südlichen Afrika. Als Jäger und Sammler müssen die damals sicher noch sehr wildreichen Drakensberge ein Paradies für sie gewesen sein.
Da es in den Sandsteinformationen unterhalb des Plateaus zahlreiche, geschützte Halbhöhlen gibt, fand man hier bisher ca. 20.000 Höhlenmalereien an etwas 500 unterschiedlichen Stellen!
Dabei sind die bedeutenderen Orte mit Felskunst abgesperrt und nur mit einem Führer zugänglich, da leider einige der Bilder durch Vandalismus schwer geschädigt wurden. 
Häufig werden die Beutetiere der San dargestellt, darunter oft Elenantilopen, die damals wohl das wichtigste Objekt der Jagd waren. Man vermutet, dass die Urheber der Zeichnungen in der Regel Schamanen waren, die als Verbindung zwischen den Menschen und der spirituellen Welt dienten.
Leider fand die Geschichte der San in den Drakensbergen Endes des 19. Jahrhunderts ihr Ende. Dem zunehmenden Druck der burischen Siedler konnten sie nicht standhalten. Da das Wild immer seltener wurde, erbeuteten sie statt dessen zahme Rinder und wurden als Viehdiebe gnadenlos verfolgt. Heute leben die San lediglich noch in der Kalahari Wüste Botswanas und Namibias.

                                    Felszeichnung
















                                  Offenbar benutzten die San auch Boote



                                                         Elenantilope

Mitunter höre ich einige Raben krächzen, meist ist es aber sehr still.
Obwohl es weiterhin eher kühl ist, sehe ich einige schöne Schmetterlinge.

                                     Farbenprächtiger Falter   

Zweimal muss ich den Didima und einen Nebenbach durchwaten, aber da ich ja sowieso von der Vegetation durchnässt bin, spielt das auch keine Rolle mehr....
Der schmale Pfad steigt auf zur Eastmann Ridge und ist vor allem entlang der Hänge gut zu verfolgen.


                         Hänge und Schluchten

Als ich eine weite, grasige Hochebene durchquere, ist dagegen der Pfad kaum noch zu erkennen.
Richtig spannend wird es dagegen in der üppigen Vegetation der Täler. Ich hatte gehofft, dass der Contour Path häufig begangen wird, und daher gut zu verfolgen ist. Dies scheint hier aber nicht der Fall zu sein. Den ganzen Tag treffe ich keinen Menschen und abseits der Hänge, in denen der Weg auf weite Entfernung gut sichtbar ist, verschwindet der Contour Path in den Tälern regelmäßig vollkommen. Das Durchdringen der dichten Vegetation und anschließende Wiederfinden des Pfades ist mühsam und kostet viel Zeit.



           
              Schwierig zu durchdringende Vegetation in den Tälern

Gegen 16:45 schlage ich mein Lager an einer flachen Stelle auf einem Bergrücken auf.


Lager mit schöner Aussicht










Bei lediglich 10 Grad Celsius ist es recht kühl und die Berge sind meist in Wolken gehüllt. Besonders eindrucksvoll finde ich den INtunja/ Gatberg, unterhalb von dessen Gipfel sich ein Loch mit 9 Meter Durchmesser im Fels befindet!
Bereits am Nachmittag diente mir der markante, 2408 m hohe Berg lange Zeit als Orientierungspunkt. Als die Wolken für kurze Zeit sich etwas lichten, nutze ich die Gelegenheit zum Fotografieren.



                                                    iNtunja/ Gatberg

Ich fühle mich hier in der menschenleeren Einsamkeit viel wohler als auf dem Plateau, wo ich mich doch stets bemühen musste, einen halbwegs versteckten Lagerplatz zu finden.


                                  Hier schmeckt das Essen!

Während die Paviane in der Dämmerung in der Nähe kreischen, genieße ich wie die Nebel um die Berge wabern und es langsam dunkel wird. Es geht für mich nichts darüber so mitten in der Natur zu sein!


                    Abenddämmerung unterhalb des iNtunja

Am nächsten Morgen bin ich vor Sonnenaufgang wieder unterwegs und darf genießen, wie sich Wolken und Dunst rosa färben.


Der mysteriöse "Berg mit dem Loch" vor Sonnenaufgang

Zwischen 6.30 und sieben Uhr ist das Licht am Schönsten, vor allem an dem Kontrast zwischen abziehendem Dunst und blauem Himmel kann ich mich kaum satt sehen.




                           Morgenstimmungen

Ich bin in euphorischer Laune, und freue mich, diese herrlichen grasig- grünen Weiten zu erkunden. Jetzt am frühen Morgen begegne ich auch einer Paviangruppe, die dabei ist, Früchte von den Hängen aufzulesen. Zwar scheint es ein schöner, klarer Tag zu werden, aber noch lange sind die Täler von Nebel erfüllt.


                             Der Dunst steigt aus den Tälern hoch

Als die Sonne höher steigt, beginnen meine Schuhe rasch zu trocknen. Heute mal keine nassen Füße! Dieser Teil des Drakensberg Parks heißt Monks Cowl, nach einem der Gipfel am Rand des Plateaus.

                                    Monks Cowl

Zu meiner Überraschung begegne ich drei berittenen Rangern, die mich fragen, ob mir eine Frau begegnet sei. Ich erfahre, dass bei den Wildhütern ein Anruf eingegangen war. Offenbar hat sich eine Frau bei Keith's Buschcamp am Bein verletzt. Da dies abseits meiner Route liegt, hatte ich niemand gesehen.










                         Berittene Ranger wollen einer Verletzten helfen

Bei Blindman's Corner treffe ich auf ein Schild, dass unvorbereitete Wanderer davor warnt weiter zu gehen...
Es ist von hier nicht mehr allzu weit bis zum Hotel/Campingplatz von Monks Cowl, daher wundert es mich nicht, zwei Wanderern zu begegnen. Ein junger, sehr fit aussehender Südafrikaner wollte das von hier steil aufragende Sterkhorn besteigen, ist aber wegen aufkommendem Nebel umgekehrt.



                                Wird es hier gefährlich?

Hier in der Nähe von Monks Cowl ist der Pfad deutlich belaufener und daher besser zu erkennen als zuvor.


                                  Leuchtend grünes Gras

Manchmal setzen Blumen farbige Tupfer in das Grasmeer. Obwohl die Hauptblütezeit im Frühjahr liegt, blühen einige Pflanzen auch noch jetzt, im Südherbst.


Es blühen noch einige Blumen


















                                Der Contour Path führt in ein Tal

Am Ship's Prowl Stream wuchern üppige Gebüsche und ich bin froh, dass die Vegetation wieder trocken ist...
Am Bach entdecke ich einige Plätze, die schon von anderen Wanderern zum Zelten genutzt wurden.


                     Lager am Ships Prowl Stream

Gegen 18:30 zeigt sich der volle Mond blutrot am Himmel, der sich aber etwas später bereits gelb verfärbt hat.



                              Vollmondaufgang

Später versuche ich mich an einigen Nachtaufnahmen der aufragenden Steilwände.


                                   Der Plateaurand bei Nacht









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