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19.10.2016

Via Dinarica - 1300 Kilometer durch die Berge des Balkan 2 Kroatien



Nach lediglich zwei Kilometern gelange ich am nächsten Morgen an einen Wendeplatz, wo der Forstweg endet. Es gibt ein Schild mit der Aufschrift Masun, welches in die Richtung weist, aus der ich komme, aber auf den ersten Blick scheint der Weg nicht weiter zu gehen. Nach näherem Hinschauen entdecke ich dann aber doch einen undeutlichen Pfad, der im Steilhang nach unten führt. Vor noch nicht langer Zeit wurde hier Holz geschlagen, daher ist von dem Weg nicht mehr viel zu sehen...
Bald endet der Wald und ich gelange unverhofft in einen ausgedehnten Park mit Kastanienalleen, der zu einem schönen Wasserschloss leitet. Das Jagdschloss Szeznik wurde bereits im 13. Jahrhundert erwähnt, die heutigen Gebäude stammen aus dem Jahr 1462, wurden allerdings im 19. JH ergänzt. Interessanterweise gehörte das Gut vor dem zweiten Weltkrieg einer Familie aus Sachsen!




                                                    Schloss Szeznik


Es werden hier auch Führungen angeboten und im Szeznik Castle Inn kann man übernachten und essen, was aber sicher seinen Preis hat...
Rasch gelange ich in das hübsche, kleine Dorf Kozarisce.



                          Kozarisce liegt ganz in der Nähe des Schlosses

Bald liegt das Dorf hinter mir und ich laufe auf einem Feldweg durch die weite Flur zum nächsten Dorf. Die ausgedehnte Senke ist von allen Seiten von bewaldeten Hügeln umgeben. Der Sneznik ist jetzt schon weit entfernt! Es ist schön, bei dem herrlichen Wetter meinen Blick mal wieder ungehindert schweifen zu lassen. Grünland dominiert, es gibt aber auch einige, kleine Felder. An gemähten und noch nicht gemähten Wiesen kann man schön erkennen, dass das Land hier sehr kleinteilig parzelliert ist. Frisch gemähtes Heu soll an spindelförmigen Pfählen trocknen.


                              Die Flur von Kosarisce


                    Blick zurück zum  Sneznik


                                     Frisches Heu


Schmale Parzellen

Nach dem ich das nächste Dorf, Podgora erreicht habe, laufe ich 8 Kilometer auf der Straße. Glücklicherweise herrscht hier nicht viel Verkehr. Lediglich einige österreichische Holzlaster brausen dann und wann an mir vorbei. 
Gegen Mittag erreiche ich Babno Polje, unmittelbar an der kroatischen Grenze. Es gibt hier eine Kneipe und einen kleinen Lebensmittelladen. Ich kaufe Orangensaft und Schokolade, mit denen ich meine Mittagspause auf der Wiese nebenan versüße.
Kurz darauf erreiche ich die Grenze. Während auf der slowenischen Seite mein Pass kontrolliert wird, obwohl ich ja ausreise, ist in der kroatischen Grenzstation niemand zu sehen...


                        Der Grenzübergang nach Kroatien

Bald verlässt die Via Dinarica die Straße und führt am Rand von Prezid entlang. Die meisten Häuser mit ihren Gärten sind regelrecht idyllisch. Auf einem aussichtsreichen Rücken steige ich durch die summenden Blumenwiesen hoch zum Aussichtspunkt 
Vražji vrtec. Die Via Dinarica folgt hier den rot- weissen Markierungen der Wanderroute Gorski Kotar. Ob bunte Vögel, wie einige Stieglitze, hübsche Blumen wie Salbei und Orchideen oder tolle Schmetterlinge wie das Widderchen, immer gibt es etwas zu sehen.















                                                           Widderchen



                       Eine Kapelle auf dem Höhenrücken

Vor dem Weiler Goraci führt die Via Dinarica zurück zur Straße. Ein Schild weist darauf hin, dass es hier offenbar eine Übernachtungsmöglichkeit in einem Privathaus gibt. 
Etwa zwei Kilometer weit folge ich der Straße, bis die Route nach links in den Wald abbiegt. Ein Denkmal erinnert an einige Männer die hier 1942 gestorben sind. Waren das Partisanen, die gegen die deutschen Besatzer gekämpft haben?


                            Das Denkmal von Tatinska Draga

Der Bach Cabranka führt etwas Wasser, so dass ich meine Vorräte auffüllen kann. Zunächst sehe ich noch einige der roten Markierungen, aber in dem tief eingeschnittenen, steilen Bachbett kann ich zunächst nicht erkennen, wie der Weg weiter verläuft.


                           Wo ist der Weg?

Überall gibt es Spuren von Forstmaschinen, da vor kurzem Holz geschlagen wurde. Manchmal stoße ich auf Markierungen, offenbar verläuft der Rückeweg zum Teil auf dem markierten Wanderweg. Schließlich entferne ich mich aber zunehmend von dem GPS- Track, der an der Cabranka weiter läuft und gelange zu einer großen Lichtung, wo einige Gehöfte in toller Umgebung stehen und Pferde weiden.



                         Gehöfte oberhalb der Cabranka

Aber ich will zurück in die Schlucht. Schließlich sind es nur 500 Meter bis zu meinem Track...
Zunächst führt ein Pfad in die richtige Richtung, aber dann heißt es weglos den steilen Hang hinab zu gehen! Zahlreiche Felsen und umgestürzte Buchen zwingen mich zu einem Zick- Zack Kurs, aber schließlich bin ich wieder am Bach.


               Weglos den steilen Abhang hinab

Zu meiner Freude tauchen auch die Markierungen wieder auf. Zwar liegen etliche Bäume quer über dem Pfad, aber die Route in der Schlucht ist traumhaft!


                        Der Pfad taucht wieder auf

Leider hat die Idylle bald ein Ende. Ein neuer Weg wurde in den Hang geschoben und alle Nadelbäume gefällt, daher natürlich auch der Weg in der sonst unzugänglichen Schlucht!


                          Geplünderte Idylle

Glücklicherweise dauert es nicht allzu lange, bis der neue Weg endet und ich auf dem ursprünglichen, schönen Pfad weiter wandern kann. 


                             Cabranka Tal

Die Cabranka ist übrigens der Grenzfluss zu Slowenien, da hier eine kroatische Enklave in das slowenische Staatsgebiet ragt. Zahlreiche Buchen waren über den Pfad gefallen, aber glücklicherweise wurde der Weg hier vor einiger Zeit freigeschnitten. Bald wandere ich hoch über der Schlucht und gelange schließlich zu einem Felsen, der eine schöne Aussicht über das Tal und den Ort Cabar bietet.


                                                   Cabar

Die Schlucht hat mir so gut gefallen, dass ich beschließe ein Stück zurück zu gehen, zum Bach abzusteigen und dort mein Lager aufzuschlagen. Auf dem Hinweg war mir ein möglicher Platz aufgefallen. Ansonsten ist es schwierig, in dem steil eingeschnittenen Tal zu zelten.


Lager in der Cabranka- Schlucht


An der Klippe hatte ich einige trockene Zweige gesammelt, mit denen ich nun meinen Bushbuddy anzünde und dann bald Spaghetti mit Carbonara Sauce genießen kann...




                                               Holzkocher

Nach einem kurzen, steilen Abstieg gelange ich am nächsten Morgen in das Städtchen Cabar. Es gibt hier eine Infrastruktur mit Läden, Kneipen, Post und Bank. Eine touristische Tafel in kroatischer Sprache weist auf die Sehenswürdigkeiten der Region hin.



                                                   Cabar

Am Ortsende führt der Weg über den Friedhof und taucht dann in den Wald ein. Ich folge den Markierungen, die aber hier abseits des Track verlaufen. Zahlreiche umgestürzte Buchen liegen über dem kaum erkennbaren Pfad, aber zumindest die Markierung ist gut...

Heute wechseln schmale Wege häufig mit kleinen Strassen, die zu  schön am Berg liegenden, abgelegenen Weilern führen. Noch blühen einige Orchideen, wie das Rote Waldvöglein.



                                 Rotes Waldvöglein


                                              Geissbart

Trsce ist ein weiterer größer Ort mit Kneipen, privaten Übernachtungsmöglichkeiten und einem Hotel.

Aus dem Tal führt ein asphaltierter Weg nach oben zu dem Berg Krajev Vrh, wo einige Häuser in herrlicher Lage das auf 938 m gelegene, zweithöchste Dorf Kroatiens bilden.


                             Offenland in der Nähe der Bergweiler

Anschließend laufe ich teilweise auf schönem Pfad lange durch den Wald. Die ersten Heidelbeeren sind reif und einmal huscht eine kleine, schwarze Schlange unmittelbar vor mir ins Gebüsch.

Auch hier stimmen die markierten Wege und der GPS- Track häufig nicht überein. In der Regel folge ich den Markierungen und stoße irgendwann immer wieder auf die Route in meinem GPS...
Nach 16 Kilometern erreiche ich die auf einem Höhenrücken liegende Kirche Mala Gospa, von wo sich tolle Aussichten ergeben.


                                  Die Kirche Mala Gospa

Zunächst kann ich nicht entdecken, wie der Weg von hier aus weiter gehen soll, finde aber schließlich im dichten Wald hinter der Kirche einige alte Markierungen.



                       Wo geht der Weg weiter?

Von einem Pfad ist allerdings nichts mehr zu erkennen, obwohl man bei genauem Hinsehen den Markierungen folgen kann.



                      Markierungen aber kein Pfad...

Das ist mir auf die Dauer aber zu zeitraubend und ich begehe den Fehler, mir meine eigene Route nach unten zu suchen. Bald zwingen mich steile Felsabstürze den Hang entlang zu traversieren um doch irgendwo einen gangbaren Kurs zu finden.



                     Schwer zu durchquerender Wald

Schließlich gelange ich im Tal auf die Straße, der ich ein Stück weit folge, bevor es wieder nach rechts in den Wald geht. Auch hier ist der alte Weg stellenweise nicht mehr vorhanden und ich muss mir meinen eigenen Kurs über Rückewege und pfadlos durch den Wald suchen. Die Aussage auf der Internetseite der Via Dinarica, dass es hier einen gut unterhaltenen und markierten Weg gibt, ist ein Witz! Schon jetzt bin ich zu der Überzeugung gelangt, dass die Initiatoren die Via Dinarica nicht komplett gelaufen sind, sondern den Weg anhand von altem Kartenmaterial "zusammen gestückelt" haben. Für mich geben solche im Prinzip nicht mehr vorhandenen Abschnitte der Via Dinarica zwar eine durchaus willkommene, abenteuerliche Note, aber wenn man sich verspricht, dass in der Zukunft mehr Wanderer hierher kommen sollen, müssen die Wege unbedingt besser unterhalten werden!

Aus dem Wald gelange ich wieder in eine wunderschöne Kulturlandschaft, die mir schöne Aussichten bietet. Das Waldmeer wird an vielen Stellen von weißen Felsen unterbrochen. Da meine Wasservorräte fast erschöpft sind, bin ich froh, als ich ein Rohr entdecke, aus dem das lebensspendende Nass üppig sprudelt!


                                      Sveta Gora  

Nachdem ich das Örtchen Sveta Gora mit seiner gelben Kirche durchquert habe, führt die Route abwärts.


                                   Der Ort Sveta Gora  

Schließlich schlage ich mein Zelt abseits von Wegen im Buchenwald auf einem flachen Absatz oberhalb des Kupa Tales auf. Obwohl ich fast 12 Stunden unterwegs war, habe ich lediglich 23 Kilometer zurück gelegt, was wohl auf die schwierigen Teile der Route heute zurück zu führen ist. Aber auch die Höhenmeter die man hier zu bewältigen hat, sind nicht zu unterschätzen...
Wie immer lüfte ich meinen nur 500 g schweren Daunenschlafsack und das Inlett über dem Zelt.
Es war den ganzen Tag sehr heiß und auch abends im Wald beträgt die Temperatur noch lauschige 22 Grad!



                          Lager im Buchenwald
    






























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