Nach meinem gescheiterten ersten Versuch den Kahurangi Nationalpark zu durchqueren, möchte ich nun den Heaphy Track für einen erneuten Zugang benutzen. Dieser Weg gehört zu den bereits erwähnten Great Walks auf Neuseeland, und wird als solcher heftig beworben.
Mit 78 Kilometern ist er der Längste dieser Trails und Start sowie Endpunkt des Heaphy sind relativ schlecht zu erreichen. Aufgrund dieser Umstände wird der Weg verglichen mit anderen Great Walks eher wenig frequentiert. Was mich am Heaphy Track reizt, ist vor allem die Vielfalt der durchquerten Landschaften, von Bergen bis Küste, die viel Abwechslung verspricht.
Da ich mich spontan für den Heaphy Track entschieden habe, konnte ich keine Unterkunft vorab buchen, was hier obligatorisch ist. Allerdings gibt es in Neuseeland relativ häufig sogenannte I-sites, touristische Informationscenter, in denen kompetentes Personal einem unkompliziert hilft.
So ist das auch in Takaka der Fall. Innerhalb von 10 Minuten habe ich zwei Zeltplätze und den Shuttle Bus zum Trailstart gebucht!
Da wie gesagt, der Beginn des Weges an der Brown Hut ziemlich abseits liegt, halte ich die 11 Euro, die der Minibus kostet, für eine sinnvolle Investition.
Noch bevor ich mit dem Buchen fertig bin, trifft der Shuttle ein. Aber da es in Neuseeland stets entspannt zugeht, wird halt solange gewartet, bis meine Buchung abgeschlossen ist, was dann tatsächlich nicht lange dauert.
Wie schon bei der Fahrt zum Abel Tasman Nationalpark, regnet es auch jetzt, hört dann aber glücklicherweise auf, als wir den Parkplatz an der Brown Hut erreichen.
Ausser mir beginnen lediglich drei andere Leute ihre Wanderung, schon jetzt ein Zeichen, dass hier weniger los ist, als in Abel Tasman.
Mit dem Shuttle zum Heaphy TrackWie alle Great Walks ist auch der Heaphy mit Informationstafeln und Übersichtskarten bestens bestückt. Hier braucht man wirklich keine topographische Karte....
Ja, Ja....
Gut organisiert
Die Wanderung startet bei lediglich 125 m über dem Meer. Bis auf etwa 400 Meter führt der Pfad durch dichten Busch, dann beginnt der richtige Wald mit einigen markanten Bäumen. Es sind nur wenig Leute unterwegs, aber zweimal führe ich eine nette Unterhaltung mit Neuseeländern, die gerade eine Pause machen. Tief unten im Tal fließt der Aorere River, auf den ich aber nur selten einen Blick erhasche.
Aorere River Tal
Streckenweise wirkt der Weg, als sei er mit einem Bulldozer in den Hang geschoben worden. Tatsächlich verläuft der Heaphy Track auf einer alten Handelsroute der Maori. Jade oder Pounamou, wie dieser grüne Halbedelstein auch genannt wird, kommt nur an der Westküste der Südinsel vor. Da Pounamou sowohl für die Werkzeugherstellung als auch für die Kultur der Maori von herausragender Bedeutung war, entwickelten sich einige Handelswege, um an die begehrten Steine zu kommen. Ab Mitte des 19. Jahrhunderts wurde die nach dem Entdecker Charles Heaphy benannte Route dann hauptsächlich von Goldsuchern benutzt, obwohl sich die Goldfelder an der Westküste als wenig ergiebig erwiesen...
Ein Weg mit Geschichte
Ich passiere bei 915 Meter den höchsten Punkt des Heaphy Track und erreiche kurz danach die Perry Saddle Hut, wo einiges los ist. Fast alle Besucher übernachten in der geräumigen Hütte, was mir ganz recht ist, da ich einen Zeltplatz für mich alleine finde. Schilder weisen tatsächlich darauf hin, dass Camper die Hütte nicht benutzen dürfen, was ich aber ohnehin nicht vor hatte.
Perry Saddle Hut
Später unternehme ich einen Abendspaziergang zurück zum höchsten Punkt, wo es einen Flanagan's Corner genannten Aussichtspunkt gibt.
In dieser Gegend scheinen die Bekämpfungsmaßnahmen gegen die eingeschleppten Raubtiere erfolgreich zu sein, denn der Wald ist voll von exotischen Vogelstimmen, die man eigentlich eher in einem tropischen Regenwald vermuten würde!
Von dem Aussichtspunkt aus beobachte ich taubengroße Tui's, mit ihrem metallisch glänzendem Gefieder, die zur Gruppe der Honigfresser gehören.
Tui
Erst in der Dämmerung laufe ich zurück zu meinem Zelt. Der Sonnenuntergang ist zwar nicht sehr farbenprächtig, trotzdem genieße ich die schöne Abendstimmung.
Abendstimmung an Flanagan's Corner
Es hat große Vorteile, wenn man Frühaufsteher ist, da offenbar die meisten Leute unterwegs lange schlafen, hat man so die ersten Stunden garantiert für sich!
Ein herrlicher Tag bricht an und die aufgehende Sonne färbt den Dunst des Morgens im Tal hinter der Hütte orange.
Die Sonne färbt den Morgendunst
Während in den Tälern noch der Nebel hängt, heben sich die schroffen Silhouetten der Bergkämme ringsum scharf vor einem kristallblauen Himmel ab.
Ein strahlender Morgen
Schließlich steige ich in die weite Grasebene der Gouland Downs ab. Der sumpfige, nährstoffarme Boden hier lässt keine Bäume wachsen. Statt dessen beherrscht das klumpige Tussockgras die Szenerie.
Abstieg in die Gouland Downs
Interessanterweise macht ein "Verkehrsschild" auf die Kiwis aufmerksam, die hier noch vorkommen, obwohl sie in den meisten Gegenden Neuseelands durch Ratten und Wiesel ausgerottet wurden. Der Kiwi, eigentlich sind es fünf unterschiedliche Arten, ist der flugunfähige, nachtaktive Nationalvogel des Landes.
Kiwi crossing!
Die Weite der Gouland Downs setzt einen unerwarteten Akzent in die ansonsten meist dicht bewaldete Landschaft am Heaphy Track.
Gouland Downs
An einer Stelle passiere ich einen Pfahl, an dem Dutzende von alten Wanderstiefeln aufgehängt wurden. Ansonsten treffe ich den ersten Wanderer des Tages erst an der schön gelegenen Gouland Downs Hütte.
Hier wurden schon einige Stiefel verbraucht...
Bei der Saxon Hut unterhalte ich mich zunächst einige Zeit mit Jens, einem dänischen Wanderer, der auch alleine unterwegs ist. Dann kommt die junge Rangerin Lana dazu und beantwortet bereitwillig meine Fragen. Sie erzählt, dass es neben den Kiwis in der näheren Umgebung der Hütte sogar Takahe Rallen gibt, eine Vogelart, die schon fast ausgestorben war, aber inzwischen an verschiedenen Stellen wieder angesiedelt wurde. Zur Zeit würden die Südbuchen so viele Früchte tragen, wie seit 20 Jahren nicht mehr. Das führt dazu, dass sich die Ratten sehr stark vermehren. Wenn dann allerdings die Samen der Südbuchen gekeimt, gegessen oder verfault sind, würden sie auf Vögel als Nahrung umsteigen. Das gilt auch für die Wiesel, die sich bis zu diesem Zeitpunkt überwiegend von Ratten ernährt haben. Lana erzählt, dass dann nur der Einsatz des bereits erwähnten 1080 Giftes aus der Luft verhindern kann, dass viele Vogelbestände aussterben.
An der Saxon Hut
Während wir uns unterhalten, landet ein Hubschrauber an der Hütte und transportiert ein schweres Paket ab.
Die Hütten werden mit dem Hubschrauber versorgt
Nach den Gouland Downs wandere ich meist durch schönen, moosigen Wald. Es gibt aber immer wieder auch offene Abschnitte, manchmal öffnet sich sogar der Blick bis zum Meer. Der Weg ist sehr gut angelegt und eine regelrechte "Wanderautobahn" auf der es kein Problem ist, schnell voran zu kommen.
"Wanderautobahn" durch Buschland
Ab Mittag kommen Wolken auf, und es fallen einige Tropfen, aber kein wirklicher Regen. Hinter der James Mc Cay Hütte beginnt der lange Abstieg zur Westküste. Nur einmal kommen mir einige Leute entgegen, ansonsten ist der Heaphy Track, obwohl Great Walk, zumindest jetzt erstaunlich ruhig.
Langsam wird der Wald exotischer und neue Baumarten tauchen auf. Diese zu den Steineiben, oder Podocarpaceen gehörenden immergrünen Nadelbaumarten wie Rimu und Rata, kommen nur in den Regenwäldern der feuchten Westküste vor.
Als ich hinter der Lewis Hut den Heaphy River auf einer Hängebrücke überquere, treffe ich auf ein mächtiges Rata Exemplar. In Kombination mit den Nikau Palmen, die hier in der Flussebene wachsen, kann man fast meinen, in einem tropischen Regenwald zu sein.
Gigantischer Rata
Nikau Palmen
Eigentlich habe ich eine Reservierung zum Zelten an der Heaphy Hut, die ich auch noch erreichen könnte, aber ich ziehe es mal wieder vor, einsam im Wald zu zelten. Es wimmelt hier von Wekas, die immer wieder mein Zelt inspizieren, um etwas zu erbeuten.
Am nächsten Morgen sehe ich sogar eine der Rallen auf ihrem Nest, direkt neben dem Pfad!
Weka auf Nest
Bevor ich die Küste an der Heaphy Hut erreiche, geht es dann noch ein Stück weit durch den tropisch anmutenden Palmenwald mit vereinzelten Rata.
Verzauberter Palmenwald
Direkt hinter der Hephy Hut gelange ich an die Küste. Der Westen der Südinsel ist berüchtigt für schlechtes Wetter, aber heute wölbt sich ein perfekter, blauer Himmel über dem Meer!
Die weißen Sandstrände werden von schroffen, üppig grün bewachsenen Hängen begrenzt. Meist führt der Weg unmittelbar am Strand entlang, wo die Wellen zwar toll aussehen, aber auch mit ungeheurer Wucht auf das Land prallen. Kein Wunder, das ich niemand baden sehe!
Tolle Strände zum Finale des Heaphy Track
Bereits gegen Mittag habe ich Kokaitai Shelter erreicht, den Endpunkt des Heaphy Track. Die Wanderdauer für den Weg wird zwischen 3 und 7 Tagen angegeben, aber auch zwei Tage sind auf dem Heaphy Track kein Problem...
Ich habe Glück, schon bald fährt ein Shuttle Bus nach Karamea ab, der mich ca. 8 Euro kostet. Die Straße entlang der Küste ist asphaltiert und führt durch Weideland, nicht unbedingt besonders interessant zum Wandern.
In Karamea kaufe ich in dem kleinen Four-Square Supermarkt für den nächsten Abschnitt ein und laufe dann zu dem Campingplatz ausserhalb des Ortes. Ich nutze die Küche des Platzes um mir mal wieder eine Mahlzeit zu kochen, wie geschrieben esse ich unterwegs auf dieser Tour keine warmen Mahlzeiten.
O-Saft und Äpfel spenden mir heute wichtige Vitamine, obwohl ich auch jeden Tag eine Tablette konsumiere.
Später hänge ich noch mit zwei Leuten ab, die ich auf dem Campingplatz kennen lerne: Qutaiba aus Kuwait und Walter, der aus Belgien stammt.
Früh am nächsten Morgen bin ich wieder unterwegs und laufe auf der Hauptstraße 5 Kilometer weiter Richtung Westport. Es ist noch niemand unterwegs, sonst würde ich meinen Daumen raushalten...
Anschließend biege ich auf einen Kiesweg ab, der hauptsächlich durch grünes Weideland führt. Zwar komme ich selten einmal an einer Farm vorbei, aber auch hier gibt es keinen Verkehr!
Farmpisten ohne Verkehr
Nach knapp 17 Kilometer habe ich schließlich den Beginn des 60 Kilometer langen Wangapeka Tracks erreicht, eine Wanderroute die den Kahurangi Nationalpark von Osten nach Westen durchquert. Ebenso wie der Heaphy Track wurde der Wangapeka ursprünglich von Goldgräbern gebaut.
In dem Buch in das man sich am Trailstart eintragen kann, gibt es kaum Einträge. Umso mehr bin ich überrascht, als mir 4 Schweden begegnen, die eigentlich mit einem Working Visa in Neuseeland sind, aber einige Tag hier mit Wandern verbracht haben.
Zunächst ist das Tal des Little Wanganui, dem ich folge, recht breit und offen, verengt sich aber bald zunehmend. Immer wieder muss ich kurze Schluchten im Hang umgehen.
Little Wanganui
An manchen Stellen erfordern umgestürzte Bäume, die den Weg blockieren, etwas Klettern. Ich habe gelesen, dass hier vor nicht allzu langer Zeit ein Sturm gewütet hat, der viele Bäume zum Entwurzeln gebracht hat. Daraufhin hat die Naturschutzbehörde DOC beschlossen, den Weg nicht mehr so intensiv zu pflegen. Deshalb wird der einst beliebte Track wohl auch nicht mehr sehr häufig komplett begangen. Man muss sich aber nicht wirklich von den umgefallenen Bäumen abschrecken lassen, so ein schreckliches Hindernis sind sie nicht.
Nachdem ich die Belltown Manunui Hütte, den Standort eines ehemaligen Molybdän Abbaugebietes passiert habe, wird der Pfad steiler und führt um einige Schluchten herum. Im dichten Südbuchenwald gibt es keine geeigneten Zeltplätze, daher bin ich froh, als ich einen Grasstreifen zwischen zwei Armen des Little Wanganui entdecke. Bei Hochwasser ist hier aber sicher landunter.
Heute allerdings herrscht warmes, sonniges Wetter, was die lästigen Sandfliegen aber auch zu lieben scheinen...
Egal, nach der Zeit auf dem Heaphy Track, genieße ich mein Lager in einsamer Wildnis!
Lager im Flussbett
Am Morgen ist es bedeckt und kühl. Durch dichten Wald steige ich steil weiter aufwärts, bis ich schließlich bei ca. 1100 Meter über die Baumgrenze gelange. Hier am Little Wanganui Saddle herrscht Nebel und die Umgebung der beiden kleinen Seen wirkt ziemlich ungastlich. Ein Stück weiter unten ist der Nebel verschwunden und ich bin zurück im Südbuchenwald. Zweihundert Meter tiefer erreiche ich beim Stag Flat Shelter den Oberlauf des Taipo Flusses, dem ich ab jetzt abwärts folge. Der knorrige, recht offene, dicht bemooste Wald hier gefällt mir sehr gut. Knorriger Wald am Oberlauf des Taipo Vereinzelt wachsen kleine, knallig pinke Pilze aus dem feuchten Waldboden. Hübsche Pilze Nach wie vor begegne ich den Wekas recht häufig, meist erhalte ich im dunklen Wald jedoch keine guten Bilder. Um so mehr freue ich mich, dass sich heute einer der neugierigen, zutraulichen Vögel porträtieren lässt. Weka-Porträt Ein Abschnitt des Taipo in einer engen Felsschlucht, mit sehr klarem, tiefen Wasser ist ziemlich beeindruckend. Tiefes, glasklares Wasser in einer Schlucht des Taipo Schließlich überquere ich den Taipo auf einer Hängebrücke und wandere dann auf einem schmalen Pfad hoch über dem Karamea, in den der Taipo mündet. Manche Abschnitte hier sind etwas ausgesetzt und mit Stahlketten sowie Zäunen gesichert. Über dem Karamea River Schließlich erreiche ich die Helicopter Flat Hütte, wo ich mein Zelt auf einem Grasstreifen aufschlage. Während die Hütten in Neuseeland eine kleine Gebühr kosten, darf man stets in deren Nähe umsonst campen. Als ich vor der Hütte sitze, nehme ich etwas am gegenüberliegenden Ufer des Karamea wahr. Den ganzen Tag ist mir bislang niemand begegnet um so erstaunter bin ich, als ich zwei Personen erkenne. Dann schaue ich durch mein Fernglas und glaube meinen Augen kaum zu trauen, Annette und Michael, die ich in Patagonien das erste Mal getroffen habe, sind am anderen Ufer! Ich sprinte zum Fluss, ziehe meine Schuhe aus, wate blitzschnell durch das Gewässer und falle meinen Freunden um den Hals. Was für eine Freude! Zwar wusste ich, dass die Beiden auf meiner geplanten Route laufen wollen, sich dann aber tatsächlich zu treffen, ist natürlich eine andere Geschichte! Als wir zur Hütte wollen, geschieht Michael ein Missgeschick: Er rutscht aus, und landet im Wasser. Kein großes Problem, aber leider ist seine Kamera auch nass geworden und wird vermutlich hinüber sein. Glücklicherweise stellt sich aber später heraus, dass der Fotoapparat das Bad überstanden hat!
Annette und Michael
Meine Freunde richten sich gemütlich in der Hütte ein, und wir sitzen Kaffee trinkend noch lange zusammen. Natürlich haben wir uns viel zu erzählen... Die Hüttenbücher sind stets interessant zu lesen. Besonders lustig finden wir einen Eintrag, den ein Neuseeländer über einen deutschen Tourist verfasst hat... Könnte ich sein, ha, ha Am nächsten Morgen regnet es heftig und auch der Wetterbericht, den Michael auf seinem Satelliten- Messenger abruft, verheißt nichts Gutes. Was soll's, einstweilen sitzen wir warm und trocken in der Hütte zusammen. Allerdings können wir dem Karamea beim Anschwellen zusehen. An eine Überquerung ist bald nicht mehr zu denken... Da der Fluss weiter aufwärts aber noch dreimal überquert werden muss, bleibt uns nichts anderes als Warten übrig. Gegen 12 lässt der Regen nach und als schließlich drei Stunden später der Wasserstand im Fluss zu sinken scheint, beschließe ich aufzubrechen, während Annette und Michael bei der Helicopter Flat Hütte bleiben wollen. Bald erreiche ich einen kleinen, aber stark angeschwollenen Nebenbach, über den ein sogenannter "Walkwire" führt. Diese interessanten Konstruktionen sind eine neuseeländische Spezialität. Während man auf einem Stahlseil balanciert, hält man sich an zwei anderen Seilen fest, an den Seiten gibt es kein Netz oder Ähnliches zur Absicherung. Dieser Walkwire hängt nicht allzu hoch über dem Bach, aber es gibt auch richtig abenteuerliche Konstruktionen, wie ich noch feststellen sollte... "Walkwire" Der Wald ist heute klatschnass und schlammig, und bietet daher kein besonders vergnügtes Wandererlebnis. Immerhin sind die beiden Durchwatungen des Karamea, die ich noch zu absolvieren habe, problemlos machbar. Im nassen Wald Am Fluss sehe ich einmal eine der seltenen Whio- Enten und an einer Lichtung kann ich 1,5o Meter hohe Grasbülten bewundern. Riesige Grasbüschel Vom Fluss steige ich aufwärts. Schilder weisen wieder einmal auf einen instabilen Erdrutsch hin, ja, Neuseeland hat eine bewegte Geologie. Schließlich erreiche ich mit dem Wangapeka Saddle den auf 1000 Meter im Wald liegenden, höchsten Punkt des heutigen Wandertages, wo ich mein Zelt aufschlage. Lager am Wangapeka Saddle Am Morgen tropft es von den Bäumen, aber hier im Wald bin ich noch relativ geschützt. Ein gut sichtbarer, mit den üblichen orangen Dreiecken führt an die Baumgrenze, die ich schon nach einer Stunde erreicht habe. Bergwald nahe der Baumgrenze Hier oben weht ein scharfer Wind, der mir den Regen ins Gesicht peitscht. Der Pfad mit den Markierungen endet hier. Von nun an folge ich für lange Zeit weglos dem Grat der Matiri Tops. Diesen darf man sich aber nicht als flachen Kamm vorstellen, statt dessen sind zahlreiche Erhebungen zu überschreiten, weshalb diese Route ordentlich Höhenmeter beinhaltet. An einem schönen Tag wären die Aussichten in die Wildnis des Kahurangi Nationalparks sicher atemberaubend, heute verschluckt aber dichter Nebel meistens die Landschaft. Bald schon beginnt der Anstieg zum Nugget Knob, mit 1509 Metern der höchste Punkt des Grates. Vor einem besonders exponierten Steilstück denke ich zunächst, dass die Route nicht hier rüber führen kann, muss dann aber feststellen, dass es in den Flanken des Kamms keine Alternative gibt. Die Kletterei stellt sich dann aber als nicht zu schwierig heraus, selbst unter den ungünstigen Bedingungen mit denen ich heute fertig werden muss. Obwohl ich lieber besseres Wetter hätte, macht mir die Route großen Spass. Jeder einzelne Gipfel auf dem Grat ist eine neue Herausforderung. Gegen Mittag lässt der Regen nach und kurzzeitig lüftet sich der Nebelschleier, so dass ich die grandiosen Aussichten in waldgrüne Täler und über grasgelbe Kämme und Plateaus genießen kann. Nirgendwo ist ein Zeichen menschlicher Zivilisation zu sehen. Die Matiri Tops Route Zweimal steige ich in den niedrige, verschlungenen Wald unterhalb der Baumgrenze ab, und muss mich stellenweise regelrecht durch die mich fest haltenden Äste kämpfen. Glücklicherweise sind das aber nur kurze Passagen. An einem kleinen See wäre eigentlich ein idealer Zeltplatz, aber heute ist es mir hier oben zu ungemütlich. Am Nachmittag zweigen Nebengrate in verschiedene Richtungen ab, so dass ich dankbar für den GPS-Track bin, der mir bei der eingeschränkten Sicht hilft. Die Matiri Tops Route ist sehr schön, sollte aber vernünftigerweise nur bei gutem Wetter gegangen werden... Schließlich stoße ich wieder auf orange Markierungen, denen ich über einen Pfad abwärts folge. Zeitweise laufe ich dabei in einem grasigen Bachbett. Nach fast 12 Stunden erreiche ich schließlich die Hurricane Hut am Matiri Fluss. Es regnet wieder heftiger, daher bin ich froh, in der kleinen Hütte Schutz vor den Elementen zu finden. An der i- site in Takaka hatte ich einige Hüttentickets für je etwa drei Euro erworben, die man in der dafür vorgesehenen Box im Hütteninneren deponiert. Hurricane Hut Am nächsten Morgen schüttet es weiter, und ich döse erst mal vor mich hin und lese dann auf dem Smartphone. Gegen Mittag regnet es immer noch, aber ich denke, die 12,5 Kilometer bis zur nächsten Hütte sollte ich in jedem Fall schaffen... Trotz Regenhose sind meine Beine in dem hohen Gras schnell komplett durchnässt. Bald muss ich den Matiri durchwaten, was unerwarteterweise trotz des Regens ziemlich einfach ist. Hinter dem Lake Jeannette entfernt sich der Pfad vom Fluss und führt im Tal eines Nebenbaches aufwärts. Dieser ist ziemlich voll, aber dennoch relativ einfach zu durchwaten. Hinter einer offenen Grasfläche laufe ich lange über einen bewaldeten Rücken und gelange irgendwann zurück zum Matiri. Davon, dass ich eigentlich einem Pfad folge, merke ich ausser den Markierungen eigentlich nichts. Ätzendes, hohes Gras, und triefende Sträucher lassen eine Dusche nach der anderen auf mich niederprasseln. Dieser "Weg" wäre schon unter normalen Umständen schwierig, bei diesem Regen ist er sehr unangenehm.... Regelrecht halsbrecherisch wird es, als mich die orangen Markierungen in ein ausgedehntes, lediglich spärlich bewachsenes Felslabyrinth führen. Die Steine sind von all der Nässe spiegelglatt und ich muss höllisch aufpassen, will ich mir hier nicht die "Haxen" brechen. Als nächstes muss ich auf steilen Uferböschungen über dem tosenden Matiri balancieren, der jetzt zu einem mächtigen Strom angeschwollen ist. Mittlerweile ist jeder Faden meiner Kleidung bis auf die Unterhose klitschnass, sehr unangenehm, dennoch muss ich meine Konzentration aufrecht halten, damit mir nicht ein folgenschweres Missgeschickt geschieht... Als die McConchies Hütte nur noch 500 Meter entfernt ist, gelange ich an einen tosenden Nebenbach. Obwohl er nicht besonders breit ist, sehe ich keine Möglichkeit ihn zu durchwaten. Theoretisch könnte ich auch mein Packraft in den Matiri einsetzen, aber ich muss nicht lange überlegen, um auch diese Idee zu verwerfen. Der Fluss ist einfach viel zu wild und unberechenbar. So suche ich mir einen halbwegs unbewachsenen Platz im Wald und schlage mein Zelt auf. Was für eine Wohltat aus den nassen Klamotten zu steigen, und die in einem Trockensack vor Nässe geschützte Ersatzkleidung anzuziehen! Ein nasses Lager Es ist ziemlich unangenehm am nächsten Morgen wieder in die klatschnassen Sachen zu steigen, es kommt aber natürlich nicht in Frage die Reservekleidung anzulassen! Da der Regen über Nacht aufgehört hat, ist der Wasserstand des Bachs, den ich gestern nicht überqueren konnte, stark gefallen, und die Überquerung ist heute kein Problem mehr. Von tosendem Strom zu plätscherndem Bach Die Route bleibt jetzt stets am Matiri, ist aber immer noch ziemlich schwierig. Hohes Gras und eingeschleppter Cotoneaster sind immer noch Wasser getränkt, so dass meine Kleidung nicht zum Trocknen kommt, obwohl jetzt die Sonne erscheint. Dichte Vegetation am Matiri Cotoneaster- eingeschleppt aus Asien Zwei Meter hohes Gras Zur Mittagspause auf einem Felsen hänge ich alle meine Sachen zum Trocknen auf. Das ist auch bitter nötig, da durch das Reiben der nassen Sachen an der Haut bereits unangenehme Scheuerstellen entstehen... Trocknungspause Der Matiri bleibt weiterhin ein abwechslungsreicher, wilder Fluss mit zahlreichen verblockten Stromschnellen. Nichts für ein beladenes Packraft... Am Matiri Schließlich erreiche ich den von feuchten Wiesen eingefassten Lake Matiri. Als ich vom See in die Uferhänge steige, gelange ich schließlich auf einen guten Pfad, kein Vergleich mit der Route seit der Hurricane Hut, die zwar mit den obligatorischen, orangen Dreiecken markiert ist, aber meist kaum die Andeutung eines Weges vorhanden ist. Lake Matiri Aus dem Hüttenbuch der Lake Matiri Hut erfahre ich, dass der letzte Besuch schon mehr als einen Monat zurück liegt! Zunächst geht der gute Pfad weiter, wenn auch an einer Stelle ein Felssturz am Fluss den Weg auf einigen Hundert Metern verschüttet hat. Ein wilder Fluss Irgendwann gelange ich aus dem Wald in offene Grashänge, die sicher vor nicht allzu langer Zeit als Weideland genutzt wurden. Über dem Ufer des Matiri schlage ich mein Lager auf, und kann endlich meine Ausrüstung richtig trocknen... Am nächsten Morgen muss ich noch einen großen Nebenarm des Flusses durchwaten, der bei höherem Wasserstand sicher schnell unpassierbar wird. Daher wurde in der Nähe eine Art Container aufgestellt, in dem Wanderer ein Unwetter aussitzen können. Bald beginnt ein Fahrweg durch Rinderweiden. An einem kleinen Parkplatz weist eine Tafel auf die Wandermöglichkeiten am Matiri hin. Na ja, mir scheint, dass sich nicht allzu viele Leute hierher verirren.... Ich laufe an verstreuten Gehöften vorbei noch einige Kilometer, bis mich schließlich ein junger Farmer zur Hauptstraße mitnimmt, wo ich nach kurzer Zeit einen lift nach Murchison gefunden habe. Der Ort am Buller River ist bekannt als Rafting Paradies, und ich lasse mich auf dem großen Campingplatz ausserhalb des Ortes nieder. Auf dem nächsten Abschnitt durch den Nelson Lakes Nationalpark, gelange ich in deutlich alpinere Gefilde, aber Kahurangi, obwohl nicht mit hohen Bergen ausgestattet, hat mich mit seinen wilden Wäldern und schroffen Kämmen schon sehr fasziniert! |
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