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29.05.2019

Auf wilden Wegen durch Neuseeland 4 Nelson Lakes





Auf dem Abschnitt von Murchison zum Lewis Pass durch den Nelson Lakes Nationalpark, gelange ich erstmals auf meiner Neuseelandtour durch alpine Landschaften.
Früh am Morgen laufe ich einige Kilometer auf der Hauptstraße Richtung Nelson, bis zum Abzweig der Mangles Valley Road, wo mich ein junger Mann, der als Imker und Lehrer arbeitet, fast sofort mitnimmt. Überhaupt erscheint mir das Trampen in Neuseeland sehr einfach zu sein. Toll wie offen und freundlich die Menschen hier sind!
Nach 14 Kilometer Schotterstraße erreichen wir den Beginn des Tiraumea Tracks, wo dieser Wanderabschnitt jetzt aber wirklich beginnt!
Na ja, eine komplett durchgängige Route zu laufen, ist zwar verlockend, aber wenn ich dafür auf Straßen wandern muss, halte ich im Zweifelsfall lieber den Daumen raus...
Zunächst laufe ich durch Weideland in Privatbesitz, wo die Wegeführung nicht wirklich klar ist. Aber egal, solange ich im Tiraumea Tal aufwärts laufe, kann ich nicht falsch sein.


                              Weideland am Beginn des Tiraumea Tracks

Bald lasse ich die Weiden hinter mir, und wandere in ein liebliches Tal, wo sich offene Abschnitte und Wald zunächst immer wieder abwechseln. Nur selten ist die Andeutung eines Pfades zu sehen, und immer wieder muss ich etwas suchen, bis ich die nächste Markierung sehe. Das Tal steigt zunächst nur sanft an, daher gibt es auf den Grasstreifen hier eine Menge fantastischer Zeltplätze, aber zum Lagern ist es mir natürlich noch zu früh.

                                                Tiraumea Tal

Später verschwinden die Wiesenstreifen und zeitweise muss ich mich ohne Weg durch den dichten Wald kämpfen. Wie schon zuvor, muss ich ständig die Seite des Tiraumea wechseln. Heute bei niedrigem Wasserstand kein Problem, dass kann aber sicher auch anders aussehen.

                          Der Tiraumea muss häufig durchwatet werden

Von Neuseeland gibt es übrigens eine ganz hervorragende topographische Karte im Netz, auf der man meine Route gut nachvollziehen kann!
Schließlich gelange ich in eine flache, offene Landschaft um die Tiraumea Hütte. Es scheint hier viel Rotwild zu geben, was verhindert, dass sich die Grasflächen wieder bewalden. Dafür sprechen auch die Einträge im Hüttenbuch. Offenbar kommen häufig Jäger hierher um dem Wild nachzustellen. 
Ich laufe noch ein Stück weiter und schlage schließlich mein Lager auf einer offenen Ebene auf. 
Bei meinem obligatorischen Abendspaziergang beobachte ich eine ganze Reihe von kleinen Vögeln, und fotografiere mal wieder einen der allgegenwärtigen South Island Robins, der auf Deutsch Langbeinschnäpper genannt wird. Das kurz geweidete Gras zeigt an, dass es hier viel Wild geben muss, leider bekomme ich davon aber nichts zu Gesicht.

                                                       Langbeinschnäpper

               Offene Graslandschaft in der Nähe der Tiraumea Hut

Am nächsten Tag ist der Pfad viel deutlicher zu erkennen. Offenbar wird die Tiraumea Hütte eher von dieser Seite aus erreicht. Durch schönen, recht offenen Südbuchenwald erreiche ich auf dem Tiraumea Sattel den kaum wahrnehmbaren, höchsten Punkt auf 682 Meter. 

                               Durch offenen Wald zum Tiraumea Sattel

Ich steige ab zum d'Urville River, dem ich kurze Zeit folge, bevor ich den Fluss vor seiner Mündung in den Lake Rotoroa durchwaten muss. 
Die ausgedehnten Kiesbänke zeigen, dass dieser Fluss zu Überschwemmungen neigt, aber bei dem jetzigen, niedrigen Wasserstand ist die Überquerung kein Problem.

                                                                    d'Urville River

Am anderen Ufer irre ich eine ganze Zeit lang durch den hier fast dschungelartigen Wald, bis ich wieder auf die orangen Markierungen stoße. 

                              Baumtunnel

Der Wald ist hier von kristallklaren, schmalen, aber tiefen Bächen durchzogen. An einer Stelle muss ich einige Zeit nach einer flacheren Watstelle suchen, ansonsten würde mir das Wasser sicher bis zum Bauch reichen!


                               Klare, tiefe Bäche in dschungelartigem Wald

Schließlich gelange ich an das Ufer des Lake Rotoroa. Leider hat es sich jetzt zugezogen, und fängt an zunächst leicht zu regnen. An manchen Stellen kann ich über den großen See blicken. Einmal beobachte ich einen schwarzen Schwan, der sich intensiv putzt. Diese majestätischen Vögel stammen ursprünglich aus Australien.

                                                       Lake Rotoroa

Als ich den Sabine River erreiche, muss ich diesem großen Fluss erst einige Kilometer aufwärts folgen, bis ich ihn über eine Brücke überqueren kann. Anschließend geht es flussabwärts zurück zum See.
In den letzten zwei Tagen hatte ich keinen anderen Wanderer getroffen, aber an der Sabine Hut, ist heute, am ersten Weihnachtstag eine ganze Menge los. Während ich meine Mittagsschokolade vor der Hütte esse, fressen mich die Sandfliegen fast auf. Mit einigen Leuten komme ich ins Gespräch, darunter ist auch eine Australierin, die ich in einigen Tagen tatsächlich noch einmal treffen sollte!
Obwohl es mittlerweile ziemlich stark regnet, habe ich keine Lust bei der Hütte zu bleiben und biege auf die Mount Cedric Route ab, die von knapp 500 Meter am See steil bergauf führt. 

                                                       Mt. Cedric Route

Irgendwann spanne ich meinen kleinen Regenschirm auf, das schützt mich zwar etwas, dafür kann ich aber auch die Wanderstöcke nicht mehr benützen. Als ich eine flachere Stelle erreiche, baue ich das Zelt auf, da ich mir denke, dass das Wetter über der Baumgrenze richtig schlecht ist...
Den Nachmittag verbringe ich lesend und relaxend im Zelt, aber abends klart es dann auf, und ich sehe den weißen Dunst im Tal tief unter mir. 
Da ich kein Wasser mehr habe, breche ich am Morgen ohne Frühstück in den nassen Wald auf. Es geht weiterhin steil bergauf, dennoch genieße ich die typisch neuseeländische Nebelstimmung im üppigen Grün.











                                               Früh  am Morgen

Bei etwa 1200 Meter beginnt der niedrige Krüppelwald der subalpinen Zone und ab 1400 Meter gelange ich schließlich über die Baumgrenze. Während hier bereits strahlender Sonnenschein aus einem tief blauen Himmel herrscht, liegen unter mir dichte, Nebelbänke. Eine Stimmung als ob man aus einem Flugzeug schaut!

                                                        Über den Wolken

Die Steigung flacht jetzt etwas ab und ich folge über eine weite Strecke dem Grat zum Mount Cedric. Um mich herum ragen majestätische Gipfel auf. Hier habe ich den tatsächlichen Beginn der Südalpen erreicht!
Obwohl es sonnig ist, weht ein scharfer Wind, der auch sicher für die klare Sicht verantwortlich ist. Die Mount Cedric Route ist auf jeden Fall einer der großen Höhepunkte auf dieser Wanderung bisher!
Immer wieder brandet der Nebel auch gegen den Grat, verhüllt meine Route aber immer nur für wenige Minuten, danach ist es wieder klar.


                                                         Mount Cedric Route

                            Der Nebel verhüllt den Grat immer nur kurz

Bei etwa 1800 Meter sehe ich den See Hinapouri Tarn unter mir. Eigentlich führt der Weg dort entlang, was allerdings einen Umweg für mich darstellt. Daher beschließe ich den Pfad zu verlassen und weglos durch das alpine Terrain zum Sunset Saddle zu laufen.


                                                         Hinapouri Tarn

Das Gelände ist zerklüfteter als es von oben schien, aber ich gelange problemlos zu einem kleinen See, wo ich erst einmal esse...
Der Anstieg zum Sunset Saddle sieht ziemlich steil aus, entpuppt sich dann aber als einfach und schon nach einer halben Stunde erreiche ich den Pass auf knapp 1900 Meter Höhe.
Die Aussicht bei dem herrlichen Wetter ist fantastisch!

                                                   Sunset Saddle







                  Blick zurück zu Hinapouri Tarn und Lake Angelus 

Offenbar wird diese Route relativ häufig begangen, denn man kann hier sehr gut den Steinpyramiden (Cairns) folgen, die frühere Wanderer hinterlassen haben. So ist der Abstieg im groben Geröll zunächst auch einfach.

                                                            Abstieg vom Sunset Saddle

Dann gelange ich allerdings in schwierigeres Gelände. Steile, felsige Schrofen müssen entlang von einem Wasserfall passiert werden. Hier ist es wichtig eine günstige Route zu finden, um nicht an steilen Felsen klettern zu müssen oder in einer Sackgasse zu landen.

                                         Die Schlüsselstelle der Route

Schließlich gelange ich ins Tal, dem ich abwärts bis zur Hopeless Hütte folge, die lediglich auf etwa 1000 Meter liegt! Hier beginnt dann auch wieder ein Wanderpfad, dem ich weiter abwärts bis zum Travers River folge. 
Dort stoße ich auf einen offenbar stark frequentierten Weg, den Travers Track, der hier ein Teilstück des TeAraroa ist, der bekannten, 3000 Kilometer langen Wanderroute durch ganz Neuseeland. Tatsächlich treffe ich hier auch einige Wanderer, schlage dann aber bald mein Lager auf einer offenen, mit niedrigem Gras bewachsenen Fläche am Fluss auf.


                                Travers River

Am nächsten Morgen folge ich zunächst für ca. 2 Stunden dem Travers Track aufwärts, biege dann aber auf einen schmalen Pfad zur Cupola Hütte ab.
Der Cupola Crek ist einer dieser wilden, schmalen Bäche in Neuseeland, die von dick, grün bemoosten Felsblöcken eingerahmt werden.

                                                         Cupola Creek

Der Weg endet an der Cupola Hütte, die auf knapp 1400 Meter an der Baumgrenze liegt, und tolle Aussichten in die umgebende Bergwelt gewährt. Sicher ein super Standquartier für alpine Erkundungen!

                                                     An der Cupola Hut

Glücklicherweise entdecke ich einen Pfad, der durch den alpinen Südbuchenbusch hinter der Hütte weiter nach oben führt. Aber schon bald bin ich in offenem alpinen Gelände und traversiere die Hänge unterhalb von Mount Cupola.
Weiter voraus erblicke ich einen Pass, den ich überqueren muss.
Na ja, als ich durch grobes Geröll aufsteigend den Einschnitt erreicht habe, stellt sich heraus, dass sofort nach einem kurzen Abstieg der eigentliche Pass angegangen werden muss. 

                                                   Durch alpines Gelände zum Pass

Der Anstieg ist zwar sehr steil, aber meistens kann ich auf Grasstreifen laufen, so dass es nur kurz über unangenehmes, feines Kiesmaterial geht.
Schließlich erreiche ich den Pass auf 1763 Meter Höhe. Von hier oben kann ich bereits die weitere Route überblicken. Ich steige nicht ins Tal ab, sondern bleibe etwa auf einer Höhe und traversiere zu einer grasigen Erhebung über dem Sabine Tal.

                                                           Blick über die weitere Route


Die Route entpuppt sich als nicht allzu schwierig, und ich kann die herrliche Bergwelt bei dem schönen Wetter so richtig genießen.
Schließlich blicke ich dann aber doch ins Sabine Tal tief unter mir. Die Abstiegsroute sieht steil und schwierig aus. An den meisten Stellen scheinen unpassierbare Klippen zu lauern...

                                                 Hoch über dem Sabine Tal

Eine mit gelbem Gras bewachsene Lawinenbahn reicht weit in die Waldzone hinein. Sie ist steil, aber Schritt für Schritt gelange ich tiefer. Ich habe schon lange kein Wasser mehr gefunden, daher bin ich ziemlich durstig und entwickele sogar Seitenstiche. Schließlich dringe ich weglos in den Wald ein, der zunächst recht offen und einfach ist. Dann wird die Vegetation dicht und unübersichtlich. Ich gelange an einen Punkt oberhalb einer Klippe und sehe zunächst nicht, ob ich irgendwo absteigen kann, finde aber dann doch eine gute Stelle.











                                             Abstieg ins Sabine Tal

Dann gelange ich an eine steile, trockene, unbewachsene Bachrinne, der ich weiter abwärts folge. Auf den glitschigen Felsen rutsche ich aus, und trage blutige Schürfwunden an Händen und Armen davon. 
Das GPS zeigt mir, dass es nur noch 600 Meter Luftlinie bis ins Tal sind. Das hört sich nach wenig an, ist in diesem Gelände aber ziemlich viel. Ich bin mir keineswegs sicher, ob ich nicht schließlich doch noch in einer unüberwindbaren Sackgasse lande...
Erst 300 Meter weiter nimmt das Gefälle etwas ab, und schließlich gelange ich auf den Sabine Track, einen Teil des TeAraroa. Geschafft! 
Etwas später führt der Pfad über eine gurgelnde Klamm, die so eng und tief ist, dass ich den Boden nicht sehen kann. Unheimlich!
Schließlich schlage ich zufrieden im Wald mein Lager auf. Das war ein weiterer toller Tag!
Am nächsten Morgen steige ich noch ein Stück im Tal des East Sabine River ab und folge dann dem West Sabine aufwärts. An der West Sabine Hut sind etliche Leute, aber auf dem Trail ist fast noch niemand unterwegs. 
Immer wieder wird der Wald hier von felsigen Lawinenbahnen unterbrochen, auf die Warnschilder hinweisen. Früher in der Saison können hier tatsächlich noch Schneemassen abgehen. Auf diesen offenen Flächen erhasche ich immer wieder schöne Ausblicke in die Landschaft, zum Beispiel auf einen hohen Wasserfall, der über eine Felskante stürzt.



                                                      

                                                     Auf dem Sabine Track

Bereits um 11 Uhr erreiche ich die Blue Lake Hut, und unternehme einen Abstecher zu dem gleichnamigen See. 
Dieser gilt als der klarste See der Welt, mit einer Sichttiefe von unglaublichen 83 Metern!
Kein Wunder, dass etliche Leute dieses Naturwunder bestaunen. 

                                                                   Blue Lake

Hinter dem See steige ich weiter auf, und es wird schnell wieder einsam. Bald sehe ich den See bereits tief unter mir liegen.

                                                     Blick zurück zum Blue Lake

Nachdem ich eine Geländestufe erklommen habe, wird das Terrain wieder flacher und ich habe die Umgebung von Lake Constance erreicht. Dieser tolle Bergsee ist viel größer und wie ich finde auch in seiner alpinen Umgebung spektakulärer, als der Blue Lake.
Hier treffe ich Ralph, einen jungen Schweizer, der auf dem TeAraroa bereits seit September unterwegs ist. Dies ist seine erste Fernwanderung und er ist bereits jetzt süchtig nach mehr. Das kann ich gut verstehen!
Zunächst bleibt der Pfad über dem See und umgeht einige Felsabstürze, bevor er zum Strand des Gewässers absteigt.





                                                                                         Lake Constance

Hinter dem See öffnet sich ein weites, flaches Grastal, in dem ich rasch voran komme. Aber dann beginnt der sehr steile Anstieg zum Waiau Pass. 300 Höhenmeter geht es in direkter Linie in unangenehmen, feinem Schotter aufwärts. Ich bin froh, dass ich hier nicht absteigen muss, obwohl das natürlich auch kein Problem wäre. Noch einmal blicke ich zurück zum Lake Constance und der  gerade durchquerten Grasebene.

                                                                           Blick zurück zu Lake Constance

Nach etwa 500 Höhenmetern Anstieg habe ich den Waiau Pass auf 1870 Meter erreicht. Scheinbar in greifbarer Nähe sehe ich Thompson Lake und den Pass oberhalb, Ziele für morgen....

                                 Blick vom Waiau Pass zum Thompson Pass

Der Abstieg entpuppt sich als unerwartet schwierig. Im Schrofengelände muss man schon etwas schauen, um eine ungefährliche Route zu finden. Das ist mit etwas Ruhe und Umsicht aber kein Problem. 
Als ich den schwierigsten Teil hinter mir habe, höre ich eine Frau, die von mir wissen will, wo es weiter geht. Ich biete meine Hilfe an, aber schließlich findet sie alleine ihren Weg.


                         Schrofengelände im Abstieg vom Waiau Pass

Ein Stück tiefer entdecke ich einen grasigen Absatz und beschließe hier mein Zelt aufzuschlagen. Etwas später erscheint Zita, die den Abstieg auch ohne Probleme bewältigt hat. Sie stammt aus Frankfurt, lebt aber schon seit 7 Jahren in Neuseeland, und ist begeistert vom TeAraroa. 
Als ich am nächsten Morgen aufbrechen möchte, beginnt es zu regnen, so dass ich mich noch einmal hinlege, und dann erst um 11 losziehe. Es ist kühl und ungemütlich, das Wetter sieht recht unsicher aus. Das bestätigt auch das neuseeländische Paar, welches ich unten im Waiau Tal treffe. Ich überlege einen Moment, ob ich unter diesen Umständen meine ab hier geplante, weglose Route verändere, entscheide mich dann aber doch dafür bei meinem Plan zu bleiben. Man muss sich seinen Ängsten stellen...
Durch eine zunächst noch recht dicht bewachsene, abweisende Berglandschaft steige ich auf bis zum herrlich gelegenen Lake Thompson, den ich schon gestern gesehen hatte. 

                                                       Lake Thompson

Der Aufstieg zum auf 1750 Meter gelegenen Thompson Pass ist schnell und einfach. Von dort kann ich schon mein nächstes Ziel, den d'Urville Pass sehen. Allerdings entpuppt sich das Traversieren entlang der Hänge als nicht so einfach. Der Weg führt entlang steiler Schrofen zu einem ausgedehnten Schneefeld. Dieses einfach so zu überqueren erscheint verlockend, aber dort auszurutschen hätte fatale Folgen. Nun habe ich ja für solche Fälle Eispickel und Ministeigeisen dabei, aber ich habe wenig Lust die Sachen  auszupacken, und beschließe das Schneefeld daher nach oben zu umgehen, was auch gut funktioniert. Immer wieder geht es auch über steile Blockhalden, aber wieder einmal bin ich auch bei dem heute nicht so schönen Wetter, fasziniert von der alpinen Umgebung. Und es hat halt einen besonderen Reiz nicht den Markierungen eines Wanderweges zu folgen, sondern sich seine eigene Route durch wegloses Gelände zu suchen.


                                                  Traverse zum d'Urville Pass

Auf dem Pass angekommen, verschlechtert sich das Wetter, Nebel kommt auf und es beginnt zu regnen. Glücklicherweise ist der erste Teil des Abstiegs in ein felsiges Hochtal ziemlich einfach und macht auch keine Orientierungsprobleme.

                                          Abstieg vom d'Urville Pass

Glücklicherweise hört der Regen bald wieder auf, denn das Hochtal bricht abrupt steil zum East Matakitaki Fluss ab. Von oben kann ich nicht die beste Route ausmachen und steige rechts neben einem Wasserfall ab. Das ist sehr steiles, von Felsabstürzen durchzogenes Gelände, in dem ich nur mit großer Aufmerksamkeit für die beste Route und voller Konzentration unbeschadet weiter komme. Der schwierigste Abschnitt des heutigen Tages! Als ich schließlich in flacheres Gelände komme und zurückschaue, wird mir klar, dass es auf der linken Seite des Wasserfalls einfacher gewesen wäre...

                                          Schwierige Abstiegsroute

Nachdem ich gestern schon eine Stockspitze verbogen hatte, habe ich es geschafft, heute die andere abzubrechen...

                                         Schwieriges Terrain für Wanderstöcke

Zunächst geht es am nächsten Morgen durch Tussock und Blockhalden weiter entlang des trockenen Bachbetts. Bei etwa 1200 Meter beginnt dann der Wald. Ich bin gespannt, ob mir jetzt übles "sich durch den Busch kämpfen" bevor steht, aber ich komme recht gut vorwärts. Oft säumen Grasstreifen den Fluss, der jetzt auch Wasser führt. Nur selten muss ich mich tatsächlich durch den Wald kämpfen. 

               Auf 1200 Meter beginnt der Wald am East Matakitaki

Allerdings muss ich recht häufig die Flussseite wechseln. Zwar ist der East Matakitaki durchaus ein wilder Fluss, dennoch ist das Durchwaten bei dem jetzigen Wasserstand problemlos möglich.

                               Ich folge dem Flussbett

Zu meiner großen Überraschung begegnet mir in diesem weglosen  Terrain dann tatsächlich ein Mensch: Es ist Deborah, die ich vor Tagen am Lake Rotoroa getroffen hatte!
Sie kommt aus der Gegenrichtung und ist auf einer 8-tägigen Wanderung. Allerdings will sie nicht über d'Urville und Thompson Pass.

                                                         East Matakitaki Tal

Irgendwann gelange ich an eine ausgedehnte Grasfläche, etwas Unerwartetes in diesen dichten, düsteren Wäldern!
Hier liegt die kleine East Matakitaki Hut, die ich bereits aus einem Buch kenne, dass ich auf meinem Smartphone habe. Miriam Lancewood und ihr Mann Peter haben hier Monate lang gelebt, während der vielen Jahre, die sie in der Wildnis Neuseelands verbracht haben. Ein sehr inspirierendes Buch!

                 Ausgedehnte Grasflächen an der East Matakitaki Hut

Ich folge jetzt einem guten, markierten Pfad. Ab 800 Meter Höhe wird der Wald auch wieder vielfältiger mit dickeren Bäumen. Nach einem längeren Abstieg gelange ich an den westlichen Arm des Matakitaki den ich auf einem "Walkwire" überqueren muss. Diese Konstruktionen kenne ich ja schon vom Karamea, aber es ist wirklich interessant nur auf einem dünnen Draht hoch über einem wilden Fluss zu stehen....


                                                      Walkwire am West Matakitaki

Am Ende einer weiteren großen Grasfläche steht Bob's Hut, die ebenfalls eine Zeit lang von Miriam und Peter genutzt wurde. 
In der Nähe der Hütte schlage ich mein Zelt auf. 

                                                           Bei Bob's Hut

Am nächsten Morgen sieht es kühl und ungemütlich aus. Direkt hinter der Hütte weist ein Schild auf den 3- Tarn Pass, mein nächstes Ziel hin, allerdings verliert sich der Pfad dann im Wald schon bald. Ab und zu taucht noch einmal eine Markierung auf, aber streckenweise muss ich Verhaue von durch einen Sturm geworfenen Bäumen umgehen und komme nur langsam voran. 

                                                     Schwieriges Vorankommen

Ab und zu nieselt es ein wenig und ich befürchte, dass es bald richtig anfängt zu regnen, was es dann aber doch nicht tut. Als ich aus dem Wald auf eine mit gelbem Gras bewachsene Schotterebene trete, komme ich deutlich besser voran. 

                                                            Ungemütlich

Nachdem ich den Matakitaki ein letztes Mal überquert habe, beginnt ein sehr steiler, unangenehmer Aufstieg durch dichten Busch. Stellenweise muss ich mich regelrecht durch das zähe Astwerk quetschen. Sehr anstrengend! Immerhin kann ich mich auch an den Büschen weiter hoch ziehen, so gewinne ich Meter für Meter. 
Schließlich flacht das Gelände etwas ab und es geht in niedrigem Gras weiter aufwärts. Irgendwann sehe ich ein Tal unter mir, was zum 3-Tarn Pass leitet. Ich bleibe allerdings auf meiner Höhe und bewege mich am Hang talaufwärts. Schließlich erreiche ich die drei kleinen Bergseen und schlage mein Lager auf. Inzwischen kommt auch die Sonne mitunter zum Vorschein, und ich freue mich ein so schönes Lager am letzten Tag des Jahres zu haben!

                                          Lager an den 3- Tarns

Nachdem ich gegessen habe, unternehme ich einen Abendspaziergang zu dem auf 1840 Meter Höhe gelegenen 3- Tarn Pass. Hier kann ich die interessanten Lichtstimmungen zwischen Sonne und Nebeldunst genießen.


                                                               Blick vom 3- Tarn Pass

                                                                   Sonne und Nebel

Wie an so vielen Tagen in Neuseeland sehe ich auch an Silvester keinen anderen Menschen, und bekomme natürlich auch nichts von irgendeinem Feuerwerk mit...
Perfekt!

                                                   Neujahrsmorgen an den 3- Tarns

Schon bald stehe ich am nächsten Morgen wieder auf dem Pass und arbeite mich durch ein Blockfeld nach unten. 

                                                                    Abstiegsroute

                                      Blick zurück zum 3- Tarn Pass

Beim Abstieg muss ich einige steile Klippen umgehen und kämpfe mich später durch hohes Tussock Gras. Solche Flächen sehen von weitem einfach aus. Aber das Vorankommen ist dort auf Grund der Höhe des Grases und  der tiefen Löcher zwischen den Buckeln ziemlich schwierig. 
Für das letzte Stück zur Ada Hut nehme ich eine weglose Abkürzung durch den Wald und gelange erst unmittelbar vor der Hütte auf eine offene Fläche.
Zu meiner Freude treffe ich an der Ada Hut zwei junge Frauen, die am Lewis Pass ihr Auto geparkt haben, und anbieten, mich nach Hanmer Springs mitzunehmen. Die aus Deutschland stammende Hannah hat Erlebnispädagogik studiert und neben Neuseeland hat sie auch schon in China gearbeitet. Dagegen ist ihre Freundin Meegan Neuseeländerin. Beide arbeiten in einem Outdoorcenter, daher haben wir uns viel zu erzählen.
Wir folgen dem Maruia River auf dem sehr gut ausgebauten St. James Walkway abwärts. Der Weg führt auch durch die Cannibal Gorge, wo wohl nach einer Maorischlacht die Opfer aufgegessen wurden.


                                                In der Kannibalenschlucht

Nachdem wir den Maruia auf einer Hängebrücke durchquert haben, gehen wir schließlich das letzte Stück zum Lewis Pass durch offenes Moorland.

                                                             Am Lewis Pass

Hanmer Springs ist ein Touristenort, der natürlich an Neujahr absolute Hochsaison hat. Immerhin bekomme ich noch einen Platz auf dem Top 10 Holiday Park. Für Familien ist der Platz bestimmt ganz schön, mir als einsamen Wanderer gefällt es dort überhaupt nicht.
Dennoch besuche ich am nächsten Tag noch die heißen Quellen des Orts, die tatsächlich sehr schön sind.









































1 Kommentar:

  1. In den heißen Quellen habe ich auch schon mal gebadet - allerdings war ich damals mit dem Rad und nicht zu Fuß unterwegs.

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