17 Tage, 236 Kilometer, 19376 Höhenmeter Aufstieg
Zusammenfassung
Von Bolivien fahren wir per Bus nach Cuzco in Peru, die Basis für unsere nächsten beiden Touren. Zunächst geht es in die Cordillera Villcabamba, wo wir am Ende des bekannten Salkantay Treks bei Hidroelectrica starten. Anstatt diesem Weg zu folgen, versuchen wir im Bergregenwald des Ahobamba diesem Tal aufwärts zu folgen, müssen aber schließlich an einem nur unter Lebensgefahr zu passierendem Erdrutsch aufgeben. Daher folgen wir dann dem Salkantay Trek, wo wir die Massentourismus- Variante des Wanderns kennenlernen. Allerdings verlassen wir den ausgetretenen Weg irgendwann und folgen einer eigenen, schönen Runde über den 4950 Meter hohen Inka Chiriasca Pass, von wo wir herrliche Aussichten auf den 6271 Meter hohen Eisriesen Salkantay erhalten.
Der zweite Teil unserer Wanderung startet dann in Sahayuaco im Tal des Rio Santa Teresa. Auf Kuhpfaden steigen wir durch den Bergregenwald wieder auf und überqueren dann, bei meist ziemlich schlechtem Wetter einige Pässe, was sich auf dieser abgelegenen Route teilweise als ziemlich schwierig entpuppt. In Yanama oberhalb des Rio Otiyoc verpflegen wir uns neu und folgen dann einer Wanderroute zu der fantastisch hoch über dem Rio Apurimac gelegenen, nur zu Fuß erreichbaren Inkastadt Choquequirao, wo wir zwar etliche Touristen treffen, aber nicht die Massen, die man aus Macchu Picchu kennt. Zum Abschluss durchqueren wir das Apurimac Tal, und beenden diese Wanderung in Capuliyac, von wo uns ein Minibus zurück nach Cusco mitnimmt.
Unser Bus trifft um 6 Uhr morgens in Cuzco ein. Wir nutzen die Gelegenheit um uns ein wenig zu bewegen und laufen die 4 Kilometer ins Stadtzentrum während es gegen 6:45 Uhr langsam hell wird. Peru wirkt auf den ersten Blick moderner als Bolivien. Auch in der Altstadt ist um diese Zeit noch nicht viel los. An einer Stelle werden gehäutete Meerschweinchen angeboten, ein etwas merkwürdiger Anblick. Selbst die Geldautomaten sind teilweise noch geschlossen. Durch Zufall entdecken wir an einer Plaza das Hotel Hazienda, wo es ein tolles Frühstücksbufett zum Preis von 13 Euro, also 55 Soles gibt! Außerdem ist das Personal sehr freundlich, so ist es natürlich kein Wunder, dass wir einige Zeit dort bleiben. Später heben wir dann Bargeld bei der Banco Union ab, wo im Gegensatz zu anderen Banken keine Gebühr erhoben wird. Schließlich gehen wir zu unserem Hostel „ Cuscopackers“ wo unser Zimmer mit Bad inkl. tollem Ausblick und Frühstück nur 15 Euro kostet. Die Zeit bis zum Einchecken vertreiben wir uns unter anderem mit Billard und Tischfußball. Im Hostel können wir auch den Bus für morgen nach Hidroelectrica buchen. Als wir nachmittags wieder in die Altstadt gehen, bewundern wir die zahlreichen unterschiedlichen Saftstände, etc. Im Gegensatz zu La Paz wimmelt es in der Altstadt von Touristen, es gibt zahlreiche Agenturen und viele Leute wollen einem etwas verkaufen. Wir empfinden die Atmosphäre als etwas hektisch, obwohl es hier wirklich schön ist. Ich kaufe neue Wanderstöcke und eine Gaskartusche, ansonsten schlendern wir umher und sitzen auf einer Bank an der Plaza in der Sonne. Abends essen wir für knapp zwei Euro pro Person Suppe und Hauptspeise in einem Restaurant in der Nähe unserer Unterkunft und relaxen dann noch dort.
Am nächsten Morgen stehen wir schon früh auf und essen, da wir zu zeitig für das Hostelfrühstück sind, ein großes, braunes, süßes, rundes Brot, das wir gestern in der Markthalle gekauft haben, mit Avocados. Dazu trinken wir Kakao und Kaffee die in dem Hostel stets bereit stehen. Wir wundern uns dann, dass wir noch nicht abgeholt werden und fragen schließlich bei dem Angestellten nach, der offenbar Nachtschicht hatte. Dabei erfahren wir, dass Peru eine Stunde vor der bolivianischen Zeit ist, was wir vorher dummerweise nicht geprüft hatten…
Gegen 7 Uhr werden wir dann von einem Mercedes Sprinter mit 18 anderen, meist jungen südamerikanischen Touristen abgeholt. Durch recht dicht besiedeltes Hochland fahren wir in das Tal des wilden Urubamba, An etlichen Stellen liegen Felsbrocken auf der Straße. Wir legen an einer Art Raststätte eine längere Pause ein. Später verlassen wir das Tal und die Straße schraubt sich hoch bis zu einem Pass auf 4300 Meter. An der Straße gibt es eine ganze Menge Restaurants, die wohl hauptsächlich die Insassen der Minibusse auf dem Weg nach Macchu Picchu (Hidroelectrica) im Visier haben. An so einem Etablissement legen wir noch einmal eine Pause ein. Schließlich wird es abenteuerlich, als die Straße in die Schlucht des Urubamba führt. Hier hört der Asphalt auf und die Piste windet sich hoch über dem Abgrund. An etlichen Stellen ist der Hang in jüngster Zeit abgerutscht und an vielen Stellen wird gearbeitet. Es werden auch neue Brücken und Tunnel gebaut. Wir passieren Santa Teresa und müssen an einer Baustelle noch einmal länger warten. Schließlich erreichen wir kurz vor 14 Uhr eine Raststätte, wo wir erst einmal essen. Offenbar endet die Straße dort und die Touristen, die nach Macchu Picchu wollen, müssen erst mal ein Stück laufen. Wir hingegen beginnen hier unsere Wanderung durch die Cordillera Villcabamba. Ein Stück folgen wir einem Fahrweg, der hier dem Salkantay Trek entspricht. Wir überqueren den Rio Ahobamba auf einer guten Hängebrücke und verlassen den Salkantay Trek dann bald. Ein Mann an einem Restaurant erzählt uns, dass kein Weg das Ahobamba Tal aufwärts existiert, was von einem anderen Mann, der auf einem Moped unterwegs ist, bestätigt wird. Nichts desto Trotz stoßen wir hinter einem recht schönen Haus auf einen guten, freigeschnittenen Pfad, der allerdings oberhalb von dem in der Karte eingezeichneten Weg verläuft. Es gibt hier Kaffeesträucher, Bananen und Avocados, alles scheinbar wild wachsend. Der Pfad schraubt sich langsam nach oben und endet dann an einer kleinen Kaffeeplantage, wo wir ein ebenes Plätzchen für unser Zelt finden.
Nach einer trotz der niedrigen Höhe recht kühlen Nacht, brechen wir bereits um kurz nach 6 Uhr auf und laufen den Pfad zurück abwärts. Wir begegnen Valentin, einem freundlichen, älteren Mann der unterwegs zu der Kaffeeplantage ist, wo wir übernachtet haben. Er erzählt, dass der Pfad im Ahobamba Tal noch existiert, und bei den letzten Häusern beginnt. Dort angekommen, erfahren wir von einer Frau, dass sich auf der anderen Flussseite ein guter, freigeschnittener Pfad befindet. Diese positiven Nachrichten geben uns Hoffnung, dass wir das Ahobamba Tal doch hochlaufen können. Mein Freund Bernd war dort bereits 2010 unterwegs. Schon damals war das Tal schwierig und der Pfad ziemlich zugewachsen…
Bevor wir weiterlaufen, gönnen wir uns allerdings erstmal ein zweites Frühstück mit Rührei, Kakao und Kaffee in dem Restaurant, dass wir gestern kurz nach Verlassen des Salkantay Treks passiert hatten. Noch sind wir die einzigen Gäste, aber offensichtlich ist man hier auf größere Gruppen eingerichtet, es gibt WLAN und man kann mit Kreditkarte bezahlen. Der selbst angebaute Kaffee schmeckt mir hervorragend!
Frisch gestärkt laufen wir weiter, überqueren wieder die Brücke und gelangen tatsächlich auf einen guten, frisch freigeschnittenen Pfad der flussaufwärts führt. Es ist ein schöner Morgen und wir erfreuen uns an der ruhigen Atmosphäre im Wald, mit größeren Bäumen als wir sie in Bolivien gesehen hatten. Bald treffen wir eine Crew aus zwei älteren und zwei jüngeren Männern, die an dem Pfad arbeiten wollen, um ihn vielleicht im nächsten Jahr touristisch nutzen zu können. Sie erzählen uns, dass sie den Pfad auf etwa sechs Kilometer Länge, bis zu einer nicht mehr sicher benutzbaren Hängebrücke schon hergerichtet hätten. Danach sei der Weg unpassierbar. Wir überlegen kurz und beschließen dann, uns ein eigenes Bild zu machen. Tatsächlich stellen wir bald fest, was für tolle Arbeit die Männer schon geleistet haben, wie die Errichtung von Brücken mit Baumstämmen, die sie mit der Machete gefällt haben, bis zur Verbreiterung des Weges an Erdrutschen. An einem höhlenartigen Überhang scheuchen wir zwei Fledermäuse auf, die so dicht an mir vorbei fliegen, dass ich einen Lufthauch spüre. Bereits um 10 Uhr erreichen wir die genante Brücke. Zunächst gehe ich vor, um die Stabilität zu prüfen und um festzustellen ob der Pfad danach nicht zu stark zugewachsen ist. Nach vollzogener Erkundung beschließen wir weiter zu laufen. Tatsächlich ist der Weg ganz ok, viel weniger schwierig als beispielsweise der Sillukintara in Bolivien. Fußspuren und Machetenspuren zeigen, dass auch hier noch vor nicht allzu langer Zeit Menschen unterwegs waren. Immer wieder einmal sehen wir Vögel wie grüne Papageien, verschiedene Hühnervögel u.s.w. Vor allem aber begeistern uns Schmetterlinge und Orchideen.
Unsere karge Mittagsmahlzeit bessern wir mit einer Avocado auf, die Anke heute Morgen gefunden hat. Kleinere Erdrutsche sind nicht ganz ohne, aber problemlos zu bewältigen.
Dann gelangen wir an eine Stelle, wo der ganze Hang abgerutscht ist. Ein schmaler Pfad zeigt, dass hier schon Leute rüber sind. Auch wir gehen zunächst weiter, auch wenn das sofort ziemlich gewagt aussieht. Der Pfad ist nicht einmal fußbreit und hier abzustürzen bedeutet Tod oder schwere Verletzung. Als sich der abgerutschte Hang in unsere Richtung wölbt, erscheint mir das Weiter laufen zu gefährlich und wir drehen um. Natürlich ist es frustrierend aufzugeben obwohl wir hoffnungsfroh waren, aber wir wissen, dass es die richtige Entscheidung ist. Das Risiko an dieser Stelle ist objektiv viel zu hoch, obwohl es wahrscheinlich geklappt hätte. Um 13 Uhr kehren wir in gedämpfter Stimmung um. Nichts desto trotz freuen wir uns weiter an der Schönheit der tropischen Natur mit knallroten Vögeln und Schmetterlingen. Schließlich schlagen wir etwa 500 Meter vor dem Salkantay Pfad mitten auf dem Weg unser Lager auf. Während wir draußen sitzen turnen in den Bäumen über uns Tauben und Papageien herum.
Am nächsten Morgen gelangen wir an der Brücke bald auf den Salkantay Trail, dem wir heute den ganzen Tag folgen. Dieser Weg wird normalerweise in 3-5 Tagen bewältigt und ist eine Alternative zum Inka Trail nach Macchu Picchu. Dementsprechend läuft sonst wohl niemand den Weg in unserer Richtung und alle Wanderer kommen uns entgegen. Vom Ahobamba ausgehend liegt sofort ein Aufstieg mit über 900 Höhenmetern vor uns, der durch Serpentinen aber nicht zu steil ist. Meist geht es durch Buschwald der Spuren früherer Nutzung zeigt. Später auch durch niedrigen, dicht verschlungenen Bergregenwald. Bald schon kommen uns kleine Gruppen von jungen Individualtouristen entgegen, später auch Gruppen mit peruanischen Führern. Wir erreichen die nicht besonders spektakulären Inkaruinen von Llactapata, von wo der Blick bis zu dem auf einem Bergabsatz liegenden Macchu Picchu reicht. Bald danach gelangen wir an einen großen Zeltplatz, wo wohl überwiegend Gruppen übernachten. Die Ausrüstung wird offenbar meist von Trägern bewegt, die um die 25 kg, teilweise in unbequemen Taschen schleppen, wir sehen aber auch Maultiere, die zum Transport eingesetzt werden. An einem anderen Zeltplatz genießen wir die tolle Aussicht und ich trinke bei einer Ecolodge mit 5 festen, kuppelförmigen Zelten eine Tasse Kaffee. Kurz danach erhalten wir an einem weiteren Zeltplatz noch einmal eine tolle Aussicht und beginnen dann den langen Abstieg ins Tal des Rio Santa Teresa. Auch hier gibt es noch etliche Restaurants etc. Besonders gefallen uns einige Etablissements in Lucmabamba. Zwischen Kaffeegärten und Bananenstauden lässt es sich hier bestimmt gut abhängen!
Auf meinem linken Ohr höre ich nicht mehr gut, ein Zustand, der noch länger anhalten wird.
Hier beginnt dann auch ein Fahrweg, auf dem einiges los ist. Schließlich erreichen wir den nicht sehr einladend wirkenden Ort Sahuayaco und folgen einem Fahrweg flussabwärts. Hier ist deutlich weniger los und als wir an einem Restaurant vorbei kommen, nutzen wir die Gelegenheit Mittag zu essen. Nicht viel später endet der Fahrweg und wir folgen einem offenbar wenig begangenen Pfad weiter. Es kommt uns merkwürdig vor, dass hier offenbar nur noch wenig Betrieb herrscht, daher fragen wir eine junge Frau an einem Haus und erfahren, dass der Weg auf dieser Seite aufgrund von Erdrutschen nicht mehr passierbar ist. Glücklicherweise brauchen wir nicht allzu weit zurück laufen, sondern können eine Seilbahn in der Nähe benutzen, die über den Rio Santa Teresa führt. Während Anke den Mechanismus gleich durchschaut, bleibe ich in der Mitte stecken. Ein Einheimischer zieht mich dann zurück und wir fahren zusammen rüber. Vom Fluss laufen wir zur Piste hoch, der wir dann weiter folgen. Dabei sehen wir, in welchem Ausmaß der gegenüberliegende Hang abgerutscht ist. Dann hören wir laute Hilferufe und sehen jemand, der in einer viel längeren und höheren Seilbahn über dem Fluss festhängt. Wir ziehen ihn rüber und erfahren, dass Gabriela und Thomas aus Portugal versucht hatten, den alten Weg von der anderen Seite zu laufen. Sie hatten schwierige Erdrutsche bewältigt und waren teilweise sogar im Fluss gelaufen, bis sie schließlich an die Seilbahn gelangt waren, wo wir schließlich auch Gabriela rüber ziehen. Die Beiden sind sichtlich geschockt und sehr froh über ihre Rettung. Schließlich laufen wir weiter und gelangen bald an den Zeltplatz Grenadillas, wo wir die einzigen Gäste sind und für wenig Geld Abendessen und Frühstück erhalten. In der Dunkelheit sehen wir Glühwürmchen herumfliegen.
In der Nacht regnet es zeitweise und morgens bekommen wir bereits um 5:30 unser Frühstück, einen Teller mit Nudeln, etwas Hühnerfleisch und Yucca, dazu Kaffee und Kakao. Camping und zwei Mahlzeiten für uns beide kosten umgerechnet 14 Euro!
Ebenso wie gestern muss ich eine Zecke von meinem Bein abziehen.
Bald laufen wir auf der Piste weiter und sehen irgendwann Gruppen auf der anderen Flussseite, offenbar ist der Pfad hier noch begehbar! Nach etwa 8 Kilometern durchqueren wir den kleinen Ort Collpapampa wo es etliche Restaurants und ein großes Camp mit zahlreichen festen Zeltunterkünften gibt. Ein Stück weiter in Chaullay endet die Piste und wir gönnen uns ein gutes zweites Frühstück mit Rührei, Marmeladenbrot, Kakao und Kaffee. Dabei können wir Kolibris beobachten, die die Blüten besuchen und manchmal eine Zeit lang in einem Busch sitzen bleiben. Anschließend wandern wir auf einem breiten Pfad nicht zu steil einen Bach aufwärts, wo wir verschiedene Orchideenarten und Bromelien bewundern. Es kommen uns zahlreiche Touristen und Maultierkarawanen entgegen, das ist Massentourismus der hier veranstaltet wird! Auf knapp 4000 Metern ist die Baumgrenze erreicht, das Terrain flacht ab und wir passieren große Camps, wo für jede Gruppe eigene Zelte aufgebaut werden. Wir wandern durch teilweise felsiges Terrain weiter und begegnen jetzt etwas weniger Leuten. Kurz nach 16 Uhr schlagen wir dann unser Lager abseits des Wegs knapp unter dem 4630 Meter hohen Pass Abra Salkantay nach 23 Kilometern und fast 2300 Höhenmetern Aufstieg auf. Kurze Zeit später unternehmen wir noch einen Spaziergang zum Pass und weiter durch die Moränenlandschaft zu einem Punkt wo man den Humantay See unter uns überblicken kann. Während noch beim Aufstieg der 6271 Meter hohe Nevado Salkantay meist von Wolken verhüllt war, zeigt er sich jetzt in ganzer Pracht. Später ergeben untergehende Sonne und aufsteigender Dunst tolle Lichtstimmungen. Häufig rumpelt es vom nahegelegenen Salkantay Gletscher, aber unser Lager ist außer Reichweite der niedergehenden Brocken. Erst als es schon fast dunkel ist, ziehen wir uns ins Zelt zurück. Während wir heute meistens im T- Shirt gelaufen sind, sind wir jetzt froh über unsere Daunenjacken. Zwischen den Felsen sehen wir einige Vizcachas. In der Nacht wölbt sich ein toller Sternenhimmel mit dem Salkantay im Hintergrund über uns.
Am Morgen ist das Zelt von innen gefroren, nichts desto trotz kam uns die Nacht nicht zu kalt vor. Es ist heute zunächst herrlich klar, so dass wir den Salkantay und die umliegenden Gletscherberge im besten Licht genießen können. Vom Abra Salkantay geht es nicht zu steil abwärts. Als die Sonne erscheint, kochen wir erst einmal Kaffee auf dem Gaskocher. In Cuzco hatten wir eine Kartusche dafür gekauft. Es ist schön so in der Morgensonne zu sitzen, während es noch ruhig ist. Bald wälzen sich die Massen allerdings wieder den Berg hinauf. Manche Touristen reiten auch. Um eine steile Moräne zu umgehen, müssen wir 450 Höhenmeter absteigen. Schließlich verlassen wir den Salkantay Trail und steigen nicht zu steil aufwärts. Besonders schön ist eine türkise Lagune unter den Gletschern, überragt vom mächtigen Salkantay. Schließlich erreichen wir den Inka Chiriasca Pass mit 4950 Metern. Wir wollen von hier eine etwa 20 Kilometer lange Runde drehen. Oben treffen wir eine Dresdnerin in den 30“ern mit ihrem peruanischen Freund, der Bergführer ist. Er erzählt, dass Starkregenfälle und Erdrutsche in Peru stark zugenommen hätten. Die beiden wollen eine neue Route erkunden. Wir steigen in ein weites, grünes Tal ab und traversieren im Hang zum nächsten Pass auf etwa 4800 Meter Höhe. Zwar sehen wir entfernt einige Kühe und später auch Pferde, insgesamt scheint es hier aber relativ wenig Vieh zu geben. Dafür sehen wir Vizcachas und schwarz- weiße Bergkarakaras, hübsche Greifvögel. Nachmittags ist es bewölkt und recht kühl. Wir folgen guten Pfaden über zwei weitere, kleine Pässe. Uns gefällt die weite, grüne Berglandschaft sehr gut. Voraus schimmern die Berge sogar rötlich. Schließlich steigen wir in ein Tal ab. Es nieselt etwas und wir können lange einen Regenbogen bestaunen. Als wir das Tal erreichen, dass wieder zum Inka Chiriasca Pass führt, schlagen wir oberhalb unser Lager auf. Unter uns lagert eine Trekkinggruppe mit vielen Zelten. Weiter talabwärts kann man hier auf den berühmten Inka Trail gelangen.
Am nächsten Morgen regnet es, daher brechen wir erst um 8:15 auf. Wir wandern in dem Tal von etwa 4000 Meter Höhe weiter aufwärts. Kurz sehen wir eine 11-köpfige Trekkingruppe entfernt hinter uns und später einen Mann, der einige Maultiere vor sich hertreibt, ansonsten sind wir allein. Kurzzeitig scheint die Sonne hervor zu kommen, ansonsten ist es ziemlich grau. Wir sehen einige Kühe und Pferde, sowie ein Vizcacha. Schließlich biegen wir in das Tal ab, an dessen Rand wir gestern gelaufen waren und auf dem Inka Chiriasca Pass schließt sich unsere Runde. Es ist jetzt teilweise neblig und Schnee- oder Regenschauer gehen nieder. Anke entdeckt eine halbe Banane noch in der Schale und natürlich wird sie gegessen…Da wir morgen nur nach Chaullay laufen wollen, schlagen wir bereits gegen 14 Uhr unser Zelt auf knapp 4800 Meter Höhe unter dem Pass auf. Wir verbringen den Nachmittag mit lesen und Podcasts im Zelt. Abends klart es dann auf und wir können unseren tollen Zeltplatz richtig genießen.
In der Nacht bewölkt es sich, daher wird es nicht sehr kalt, obwohl es friert. Wir brechen schon um kurz nach 6 Uhr auf um den Massen auf dem Salkantay Trek zuvorzukommen, aber als wir eine Stunde später wieder auf den Trail treffen, ist dort schon einiges los. Glücklicherweise können wir die meisten rasch überholen und hinter dem Abra Salkantay wird es ruhiger. Lediglich die Maultiertreiber sprinten regelrecht berghoch, diese Männer sind fit! Als wir später wieder in den Bergregenwald eintauchen, haben wir die Landschaft fast für uns und bewundern Schmetterlinge und Orchideen. Gegen 13 Uhr treffen wir in Chaullay ein, wo wir dort, wo wir vor zwei Tagen unser zweites Frühstück hatten, Mittag essen und dann ein Zimmer beziehen. Wir duschen und waschen Wäsche, dann relaxen wir auf der Veranda in der Hollywoodschaukel und genießen die Sonne. Beim Duschen entdecke ich noch zwei riesige Zecken auf mir. Später füllt sich das Samang Wasi Hostel ziemlich und wir nehmen das Abendessen mit jungen Europäern an einer langen Tafel ein.
In der Nacht regnet es zeitweise und morgens gibt es keinen Strom, so dass wir nicht mit Kreditkarte bezahlen können. Allerdings kostet die Übernachtung mit zwei Mahlzeiten auch nur 15 Euro. Beim Frühstück aus Rührei und Marmeladenbrot unterhalten wir uns wieder mit einer Holländerin und einem Paar aus Mailand. Wir haben den Transport nach Sahayuaco über das Hostel gebucht, eigentlich soll es um 7 losgehen, dann um halb acht, tatsächlich fahren wir dann um 8 los. Außer uns sitzt eine Gruppe Franzosen mit Führer in dem Minibus, den der Besitzer des Hostels fährt. Wir kennen die Strecke ja schon, sind jetzt aber überrascht, wie langsam wir wegen der zahlreichen Schwierigkeiten vorankommen. Ein Touristenpaar hält uns an, offenbar ist er krank. Nichts desto trotz nimmt ihn der Fahrer nicht mit, obwohl Platz vorhanden ist…
Nach einer Stunde erreichen wir den Abzweig nach Sahayuaco, für die Fahrt bezahlen wir umgerechnet 6 Euro pro Person. In einem kleinen Laden kaufen wir dann für die nächsten 6 Tage ein: Haferflocken und Erdnüsse für das Frühstück, Butterkekse die nach Gewicht verkauft werden und Nudeln, Erdnüsse, Saucen und Speiseöl zum Abendessen. Dafür bezahlen wir lediglich 2 Euro pro Tag und Person!
Um 10 Uhr brechen wir schließlich auf. Zunächst folgen wir einem Fahrweg, an dem ein Bagger und einige Leute arbeiten. Alle erzählen uns, dass es einen Pfad weiter nach oben gibt. Wir passieren Kaffeeplantagen unter dem lichten Schirm von Bäumen, Mais- und Kartoffelfelder. Einige vom Baum gefallene Avocados wandern in unseren Rucksack. Dann treffen wir einen älteren Mann, der in seiner Grenadillaplantage arbeitet und uns zwei Früchte schenkt. Er weist uns auf den Pfad hin, der hier den Fahrweg verlässt. Bald gelangen wir an einige Häuser, wo uns eine sehr freundliche Frau erklärt, wie der Weg weiter verläuft. Wir passieren einige Zeit lang noch Felder, wo wir von bellenden, aber harmlosen Hunden empfangen werden und einige Häuser. Zu Mittag essen wir Avocados, Grenadillas und Butterkekse. Dann folgen wir dem gut sichtbaren Pfad steil aufwärts. Wir begegnen einigen Kühen, die offenbar dazu beitragen, dass der Weg nicht zuwächst. Es ist bedeckt und feucht, was die Atmosphäre des wunderschönen Bergwalds unterstreicht. Ein hoher Baum zeigt an, dass ohne menschliche Eingriffe, auch auf 3000 Meter Höhe noch beachtliche Dimensionen erreicht werden können. Über weite Strecken ist es erstaunlich still im Wald. Ab und zu sehen wir Vögel, darunter auch Kolibris. Einer lässt sich geduldig von mir auf seiner Sitzwarte mit dem Handy fotografieren. Je höher wir kommen, um so üppiger bemoost werden die Bäume. Torfmoose wachsen in roten Teppichen. Wir folgen längere Zeit einem Bergrücken, wo es auch einige offene Weideflächen gibt. An einem Teich füllen wir unseren Wassersack. Ab und zu hören wir Frösche. Schließlich führt der Weg im Hang entlang. An einer Abzweigung laufen wir nach oben und schlagen unser Lager auf einer kleinen Grasfläche zwischen Büschen auf, als es stärker zu regnen beginnt. Wir sind von 2140 Meter Höhe bis auf 3636 Meter aufgestiegen. Das Wandern heute hat uns sehr gut gefallen, ganz anders als auf der Wanderautobahn Salkantay! Wir bereiten auf dem Gaskocher Spaghetti mit Zwiebel, Chilli, Erdnüssen, Sauce und Avocado zu. Endlich werden wir richtig satt, die Portionen auf der letzten Etappe waren eher mager…
In der Nacht regnet es zeitweise ziemlich kräftig. Da der Weg, dem wir gestern Abend nach oben gefolgt sind, sich verläuft, kehren wir zurück zu dem Pfad der im Hang verläuft und folgen ihm zu einer größeren Weide mit Hütte. Ab dort ist kein deutlicher Weg mehr erkennbar. Als es regnet, stellen wir uns eine Zeit lang unter einen überhängenden Felsen. Hier auf etwa 3600 Meter Höhe gibt es viel Gebüsch, aber wir können Kuhpfaden aufwärts folgen, so dass wir uns kaum durchs Gesträuch zwängen müssen. Dann folgen wir einem steilen Grat mit etlichen, felsigen Erhebungen weiter nach oben. Das es ziemlich neblig ist, macht die Sache nicht gerade einfacher…
Schließlich steigen wir ein Stück zu einem kleinen See ab. Von dort steigen wir noch ein Stück hoch zu einem Pass auf 4050 Meter Höhe. Anschließend folgt ein langer Abstieg in ein Tal auf 3660 Meter Höhe. Dort gibt es einige Steinhäuser mit Wellblechdach, die wohl noch teilweise bewohnt sind. Allerdings sehen wir keinen Menschen, lediglich einige Kühe grasen. Wir folgen dem Tal ein Stück aufwärts, durchwaten den Bach barfuß und steigen dann wieder auf. Am Bach sehen wir eine Art Wasseramsel. Kurzzeitig scheint die Sonne, so dass wir eine zweite Kekspause einlegen, bei der wir unseren Schlafsack trocknen. Als wir dann in ein Hochtal gelangen, beginnt es heftig zu regnen. In dem hohen Gras hier können wir unser Zelt nicht aufbauen, daher laufen wir weiter. Es geht jetzt in hohem Gras steil aufwärts, richtig ätzend bei der Nässe! Ich verbiege einen meiner neuen Wanderstöcke und an einer Stelle wird das Terrain zu steil und felsig, daher müssen wir ein Stück zurück und finden dann eine bessere Route. Wir sind trotz Regenjacken bis auf die Haut durchnässt und zittern vor Kälte. Schließlich erreichen wir den Pass auf etwa 4300 Meter Höhe. Der Regen hat nachgelassen und wir erhalten eine Aussicht zu umliegenden Gletscherbergen. Der Abstieg auf einem noch sichtbaren, alten Pfad ist weniger steil. Wir gelangen in ein malerisches Hochtal mit einigen Seen. Sogar die Sonne steht jetzt kurz vor dem Durchbruch durch die Wolken. Allerdings ist es überall ziemlich nass, so dass wir eine ganze Weile suchen, bis wir einen Zeltplatz gefunden haben. Es tut gut, dass nasse Zeug auszuziehen und in die trockene Daunenjacke und den Schlafsack zu schlüpfen. In dem schwierigen Gelände heute haben wir lediglich 10 Kilometer zurückgelegt. Als wir später im Zelt Nudeln kochen, regnet es schon wieder…
Die Nacht wird trocken aber nicht zu kalt, dennoch kostet es uns Überwindung morgens in die nassen Sachen zu steigen, daher brechen wir erst eine Stunde später als normal auf. Das Tal hier ist wirklich traumhaft und die Berge spiegeln sich in den Seen. Als die Sonne richtig rauskommt, legen wir erst einmal eine Trocknungspause ein. Wir passieren einige Zäune und sehen offenbar bewohnte Häuser. Allerdings wird uns später klar, dass die trotz Solarmodul und Kartoffelfeld sicher nur temporär bewohnt sind. Jedenfalls sehen wir auch heute keine anderen Menschen. Interessanterweise gibt es hier keinen klaren Weg, daher tasten wir uns von Weidefläche zu Weidefläche und überwinden dabei Gatter und Steinmauern. An einer Stelle sehen wir zwei unterschiedliche Kolibris an den Blüten. Das Tal fällt in Stufen ab, zuletzt überqueren wir den Bach auf einer Baumstammbrücke hinter einem kleinen Wasserfall. Danach führt ein Pfad von einem Haus ins Tal des Rio Sacsara auf 3400 Meter Höhe. Wir überqueren den Bach auf einer massiven Brücke und folgen dann einem guten Pfad talaufwärts. Wir erfreuen uns an den blühenden Büschen und Blumen und biegen dann in ein Seitental ab, wo einige Kühe und Maultiere weiden. Als es zu regnen beginnt, verkriechen wir uns eine Stunde lang unter unserer Zeltplane, die wir an einen Felsen gelehnt über uns legen. Kaum laufen wir weiter, regnet es schon wieder und das Spiel geht von vorne los. Schließlich wird es aber wieder freundlicher. Wir erklimmen eine grasige Hochfläche und müssen erkennen, dass das Vorankommen in Richtung des nächsten Passes auf der orographisch linken Seite zu schwierig aussieht. Also steigen wir ein Stück ab, teilweise nicht allzu schwer durch Gebüsch, überqueren den Bach auf Steinen und steigen wieder hoch. Wir kommen an zwei Häusern vorbei und gelangen auf einen Absatz. Obwohl es erst kurz nach 15 Uhr ist, beschließen wir, auf dem schönen Platz unser Lager aufzuschlagen.
Am nächsten Morgen kämpfen wir uns zunächst durch hohes Gras einen steilen Grat hoch, der schließlich abflacht. Auf der anderen Bachseite sehen wir entfernt einen Pfad und drei Leute mit Rucksäcken, die hochsteigen. Vor uns sehen wir eine hohe Felsschwelle und wie gestern Vizcachas, sowie einige Kühe.
Wir kämpfen uns weiter durch den steilen Grashang hoch über dem Tal. Immer wieder müssen wir Felspartien umgehen. Schließlich geht es weder nach oben noch nach unten weiter, das Terrain ist einfach zu steil und felsig. Zu allem Überfluss regnet es jetzt auch noch und wir verkriechen uns eine Zeit lang unter der Zeltplane. Schließlich machen wir eine mögliche Abstiegsroute ins Tal aus, allerdings extrem steil und unangenehm im hohen Gras. Häufig gibt es darin tiefe Löcher und wir sind froh, dass wir uns nicht verletzen. Schließlich haben wir es bis ins Tal geschafft und überlegen ob wir das steinige Bachbett weiter hochlaufen sollen, oder es auf der grasigen, orographisch linken Schulter probieren. Beides sieht sehr schwierig aus und es ist keineswegs klar, ob wir wirklich die Felsschwelle überwinden können. Wir entscheiden uns für das Bachbett. Es ist zwar sehr steil und das Geröll teilweise instabil, aber Schritt für Schritt kommen wir höher. Um auszusteigen, ist kurz noch etwas Klettern gefragt, dann haben wir es geschafft! Das Terrain ist zwar jetzt flacher, aber voller bemooster Blöcke. Zu unserer Überraschung sehen wir sogar einige Cairns, Steinhaufen zur Markierung. Das letzte Stück zum Pass auf 4725 Meter Höhe stellt dann kein Problem dar. Rechts und links fallen Gletscher ab. Zu unserer Überraschung beginnt hier ein guter Weg, bei dem in Straßenmanier alle 100 Meter die Entfernung an Felsen angeschrieben ist. Teilweise ist der Pfad von einem Erdrutsch fortgeschwemmt, aber wir kommen rasch tiefer. Es ist neblig und nieselt, einmal schützen wir uns noch mit der Zeltplane. Vor uns sehen wir schon einen kleinen See und den nächsten Pass. Als es dann wieder stärker zu regnen beginnt, schlagen wir rasch unser Zelt an einem Bach auf. In achteinhalb Stunden haben wir lediglich knapp acht Kilometer zurückgelegt!
Auch später regnet es noch.
In der Nacht blitzt es dann, aber das Gewitter bleibt weiter entfernt. Morgens ist es grau und nieselt, als wir dem guten Pfad, der nur für Touristen gebaut worden sein kann weiter folgen. Wir sehen einige Vizcachas und erhalten herrliche Ausblicke über einen kleinen See zu den Gletscherbergen. Bald kommen wir zu einem Abzweig, der uns zu einem Aussichtspunkt über der Laguna Lazuna bringt, mit fantastischer Aussicht über die Gletscher im Hintergrund. Wir kehren zu dem Abzweig zurück und laufen abwärts in das breite Tal von Marampampa. Just als es heftiger zu regnen beginnt, kommen wir zu einem steinernen Haus mit offenem Vorraum unterm Dach. Der perfekte Unterschlupf im Regen. Wir kochen gemütlich Kaffee und heiße Milch und laufen erst nach einer Stunde weiter. Bei etwa 3900 Meter erreichen wir den tiefsten Punkt und beginnen den Aufstieg zum nächsten Pass, sehr angenehm, nicht zu steil meist auf Kuhpfaden in toller Landschaft. Wir sehen zwei Spechte und finden zu unserer Überraschung auf 4400 Meter Höhe noch einen kleinen, moosigen Wald vor. Als wir den Pass auf 4460 Meter erreichen ist es wieder grau und ungemütlich. Obwohl es auf der anderen Seite Blockfelder gibt, können wir recht gut einem Pfad abwärts folgen. Auf dem Talboden angekommen, regnet es mal wieder und wir nehmen unser Mittagessen unter der Zeltplane ein, die wir halb über einen Felsen hängen und mit Wanderstöcken stabilisieren. Erst nach etwa zwei Stunden laufen wir weiter. Alles ist quatschnass, schon seit Tagen haben wir keine trockenen Schuhe und Socken mehr. Es ist neblig, nieselt und sehr ungemütlich. Als es wieder stärker zu regnen beginnt, schlagen wir schon um 14 Uhr unser Lager auf. Kurz hoffen wir, dass es aufhört und beginnen schon einzupacken, dann regnet es wieder…
Am Morgen sieht es freundlicher aus, als wir das Tal voller niedriger Büsche und großer Felsen bis auf etwa 3880 Meter Höhe runterlaufen. Entlang des größeren Bachs, den wir dann aufwärts wandern, gibt es große, offene Sumpfflächen. Weiter oben im Tal erstreckt sich ein Gletscher sehr weit nach unten. Wir sehen weiße Gänse, Vizcachas und bussardgroße, braune Greifvögel. Obwohl auf 4300 Meter Höhe ist der Hang den wir zum nächsten Pass hochlaufen recht dicht mit bis zu zwei Meter hohen, weißblühendenden Büschen bestanden. Als wir auf 4625 Metern ankommen, sehen wir nur wenig im Nebel. Das erste Stück des Abstiegs ist steil, aber gut machbar. Unser Mittagessen nehmen wir unter der Zeltplane ein, da es mal wieder regnet. Nach einer Stunde laufen wir weiter und finden zunächst keine Abstiegsroute, da überall steile Felswände sind. Schließlich entdecken wir doch noch einen Durchgang und können einem Kuhpfad ins Tal bis auf 4230 Meter Höhe folgen. Als es wieder heftiger regnet, bauen wir erneut unseren Zeltplanenschutz an einem Felsen auf.
Als wir nach etwa 1,5 Stunden weitergehen, gelangen wir bald auf einen guten, steinigen Weg, der sich in Serpentinen zum Pass Abra Choquetacarbo auf 4600 Meter Höhe emporschraubt. Hier treffen wir auf einen Inkatrail, der bisher parallel lief und dem wir abwärts folgen. Die Aussicht in das Tal unterhalb ist grandios. Kaum zu glauben wie massiv und gut der Weg gebaut wurde! Lediglich eine Holzknüppelbrücke über einen Bach wirkt nicht mehr sehr vertrauenswürdig. Gerade rechtzeitig bevor es wieder regnet, bauen wir schließlich unser Zelt etwas abseits des Wegs auf. Auch heute haben wir niemand gesehen. Zwar waren die fünf Tage an denen wir ganz überwiegend weglos gelaufen sind, interessant und spannend, wir sind aber auch froh, für den Rest unserer Wanderung durch die Cordillera Villcabamba auf Wegen zu laufen.
In der Nacht regnet es zeitweise sehr heftig und auch am Morgen kommt noch etwas Nass vom Himmel, daher kochen wir Kaffee bevor wir loslaufen. Durch die ständige Nässe sind meine Füße an verschiedenen Stellen aufgescheuert. Außer etwas Salbe aufzutragen, können wir leider nichts tun. Wir folgen dem Weg weiter abwärts ins Tal des Otiyoc, dem wir durch die Bergregenwaldvegetation mit einigen offenen Weiden längere Zeit folgen. Manchmal zeigt sich ein Stück blauer Himmel und es scheint als könnte die Sonne den Nebel durchbrechen, was ihr aber nicht wirklich gelingt. Wir passieren den Lazuna Campground, der wohl auf größere Gruppen eingerichtet ist und in der Nähe weidende Schafe hat. Wir überqueren Nebenbäche auf glitschigen Knüppelbrücken und sehen eine fette, braune Maus längere Zeit im Unterholz. Schließlich schraubt sich der Weg durch ein altes Waldbrandgebiet in den Hang. Dort begegnet uns ein Mann mit zwei Maultieren, mit dem wir einige Worte wechseln.
Mittags regnet es etwas, daher essen wir wieder unter unserer Zeltplane.
Schließlich führt der Trail hinab zum mächtigen Rio Yanama auf 3100 Meter Höhe, den wir auf einer teilweise schadhaften Brücke überqueren. Von dort geht es 400 Höhenmeter aufwärts zum Ort Yanama, der vor 15 Jahren noch keinen Straßenanschluss hatte und mit seinen verstreuten, wellblechgedeckten Häusern sehr ruhig wirkt. Wir kommen ein wenig vom richtigen Weg ab, passieren die Baustelle einer großen, offenen Sporthalle, wie wir sie auch in Bolivien gesehen hatten und fragen an einem Haus nach dem Weg. Dabei stellt sich heraus, dass hier ein kleiner Laden ist, in dem wir für vier Tage in etwa die selben Dinge wie in Sahuyaco einkaufen. Hinter dem Ort geht es durch Buschland bergauf. Es ist jetzt düster, ungemütlich. Eine junge, deutsche Wanderin kommt uns entgegen mit der wir uns kurz unterhalten. Sie hatte auf dem letzten Pass, in 4100 Meter Höhe, Symptome der Höhenkrankheit. Eine Zeit lang führt der Weg spektakulär am Rand einer Felswand entlang, in die einige Stollen getrieben worden waren. Als das Terrain schließlich abflacht, schlagen wir unser Zelt auf 4000 Meter Höhe abseits des Wegs auf.
Als es dunkel ist, klart es auf und wir können die Gletscherberge gegenüber unter dem Nachthimmel bewundern.
Der nächste Morgen beginnt sonnig und klar, mit puffigen Wolken unter uns. Wir steigen noch 150 Meter bis zum Abra San Juan auf 4150 Meter auf. Gerade, als wir unsere Sachen zum Trocknen ausbreiten wollen, zieht Nebel auf, daher gehen wir weiter. Um den Pass gibt es einige kleine Minen mit Plastikplanen etc., sowie eine offene Schutzhütte. Hier beginnt der Abstieg 2300 Meter hinab ins Tal des Rio Blanco auf lediglich 1880 Metern. Zeitweise säumt hoher Bambus den Pfad, meist geht es durch dichte Buschvegetation an sehr stelen Hängen. Wir treffen einen Amerikaner aus South Carolina, der erzählt, dass hier eine Seilbahn geplant sei, um mehr Touristen nach Choquequirao zu bringen. Wir kommen in der Nähe der Hütten von Maizal vorbei, wo es Essen und Camping gibt, aber ein wütender Hund an der Kette hält uns davon ab, das Gelände näher in Augenschein zu nehmen. Gegen 11 hebt sich der Nebel und es wird richtig warm. Zum ersten Mal seit langem können wir unsere Sachen trocknen und essen Mittag in der Sonne. Jetzt ergeben sich auch tolle Ausblicke in die tiefen Täler von Rio Blanco und Rio Yanama. Ein deutsches Paar aus Freiburg, ein französisches Paar und später eine Irin mit einem Chileno- Engländer kommen uns entgegen und wir unterhalten uns jeweils kurz. Je tiefer wir gelangen, desto mehr bunte Schmetterlinge sehen wir. Hier auf unter 2000 Meter Höhe gibt es auch Kakteen und große Agaven. Eine braune Schlange verschwindet rasch vor mir im Gras. Es tröpfelt ein wenig. Schließlich erreichen wir den Rio Blanco, den wir problemlos durchwaten können. Zum ersten Mal seit langer Zeit waschen wir uns hier. Auf der anderen Seite führt der Pfad dann wieder steil hoch. An einem Aussichtspunkt in die grandiosen Täler legen wir eine längere Rast ein und erreichen dann bald die von den Inka angelegten Steinterrassen von Pinchaunuyoc, wo wir unser Lager aufschlagen. Zum ersten Mal seit langem können wir draußen kochen und essen. Allerdings wimmelt es hier auch von Mücken und kleinen, stechenden Fliegen, daher ziehen wir uns bald ins Zelt zurück. Leider lässt sich seit heute ein Innenreißverschluss nicht mehr richtig schließen…
Die Nacht wird mild und am Morgen ist unser Zelt zum ersten Mal seit langer Zeit trocken. Durch dichte Buschvegetation steigen wir weiter auf. Anke entdeckt eine wunderbare Orchideenblüte, die einen Insektenkörper nachahmt, sowie weiter oben zahlreiche andere Orchideen. Wir steigen 900 Höhenmeter auf bis auf etwa 3200 Meter, wo wir den ersten Ausblick auf die alte Inkastadt Choquequirao erhalten, die malerisch auf einem Bergsporn mehr als 1500 Meter über der Schlucht des mächtigen Rio Apurimac liegt. Dabei sind die Anlagen über eine ziemlich weite Fläche zerstreut. Besonders eindrucksvoll finden wir die steil abfallenden Lamaterrassen, in deren Mauern helle Steine mit denen Lamakörper dargestellt werden, eingebaut worden sind. In der Nähe gibt es einen Aussichtspunkt, von dem man tief ins Tal blicken kann. Außer uns sind wahrscheinlich um die 40 Leute hier, meist geführte Gruppen mit Führer. Ein ziemlich unfreundlicher Mann spricht uns an und kassiert den Eintritt von umgerechnet 15 Euro pro Person. Nachdem wir uns in der Nähe des Hauptplatzes umgesehen haben, steigen wir ziemlich lange ab zu weiteren, extrem steil abfallenden Terrassen. Was für eine Arbeit sie hier anzulegen! Nach etwa 4 Stunden laufen wir schließlich weiter. Teilweise verläuft der Pfad spektakulär im Hang. Uns kommen noch etliche Gruppen und Maultierkarawanen entgegen. Schließlich passieren wir Maranpata, einen schön gelegenen Ort mit vielen Unterkünften. Von dort führt ein recht breiter Pfad in Serpentinen durch Buschland steil bergab. Wir unterhalten uns kurz mit einem britischen Paar, dass mit drei Begleitern und fünf Maultieren neun Tage lang bis Macchu Picchu laufen will. Wir passieren Santa Rosa Alta, wo es auch Unterkünfte gibt, wollen bei dem schönen Wetter aber lieber wild campen. Allerdings ist das Terrain so steil und buschig, dass wir erst gegen 17:30 nicht allzu weit vom Apurimac auf etwa 1600 Meter einen Zeltplatz finden. Obwohl es schon langsam dunkel wird, kommen uns noch lange ältere Franzosen und Ihre einheimischen Begleiter entgegen. Wir kochen dann in der herrlich milden Luft draußen, wo es zu unserer Überraschung kaum stechende und beißende Insekten gibt. Noch fast im Dunkeln sind am nächsten Morgen schon wieder Wanderer unterwegs. Nachdem ich noch im Zelt Kaffee getrunken haben, sind auch wir wieder unterwegs. Bald erreichen wir eine massive Brücke über den wilden Apurimac. Ab dort auf lediglich 1500 Meter Höhe, geht es für 1500 Höhenmeter aufwärts! Die Vegetation hier ist ziemlich trockenheitsangepasst, mit Kakteen und Agaven, weiter oben überwiegend Gras. Nachdem wir eine Art Pass erreicht haben, flacht das Terrain ab und bald erreichen wir Capuliyoc, wo eine Piste beginnt. Wir haben großes Glück, ein kleiner Minibus hat gerade einige Touristen gebracht und wir können für lediglich umgerechnet etwa 12 Euro pro Person die viereinhalb Stunden zurück nach Cusco mitfahren! Meistens geht es durch recht dicht besiedeltes, intensiv genutztes Hügelland mit Maisfeldern und viel Eukalyptus, wir fahren aber auch durch trockene, warme Täler. Bei kühlem, regnerischem Wetter erreichen wir gegen 15 Uhr Cusco, wo wir natürlich erst einmal etwas essen, bevor wir wieder im Cuscopackers einchecken.
Abends unterhalten wir uns dann noch mit einem deutschen Paar, dass mit ihren Kindern ein Jahr auf Weltreise unterwegs ist, sehr interessant!
































































































































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