07.11.2014
Durch das Land der namenlosen Berge 1 - Vorbereitungen
O.K, den Titel für meine Beiträge über unsere Nepalreise habe ich bei Herbert Tichy geklaut, einem österreichischen Reisenden und Bergsteiger, der als einer der ersten Europäer bereits in den fünfziger Jahren die abgelegene Bergwelt Westnepals durchstreift hat. Und tatsächlich haben viele der Berge dort auch heute noch keinen Namen, sogar bedeutende Gipfel über 6000 Meter Höhe sind darunter. Nach Auskunft zweier erfahrener Bergsteiger die wir unterwegs trafen, sind die meisten dieser Berge auch noch nie bestiegen worden. Nepals 8000 'er mit den klingenden Namen locken wohl mehr...
Nun ja, bevor man mit der konkreten Planung einer Wanderung durch den westnepalesischen Himalaya beginnen kann, muss man sich erst mal mit den bürokratischen Hürden vertraut machen, und die sind nicht gerade niedrig…
Der größte Teil der geplanten Wanderung soll durch das Innere Dolpo führen. Diese tibetisch geprägte Region war bis 1993 komplett für Ausländer gesperrt und ist auch heute noch nur unter großen Restriktionen zu bereisen. Man benötigt eine schriftliche Erlaubnis, die nur Gruppen erteilt wird. Glücklicherweise reichen dafür zwei Personen aus…Dieses Permit kann nur von einer nepalesischen Agentur beantragt werden, und normalerweise ist auch die Begleitung durch einen Führer vorgeschrieben…
Natürlich ist der Spass auch nicht billig, 10 Tage kosten 500 US Dollar, darüber hinaus werden für jeden Tag weitere 50 Dollar berechnet.
Die Regionen Mugu und Humla die ebenfalls auf unserer Route liegen, sind mit 90, bzw. 50 Dollar pro Woche zwar günstiger, aber ansonsten gelten die gleichen Regeln.
Während ich in Kambodscha und Schottland früher im Jahr ja alleine unterwegs war, hatte ich für diese Tour mal wieder Lust mit einem Partner loszuziehen, wodurch sich das "Gruppenproblem" lösen würde. Allerdings gibt es wohl nur relativ wenig Leute die zwei Monate Zeit haben, und über die notwendige Erfahrung, Fitness und Zähigkeit verfügen. Glücklicherweise fällt mir sofort der ideale Partner ein: Bernd mit dem ich bereits 2011 in Patagonien unterwegs war, erscheint mir sozusagen als die "Idealbesetzung". Nachdem wir über das Projekt gesprochen haben, ist er auch gleich sehr interessiert und fortan verfolgen wir die weitere Planung gemeinsam.
Möglich wäre es aber auch gewesen, alleine, lediglich mit einem nepalesischen Führer als Begleiter loszuziehen. Das hätte vor allem den Vorteil mehr über das Leben der Bewohner der durchwanderten Gegenden zu erfahren, da Englisch in Westnepal kaum gesprochen wird. Allerdings hätte ich in diesem Fall die Permitkosten für einen weiteren imaginären "Gruppenangehörigen" zahlen müssen, zusätzlich zum Lohn des Guides.
Wie gesagt, die Beantragung der "Passierscheine" kann nur durch eine nepalesische Agentur erfolgen, daher starten wir bereits frühzeitig eine Anfrage per mail an zahlreiche Trekkingunternehmen. Fast alle antworten, dass sie nur die Permits einholen würden, wenn wir mit Leuten von ihnen losziehen. Glücklicherweise sind drei Agenturen aber auch dazu bereit, ohne die Buchung weiterer Leistungen. Wir entscheiden uns schließlich für Pematreks and Expeditions, das Unternehmen von Pema Tshiri Sherpa. Pema war einer der Begleiter von Robin Boustead, dem Australier, der den Great Himalaya Trail entwickelt hat, und in den Jahren 2008 und 2009 gelaufen ist.
Für Pemas Dienste einigen wir uns schließlich auf eine Gebühr von 100 $ / Person, was zwar viel Geld für wenig Arbeit ist. Aber schließlich haben wir etwas lediglich halblegales vor, und in gewisser Weise muss er für uns bürgen.
Der Great Himalya Trail ist ein großes Projekt, dass irgendwann dazu führen soll, dass der ganze Himalaya auf 4500 Kilometern Länge auf einer Route durchwandert werden kann. Bislang ist im Wesentlichen aber erst der nepalesische Abschnitt auf 1700 Kilometern fertig erfasst. Allerdings gibt es anders als bei europäischen Wanderwegen keinerlei Markierungen. Dafür wurde ein Guidebook und eine Kartenserie zu dem Weg herausgegeben. Die zwei Karten im Maßstab 1:150.000, die Westnepal abbilden, verwenden wir für unsere Planung und auch unterwegs stellen sie sich als weitgehend sehr exakt heraus. Darüber hinaus nutzen wir Google Earth intensiv zur Vorbereitung, insbesondere, weil wir auch einige lange, weglose Abschnitte in unsere Route integrieren wollen.
Nach allem, was wir vorab in Erfahrung bringen können, dürfen wir auf unserem ersten Abschnitt durch das Innere Dolpo und Mugu bis nach Gamghadi in der Nähe des Rara Sees, nicht damit rechnen in den wenigen Dörfern die an unserer Strecke liegen, Lebensmittel kaufen zu können. Daher bleibt uns nichts anderes über, als mit Verpflegung im Rucksack für über dreihundert Kilometer und vor allem einige tausend Höhenmeter zu starten. Bei einem angenommenen Tagesschnitt von 13 Kilometern bedeutet das Vorräte für 25 Tage zu schleppen!
Nun, bereits in tiefer gelegenen, und von der Topographie einfacheren Gegenden wäre das eine Herausforderung, aber auf dieser Strecke mit alleine sieben Pässen über 5000 Metern Höhe, ist uns klar, dass selbst wenn es gelingt unser Rucksackgewicht so weit es geht abzusenken, wir möglicherweise an die Grenzen unserer körperlichen Leistungsfähigkeit stoßen werden.
Normalerweise unterziehe ich mich vor meinen Touren keinem speziellem Training, aber diesmal unternehme ich vor dem Start zahlreiche Wochenendwanderungen mit Zeltausrüstung. Einige Wochen vor dem Start versuche ich mich durch Spaziergänge mit dem fertig gepackten Rucksack mich bereits ein wenig an das Gewicht zu gewöhnen...
Vor allem Bernd, der sonst eher mit schwerer Ausrüstung unterwegs ist, reduziert sein Basisgewicht um etwa 10 Kilogramm, wobei Zelt und Schlafsack sicher die größten Posten bei der Einsparung sind.
Wir müssen natürlich in den höheren Lagen auch mit tiefen Minusgraden rechnen, daher können wir nicht zu sehr bei der Kleidung sparen, aber glücklicherweise gibt es ja ziemlich leichte Daunenjacken.
Und selbstverständlich machen wir auch bei der Fotoausrüstung keine Abstriche…
Natürlich versuchen wir auch das Gewicht der Verpflegung möglichst gering zu halten. Allerdings hatte ich in Schottland ja erfahren, dass 3300 Kalorien auf einem langen Trek zu wenig für mich sind. Daher enthält mein Proviant diesmal 3700 Kalorien pro Tag, was 711 Gramm entspricht. Das ist natürlich nur möglich, weil ich viel Butter und fette Macadamianüsse verwende. Bernd übernimmt meinen Verpflegungsplan, was sich bald als schwerer Fehler herausstellen sollte…
Trotz aller Bemühungen wird unser Rucksackgewicht am Anfang bei etwa 35 Kilogramm liegen…
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Bin schon gespannt, was ihr alles erlebt habt und auf die schönen Fotos natürlich, die noch kommen werden ;-)
AntwortenLöschenlg Tine