Wahrscheinlich fragen sich viele Leser, warum ich meine Sierra Nevada Wanderung "Durch die Berge des Lichts" genannt habe. Nun, leider stammt dieser poetische Ausdruck nicht von mir, sondern von John Muir, einem Pionier des Naturschutz und großem Wanderer, dem letzten Endes die Einrichtung des Yosemite Nationalparks zu verdanken ist. Und tatsächlich hat das Licht hier eine ganz besondere Qualität, die die Granitberge meist in einem faszinierendem Glanz erstrahlen lässt. Letzten Endes ist die Wüste nicht weit, und das macht sicher auch viel von der Stimmung in diesen ungewöhnlichen Bergen aus.
Morgens beim Aufwachen ist es frische 4 Grad warm. Mein Quilt ist trocken geblieben und gegen 6:30 setze ich meinen Weg talaufwärts am Slide Creek fort. Offenere Flächen wechseln sich mit gut passierbarem Wald ab.
Dann gelange ich an einen mehrere hundert Meter langen, kolossalen Felssturz. Statt um das Labyrinth aus riesigen Felsblöcken herumzugehen, mache ich den Fehler und laufe mittendurch. Das ist mehr Klettern als Wandern und nicht
ungefährlich. Falle ich hier in eine enge Spalte, findet mich niemand mehr...
Irgendwann denke ich daran umzukehren, laufe aber weiter und habe es schließlich geschafft! Ich überquere Slide Creek barfuß und laufe durch den dichten Tannen- und Kiefernwald weiter.
Erst als ich mein Iphone anstelle, merke ich, dass auf der anderen Seite schon ein Pfad verläuft, der zwar wie immer hier unmarkiert, aber gut zu verfolgen ist.
Ich gelange aus dem Wald und wandere über liebliche Matten voller Blumen und mit tollen Aussichten auf die zackigen Berge, die ich schon gestern von der Suicide Ridge gesehen hatte, weiter. Der Schlussanstieg zum Burro Pass auf 3250 Meter ist nicht sehr steil und auch die ausgedehnten Schneefelder stellen kein Problem dar. Als ich oben Pause mache, inspiziert ein kleines Streifenhörnchen meinen Rucksack.
Hier verlasse ich den Pfad und steige entlang von Granitplatten ab, bevor ich zum Matterhorn Pass aufsteige. Es ist jetzt recht windig, daher habe ich erst einmal Ruhe vor den Mücken!
Der Anstieg ist einfach, aber auf 3300 Meter angekommen tuen sich nur steile Abgründe auf! Der Wind weht Massen von Schmetterlingen nach oben, die unserem Kleinen Fuchs ähneln .
Schließlich mache ich eine mögliche Route aus, auf die auch ein kleiner Steinhaufen hinweist. Zum ersten Mal auf dieser Tour packe ich die Wanderstöcke weg! Vorsichtig taste ich mich über steile Granitbänder, teilweise ausgesetzt über dem Abgrund. Für ein kurzes Stück setze ich mich auf den Hosenboden und rutsche langsam tiefer.
Hier fließt das Adrenalin!
Das steilste Stück ist glücklicherweise nicht sehr lang und der restliche Abstieg zum Spiller Creek ist unproblematisch. Unten erwartet mich wieder eines dieser tollen, flachen, offenen Sierratäler voller Blumen.
Am Spiller Creek stoße ich auf die Sierra High Route, die in den 70‘er Jahren von Steve Roper erkundet wurde.
Für ein kurzes Stück ist sie hier deckungsgleich mit der Yosemite High Route. Später werde ich ihr für lange Zeit folgen.
Ich rätsele wo sich Stanton Pass auf der anderen Talseite befindet. Schließlich beginne ich den zunächst unschwierigen Anstieg, bis ich erkennen muss, dass ich zu weit Richtung Stanton Peak bin. Ich traversiere zum Teil durch niedrige, latschenähnliche Kiefern zurück und habe dann freien Blick auf den Schlussanstieg des Passes zwischen dem bräunlichen Virginia Peak und dem grauen Stanton Peak. Was ich sehe ist steil und gefährlich ausgesetzt. Der Anstieg hat den Schwierigkeitsgrad 3-4 und eine Seilsicherung wird empfohlen! Sicherlich würde sich eine relativ ungefährliche Route ergeben, wenn ich direkt vor dem Steilstück stehe, aber nach dem Abstieg vom Matterhorn Pass habe ich für heute keine Lust mehr auf ausgesetzte Klettereien.
Ich traversiere unterhalb des Stanton Peak, zu einem kleinen See, von wo ich kurz zu einem Kamm aufsteige. Auf der anderen Seite des Grates erreiche ich den von steilen Wänden gesäumten Spiller Lake, in den große Stücke von einem Schneefeld abbrechen. Ich folge dem Ausfluss durch offenes Gelände über Granitrippen abwärts. Dabei sehe ich einen dunklen Adler fliegen. Einige Male habe ich heute das Brummen von Kolibris gehört, sie aber nicht gesehen.
Gegen 20 Uhr schlage ich mein Lager knapp unter der Baumgrenze zwischen alten Kiefern auf. Nachmittags hatten sich dicke Wolken aufgetürmt und es waren einige Regentropfen gefallen. Daher baue ich das Ponchotarp auf, will aber an dieser fast mückenfreien Stelle unter freiem Himmel schlafen. Ich wasche mich im Bach, esse und schreibe. Noch lange ist die Sonne da und ich kann die Aussicht in die Schlucht des Spiller Creek genießen. Ein weiterer toller, spannender Wandertag geht zu Ende.
Kaum bin ich fertig mit dem Schreiben als die untergehende Sonne die Wolken rosa- pink färbt und ich noch einige Fotos mache.
Auch der Bach mit den glatten Granitrutschen sieht jetzt sehr schön aus.
Die Nacht bleibt trocken und recht mild.
Kolossaler Bergsturz
Slide Creek
Zum Burro Pass
Twin Peaks
Matterhorn Pass
Aufstieg zum Matterhorn Pass
Blick zurück vom Matterhorn Pass
Matterhorn Peak
Der Beginn der Abstiegsroute
Abstieg vom Matterhorn Pass
Blick zurück zum Matterhorn Pass
Spiller Creek mit Virginia Peak
Blumenpracht
Stanton Pass
Traverse zum Spiller Lake
Spiller Lake
Abstieg zum Spiller Creek
Lager an der Baumgrenze
Sonnenuntergang
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