Für den ersten Teil meiner Wanderung möchte ich der Yosemite High Route folgen, die größtenteils weglos durch den Yosemite Nationalpark und angrenzende Wildnisgebiete führt. Sie wurde von Andrew Skurka entwickelt, einem sehr bekannten amerikanischen Wanderer, der Berühmtheit durch seine Umrundung Alaskas und des Yukon Territory erlangte. Tatsächlich hatte er davor sogar Kontakt mit mir und integrierte einen Teil meiner Yukon Tour in seine Route! Skurka veröffentlichte seine Yosemiteroute erst in diesem Jahr, daher werde ich unter den ersten sein, die sie erkunden. Die Hauptstrecke umfasst etwa 150 Kilometer, zunächst nutzt sie aber den Pacific Crest Trail als nördlichen Zugang. Da die Yosemite High Route eine Art Acht beschreibt, werde ich nur eine Teilstrecke in meine Wanderung integrieren.
Ich frühstücke 250 Gramm Nussmüsli mit Kakaopulver im Zelt und breche bereits zum Sonnenaufgang um 6 Uhr auf. Ein toller, klarer, aber frischer Morgen beginnt. Der PCT führt stetig nach oben, aber nie besonders steil. Es ist erstaunlich, wieviel Schnee hier im August noch liegt. Andererseits gedeiht eine wahre Blumenpracht in allen möglichen Farben. Sobald die Sonne mich erreicht, wärmt sie auch schon. Im Schatten ist es dagegen noch kalt und am Rand der Bäche hat sich Eis gebildet! Längere Zeit bleibe ich die Hänge traversierend auf einer Höhe. Ständig kann ich herrliche Aussichten in die herrliche Bergwelt genießen.
Bald sehe ich im Tal Latopie und Leavitt Lake. 3 Wanderer kommen mir entgegen, die über die noch harten Schneefelder balancieren. Sie laufen den PCT nach Norden und hoffen noch vor dem Winter an der kanadischen Grenze zu sein, ebenso wie ein älterer und ein jüngerer Wanderer mit denen ich mich kurz unterhalte. Einmal sehe ich ein Pika mit Grünzeug im Maul und einige Kolkraben.
Ein längerer Abstieg über Serpentinen führt zum Oberlauf des Kennedy Canyon. Da ich mein Smartphone noch nicht angemacht habe, um Strom zu sparen, kürze ich etwas ab und steige bald wieder auf. Nachdem ich ein steiles Schneefeld umklettert habe, schalte ich mein iphone 7 ein, und stelle fest, dass ich mich vom PCT entfernt habe. Egal, ich mache schnell eine gute Alternative aus und steige in Serpentinen höher. Von oben sehe ich bereits das weite Becken um den High Emerald Lake. Eine tolle, saftig grüne Gras- und Blumenlandschaft, leider gibt es dort auch viele Mücken...
Ich steige kurz hoch zum unspektakulären Emerald Pass und laufe dann ein kurzes Stück weglos zu den sumpfigen Grizzly Meadows. Hier entdecke ich ein Zelt abseits und sehe entfernt eine Person.
Danach steige ich zum ersten Mal heute in lichten, knorrigen Kiefernwald ab.
Auf der weiten, grünen Lunch Meadow kommen mir 2 junge Reiter mit einigen Maultieren entgegen, die wohl ein Touristencamp versorgen.
Danach steige ich zum Bond Pass auf, an dem die Yosemite Wilderness beginnt. Ein Stück unterhalb schlage ich gegen 16 Uhr nach ca. 32 Kilometern mein Lager auf einer geschützten Freifläche auf. Unweit fließt ein Bach und ich esse und schreibe im Schatten einiger Tannen.
Leider wimmelt es auch hier von Mücken!
Der erste Wandertag in der Sierra war wunderschön und spektakulär!
Später unternehme ich noch einen kurzen Spaziergang zu einem Felsen, von wo aus ich ins Tal mit See unterhalb blicken kann. Ich fotografiere eine Ammer mit schwarzem Kopf und sehe ein Streifenhörnchen. Leider vergällen mir die Mücken den schönen Abend!
Da ich kein Moskitonetz in meinem Tarp habe, bin ich froh, dass die lästigen Mücken offenbar auch mit Anbruch der Dunkelheit schlafen gehen.
Nichts desto trotz bin ich froh wieder in meinem Element Wandern zu sein!
In der Nacht höre ich einen Coyoten heulen.
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