Bei Temperaturen die sicher um 40 Grad liegen, ist man sehr schnell dehydriert, wie ich vorgestern am Colorado festgestellt habe. Und zwei Liter Wasser sind bei diesen Temperaturen schnell getrunken…
Der Entschluss zur Piste zurückzukehren ist schnell gefasst. Es bleibt auch keine Zeit zu verlieren, da die Hitze immer gnadenloser wird. Jetzt Anfang September sind die Temperaturen einfach noch zu hoch. Kein Wunder dass fast alle Hayduke Wanderer den Weg im kühleren Frühjahr begehen.
Normalerweise habe ich nie Probleme mit Blasen an den Füßen, aber hier sieht das aufgrund der Hitze anders aus. An beiden Füßen musste ich schon aufgescheuerte Stellen mit Blasenpflaster bedecken.
Nach wie vor trinke ich nur einen kleinen Schluck nachdem eine Stunde vergangen ist, aber es fällt mir immer schwerer mich davor zurückzuhalten eine große Menge auf einmal zu trinken.
Die Monotonie der Piste wird durch einige Tierbegegnungen aufgelockert. Zunächst sehe ich zweimal große, gelbgefleckte Eidechsen mit schwarzen Halsringen. Dann erschreckt mich ein aggressives Rasseln. Eine Klapperschlange liegt nur 50 Zentimeter von mir entfernt auf der Straße, schlängelt sich aber rasch davon. Zwar sind mir Klapperschlangen schon häufiger zuvor begegnet, nichts desto trotz löste das Rasseln erst einmal einen kleinen Schock aus.
Um 12.45 erreiche ich endlich die Mündung des Lockhart Canyon. Ich habe nur noch einen halben Liter Wasser und weiß, dass jetzt nichts mehr schief gehen darf…
Ich habe auch weder Satellitenhandy noch Notsender dabei, über die ich mich im äußersten Fall retten lassen könnte…
Mittlerweile habe ich Kopfschmerzen und bin so müde, dass ich in kurzen Abständen pausieren muss. Ich habe einfach zu wenig getrunken, und leide jetzt an den ersten Symptomen der Hitzeerschöpfung. Obwohl ich bei Tom viel getrunken hatte, war mein Körper nach dem wasserlosen Nachmittag am Colorado wohl so ausgetrocknet, dass ich das Defizit nicht ausgleichen konnte.
Wenn ich jetzt die Möglichkeit hätte, würde ich die Tour beenden. Kurz gesagt, ich bin stark demoralisiert.
Ich bin erst zwanzig Minuten im sandigen Bett des Lockhart Canyons unterwegs, als ich meinen Augen kaum zu trauen wage: Auf der linken Seite der Schlucht scheint Wasser zu fließen! Ich haste dort hin, und augenblicklich durchströmen mich unglaubliche Glücksgefühle: Hier fließt tatsächlich ein dünnes Rinnsal durch den Sand! Weder die weiße Salzkruste, die giftig- grünen Algen noch die zahlreichen Kaulquappen stören mich, ich lasse mich auf den Bauch fallen und sauge gierig die warme Flüssigkeit in mich hinein!
Schließlich ist mein erster Durst gestillt und ich erkunde die Umgebung. Bereits nach wenigen Metern ist das Rinnsal wieder im Sand versickert und taucht auch nicht wieder auf. Aber etwa 100 Meter weiter oberhalb entdecke ich die Quelle. Hier steigt herrlich kühles, wohlschmeckendes Wasser auf!
Das rettende Rinnsal im Lockhart Canyon
Ich schlage mein Lager in der Nähe auf, koche und ruhe mich erst einmal aus. Vor allem aber trinke ich wie ein Kamel! Aufgrund des großen Umweges habe ich heute nur 5 Kilometer Luftlinie zurückgelegt.
Später breche ich zu einem kleinen Erkundungsgang auf. Dabei merke ich, wie schwach ich nach wie vor bin. Ganz in der Nähe stoße ich auf die Ruine einer Hütte. Wahrscheinlich ist die Quelle permanent und die Hütte wurde von Viehzüchtern benutzt, die ihr Vieh im Canyon weiden ließen.
Ich gelange auf eine ebene Stufe oberhalb der Schlucht, von der sich herrliche Blicke in die weitere Umgebung eröffnen.
Bereits jetzt, lange vor Einbruch der Dunkelheit fliegt eine kleine Fledermaus auf der Jagd nach Insekten umher.
Gegen 18 Uhr beginnt es unvermittelt zu regnen. Schnell packe ich meine Sachen unter einen schützenden Überhang. Zwar fallen nur wenige Tropfen, aber etwa zwei Stunden lang, scheint es so, als könne auch mehr Regen fallen.
Schließlich klart es jedoch wieder auf, und es ist beinahe ebenso trocken wie zuvor.
Schöne Farbspiele bieten sich mir dar, als die Sonne den verhangenen Himmel durchbricht.
Gegen 18 Uhr beginnt es unvermittelt zu regnen. Schnell packe ich meine Sachen unter einen schützenden Überhang. Zwar fallen nur wenige Tropfen, aber etwa zwei Stunden lang, scheint es so, als könne auch mehr Regen fallen.
Schließlich klart es jedoch wieder auf, und es ist beinahe ebenso trocken wie zuvor.
Schöne Farbspiele bieten sich mir dar, als die Sonne den verhangenen Himmel durchbricht.
Nach dem kurzen Regen
Etwa fünf Kilometer laufe ich weiter auf der Straße ins Lockhart Basin, dann wird es spannend. Hier beginnt eine weglose Partie, die mich zum Rustler Canyon führen soll. Ohne lange auf meinen Kompass und die Kartenausschnitte die ich mitführe zu schauen, beginne ich meinen Marsch querfeldein. Das flache, sandige Bachbett, beginnt bald sich einzutiefen und ich gelange in einen Canyon. Zweimal liegt eine kurze Kletterpartie vor mir, um steile Abstürze zu umgehen. Erst nach etwa einer Stunde schalte ich mein GPS ein, und bestimme meinen Standort auf der Karte. Sofort durchfährt mich ein Schreck. Ich habe tatsächlich das Kunststück vollbracht, in das falsche Canyonsystem abzubiegen! Hier geht es weiter zum Horsethief Canyon, nicht aber zu meinem Ziel dem Rustler Canyon. Zwar ärgere ich mich über meine Ignoranz, aber mir bleibt keine andere Wahl als den Rückweg anzutreten. Zwei Stunden umsonst!
Auf einem Felsen sehe ich eine etwa 60 cm lange Klapperschlange. Leider verkriecht sie sich, bevor ich bereit zum Fotografieren bin.
Zurück an der Straße gehe ich nur noch ein kleines Stückchen weiter und habe damit die Wasserscheide zum Rustler Canyon überschritten. Dass ich diesmal richtig bin, zeigen mir bald einige nur noch undeutlich erkennbare Fußspuren. Wer sollte hier langgehen, außer verrückten Hayduke Wanderern? Die Spuren stammen wahrscheinlich aus dem Frühjahr. Dennoch beruhigt es mich ein wenig, dass offensichtlich auch schon andere Menschen diesen Weg eingeschlagen haben.
Die Bestätigung richtig zu laufen, erhalte ich, als ich an einen hohen Absturz gelange, der im Führer beschrieben ist. Dass es nur auf der linken Seite möglich sein könnte, diesen zu umgehen, ergibt sich aus der Topographie. Dennoch suche ich eine Weile nach einer möglich erscheinenden Abstiegsroute. Als ich ein Steinmännchen entdecke, weiß ich dass ich die richtige Stelle gefunden habe. Und wie im Führer beschrieben, erweist sich der Abstieg als einfacher als es von oben zunächst schien.
Über den Rustler Canyon gelange ich gegen Mittag zum Indian Creek. Der Hayduke Trail folgt von hier aus einer anderen Route, die bei den trockenen Verhältnissen zur Zeit aber wohl kaum machbar wäre. Ich möchte dagegen dem Indian Creek über eine weite Strecke folgen und schließlich die Etappe an der Needles Outpost beenden. Doch zunächst trifft mich mal wieder ein harter Schock: Laut Führer ist der Indian Creek ein fließendes Gewässer. Als ich jetzt an die Einmündung des Rustler Canyon in den Indian Creek gelange, kann von fließendem Wasser keine Rede sein, im Gegenteil, das Bachbett ist staubtrocken!
Nun, ich hoffe dass in geschützten Mulden irgendwo noch etwas Wasser zurückgeblieben ist, und beginne daher „bachaufwärts“ zu laufen. Dass der Grundwasserspiegel nicht allzu tief sein kann, zeigen Pappeln, die vereinzelt hier anzutreffen sind.
Jetzt gegen Mittag ist die Hitze wieder erbarmungslos. Nach jeder kleinen Biegung hoffe ich ein Wasserloch zu finden, aber lange Zeit werden meine Hoffnungen enttäuscht. Dann entdecke ich doch noch das erste Wasser. Leider ist es eine algenbedeckte, stinkende Brühe. Ganz so schlecht geht es mir noch nicht, dass ich dieses Wasser trinken würde!
Ein Stück weiter habe ich mehr Glück. Zwar würde man normalerweise auch dieses Wasser nicht trinken, aber nachdem ich vorsichtig die obere Algenschicht zur Seite geschoben habe ist die Flüssigkeit halbwegs genießbar.
Nun, ich hoffe dass in geschützten Mulden irgendwo noch etwas Wasser zurückgeblieben ist, und beginne daher „bachaufwärts“ zu laufen. Dass der Grundwasserspiegel nicht allzu tief sein kann, zeigen Pappeln, die vereinzelt hier anzutreffen sind.
Jetzt gegen Mittag ist die Hitze wieder erbarmungslos. Nach jeder kleinen Biegung hoffe ich ein Wasserloch zu finden, aber lange Zeit werden meine Hoffnungen enttäuscht. Dann entdecke ich doch noch das erste Wasser. Leider ist es eine algenbedeckte, stinkende Brühe. Ganz so schlecht geht es mir noch nicht, dass ich dieses Wasser trinken würde!
Ein Stück weiter habe ich mehr Glück. Zwar würde man normalerweise auch dieses Wasser nicht trinken, aber nachdem ich vorsichtig die obere Algenschicht zur Seite geschoben habe ist die Flüssigkeit halbwegs genießbar.
Trinkwasserloch im Indian Creek
Kröten verlassen das Wasserloch
Gegen halb Vier beende ich satt, mit Wasserbauch und gut erholt meine Siesta und laufe weiter das Bett des Indian Creek hinauf. Meistens geht es zwischen vielen Steinen hindurch, es gibt aber auch sandige und tonige Stellen. Ab und zu gelange ich noch einmal an ein Wasserloch, einmal fließt der Bach sogar über eine kurze Strecke um danach wieder zu versickern. Kaum ist etwas Wasser da, sind auch schon einige schön gefärbte Libellen zur Stelle. Das satte Grün der Pappeln bildet schöne Kontraste zum rötlichen Gestein des Canyons.
Indian Creek
Der melodische, leicht melancholische Gesang des Canyon Zaunkönigs erfüllt die Stille der Schlucht. Etliche Fährten verraten, dass es auch die Tiere hier zum Wasser zieht. Wahrscheinlich stammen die meisten Fährten von Maultierhirschen, aber leider bekomme ich keinen zu Gesicht.
Ich habe heute knapp 13 Kilometer in Luftlinie zurück gelegt und bin sehr zufrieden. So macht mir das Wandern Spass. „Querfeldein zu laufen“ ist zwar anstrengend und erfordert oft ziemlich viel Aufmerksamkeit, ist dafür für mich aber viel interessanter als stundenlang über monotone Pisten zu gehen.
Neben den Lederstiefeln die ich beim Wandern trage, hatte ich auch noch leichte Turnschuhe dabei. Diese habe ich aber heute bereits zurück gelassen. Je weniger Gewicht ich schleppen muss, desto leichter fällt mir das Gehen. Allerdings sollten noch genügend Gelegenheiten kommen, wo die Turnschuhe sehr praktisch wären…
Noch bevor es dunkel ist, jagen etliche Fledermäuse in meiner Nähe. Heute sieht es nicht nach Regen aus, daher kann ich eine weitere Nacht unter dem Sternenhimmel verbringen.
Im Schein meiner Stirnlampe laufe ich schon um kurz nach 6 Uhr in den beginnenden Tag hinein. Bald ist es hell und ich kann das klare Licht und den ungetrübten, blauen Himmel der frühen Stunden genießen. Die Wasserlöcher befinden sich weiterhin in weitem Abstand zu einander. Ich beobachte einen Hasen und einen großen Greifvogel. Es ist herrlich für mich, sich hier als Entdecker zu fühlen, der ins Unbekannte vorstößt ohne Zeichen von anderen Menschen vorzufinden.
Diese Freude wird allerdings getrübt, als ich auf einen markierten Offroad Trail stoße. Hier dürfen sich Geländewagenfahrer und andere motorisierte „Outdoorliebhaber“ austoben. Glücklicherweise ist heute alles ruhig.
Schließlich verrät mir mein GPS, das ich an der Stelle bin, wo ich Indian Creek verlassen muss, um über Land zur Needles Outpost zu laufen. Ich hatte den Wegpunkt dafür aus der TOPO Software genommen. Leider sieht es in der Realität hier etwas anders aus, als in der Karte. An der vorgesehenen Stelle verhindern Steilwände meinen Ausstieg. Was solls, suche ich mir halt meinen eigenen Weg.
Das funktioniert auch mit lediglich zwei kurzen, harmlosen Klettereinlagen ganz gut, und schließlich kann ich noch einmal zurück in die Schlucht des Indian Creek schauen.
Jetzt, außerhalb der Schlucht ergeben sich herrliche Blicke zu den markanten Felsnadeln im Canyonlands Nationalpark und über die weiten Sandsteinmassive der Umgebung. Es ist sehr heiß, aber ich habe vom Indian Creek genügend Wasser mitgenommen, so dass ich häufig trinken kann. Die kahle Hochfläche ist einfach zu durchqueren und ich laufe weiter auf ein Bergmassiv zu. Der Aufstieg erweist sich als unschwierig. Auf dem glatten Sandstein wachsen vereinzelt Pinyon Pines, eine anspruchslose Kiefernart, deren Samen essbar sind.
Meine Blicke werden besonders vom Six Shooter Peak angezogen, einem markanten Inselberg aus dem sechs Felsnasen ragen.
Schließlich sehe ich direkt unter mir mein Ziel, die Needles Outpost. Allerdings sieht der Abstieg keineswegs so einfach aus, wie meine Aufstiegsroute auf das Plateau.
Der Sandstein fällt in mehreren Stufen, die jeweils von ziemlich steilen Wänden begrenzt werden ab.
Der Sandstein fällt in mehreren Stufen, die jeweils von ziemlich steilen Wänden begrenzt werden ab.
Wie komme ich hier runter?
Doch schließlich habe ich es geschafft und stehe am Fuß der Steilwand.
Am Fuß der Steilwand
Die Needles Outpost
Ich benötige noch eine Erlaubnis, ein sogenanntes „Backcountry Permit“ vom Besucherzentrum des Canyonlands Nationalparks, daher muss ich mich beeilen dort anzukommen, bevor es schließt. Aber ich habe Glück, der andere Gast, der sich auch an der kurzen Unterhaltung beteiligt hat, bietet mir an, mich dorthin zu fahren.
Ich nehme mir kaum Zeit, dass wie immer in Amerika interessant gestaltete Visitor Center zu erkunden, sondern bringe gleich meinen Wunsch vor, ein Backcountry Permit zu erhalten. Der Ranger, der sich um mich kümmert ist sehr nett und gibt mir einige Tipps. Ich erfahre, dass er morgen auch den Salt Creek, meine geplante Route hochlaufen will.
Mit dem Permit in der Tasche laufe ich die etwas drei Kilometer zur Outpost rasch querfeldein zurück. In der Ebene die ich durchquere, gibt es viel trockenes Gras, mit unangenehm stachligen Samen.
Zurück an der Outpost genieße ich erst mal einen wohlschmeckenden Burger mit Pommes und Salat. Den Abschluss meines Festtagmenüs bildet dann eine große Portion Eiskreme. Während Gary offen und sympathisch wirkt, erscheint mir Tracy etwas „merkwürdig“, obwohl auch sie mich gut behandelt.
Dann kaufe ich in dem Laden der Outpost meine Vorräte für die nächste Etappe. Obwohl die Auswahl etwas beschränkt ist, finde ich doch alles was ich benötige. Als mir Tracy dann die Gesamtrechnung präsentiert, bin ich zunächst etwas schockiert über ihre Höhe. Als ich dies zu erkennen gebe, gibt mir Tracy dann aber noch einen deutlichen Preisnachlass.
Auf dem mit Tischen und Bänken ausgestatteten Campingplatz bin ich der einzige Gast. Nachdem ich mein Zelt aufgeschlagen habe, genieße ich die bitter nötige heiße Dusche und wasche meine Wäsche.
Die Outpost hat sogar einen Internetanschluss. Als ich darum gebeten hatte, einige mails schreiben zu dürfen, wurde mir dieser Wunsch von Tracy jedoch abgelehnt mit dem Hinweis, dass sei ein rein privater Anschluss. Dafür durfte ich ihr in Google Earth aber zeigen wo ich wohne!
Als ich später noch einmal zum Laden gehe, ist nur Gary zugegen, und er lässt mich prompt seinen Computer benutzen!
Später taucht dann ein satter Vollmond die Landschaft in sein silbriges Licht.
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