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02.11.2013

Trekking und Packrafting im Kimberley 2

Am frühen Morgen traue ich kaum meinen Augen beim Blick auf das Thermometer: Die Temperatur ist bis auf 0 Grad gefallen!
Nach einem Müslifrühstück belade ich das Boot und bin bald auf dem zunächst fast strömungslosen Fluss unterwegs.

Drysdale River



Leider hält das Paddelvergnügen nicht lange an, starker Wind kommt auf, gegen den ich nur mit Mühe Boden gut mache. Mir wird schnell klar, dass ich zu Fuß einfacher voran komme, daher verstaue ich kurz entschlossen das Raft am Rucksack und wandere weiter. Ich habe mich noch nicht an den schweren Rucksack gewöhnt, daher muss ich häufig eine Pause einlegen.

Boab

Ich komme recht gut voran, auch wenn stellenweise vegetationslose Steinlabyrinthe eine Herausforderung für die Knöchel darstellen Nur einmal entdecke ich einen der mächtigen Boab- Bäume, die nur ein kleines Verbreitungsgebiet in Westaustralien haben.

Schon am frühen Nachmittag schlage ich mein Lager auf, um mit Fernglas und Fotoapparat die Gegend zu erkunden.

            Der Fluss ist hier noch sandig und schmal

                     Liest

Australien ist vor allem ein Kontinent der Vögel, so verwundert es mich nicht, dass ich auf Schritt und Tritt Neues entdecke. Der große Liest der von einem Ast aus Insekten jagt ist ein Eisvogelverwandter. Seine schrille Stimme ist charakteristisch für das offene Waldland.

                                   Weißbauchseeadler oder Marrawudi

In einem Baum entdecke ich einen Weißbauchseeadler, der sicher den Fischreichtum des Drysdale genießt.
Obwohl die Temperaturen über Tag an die 35 Grad gehen, kühlt es sich nachts häufig recht stark ab. Daher liegt morgens oft zarter Dunst über dem Fluss.

                                                         Morgendunst über dem Fluss

Ein Packraft ist ein wahres Wunderwerk. Obwohl federleicht trägt es mich mit meinem schweren Rucksack ohne Probleme. Dabei ist der Kunststoff Urethan aus dem es gefertigt wird, ultrarobust, so dass man keine große Angst vor einem "Platten" haben muss. Allerdings ist es ziemlich langsam, so dass man auf Gewässern mit wenig Strömung lediglich in Fußgängergeschwindigkeit voran kommt.

                                           Mein Packraft mit aufgeschnalltem Rucksack

Der Fluss ist zunächst meistens ziemlich schmal und fließt streckenweise recht flott. Auf solchen Abschnitten ist es ein Genuss im Packraft unterwegs zu sein. Natürlich lassen sich vom Boot aus auch immer wieder Vögel wie Kormorane, Reiher und Eisvögel beobachten.
Im Boot ist lediglich Platz für meine Beine, daher befestige ich den Rucksack auf dem Bug mit Spanngurten. Zum Aufblasen kann man zwar eine Art "Müllsack" verwenden, mit dem man Luft einfängt und dann ins Boot presst, es ist aber auch problemlos möglich, dass Packraft mit Lungenkraft aufzublasen.

                                Ins Blaue hinein

Bald stelle ich fest, dass es mir zu langweilig ist, den ganzen Tag zu paddeln. Daher beginne ich die Tage meist auf dem Wasser. Wenn mich zu viele Hindernisse im Fluss zu häufigem Anhalten und Umtragen zwingen, verstaue ich das Boot irgendwann am Rucksack und laufe weiter. Da ich dabei etliche Biegungen abschneide, komme ich sogar zu Fuß schneller voran.

                                                 Lager am Fluss

                                          Frühmorgens und spät Abends ist es am Schönsten

Schmale Abschnitte mit wenig Wasser in denen ich immer wieder "nicht mehr genug Wasser unter dem Kiel habe" und mitunter das Boot im niedrigen Wasser hinter mir her ziehen muss, wechseln sich mit breiten, seeartigen, fast strömungslosen Strecken ab. Da der 12 Meter hohe Solea Fall offenbar eine wirkungsvolle Barriere für die von der Küste her kommenden großen Salzwasserkrokodile darstellt, fühle ich mich in meiner "Nussschale" ziemlich sicher. Allerdings sehe ich recht häufig die kleineren "Freshies" die manchmal neugierig auf das Boot zu schwimmen um erst mal das für sie unbekannte Objekt zu sondieren. Einmal erschrecke ich mich aber doch ganz schön, als ich ein lautes Platschen höre und gleich darauf ein Krokodil auf mich zu schießt und lediglich zwei Meter von mir entfernt abtaucht als ich es mit einem unfeinem "Scheiße, hau ab" anbrülle…
Nichts desto trotz genieße ich stets das abendliche Schwimmen im Fluss, oft begleitet von großen Fischschwärmen...

                                     
Manchmal zwingen mich umgestürzte Bäume zum Umtragen.

                                          Immer wieder versperren mir Hindernisse den Weg

Solange es dabei nur um kurze Strecken geht, nehme ich nicht einmal den Rucksack vom Boot ab. Häufig setze ich aber auch den Rucksack auf den Rücken und trage das Packraft aufgepumpt am "langen Arm".
Nur selten einmal sehe ich einige Rinder am Ufer. Obwohl ich hier noch auf Farmland bin, scheint es keinerlei Fahrspuren oder sonstige Zeichen menschlicher Anwesenheit zu geben. Wie ich es mir gewünscht hatte, bin ich in einer großen, tropischen Wildnis unterwegs.
Nach einigen Tagen verändert der Fluss seinen Charakter. Die Ufer werden zusehends steinig und auf jede Verbreiterung des Flusses folgt eine Abfolge von kleinen Stromschnellen, vor denen sich der Fluss oft in mehrere Arme teilt. Es gilt dabei immer den wasserreichsten Arm zu erwischen und allzu häufigen Kontakt mit den Felsen und ins Wasser ragenden Büschen zu vermeiden. Es macht Spass durch diese schmalen, schnellen Labyrinthe zu fahren, allerdings muss ich immer wieder ans Ufer gehen, da der Fluss einfach zu wenig Wasser führt um überall fahren zu können, trotz des niedrigen Tiefgangs des Packrafts.

                                         Einer der häufigen, steinigen Stromschnellenabschnitte

Es gibt am Drysdale aber auch einige größere Katarakte, die jetzt unfahrbar sind, aber auch bei höherem Wasserstand ziemlich schwierig sein werden.

                                 Es gibt auch einige größere Katarakte am Drysdale

Wer sich vorstellt, in Australien würde man an jeder Ecke Kängurus zu Gesicht kriegen, täuscht sich. Hier im tropischen Norden gibt es ohnehin nur einige recht kleine Arten, von denen ich nur wenige, meist scheue Exemplare im Verlauf meiner Tour entlang des Drysdale beobachten kann. Dafür gibt es aber selbst innerhalb des Nationalparks, weit entfernt von der nächsten Farm einige Rinder und sogar Esel, die sich hier gut zu vermehren scheinen. Nach Ende der Tour erfahre ich von Aborigines dass sie mitunter einen Jagdausflug unternehmen, um ein Rind zur Fleischbeschaffung zu erlegen.
Allgemein wird von Naturschützern in Australien festgestellt, dass die eingeführten, verwilderten Haustiere großen Schaden an der Natur des Landes anrichten.

                                       Selbst weit ab von Farmen gibt es Rinder und Esel

Da ich stets relativ früh am Nachmittag mein Lager aufschlage bietet sich mir immer Zeit für ausgedehnte Streifzüge mit leichtem Gepäck und das Genießen der schönen Abendstimmungen.



                                           Wunderschöne Abendstimmungen

Wenn ich dann auf dem Lagerfeuer gekocht habe und noch lange auf der Matte im warmen Sand liege, ist die schönste Stunde des Tages gekommen. 

                                              Das Lagerfeuer ist der Höhepunkt des Abends

Erst wenn es dunkel ist nehme ich im Schein der Stirnlampe  die zahlreichen, blau funkelnden Augen der Spinnen um mich herum wahr. Obwohl es in Australien einige richtig giftige Arten gibt, kein Grund zur Panik! Ebenso ist Australien das Land mit den giftigsten Schlangen der Welt. Allerdings bekomme ich auf der ganzen Reise keine Einzige zu Gesicht, wenn auch die Spuren im Sand ihre Anwesenheit unübersehbar machen.



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