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17.11.2013

Patagonien 3 - Durch Nahuel Huapi 1

Nachdem wir noch einmal bei Uribe das Frühstück genossen haben, laufen wir zum Busbahnhof, und nehmen bald darauf in dem komfortablen Doppeldecker der Linie Andesmar Platz.
Es sind nicht nur die Sitze bequem, nein, ein Steward serviert sogar Sandwiches und Kaffee!
Bis Osorno fahren wir auf einer Autobahn durch intensiv genutztes Agrarland. Danach wird die Landschaft immer schöner. Rechts ragen der perfekt geformte Kegel des Vulkans Osorno und sein Nachbar Calbuco auf. Im Puyehue Nationalpark auf der chilenischen Seite der Grenze sehen wir den gleichnamigen, schneebedeckten Vulkan, der aber nicht so „klassisch“ vulkanisch geformt ist.
Der Grenzübertritt nach Argentinien dauert eine Stunde, dann geht es bei herrlichem Wetter weiter zum Andenhauptkamm, den wir am Paso Cardenal Antonio Samore überqueren.
Kurz danach wird der Bus langsamer und bleibt dann einfach stehen.
Mich wundert wie gelassen sowohl die Passagiere als auch Fahrer und Stewart bleiben. Natürlich unternimmt der Fahrer einige fruchtlose Neustartversuche.
Aber es dauert dann doch ziemlich lange, bis die Motorhaube geöffnet und Reparaturversuche gestartet werden.
Nach einiger Zeit verlassen die meisten Reisenden den Bus, und lassen sich in der Sonne am Fahrbahnrand nieder. Glücklicherweise gibt es hier fast keine Tabanos…

                                                              Buspanne im Niemandsland



Schließlich erscheint ein per Handy herbeigerufener Polizeiwagen, offenbar vom argentinischen Grenzposten. Die Grenzer probieren das Naheliegendste: Benzin aus einem Kanister in den Tank schütten und hoffen, dass der Bus nur aus Krafststoffmangel liegen geblieben ist. Leider erfüllt sich auch diese Hoffnung nicht.
Ein Fahrgast scheint etwas von Motoren zu verstehen und schraubt gemeinsam mit Busfahrer und Polizisten an dem Gefährt herum.
Es herrscht kaum Verkehr auf der Passstraße, aber etwas später hält ein PKW mit einer jungen Familie. Offenbar ist der Mann Mechaniker und hat sein Werkzeug dabei. Tatkräftig unterstützt er die Reparaturversuche, ebenfalls ohne Erfolg…
Mittlerweile ist mir klar, dass der Bus wahrscheinlich nicht so einfach wieder flott zu kriegen ist, und das Ganze wohl eine längere Geschichte wird.
Ich schlage vor, unsere Rucksäcke zu nehmen und per Anhalter weiter zu fahren.
Da aber nur wenige Fahrzeuge vorbei fahren, beschließen wir vorerst doch beim Bus zu bleiben.
Nach dreieinhalb Stunden hält der fast leere Bus einer anderen Gesellschaft und bietet an die Passagiere bis zum Grenzposten mitzunehmen.
Bernd und ich sowie einige andere Passagiere sind entsetzt darüber, dass wir unser Gepäck nicht erhalten.
Englisch sprechende Mitreisende erklären uns, dass offenbar die Hydraulik nicht funktioniert, weshalb die Ladeklappen nicht geöffnet werden können…
Wir halten das für wenig glaubhaft, aber es bleibt uns nichts anderes übrig als in den Bus einzusteigen und bis zum argentinischen Grenzkontrollpunkt mitzufahren, ebenso wie der Stewart unseres Busses.
Die Passkontrolle stellt kein Problem dar, dann bleibt uns wieder nur das Warten…
Dabei kommen wir mit einigen Mitreisenden wie zwei Brasilianern aus Sao Paulo und zwei Argentinierinnen ins Gespräch. Eine der argentinischen Frauen zaubert schon bald eine Thermoskanne hervor, und wir dürfen das bitter schmeckende argentinische Nationalgetränk Mate kennen lernen.
Zwar unterhalten wir uns nett, aber es wird später und später…
Ab und zu geht einer von uns zum Busfahrer, aber wir empfangen nichts als vertröstende Worte…
Wir erfahren, dass um 20.00 der Grenzposten geschlossen wird und überlegen bereits wie wir die Nacht hier verbringen können, als ein Minibus erscheint, der die Passagiere in den nächsten Ort Villa la Angostura bringen soll.
Offenbar sollen noch weitere Bullis kommen, aber wir sind glücklich, dass es uns gelingt bereits einen Platz in dem Ersten zu erhalten.
Weiter geht es durch die herrliche Landschaft bis zur Busstation des genannten Ortes. Hier gibt es einen Schalter unserer Busgesellschaft mit einer ziemlich organisationsfreudigen Mitarbeiterin. Das würde uns mit unserem kläglichen Spanisch aber wenig nützen. Glücklicherweise haben wir im Minibus ein englisches Paar kennen gelernt, dessen Spanisch recht gut ist.
Während die meisten Passagiere bereits resigniert abgezogen sind, verhandeln wir mit der Vertreterin der Busgesellschaft. Nach einigem Hin- und her hat sie schließlich eine Unterkunft für die Nacht sowie ein Ticket für die Weiterfahrt am nächsten Morgen mit einer anderen Buslinie organisiert, alles auf Kosten von Andesmar!
Der Mann der netten Angestellten bringt uns zu unserer Unterkunft, wo wir ein großes Apartment mit Küche und Doppelzimmer beziehen.
Schon lange sind wir nicht mehr so luxuriös abgestiegen!
Später gehen wir noch aus. Villa la Angostura ist ein moderner Ferienort voller Läden, Kneipen und Restaurants mit einem überwiegend jungen Publikum.
Da wir hungrig sind, werden wir von einem Schild magisch angezogen: Der „Tenedor libre“ verheißt essen vom Büfett bis man platzt!
Das Angebot ist wirklich toll, aber ich fürchte der chinesische Besitzer ist nicht gerade scharf auf so verfressene Gäste!
Eigentlich ist das Frühstück in der Pension im Übernachtungspreis enthalten, da unser Bus jedoch schon um 8 Uhr abfährt, verzichten wir auf die Mahlzeit.
Mondäne Touristenhotels zeigen, dass die Gegend hier tatsächlich eine der wichtigsten Ferienregionen Argentiniens darstellt. 
Für die 80 Kilometer nach Bariloche braucht der Bus immerhin eineinhalb Stunden.
Dafür ist aber auch jeder Meter der Fahrt absolut beeindruckend.
Obwohl die Berge hier höher als auf der chilenischen Seite sind, liegt viel weniger Schnee auf den meist sanfter erscheinenden Hängen. Je weiter wir uns vom Hauptkamm entfernen, desto trockener wird die Landschaft.
Zunächst verschwindet der Bambusunterwuchs und macht lichten Südbuchenwäldern Platz.
Diese werden zunehmenden von Beständen der Andenzypresse, einem Nadelbaum abgelöst.
Schließlich gehen dann niedrige Gebüsche in gelbes Steppengras über.
Die Busstation von Bariloche liegt etwa zwei Kilometer außerhalb des Zentrums.
So ganz sicher sind wir ja nicht, ob wir unsere Rucksäcke zurück erhalten werden. Aber hinter dem Schalter von Andesmar sehen wir bereits, wie unsere grünen Monster auf uns warten
Während Bernd die vielen Busgesellschaften auf der Suche nach einer günstigen Verbindung in den tiefen Süden abklappert, erstehe ich bereits mein Rückreiseticket nach Santiago.
Es wimmelt von jungen Rucksackreisenden, und uns wird schnell klar, dass die Suche nach einer günstigen Unterkunft nicht einfach werden wird…
Kaum haben wir den Busbahnhof verlassen, begegnen wir unseren Bekannten von gestern, den beiden Brasilianern, und einer der Argentinierinnen.
Sie sind erst um 1 Uhr nachts in Bariloche angekommen, und fanden nur mit großer Mühe eine Unterkunft, die sie dann natürlich selber bezahlen mussten.
Bernd und ich finden, dass wir es dagegen ganz gut getroffen haben.
Im Hostal Tango Inn Soho, erfahren wir, dass alle günstigen Schlafplätze schon vergeben sind, und es wahrscheinlich in den anderen Unterkünften des Ortes ähnlich aussieht.
Da wir keine Lust haben, lange zu suchen, beißen wir in den sauren Apfel und buchen kurz entschlossen ein Doppelzimmer. Allerdings können wir für die Nacht vor unserer Abreise einen Platz im Schlafsaal reservieren.
Einerseits gefällt uns zwar nicht, dass wir durch die Buspanne einen Tag verloren haben, andererseits regnet es draußen mittlerweile fast ununterbrochen in Strömen.
Dennoch gehen wir irgendwann in Regenzeug gepackt, doch noch in die Stadt. Bariloche wirkt auf uns nicht ganz so touristisch wie Villa la Angostura, aber in den zwei Straßen, die im Wesentlichen das Zentrum der Stadt bilden, gibt es natürlich auch das übliche Arrangement von Geschäften.
In einer Buchhandlung gelingt es uns eine Wanderkarte im Maßstab 1:100.000 zu erwerben, die unsere geplante Route im Nahuel Huapi Nationalpark umfasst.
Besonders gespannt sind wir auf das Büro des Club Andino. Wir hatten überlegt das Boot von Puerto Blest zurück nach Bariloche zu nehmen. Ein Mitarbeiter sagt, dass es immer zuverlässig fährt, dagegen meint seine Kollegin, dass es sich bei schlechtem Wetter nicht auf den See traut…
Wie auch immer, für uns kommt das Boot wegen dem hohen Fahrpreis sowieso nicht in Frage.
Der Mitarbeiter empfiehlt uns Eispickel und Steigeisen in Bariloche zu lassen, da auch in den höheren Lagen nicht mehr viel Schnee läge.
Über diese Auskunft sollten wir uns noch ärgern…
In einem gut sortierten Carrefour Supermarkt kauft Bernd neue Vorräte für die Tour, da unser Hornopirén Trek ja kürzer als geplant war, habe ich noch genug Essen im Rucksack und kaufe daher wenig dazu.
Abends soll es im Hostal noch kostenloses Risotto für die Gäste geben. Diesen Schmaus wollen wir uns natürlich nicht entgehen lassen. Aber schon bald sind wir froh, dass wir vor dem Supermarkt etwas Schokolade gegessen hatten, denn es ist bereits 23 Uhr, als das Essen endlich serviert wird…
Was solls, wir kommen mit einigen der meist argentinischen Gäste gut ins Gespräch und fallen erst nach Mitternacht ins Bett.
Am Morgen liegt etwas Neuschnee auf den Bergen und das Wetter wirkt noch ziemlich wechselhaft. Immerhin lässt sich die Sonne schon ab und zu einmal blicken.
Das Frühstück ist im Preis des Hostal enthalten. Als wir die winzigen Brotscheiben sehen, denken wir, dass wir damit nie satt werden können. Aber geschätzte 20 Marmeladenbrötchen ergeben schließlich auch eine Mahlzeit.
Wir lassen einige Ausrüstungsgegenstände zurück und gehen dann zum Busbahnhof. Schon bald finden wir einen Platz im Bus nach El Bolson.
Jetzt sehen wir, dass Bariloche doch erheblich größer ist als wir zunächst dachten. Die Vororte sehen zwar etwas herunter gekommen aus, wirken aber keineswegs slumartig.
Am Südende des Lago Gutierrez bitten wir den Busfahrer anzuhalten und können nun endlich unsere nächste Wanderung beginnen!
Unser Ziel ist, einen Teil des Nahuel Huapi Nationalparks zu durchqueren. Dieser mit ca. 7500 km² größter Nationalpark im nördlichen Patagonien, ist gleichzeitig auch Argentiniens erster gewesen. Bereits 1934 wurde er eröffnet.
Obwohl nur ein sehr kleiner Teil des Nationalparks durch Wege erschlossen ist, gibt es doch erheblich mehr Trails als in allen anderen Parks Patagoniens.
Die Nahuel Huapi Traverse ist eine weltweit bekannte Wanderung. Wir wollen deren Route aber nur zum kleineren Teil folgen und auch erheblich länger als die normalerweise für die Traverse vorgesehenen 5 Tage unterwegs sein.
Während eben noch ein Schauer niederging, scheint jetzt die Sonne.
Wir müssen einen großen Campingplatz überqueren um zum Seeufer zu gelangen. Ein Mann, vielleicht der Besitzer des Zeltplatzes taucht auf und spricht uns mit erbostem Gesicht an.
Mit unseren geringen Spanischkenntnissen verstehen wir nicht was er will, sind aber froh, dass wir ohne Probleme weiter laufen können.
Am Seeufer wimmelt es von kleinen, hübschen Enten mit rostfarbener Brust, die keine Angst vor uns zu haben scheinen.
Wir stoßen auf einen Pfad, der im Wald parallel zum Südwestufer des Sees verläuft.
Zwar ist der Wald hier meist weniger dicht als auf der chilenischen Seite, dennoch sind wir froh über den schmalen Pfad.
Unsere Mittagspause halten wir am Ufer des Sees, wo der Pfad noch einmal auf das Gewässer stößt. Obwohl das Wetter mittlerweile strahlend schön ist, setzt ein starker, eiskalter Wind den Wellen Schaumkronen auf.

                                                                  Lago Gutierrez

Der Pfad verläuft dann noch ein Stück in der Nähe des Sees um schließlich oberhalb eines Bachtales kontinuierlich anzusteigen.




Verkohlte Stämme zeigen, dass hier vor einiger Zeit ein Waldbrand gewütet hat. Mittlerweile sind diese Flächen von undurchdringlichen Bambusdickichten bewachsen.

                                                                   Bambusdickicht

Nachdem wir auf den aus der Nähe von Bariloche kommenden Hauptpfad gestoßen sind, begegnen wir immer wieder anderen Wanderern, wohl meist aus Argentinien stammend.
Sobald wir das Waldbrandgebiet verlassen haben, gelangen wir in schöne, offene Südbuchenwälder. Dabei ähneln die rauhen Stämme der Lenga genannten häufigsten Baumart hier viel mehr den europäischen Eichen, als glattrindigen Buchen.
Bereits gegen 16 Uhr gelangen wir zur Hütte Refugio Piedritas. Das urige, schindelgedeckte Blockhaus wurde an einen mächtigen Felsen angelehnt erbaut.
Wir treffen ein Geschwisterpaar aus Buenos Aires. Vom Aussehen her, könnten die Beiden auch für Deutsche gehalten werden. Kein Wunder, nach einiger Zeit erfahren wir, dass die Geschwister über deutsche Vorfahren verfügen und von ihren Großmüttern die deutsche Sprache erlernt haben.
Die Beiden sind sich noch nicht sicher ob sie hier übernachten oder weiter laufen wollen.
Uns dagegen gefällt die Umgebung der Hütte so gut, dass wir in der Nähe unser Lager aufschlagen.
Während Bernd Tagebuch schreibt, erkunde ich noch ein wenig die Umgebung.
Zwar erreichen die Bäume hier nicht die Dimensionen wie im Regenwald, dennoch sind viele der dicht mit Bartflechten bewachsenen Stämme ziemlich imposant.
Der Wald ist so licht, dass man auch abseits des Pfades ohne Probleme vorwärts kommt.
Zurück am Zelt stellen wir fest, dass das Thermometer nur noch 4 Grad anzeigt, dabei haben wir noch keine größere Höhe erreicht!
Da Bernd morgens immer kocht und daher länger braucht bis er bereit zum Aufbruch ist, gehe ich heute schon gegen 7.30 alleine los. Der Weg ist eindeutig, daher werden wir uns irgendwann wieder treffen.
Schon bald lasse ich den Hochwald hinter mir und laufe durch eine niedrige Gebüschzone, ähnlich den Latschen in den Alpen, aber hier aus Laubbäumen bestehend.
Oberhalb der Baumgrenze hat sich mittlerweile die Sonne durchgesetzt und erlaubt herrliche Ausblicke auf das schroffe Massiv des Cerro Castillo.

                                                              Cerro Castillo

Bereits nach einer Stunde erreiche ich das schön am Ufer der Laguna Tonchek gelegene Refugio Frey. Etliche Zelte sind in der Umgebung der Hütte aufgebaut, und einige Leute genießen die Sonne vor dem Eingang des Refugio, das auf 1700 Metern Höhe liegt.
Ich folge dem Südufer der Laguna. Eigentlich verläuft der Pfad auf der gegenüberliegenden Seite, aber das merke ich zu spät, außerdem komme ich auch hier gut voran.
Auf der anderen Seite des Sees beginnt ein steiler Aufstieg durch gelbes Geröll zu einem Pass hinter dem die Laguna Schmoll liegt. Dieser See ist viel kleiner als die Laguna Tonchek, welche nach einem slowenischen Alpinisten benannt wurde.
Hier gibt es bereits fast kein pflanzliches Leben mehr.
Es folgt ein weiterer steiler Anstieg durch Geröll. Ich umgehe einige Schneefelder und muss in den steilsten Abschnitten die Route sorgfältig wählen um unnötige Kletterpartien mit meinem schweren Rucksack zu vermeiden.
Auf dem Pass treffe ich eine Gruppe von 6 jungen Argentiniern, die unmittelbar vor mir eingetroffen waren.
Mittlerweile hat sich das Wetter verschlechtert. Es ist kalt und windig, tief hängende Wolken bringen einige Schneeflocken und Nebelschwaden.
Für kurze Zeit bleibt der mit unregelmäßigen Steinmännchen markierte Pfad in dieser Höhe. Die Argentinier sind unsicher ob sie wegen dem Nebel weiter laufen sollen, folgen mir jedoch als ich ihnen erkläre, wo die Abstiegsroute verläuft.
Unendlich lange laufen und rutschen wir einen losen Geröll- und Schotterhang hinab. Serpentinen wie man sie etwa aus den Alpen kennt, gibt es hier nicht. Jeder sucht sich den Weg, den er für den Besten hält, so dass sich hinterher etliche dunkle Spuren beinahe in Falllinie den Hang hinab ziehen.
Schließlich gelange ich irgendwann wieder in einen schönen, lichten Lenga- Wald.
Bisher war es zu kalt um längere Zeit auf das Auftauchen von Bernd zu warten, aber hier im Wald ist es geschützt und ich lasse mich zu einer Pause nieder.
Allerdings dauert es gar nicht lange bis mein Freund erscheint. Der Wald grenzt an weites, braunes Sumpfgrasland auf dem Talboden. Immer wieder stoßen wir auf schöne Lagerplätze die offenbar auch regelmäßig genutzt werden.

                                                           Unterwegs im Lenga Wald

Bald verlassen wir den Talboden wieder und steigen durch Gebüsche auf zu einem weiten Plateau. Die Steinwüste hier hat wieder einen ganz anderen Charakter.
Nach einem weiteren Anstieg erreichen wir schließlich den Paso Brecha Negra, von wo wir noch einmal grandiose Ausblicke zu den gezackten Spitzen des Cerro Catedral genießen. Leider ist es bewölkt und ziemlich kalt, so dass ich zeitweise Mütze und Handschuhe trage.
Noch einmal bewältigen wir einen steilen Schotterabstieg und erreichen dann den Ausfluss der Laguna Jakob, an dem das gleichnamige Refugio liegt, welches auch Italia genannt wird.
Der Pfad ist hier ziemlich schlammig und wir müssen den Bach von Stein zu Stein springend überqueren.
Da die nächste Etappe ziemlich schwierig ist, wollen wir heute nicht mehr weitergehen und beschließen in der Nähe der kleinen Holzhütte zu zelten.
Während wir ankommen, erreicht auch ein Man mit Packpferden, die frische Vorräte bringen,  das Refugio.

                                                   Das Refugio wird durch Pferde versorgt

Vor der Hütte genießen eine alleine wandernde Finnin, ein holländisches sowie ein englisches Paar einige wärmende Sonnenstrahlen.
Die sympathische, junge Hüttenwirtin serviert uns Tee und zeigt uns wo wir unsere Zelte aufschlagen können.
Dafür brauchen wir nicht einmal etwas zu bezahlen!
Da wir dem Wetter nicht trauen, wählen wir unseren Zeltplatz im Lengagestrüpp sorgfältig aus, was sich noch als klug heraus stellen sollte….
Nachdem wir gekocht haben, statten wir der gemütlichen Hütte einen Besuch ab. Es herrscht eine entspannte, fast familiäre Atmosphäre. Es stehen Gesellschaftsspiele zur Verfügung, und das Hütten Bier ist Warsteiner, was ich zunächst kaum glauben kann!
Es sind weitere Gäste eingetroffen, so dass das Verhältnis von Ausländern und Argentiniern etwa 50 zu 50 beträgt.
In der Nacht setzt heftiger Regen ein, der sich auch am nächsten Morgen fortsetzt. Als wir in Regenzeug gehüllt zur Hütte gehen, stellen wir fest, dass die anderen Zelte dem Unwetter keineswegs so gut stand halten wie unsere: Die argentinischen Pfadfinder die ich gestern getroffen hatte, haben Gräben um ihre Zelte geschaufelt, deren Inneres aber dennoch durchnässt wurde.
Noch schlimmer hat es den Argentinier Jorge und seinen kolumbianischen Partner Diego erwischt. Sie hatten in der Nacht keine andere Wahl als ihre Zelte zu verlassen und sich in die Hütte zurückzuziehen.
Es schüttet den ganzen Tag fast ununterbrochen, daher sind wir froh, dass wir immer mal wieder der Hütte einen Besuch abstatten. Mal spielen wir Mau- Mau, mal unterhalten wir uns mit den interessanten Gästen der Hütte. Eine junge Russin, die nach England ausgewandert ist, ist bereits zum zweiten Mal hier und gilt fast schon als Teil der „Hüttenfamilie“.
Maurice, ein Bergführer aus Bariloche begleitet das englische Paar, obwohl diese nur auf unschwierigen Pfaden unterwegs sind. Lange Zeit hat Maurice Gletscherbegehungen am Tronador geleitet und hat schon etliche „haarige“ Situationen erlebt.
Die ganze Zeit herrschen nur leichte Plusgrade, daher wundert es uns auch nicht, als am nächste Morgen die Zelte von einer dünnen Schneeschicht bedeckt sind.

                                                         Aus Regen wird Schnee…

Später regnet es weiter. In der Hütte bekommen wir Kontakt zu den 5 argentinischen Pfadfindern, die von einem Priester begleitet werden. Sie alle wohnen in der Umgebung der 10 Millionen Stadt Buenos Aires und genießen es in den Bergen zu sein. Es stellt sich heraus, dass auch einige von ihnen deutsche Vorfahren haben.
Später spielen wir dann stundenlang das Gesellschaftsspiel „Risiko“. Obwohl der Regen jetzt aufgehört zu haben scheint, können wir uns von dem spannenden Spiel nicht lösen bis schließlich einer der Argentinier gewonnen hat.
Um aufzubrechen ist es jetzt um 15.30 zu spät, daher unternehmen wir nur noch eine kleiner Wanderung zum etwas eine Stunde entfernten Paso Schweizer. An der Laguna Los Tempanos ragen steile, dunkle Felswände auf. Dort oben verläuft unsere weitere Route. Es ist kalt und ungemütlich, daher bin ich ganz froh, dass wir heute nicht mehr aufgebrochen sind…
Auf der anderen Passseite eröffnen sich schöne Blicke in das Waldtal des Arroyo Casalata.
Zurück in der Hütte unterhalten wir uns längere Zeit mit den beiden Holländern Arno und Magrit. An Margrits Schuhen lösen sich die Nähte.
Jetzt zeigt sich wieder einmal was Bernd alles in seinem riesigen Rucksack dabei hat. Er zaubert eine Schusterahle nebst Faden hervor und flickt damit Margrits Schuhe fachmännisch.

                                                                 Schuhreparatur

Die nächste Etappe ist ziemlich schwer, und kann nur bei gutem Wetter begangen werden Daher sind wir froh, dass heute Morgen ein blauer Himmel gute Bedingungen verspricht. Allerdings ist es mit nur drei Grad und einem lebhaften Wind noch ziemlich frisch.
Beim Club Andino in Bariloche wird manchmal erzählt, dass man den Übergang zum Refugio Italia nicht ohne Bergführer machen darf, was aber nicht stimmt.
In der Hütte sprach sich natürlich herum, dass Bernd diese Tour schon einmal vor Jahren gemacht hatte. Daher wollen einige Leute sich uns anschließen.
Ich halte nicht viel davon, mit Unbekannten deren Erfahrung, Ausrüstung etc. wir nicht kennen loszuziehen, aber der gutmütige Bernd hat nichts dagegen, in einer Gruppe zu gehen.
So laufen wir dann mit den beiden Holländern Margrit und Arno, dem Argentinier Jorge und Diego aus Kolumbien los. Nicht zu vergessen ein Hund, der den beiden Niederländern zugelaufen ist, und ihnen seit dem folgt.
Wir steigen über große Granitblöcke oberhalb der Laguna Jakob. Heute sieht der Paso Schweizer viel freundlicher als Gestern aus.

                                                       Blick zum Paso Schweizer

Bald wird das Gelände schroffer und die weitere Route ist nicht mehr ohne weiteres zu erkennen.
Wir setzen unsere Rucksäcke ab und Bernd steigt voraus, um den einfachsten Weg durch das Steilstück, das aus zwei Abschnitten besteht zu erkunden.
In einem holländischen Führer der in der Hütte lag, wird diese leichte Kletterei mit II-III bewertet.
Mit unseren schweren Rucksäcken kostet das zwar etwas Kraft, aber überall sind ausreichend Griffe vorhanden, so dass wir zwar zeitweise ziemlich ausgesetzt sind, aber ohne Probleme vorwärts kommen.
Margrit erzählt erst später, dass sie eigentlich Höhenangst hat, aber hier schlägt sie sich tapfer!
Ebenso überrascht uns der Hund, der es irgendwie schafft uns zu folgen.

                                                    Bernd erkundet die Route durch das Steilstück

Bald stehen wir auf einem Pass. Dahinter liegen ausgedehnte Schneefelder, die zu einem weiteren Pass führen. Hatte der Mann im Büro des Club Andino nicht gesagt, Steigeisen seien hier nicht mehr nötig?
Natürlich ist von den Steinmännchen die die Route kennzeichnen auch kaum noch etwas zu sehen. Nun, wir steigen zunächst langsam weiter aufwärts, und überqueren dabei die Schneelder langsam und mit voller Konzentration. Während die Turnschuhe von Jorge wenigstens noch etwas Profil aufweisen, sind die von Diego glatt wie Schmierseife.
Uns ist bald klar, dass wir die direkte Route zum nächsten Pass nur unter großer Gefahr begehen können. Daher schlägt Bernd vor, dass er zunächst in Ruhe ohne Gepäck einen sichereren Weg erkundet.
Jorge scheint nichts davon zu halten, sondern steigt unbeirrt weiter. Sein Freund Diego scheint sich allerdings bei uns sicherer zu fühlen…
Während Bernd losgeht, beobachten wir das weitere Vorankommen Jorges. Zunächst kann er zwar weitgehend über Geröll vorankommen, dann muss er aber sehr steile Schneefelder queren. Wenn er dort ins Rutschen kommt wird er sich mindestens schwer verletzen…
Ich stelle mir vor, wie wir dann versuchen müssten seine Rettung einzuleiten…
Nach einiger Zeit kommt Bernd zurück. Tatsächlich ist es ihm gelungen, eine sichere Route zu finden. Dennoch ist Diego dankbar, als ihm Bernd seinen Wanderstock für die Begehungen der Schneefelder leiht.

                                                  Mit profillosen Turnschuhen über steilen Schnee…

Schließlich erreichen wir den Pass, wo Jorge bereits auf uns wartet. Mittlerweile scheint ihm bewusst zu sein, welch hohes Risiko er eingegangen ist.
Später erfahren wir von Diego, dass er 4- facher argentinischer Meister im 50- Kilometer gehen ist !
Sonne und Nebelschwaden wechseln sich ab. Unsere Blicke schweifen vom Lago Nahuel Huapi bis zum Cerro Catedral.
Die unter uns liegende Laguna Navidad verführt zum Abstieg, aber die Route führt weiter durch hangparalleles Geröll.
Ein verschneiter Grat leitet uns zum höchsten Punkt des Cerro Navidad.

                                                           Balancieren auf dem Grat

Anschließend steigen wir zunächst über weite Schuttfelder ab. Dann gelangen wir an ausgedehnte Schneefelder, die aber nicht zu steil sind. Daher können wir hier streckenweise sogar „abfahren“
Weiter folgt die Route einem steilen Bachtal. Dabei gibt es eigentlich kaum einen erkennbaren Pfad, nein, das Bachbett ist der Weg.
Ständig balancieren wir über Steine und oft ist auch hohe Konzentration notwendig, wenn wir die Seiten wechseln müssen. Manchmal stürzt der Bach in Wasserfällen abwärts. Schön, dass wir so viele Höhenmeter verlieren, aber natürlich ist das auch mit viel Akrobatik verbunden…
Schließlich wollen wir aufatmen, denn wir haben eine Ebene aus Krüppelwald und Grasflächen erreicht. Natürlich entpuppen sich die offenen Flächen als Sumpfgebiete und ich bin froh, dass meine Lederstiefel dicht halten. 
Diego und Jorge müssen schon seit Ewigkeiten mit nassen Füßen laufen, zu allem Überfluss stolpert Diego auch mehrmals und landet im Sumpf.
Margrits Schuhe, die Bernd gestern repariert hatte, bleiben erstaunlich dicht.
Schließlich treffen wir auf den von der Colonia Suiza kommenden, ausgetretenen Hauptweg. Wenn wir zurück schauen, können wir unsere Abstiegsroute überblicken. Kaum zu glauben, dass wir dort herunter gekommen sind!
Nach einem weiteren Anstieg erreichen wir die Umgebung des Refugio Italia.
Hier stehen bereits zahlreiche Zelte, aber auch uns gelingt es noch geeignete Plätze zu finden.
Diego und Jorge sind total geschafft, aber die Wanderung hat ihnen großen Spass gemacht.
Das gilt auch für Margrit und Arno. Aber die beiden haben noch genügend Energie um später noch mit uns zum Refugio zu gehen und dort etwas zu trinken. Das nur von Kerzen erleuchtete Innere der Hütte ist voll mit jungen Argentiniern. Auch das Personal hat genug damit zu tun, die Gäste zu bewirten. Kein Vergleich zu der familiären Atmosphäre im Refugio Jakob.
Sowohl die Niederländer als auch Jorge und Diego wollen auf kurzem Weg in die Zivilisation zurückkehren, daher verabschieden wir uns am nächsten Morgen von unseren gestrigen Wanderfreunden. Der Hund bleibt den Holländern treu…
Zunächst folgen wir dem Ostufer der Laguna Negra. Wir sind froh, dass wir eine Gruppe von Tageswanderern rasch überholen können, denn in dem verblockten Gelände kommen sie nur im Schneckentempo vorwärts.
An einer Stelle müssen wir sogar an einem eigens dort befestigten Seil ein Stück weit klettern. Weiter führt der Weg durch eine öde Geröllwüste zu einem Kamm, wo unsere Route nach Pampa Linda den Hauptweg verlässt. Von hier oben können wir bereits den weiteren Weg bis zur Laguna Lluvu übersehen.

                                                 Talaufwärts zur Laguna Lluvu

Lange Zeit geht es zunächst durch Krüppelbuchen und dann immer prächtiger werdenden Hochwald weit hinab, bis wir ein Bachtal erreichen, welchem wir zur Mündung in ein größeres Flüsschen folgen.
Ein idyllischer Platz, der zum Zelten einlädt, aber zum Lagern ist es uns noch zu früh.
Ausgedehnte Bambusdickichte weisen wieder auf eine ehemalige Waldbrandzone hin. Etliche der verkohlten Stämme liegen mittlerweile über dem Pfad und zwingen uns häufiger zu kleinen Kletteraktionen.
Als wir wieder in größerer Höhe mit offener Heidevegetation sind, sehen wir, dass auch die gegenüberliegenden Hänge großflächig abgebrannt waren.
Was war die Ursache dieser sicher schon lange zurückliegenden Waldbrände?
Entlang eines stufenartig mit kleinen Wasserfällen fließenden Baches gelangen wir zur Laguna Lluvu.

                                                     Wir folgen dem steilen Bachbett

Zu unserer Überraschung treffen wir hier im Wald auf ein zeltendes Pärchen.
Weniger angenehm ist, dass der Pfad, den wir bislang relativ gut folgen konnten offenbar hier am See endet. Wir schwärmen in alle Richtungen aus um den Anschluss zu finden, jedoch ohne Erfolg.
Der Wald sieht nicht zu schwierig für ein pfadloses Wandern aus, daher stellen wir die Suche nach dem Pfad ein und stürzen uns in den Wald.

                                               Pfadlos durch den Buschwald zur Baumgrenze

Bald weichen wir nach oben aus. Wir benötigen nicht allzu lange um den Gürtel des dichten Buschwaldes zu durchqueren, dann liegt ein Hang aus lockerem Schotter vor uns. Es kostet zwar einiges an Energie aber schließlich erreichen wir einen offenen Kamm.
Leider ist es ziemlich bewölkt, dennoch sind die Ausblicke von hier oben fantastisch und wir sind total begeistert. Es gibt sogar Wasser und schöne Lagerplätze, aber wir wollen trotzdem noch etwas weiter laufen.
Verglichen mit den Alpen oder den Pyrenäen sehen wir deutlich weniger Blüten, aber hier verschönert der eine oder andere Tupfer das Grasland.
Irgendwann stoßen wir auch wieder auf einige Steinmännchen die uns zu einem Pass führen. Nach der Karte zu urteilen dürfen wir hier nicht absteigen, aber die Steinmännchen scheinen von hier ab auch zwei unterschiedliche Routen zu markieren. Nun, wir schlagen den Kurs ein, der uns am wahrscheinlichsten scheint, und erreichen eine offene Fläche mit mehreren ebenen Lagerplätzen.


Hier treffen wir auf 2 junge, in ihren Militärklamotten etwas martialisch wirkende Argentinier die drei Mal so lange wie wir dafür gebraucht haben, von der Laguna Lluvu hierher zu gelangen. Sie wirken ziemlich ratlos was unseren Standort und die weitere Route angeht.
Wir zeigen ihnen auf unserer Karte wo wir uns befinden. Daraufhin ziehen die Beiden weiter, kehren nach einiger Zeit jedoch wieder zurück und bauen ihr Zelt unmittelbar neben unserem auf. Später kommt noch ein argentinisches Paar dazu.
Kontinuierlicher, aber nicht sehr starker Regen setzt ein und lässt die Umgebung feucht und düster wirken.
Morgens weckt uns laute Rockmusik aus den Zelten nebenan. So kann man auch die Stille der Berge genießen…
Mit 8 Grad ist es relativ warm. Noch ist es ziemlich dunstig, aber am Himmel erscheinen bereits erste blaue Flecken. Vielleicht wird heute ja ein richtig schöner Tag?
Bernd geht es ziemlich schlecht. Er hat Magen- Darm Probleme und fühlt sich fiebrig.
Dennoch brechen wir um 9.30 noch vor den Argentiniern auf. Zunächst können wir den Steinmännchen weiter folgen, aber bald ist keines mehr zu sehen.
Der direkte Weg führt bergab in den Buschwald hinein. Wir erkunden den Wald ein Stück weit, aber uns ist ziemlich schnell klar, dass wir hier nur schwer vorwärts kommen können.

      Der direkte Weg führt nach unten in den Buschwald und dann das Seitental aufwärts

Wir suchen den hinter uns liegenden Hang nach einer gangbaren Route mit dem Fernglas ab und werden fündig: Eine steile Rinne soll uns nach oben bringen.
Die Rinne entpuppt sich tatsächlich als machbar, nur auf dem steilsten Stück müssen wir darauf achten, nicht ins Rutschen zu kommen…
Der weitere Weg über ein Geröllband zwischen zwei Steilabfällen erweist sich als leichter als von mir gedacht, und wir können die herrliche Gegend in Ruhe genießen. Die Dunstschleier verziehen sich zusehends.

                                                                   Weglos im Hang

Schließlich erreichen wir einen Grat und machen in weiter Entfernung die Argentinier aus, die offenbar auch eine gangbare Route gefunden haben.

                                                                     Auf dem Grat

Bernd geht es zunehmend schlechter, trotz Einnahme von Tabletten. Hoffentlich wird es nicht noch schlimmer…
Bald stoßen wir wieder auf vereinzelte Steinmännchen die uns über einen Geröllhang in das geradezu liebliche Becken des Valle Mate Dulce führen.
Ein Traumtal voller herrlicher Zeltplätze!

                                                            Abstieg ins Valle Mate Dulce

Mittlerweile wärmt die Sonne angenehm und lädt zu einer ausgedehnten Rast ein.
Während Bernd sich hinlegt, erkunde ich die Umgebung. Ein Kondor fliegt fast auf Augenhöhe über das Sumpfland an uns vorbei. Wir können sogar die Geräusche seiner Schwingen hören.
Die Wärme zaubert einige Eidechsen hervor.

                                                                           Krank

Ich schlage vor hier zu lagern, damit Bernd sich auskurieren kann. Aber nachdem sich Bernd einen Kakao gekocht hat gehen wir weiter.

                                                                  Tolle Kontraste

Mittlerweile sind auch die Spitzen der Berge nicht mehr in Wolken gehüllt. Endlich haben wir tolles Wetter !
Inzwischen ist die Route wieder besser markiert. Neben den Steinmännchen stoßen wir auch manchmal auf rote Farbtupfer.

                                          Der Weg ist meistens mit Steinmännchen gekennzeichnet

                                                                 Valle Mate Dulce

Der weitere Aufstieg ist nicht zu steil. Einige Schneefelder stellen kein Problem dar.
Wir können uns gar nicht satt sehen an diesen schönen, in den unterschiedlichsten Farbschattierungen leuchtenden Bergen.



Gegen 17.15 haben wir den höchsten Punkt des Tages erreicht und verbringen lange Zeit mit dem Betrachten und Fotografieren der Umgebung.

                                                           Der höchste Punkt des Tages ist erreicht

                                                             Faszinierende, farbige Bergwelt

Tief unter uns schimmert die Laguna Creton, bei der wir unser Nachtlager aufschlagen wollen. Die gletscherbedeckte Spitze des 3478 m hohen Monte Tronador schält sich aus den Wolken.

                                                       Die Spitze des Monte Tronador erscheint

Um uns sind zackige, schokoladenbraune Gipfel aber auch kegelförmige Vulkane. In den tiefen Tälern leuchtet das Grün des Südbuchenwaldes.
Einfach toll!
Der Abstieg durch steiles Geröll ist stellenweise nicht ganz einfach und erfordert auch jetzt, am Ende des Tages noch Trittsicherheit und volle Konzentration. Da wieder einmal keine Steinmännchen zu sehen sind suchen wir uns unsere eigene Route.
Wir gelangen auf eine weite Sumpfebene an deren Rand sogar eine recht üppige Blütenpracht herrscht.
Durch den Südbuchenwald kommen wir an einen kleinen Wasserfall, an dem 4 Argentinier zelten.


Sie erzählen, dass es an der Laguna Creton keine guten Lagerplätze gibt, aber wir steigen dennoch weiter aufwärts und erreichen gegen 19 Uhr die Umgebung des Sees.

                                                              Bei der Laguna Creton

Es ist hier in der Tat sehr steinig und windausgesetzt. Allerdings entdecken wir einige benutzteEs ist hier in der Tat sehr steinig und windausgesetzt. Allerdings entdecken wir einige benutzte Zeltplätze die zum Teil sogar durch Steinwälle geschützt sind.
Nachdem die Sonne verschwunden ist, wird es ziemlich frisch und wir ziehen uns in die Zelte zurück.

                                                          Das Zelt sichere ich mit Steinen

Bald nimmt der Wind an Stärke zu und rüttelt mit Macht und erheblicher Lautstärke an meinem Zelt. Obwohl ich die Häringe mit schweren Felsbrocken gesichert habe, hat sich irgendwann einer der Erdnägel gelöst und muss neu befestigt werden.
Am nächsten Morgen ist es windstill und mit 9 Grad recht warm. Keine Wolke ist am Himmel zu entdecken!
Während Bernd sich noch weiter ausruht, gehe ich zur Laguna Creton in deren Wasser sich die umliegenden Berge perfekt spiegeln.

                                                      Ein herrlicher Morgen an der Laguna Creton

Gegen 10.30 sind wir schließlich abmarschbereit. Bernd ist noch nicht wirklich fit, aber natürlich gehen wir weiter…
Über große Granitplatten gelangen wir relativ gemächlich auf einen Rücken.
Weit unter uns schimmert die Laguna Callvu in herrlichem Blau.Ein kleines Stück eines Fjordes des Lago Nahuel Huapi ist ebenfalls zu sehen.
Ab hier kennt Bernd die weitere Route von einem früheren Besuch.
Wir steigen weiter aufwärts auf dem breiten Geröllrücken.
In der Nähe der Laguna Jujuy liegt noch einiges an Schnee, aber auf unserer Route entsteht dadurch kein Problem.


                                                                              Laguna Jujuy

Schließlich haben wir den höchsten Punkt erreicht und können einen sagenhaften Ausblick auf das Tronador Massiv, scheinbar zum Greifen nahe uns gegenüber genießen.

                                                                   Monte Tronador

Der Abstieg ist recht einfach. Schotterflächen wechseln sich mit heideartiger Vegetation voller Blumen ab.
Nachdem wir eine Buschwaldzone durchquert haben, gelangen wir in ein weites versumpftes Tal, voller brauner Teiche und grüner Wiesen.
Leider sind bei den warmen Temperaturen auch hier die Tabanos aktiv, die wir in Chile ja zur Genüge kennen gelernt hatten.

                                                                    Weites Hochtal

Oft bleibe ich zurück um zu fotografieren. Irgendwann treffen wir uns dann immer wieder. Doch diesmal führt der Pfad in den Wald und dann bergab. Ich bin zwar etwas verwundert, dass mein Freund nicht mehr auftaucht, aber der Weg scheint mir zunächst eindeutig. Als ich dann aber unser Ziel die Laguna Ilon erreiche und Bernd immer noch nicht zu sehen ist, mache ich mir Sorgen. Gab es doch einen Pfad den ich übersehen habe? An einer Stelle hatte es nach einem Abzweig ausgesehen, fällt mir ein. Also steige ich wieder hoch. Der abzweigende Pfad endet aber schnell im Wald. Gerade habe ich beschlossen wieder zurück zur Laguna zu gehen, als Bernd auftaucht. Für ihn war klar, dass wir bei der kleinen, unbewirtschafteten Hütte Refugio Papa Manuel lagern würden. Darüber hatten wir allerdings noch nicht gesprochen. Da Bernd sich immer noch schlecht fühlt, wollte er die Hütte so schnell wie möglich erreichen um sich auszuruhen, daher hat er nicht mehr gewartet, sich dann aber doch gewundert warum ich nicht mehr auftauche !
Was solls, wir sind zwar beide eine ganz schöne Strecke umsonst gelaufen, aber weiter schlimm ist das nicht!
Da ich keine Lust habe, noch mal von Radios und lauten Gesprächen unterhalten zu werden hätte ich eher woanders gezeltet, aber in der Nähe der vermüllten Hütte gibt es auch genügend Zeltplätze.
Bernd der eigentlich total erschöpft ist, will noch eine Wanderung zum über eine Stunde entfernten Aussichtspunkt Mirador del Doctor unternehmen, den er von seinem letzten Besuch kennt. Dort ist das Fotolicht nachmittags am besten, was er trotz seines Zustandes nicht verpassen will!
Ich habe keine Lust mehr auf eine größere Tour und unternehme lediglich noch einen kleinen Spaziergang durch den Wald am Seeufer. Natürlich lasse ich mir auch ein Bad im recht kühlen Wasser nicht nehmen. Allerdings beeile ich mich mit dem Anziehen, da die Tabanos wieder ziemlich aktiv sind. Am Strand zelten einige Argentinier, auch die Gruppe die wir schon vorgestern getroffen hatten, taucht irgendwann auf.
Später treffe ich Bernd im Wald wieder, der tatsächlich bis zu dem Mirador gelaufen ist, und von der tollen Aussicht schwärmt.
Da Bernd sich ohnehin am nächsten Morgen etwas länger ausruhen möchte, frühstücke ich bereits im Schein der Stirnlampe um kurz nach 6, und stehe um halb sieben am Ufer der Laguna Ilon. Ich bin gerade rechtzeitig um den tollen Sonnenaufgang zu erleben.

                                                 
                                             Sonnenaufgang an der Laguna Ilon

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