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17.12.2013

Durch das Land der Massai 1990

Nach der Okavango Geschichte hier nun eine weitere Story von meiner großen Afrikareise 1990/1991. Leider habe ich keine Bilder aber ich hoffe, das Lesen lohnt sich trotzdem!


Wanderung durch die Massaisteppe

Als wir Kibaya erreichen, erzählt mir der Fahrer, dass hier ein Deutscher wohnt. Er spricht nur Kisuaheli, daher erfahre ich nichts Genaueres. Trotzdem beschließe ich den Mann zu suchen, denn ich verspreche mir von ihm Informationen über die Massai. 
Die Bewohner des Ortes helfen mir das Haus des Deutschen zu finden. Sein Garten wird von einem schwarzen Schäferhund bewacht. Das Tier ist an einem Baum festgekettet. Obwohl der Hund laut bellt, kommt niemand aus dem Haus. Ich warte einige Zeit und will dann in sicherer Entfernung am Wachhund vorbei zum Eingang des Hauses gehen. Kaum habe ich die Gartentür hinter mir geschlossen, beginnt der Hund wie wild an der Kette zu zerren. Plötzlich reißt er sich los, rennt auf mich zu und steht dann knurrend vor mir. Ich rechne mit einem Angriff, habe aber Glück, ein Mann kommt aus dem Haus und ruft den Hund zurück. Mir steckt der Schreck tief in den Knochen, doch der freundliche evangelische Pastor Riemer bittet mich gleich ins Haus.
Der Mann weiß, wonach einem müden Reisenden der Sinn steht, und so kann ich mich erst einmal satt essen. Später darf ich in eine richtige Badewanne steigen. Was für ein Luxus!
Anschließend zeigt mir Herr Riemer mein Zimmer. Auf einem Tisch liegen Pfeil und Bogen. Als ich die Pfeile anfassen will, warnt mich der Pfarrer mit dem Hinweis, dass sie vergiftet seien. Die gefährlichen Utensilien gehören dem Nachtwächter, den Riemer nach einem versuchten Einbruch engagiert hat. 
Während der Missionar verschiedene Arbeiten erledigt, blättere ich in einem Album mit Massaifotos. Dazu höre ich aus einem Rekorder ihre sich völlig fremd und wild anhörenden Gesänge. Ich kann es kaum erwarten, diese Menschen kennenzulernen.
Später kommt eine junge Massaimutter zur Mission die ihr sechs Monate altes Baby behandeln lassen will . Die Frau hat nach einem Unfall im Dornbusch nur noch ein Auge. Ihr Kind ist ins Herdfeuer gefallen. Die Zehen fehlen und schwarze Knochenenden ragen aus der Wunde. Riemer erneuert den Verband. Ich merke wie sehr ihn das Schicksal dieser Menschen berührt. Obwohl er kein Arzt ist und es eine Klinik im Ort gibt, gehen die Leute zu ihm. Der Hauptgrund ist, dass es im Hospital fast keine Medikamente gibt, während die Mission durch deutsche Spenden recht gut versorgt ist. Sein medizinisches Wissen hat Riemer sich aus Büchern angeeignet. Er ist im Grunde aber unzufrieden mit seiner Rolle als "Notarzt". Seine Aufgabe sieht er eher in der Glaubensverkündigung und hat Angst wegen seinem autodidaktischen Heilwissen Fehler zu machen.
Wir bringen die Mutter zurück zu ihrer Boma. Das ist ein von Dornsträuchern eingefasstes Massaidorf. Nachdem wir von der Piste abgebogen sind, fahren wir auf einem kaum sichtbaren Pfad mitten durch den Busch. Als wir die Boma erreichen, wird der Wagen sofort von Massai umringt. Hätten sie unser Auto nicht erkannt, wären sie wahrscheinlich geflüchtet, erzählt Riemer, da ansonsten nur der Wagen der Steuerbehörde hierher fährt. Die Boma wird von einem Mann mit neun Frauen bewohnt. Auch einige junge Krieger (Moran) kommen herbei. Sie wurden gerade erst initiiert. Als Zeichen ihrer neuen Würde tragen sie Straußenfedern im Haar und viel Ohrschmuck. Ihre Togen sind von dunkler Farbe. Weil die Aufnahme in den Kriegerstand nur selten stattfindet, sind die jüngsten Moran gerade erst zehn jahre alt, während die ältesten, frisch Initiierten schon über zwanzig sind. Die jungen Krieger jagen mit Pfeil und Bogen Vögel, mit deren Federkleid sie sich zusätzlich herausputzen.
Abends rede ich noch lange mit dem Pfarrer. Es ist schön sich mal wieder problemlos auf Deutsch unterhalten zu können. Herr Riemer erzählt, dass Unfälle mit Löwen und Büffeln hier recht häufig vorkommen. 
Am nächsten Morgen fahren wir Richtung Moshi. Der Missionar will seine Frau dort abholen. Sie war längere Zeit in Deutschland, um sich einen Gehirntumor operieren zu lassen. Auf den ersten 40 Kilometern sind die Akazienwälder dicht belaubt, weil es hier bereits geregnet hat. Von einem Hügel haben wir eine herrliche Aussicht über die weite Massaisteppe. Einzelne Berge ragen schroff zum Himmel und erwecken den Wunsch in mir, quer durch den Busch zu marschieren, um sie zu besteigen.
In dem kleinen Ort Engasment gibt es eine weitere deutsche Mission. Zwei Brüder und ihre Schwester, alle etwa in meinem Alter, sind eifrig beim Ausbau des Hauses, als wir eintreffen. Da Pfarrer Riemer, der gleich weiter fährt, mich vorstellt, werde ich freundlich aufgenommen. Der Vater der drei aus Schwaben stammenden Geschwister, hat diese Einmannmission gegründet. Zur Zeit ist er in Deutschland, um neue Spendengelder zu mobilisieren. Anstelle eines Autos steht ein Hubschrauber in der Garage.
Während wir uns unterhalten, wird eine hochschwangere Frau, der es sichtlich schlecht geht, zur Mission gebracht. Einer der Brüder fordert über Funk ein Flugzeug an. Wir fahren zu der einfachen Landebahn, wo die kleine Maschine aus Arusha bald eintrifft. Bevor der Pilot landet, kreist er zweimal über der Rollbahn, um festzustellen, ob sich keine Hindernisse auf ihr befinden. Das wäre natürlich fatal. Die Landung klappt, und gleich darauf ist die Maschine von Massai in verschiedenfarbigen Togen umringt. 
Die Brüder stellen mich dem örtlichen Parteisekretär vor, der auch ein Massai ist. Er verspricht einen Führer zu besorgen, der mich zu den im Busch verstreuten Bomas begleiten kann.
Zurück in der Mission fragt mich einer der Brüder, ob ich auf die Jagd gehe. Als ich bejahe, holt er eine Bockbüchsflinte. Er sagt, dass er schon vier Löwen mit ihr erlegt habe. Leoparden und Löwen reißen Vieh und Hunde im Ort, wodurch sie zum Problem werden können. Nachdem wir uns einige Zeit über afrikanisches Wild unterhalten haben, möchten die Brüder wissen, ob ich abends mit ihnen jagen gehe. Selbstverständlich lasse ich mir diese Aussicht auf ein Abenteuer nicht entgehen und sage begeistert zu. 
Als es dunkel ist, fahren wir mit einem Geländewagen in die Steppe. Zwei Schwarze auf der Ladefläche sollen das Wild mit starken Suchscheinwerfern blenden. Der eine Bruder fährt, während der andere mit der Waffe in der Hand neben ihm sitzt. Der Ortssekretär und ich sitzen hinten. Scheinbar planlos rollen wir durch die Dunkelheit. Immer wieder leuchten Tieraugen im Scheinwerferlicht, und offenbaren ein vielfältiges Leben, von dem man tagsüber wenig sieht. Häufig tauchen kleine Wildkatzen vor uns auf. Es handelt sich wohl meist um Falb- und Ginsterkatzen. Springhasen hüpfen wie Kängurus davon. Alle Wageninsassen scheinen  Hyänen nicht zu mögen, daher versucht der Fahrer sie zu überfahren, wann immer wir eine sehen. Zu meiner Freude hat er dabei aber keinen Erfolg. Als wir ein Rudel Impalas sehen, beginnt eine regelrechte Hetzjagd, mit dem Ziel sie zu blenden und in eine günstige Schussposition zu gelangen. Die Antilopen haben Glück und entkommen. Dann erscheinen zwei Impalaböcke, die sich gegenüberstehen um einen Kampf auszutragen. Unser Schütze feuert aus dem Fenster, woraufhin die eine Antilope tot umfällt. Der andere Bock bleibt wie angewurzelt stehen, der Jäger lädt nach und schießt zum zweiten Mal. Diesmal trifft er schlechter, so dass die Impala versucht zu fliehen, bis sie der nächste Schuss erlöst. Die toten Tiere werden von den Schwarzen rasch ausgeweidet, und weiter geht die Fahrt. Die Brüder bieten mir an den Platz des Schützen einzunehmen. Ich lehne ab, da ich dieser Jagdmethode, die den Tieren kaum eine Chance lässt,  nichts abgewinnen kann. 
Wenig später sehen wir vier Kuhantilopen, die auch Kongoni genannt werden. Diese großen Antilopen geben mehr Fleisch als die Impalas. Allerdings gelingt es uns im dichten Buschgelände nicht nah genug an sie heranzukommen. Dafür blenden wir die dritte Impala. Das Tier bleibt gebannt stehen und bricht mit einem Halsschuss zusammen. Wir haben Glück, dass keine der angeschossenen Antilopen entkommt, denn das Kaliber der Waffe ist viel zu schwach für so große Tiere.
Plötzlich erscheint zwischen den Dornbüschen eine große gefleckte Katze. Der erste Leopard, den ich in freier Wildbahn sehe! Die Brüder fragen den Ortssekretär, ob sie die Großkatze erlegen dürfen, denn diese Wildart ist in Tansania eigentlich geschützt. Der Massai gibt sofort sein Einverständnis, denn Leoparden reißen häufig das Vieh der Hirten. Allerdings ist es nicht so einfach das Tier zu töten. Im Gegensatz zu den harmlosen Antilopen lässt es sich nicht blenden. Häufig, während der Schütze bereits angelegt hat, und es jeden Moment knallen muss, verschwindet die Katze wieder hinter einem Strauch. Ich bin fasziniert von der gleichzeitig graziösen und kraftvollen Erscheinung, so dass ich inständig hoffe, dass das Tier nicht erlegt wird. Mein Wunsch geht in Erfüllung. Nachdem wir einige Male fast zu Schuss gekommen wären, verschwindet der Leopard in der Dunkelheit und taucht nicht wieder auf.
Zurück in Engasment sitze ich noch etwas mit den Missionaren zusammen. Ich erfahre, dass die Mission über eine offizielle Jagderlaubnis verfügt. Auf meine Kritik an ihrer Methode entgegnen sie, dass das, was ich erlebt habe auch für sie keine richtige Jagd sei. Sie sehen diese Autojagden als reine Fleischbeschaffungs- und Schädlingsbekämpfungsaktionen, bei denen sie möglichst effizient Beute machen wollen. Einen Büffel auf der Pirsch zu Fuß zu erlegen sei dagegen ein echtes Jagderlebnis. 
Obwohl die Missionare äußerlich wie ganz normale junge Leute wirken und Probleme sehr praktisch angehen, sind sie vom Glauben überzeugte christliche Fundamentalisten. Sie nehmen die Bibel absolut wörtlich. Daher glauben sie, dass die Welt in sieben Tagen erschaffen wurde, die Evolutionstheorie ein Lügenwerk ist und der Teufel als Person existiert. Sie behaupten bei ihren Massenbekehrungen Dämonen aus den Massai ausfahren zu sehen. Allerdings haben sie bislang wohl nur oberflächlich Erfolg bei den Hirten. Zwar sind etliche getauft und tragen christliche Namen. Davon abgesehen hat die neue Religion aber keine Bedeutung für sie, erfahre ich später. Welche Mittel bei der Missionierung eingesetzt werden, sollte ich noch kennenlernen. 
Zum Abschluss erfahre ich, dass ich nicht von ihnen aufgenommen worden wäre, wenn Pfarrer Riemer mich nicht mitgebracht hätte. Sie begründen das mit dem schlechten Vorbild, das andere Weiße für die Massai darstellen können.
Am nächsten Morgen trifft mein Führer Lazarus ein. Er macht gleich einen sympathischen, ruhigen Eindruck auf mich. Lazarus ist um die fünfzig und hat äußerlich wenig von einem Massai. Er ist relativ klein und trägt europäische Kleidung, wie einen langen braunen Mantel. Da wir nicht lange um seinen Lohn verhandeln, können wir bald losmarschieren. Wir steuern die aus der Ebene ragenden Berge an, die ich schon von der Straße aus gesehen hatte. Während wir wandern erzählt Lazarus aus seinem Leben. In seiner Jugend durchlief er die traditionelle Erziehung zum Krieger. Als deren Höhepunkt erlegte er vier Löwen. Seine Morangruppe hatte jeweils die Großkatzen aufgestöbert und eingekreist. Ihm gelang dann der tödliche Lanzenwurf. Allerdings spielte die Jagd bei den Massai als klassischem Hirtenvolk nie eine große Rolle. Die einzige Ausnahme waren die Mutproben der Moran an Löwen und Nashörnern. In Lazarus Jugend gab es hier noch viele Elefanten und Nashörner. Während die Rhinos durch Wilderei total ausgerottet wurden, überlebten einige der Stoßzahnträger. Offiziell ist die Löwenjagd den Massai schon lange verboten, aber in der abgelegenen Steppe gibt es die gefährlichen Mutproben nach wie vor.
Seinen nächsten Lebensabschnitt verbrachte Lazarus beim tansanischen Militär. Dort erhielt er seine Schulbildung und wurde rasch zum Offizier befördert. Im mosambikanischen Unabhängigkeitskrieg kämpfte er gegen die Portugiesen und besuchte einen Ausbildungslehrgang in Israel. Nach seiner Entlassung aus der Armee wurde er Lehrer und kaufte sich eine große Rinderherde von seinem ersparten Sold. Dann kam die Maul- und Klauenseuche, woran fast alle seine Tiere starben. Jetzt ist er arm und kann die paar Schillinge, die er bei mir verdient, gut gebrauchen. Einen besseren Führer hätte ich nicht finden können. Er kennt das Land und ist in allen Bomas willkommen. Einerseits ist er mit den traditionellen Massaigebräuchen-  und Vorstellungen vertraut, andererseits spricht er hervorragend Englisch und kann sich durch seine Erfahrungen gut in einen neugierigen Reisenden hineinversetzen. Daneben ist er stets freundlich und strahlt trotz aller Wechselfälle seines Lebens Weisheit und Ruhe aus. 
Nach einiger Zeit erreichen wir die Boma von Lazarus Freund Paulus. Sie ist zum Schutz gegen Raubtiere von zwei Dornwällen mit etwa 50 Metern Durchmesser eingefasst. In der Mitte befindet sich ein Kral, in den abends das Vieh, das in der Nähe weidet, getrieben wird. Am Rand befinden sich die Wohnhütten (Enkangs). Sie bestehen aus einem mit Lehm und Kuhmist verputzten Holzgerüst. Um in das Innere zu gelangen, muss man sich durch den niedrigen Eingang quälen. Da es kein Fenster gibt, wird der Enkang lediglich von dem während des ganzen Tages brennendem Herdfeuer notdürftig erhellt. 
Als Erstes sehen wir einige alte Männer, die in ein Brettspiel vertieft sind. Dann kommt Paulus, ein Massai in Lazarus Alter mit einem leichten Bauch herbei und begrüßt uns. Eine seiner Frauen reicht uns Milch. Später schlage ich mein Zelt etwas abseits am Rand der Boma auf. Die Massai sind erstaunt über dieses "Haus", scheinen es aber für praktisch zu halten. Später gehen Paulus, Lazarus und ich zum Fuß des Berges unweit der Boma. 30 sehr vertraute Impalas verraten, dass die Massai sie tatsächlich nicht jagen. 
Abends essen wir in einem Enkang. Die Frauen kochen zwar, dürfen aber nicht anwesend sein, wenn die Männer ihre Mahlzeit halten. Es gibt Reis, den ich beigesteuert habe, vermischt mit Maismehl und Milch. Wir essen alle aus einem Topf. Später erfahre ich, dass die Massai sich fragen, warum ich zu ihnen gekommen bin. Lazarus, der durch seine Militärzeit die Welt der Weißen kennt, versteht meine Motive auf Anhieb und kann sie auch den anderen verdeutlichen. Ein kleines Mädchen in der Boma hat schwere Malaria und auch etliche andere sind krank. Daher beschließe ich zurück zur Mission zu gehen, um Arzneimittel zu holen. 
Als wir dort am nächsten Tag wieder ankommen, lehnen es die Missionare ab, mir Medikamente zu geben. Hinterher erzählt Lazarus, dass sie Medikamente gezielt als Druckmittel zur Bekehrung einsetzen. Da ich mit meinem Wunsch, die Massai einfach um ihrer selbst willen kennenzulernen, ihnen sowieso schon suspekt erscheine, ist ihre Ablehnung wohl nicht weiter verwunderlich. Also nehme ich meinen Medikamentenbeutel mit, den ich zur Gewichtsersparnis beim Wandern in der Mission zurückgelassen hatte. 
Bevor wir den Rückmarsch antreten, essen wir in einer Bar im Ort. Zahlreiche junge Massai lungern dort herum und sind großenteils schon mittags betrunken. Seitdem Stammesfehden und Viehraub von der Regierung weitgehend unterbunden werden, haben die Moran einen Großteil ihres früheren Lebensinhalts verloren. Daher sind sie für die Zerstreuung, die der Alkohol bietet, besonders anfällig. 
Zurück in der Boma verteile ich einige Tabletten, obwohl ich natürlich weiß, dass das nur ein Tropfen auf dem heißen Stein ist. Dennoch kann ich nicht einfach die Augen schließen, sondern versuche zumindest ein wenig zu helfen. 
Mir fällt auf, dass es in der Boma keine Moran gibt. Ich erfahre, dass sie weit entfernt das Vieh hüten und auf der Suche nach frischen Weidegründen sind. Oft regnet es nur über einem begrenzten Gebiet, wo bald darauf das Gras ergrünt. Die Massai haben den Lauf der Wolken verfolgt und die Krieger schwärmen aus, zur Suche nach den grünen Inseln in der trockenen Savanne. Es ist der Beginn der kleinen Regenzeit. Einige Schauer sind bereits niedergegangen. Wo das Nass den Boden erreicht hat, beginnen die Akazien zu blühen. Dabei verbreiten sie einen wunderbaren Duft und werden von zahlreichen Insekten umschwärmt. 
Später besteige ich alleine den Berg nahe der Boma. Ich beobachte die mir schon bekannten Klippspringer zwischen den Felsen und große hellblaue Chamäleons mit gelbem Kopf. Sie genießen die Wärme der aufgeheizten Steine und lauern unbeweglich auf vorbeikommende Insekten. 
Von oben habe ich eine herrliche Aussicht über den weiten Dornbusch, der von einzelnen Steppenflächen unterbrochen wird. Da und dort ragen weitere Berge aus der grau-grünen Ebene.
Gegen Abend kehren die kleinen sechs- bis zehnjährigen Jungen, die einen Teil des Viehs hüten, zum Lager zurück. Alle Arbeiten in der Boma, wozu auch das anstrengende Wasserholen aus einer Quelle am Berg zählt, werden von den Frauen ausgeführt. Ihre Togen sind blau oder violett. Als Schmuck tragen sie zahlreiche bunte Halsketten übereinander. Dagegen geben sich die älteren, häufig recht wohlgenährten Männer in erster Linie dem Müßiggang hin. Ihre Umhänge sind meist rot oder braun.
Später besuchen wir eine weitere Boma. Neben den Massai haben sich hier zwei Schwarze eines anderen Stammes aus Arusha niedergelassen. Früher hätten die kriegerischen Hirten nie zugelassen, dass sich Nachbarn eines anderen Stammes in ihrer Nähe niederlassen. Aber heute stellen die Massai nur ein Prozent der tansanischen Bevölkerung dar, verfügen aber über 10 % des Landes. Tansanias Bevölkerung wächst rapide, daher steigt der Druck auf die bisher nur dünn besiedelten Weidegebiete. Für die Massai ist es schwierig die ungeliebten Eindringlinge abzuwehren, da es keine verbrieften Landrechte gibt und die Savanne den Neuankömmlingen ungenutzt erscheint. Die Abwehr der Fremden mit Waffengewalt, wie es früher geschehen wäre, duldet der moderne tansanische Staat natürlich nicht. 
Auf der langen Fahrt von Mkoka hierher, begleiteten ausgedehnte Felder über weite Strecken die Straße. Noch vor zwanzig Jahren war das alles Busch und Grasland, wie Lazarus erzählt. Weil immer mehr Land unter den Pflug genommen wird, schrumpft der Lebensraum für Wildtiere und Nomaden. Letztlich bleiben ihnen nur die trockensten Gebiete, wo auch die Viehhaltung schon sehr erschwert ist.
Die Einwanderer pflügen einen Maisacker mit vier Ochsen. Ständig knallt die Peitsche auf den Rücken der Tiere herab. Ab und zu bricht ein Ochse unter der Tortur zusammen. Durch weitere Schläge wird er aber immer wieder hochgebracht. Die Massai, die eine tiefe Verbundenheit zu ihren Tieren spüren, schauen verständnislos zu. Früher ernährten sie sich fast ausschließlich von Milch und Blut ihrer Tiere. Heute dagegen bauen viele von ihnen bereits ebenfalls etwas Mais an oder tauschen Reis und Maismehl gegen Rinder. Dadurch hat sich ihre Ernährung stark gewandelt. 
Am nächsten Tag opfern die Massai eine Ziege, damit eine Frau einen Sohn zur Welt bringt. Die Schlachtung verläuft ohne großes Ritual. Anschließend isst jeder von der, nur kurz ins Feuer gehaltenen Leber, aus der noch das Blut tropft. Ich überwinde meinen Ekel und beiße zweimal ab. Lazarus erzählt mir hinterher, dass auch er lieber nicht von den Innereien gegessen hätte! 
Anschließend gehen wir zu einem Ort am Berg, wo ein älterer Mann junge Massai auf ihr Dasein als Krieger vorbereitet. Während der Trockenzeiten wird dieser Platz jeweils für zwei Monate aufgesucht. Für alle anderen Massai ist der Ort tabu. Auch wir nähern uns erst, nachdem Lazarus um Erlaubnis gefragt hat. Allerdings dürfen wir nicht in das Innere des Dornkraals, in dem die Jungen in Grashütten schlafen. Während der Zeiten im "Ausbildungslager", essen die angehenden Moran nur Fleisch und trinken einen Wurzelextrakt, den ich auch probiere. Er schmeckt lediglich nach Wasser. Die Massai glauben, dass diese Diät stark und ausdauernd macht. Als wir kommen, wird gerade der Speerwurf geübt. Einer trifft zweimal hintereinander einen etwa zwanzig Meter entfernten Baum. Andere verfehlen das Ziel allerdings mitunter. Ich lasse es mir nicht nehmen, es auch einmal zu probieren, allerdings mit wenig Erfolg! Die zukünftigen Löwentöter haben sich prächtig herausgeputzt. Die Haare sind mit Ockererde rot gefärbt und zu kunstvollen Frisuren hergerichtet, wobei es große individuelle Unterschiede gibt.
Auf dem Rückweg habe ich, wie schon häufiger in den letzten Tagen, heftige Seitenstiche. Vielleicht ist der, durch starkes Schwitzen hervorgerufene Salzmangel die Ursache. Auf meinem Hemd hat sich schon eine richtige Salzkruste abgelagert. Nachdem ich einen Becher Wasser mit etwas gelöstem Salz getrunken habe,  geht es mir besser. 
Abends erzählt Lazarus, dass bei den Massai ein Mann mehrere Frauen haben darf. Dazu muss er allerdings ziemlich reich sein. Während der Brautpreis, der an die Eltern der zukünftigen Frau gezahlt werden muss, in Lazarus Jugend vier Kühe betrug, so sind es heute fünfzig! Mein Führer hat allerdings nur eine Frau. Das liegt weniger an seiner heutigen Armut, als an den anderen Lebensformen, die er in seiner Militärzeit kennengelernt hat. Früher waren die Moran ledig, unterhielten aber viele Beziehungen zu den jungen, noch unbeschnittenen Mädchen. Dagegen heiraten heute manche der Krieger schon in jungen Jahren, wie es bei den benachbarten Bantustämmen üblich ist. 
Lazarus fragt mich, ob ich an einem weiteren hier in der Steppe lebenden Volk interessiert bin. Von diesem, N´dorobo genanntem Stamm habe ich noch nichts gehört. Ich werde aber neugierig, als ich erfahre, dass sie schon als Jäger und Sammler hier gelebt haben, bevor die Massai eingewandert sind. Heute haben sie allerdings weitgehend das Erscheinungsbild und die Kultur der Hirten übernommen. Einige leben aber noch immer als Jäger. Lazarus und ich beschließen ein Brüderpaar zu besuchen, dass einsam in der Höhle eines riesigen Baobabbaumes lebt.
Nachdem wir am nächsten Tag das Weidegebiet in Bomanähe hinter uns gelassen haben, wird das Tierleben vielfältiger. In einer parkartigen Landschaft mit frischem grünen Gras sehen wir Impalas, einige Elenantilopen, Zebras und Gnus. Diese, vom Regen belebte Zone, ist allerdings nicht sehr breit. Bald gehen wir durch blattlose Dornsavanne mit verdorrtem, gelben Gras. An einem Wasserloch rasten wir. Leoparden- und Büffelfährten weisen darauf hin, dass diese Oase auch von anderen Besuchern genutzt wird. 
Irgendwann haben wir den richtigen Weg verloren und beschließen unser Nachtlager in einer verlassenen Boma aufzuschlagen. Da erscheinen zwei Moran, die den zurückgelassenen Mais auf einem Esel abtransportieren. Eine seltsame Gestalt begleitet sie: Es ist ein N`dorobo. Der Mann ist nur mit einem sackähnlichen Umhang bekleidet. Seine Augen sind blutunterlaufen und er redet wirr vor sich hin. Offenbar ist er völlig betrunken. Auf dem Rücken trägt er Pfeil und Bogen. In seinen Händen befindet sich ein Haumesser (Panga), mit dem er dauernd herumfuchtelt. Manchmal schluckt er etwas von einem weißen Pulver. Die Moran erzählen, dass sie den Bruder des N`dorobo stark blutend gesehen haben. Lazarus versucht Näheres von dem wilden Jäger zu erfahren, der jedoch lediglich unzusammenhängendes Zeug murmelt. Es wird bald dunkel, daher ist es zu spät das Lager der N`dorobo aufzusuchen. Die Moran erklären uns den Weg zu dem Baobab, und wir beschließen gleich am nächsten Morgen dorthin zu gehen.
Nach kurzem Marsch erreichen wir den Riesenbaum mit seinen etwa fünf Meter Durchmesser. Die Baobabs speichern Wasser für die langen Trockenzeiten in ihren mächtigen Stämmen. Das, und ihr hohes Alter erklären ihre manchmal ungeheuren Dimensionen. Der Baum ist von einer Dornhecke umgeben. Wir wollen nicht unangemeldet eintreten, daher rufen wir ins Innere hinein. Es kommt jedoch keine Antwort zurück. Dann erscheint der N`dorobo, den wir gestern getroffen haben. Er ist inzwischen halbwegs nüchtern und führt uns in das Innere des Krals. Dort liegt sein Bruder vor der Baumhöhle. Sein Kopf ist blutüberströmt und eine tiefe Wunde reicht bis auf den Schädelknochen. Er ist bewusstlos, atmet jedoch. Sein Bruder erzählt, dass sie gestern gemeinsam aus Honig vergorenen Schnaps getrunken haben. Es kam zu einem Streit, in dessen Verlauf er seinem Bruder einen Hieb mit dem Panga versetzt hat. Jetzt will er zu den Massai gehen, um Ziegenfett zu holen, dass eine wundenheilende Wirkung haben soll. Lazarus und ich marschieren schnell zur Boma zurück, um Verbandszeug und Antibiotika zu holen. Nachdem wir den N´dorobo verbunden haben, tragen wir ihn in das Innere des hohlen Baumes und betten ihn auf ein Antilopenfell. Engasment ist eineinhalb Tagesmärsche durch unwegsames Gelände entfernt, und ich sehe bei seinem Zustand keine Möglichkeit ihn dort hin zu transportieren. Ich befürchte sogar, dass er die kommende Nacht nicht übersteht. 
Das Inventar der Höhle besteht lediglich aus einer Feuerstelle und einigen Plastikkanistern. Der Bruder hat uns erzählt, dass die Beiden schon lange kein Wild mehr erlegt haben. Auch die Fallen, die sie an den verstreuten Salzvorkommen aufgestellt haben, welche normalerweise das Wild magisch anlocken, blieben leer. Daher sind ihre Hauptnahrungsquellen die Früchte des Baobab und wilder Honig, den auch wir probieren. Warum die Beiden hier in der Einsamkeit, losgelöst von anderen Menschen, leben, bleibt ein Rätsel für mich. Offenbar verläuft das Zusammenleben der Brüder nicht unproblematisch, denn wir sehen viele alte Narben auf dem Körper des Verletzten. Lazarus erzählt, dass er meist den Kürzeren gegen seinen kräftigeren Bruder zieht. 
Abends begebe ich mich an einem Felsen, oberhalb von einem Wasserloch, auf Beobachtungsposten. Ich sehe 40 lebhafte gelbe Paviane, von denen aber nur ein Männchen bis an die Tränke kommt. Später erscheint eine Giraffe, die Akazienblätter frisst.
Am nächste Morgen hat der N´dorobo den Verband heruntergerissen. Es scheint ihm aber etwas besser zu gehen, denn er ist wieder bei Bewusstsein. Sein Bruder ist mit dem Ziegenfett zurückgekommen. Er sagt, die Massai wollen den Verletzten auf Eseln zur Mission bringen, sobald er transportfähig ist. Wir verbinden seine Wunde erneut. Lazarus glaubt, dass das wenig Sinn hat, da der N`dorobo den ungewohnten Verband, dessen Funktion ihm nicht einleuchtet, sicher bald wieder herunterreißt.
Den Rest des Tages unternehmen wir eine Erkundungstour. Manchmal sehen wir Elefantenfährten, und als wir im dichten Busch auf frischen Büffelkot stoßen, schlägt Lazarus vor uns zurückzuziehen. Es kann leicht gefährlich werden, wenn man in der undurchsichtigen Vegetation plötzlich auf die großen Rinder trifft. 
Als wir am nächsten Morgen zum "N´dorobo-Baum " gehen, sieht Lazarus die frische Fährte eines Büffels in meinen Fußabdrücken, die vom Morgenspaziergang stammen. Mich überkommt das komische Gefühl, vom Beobachter der Wild aufspüren will, zum Gejagten geworden zu sein. Aber wahrscheinlich ist mir das Tier nur aus Neugierde gefolgt.
Obwohl die Gegend menschenleer scheint, begegnen uns immer wieder Morangruppen auf der Suche nach Weideplätzen. Wenn Lazarus mich begleitet, unterhalten wir uns stets mit ihnen. Anders sieht es aus, wenn ich allein unterwegs bin und auf Krieger treffe. Ein Gefühl der Spannung liegt dann in der Luft, denn es ist nicht auszuschließen, dass die jungen aggressiven Moran mich angreifen. Vermutlich überwiegt aber die Überraschung einen Weißen allein anzutreffen, so dass sie nicht auf solche Ideen kommen. Manche haben auch vielleicht schon davon gehört, dass ich mit Lazarus, den jeder kennt, unterwegs bin.
Nach drei Tagen hat der verletzte N`dorobo das Gröbste überstanden, und wir ziehen weiter. Als wir auf einem schmalen Pfad wandern, kündigt Lazarus an, dass uns gleich jemand begegnet. Ich bemerke nichts, aber nach fünf Minuten taucht ein Massai vor uns auf. Lazarus ist natürlich kein Hellseher, aber er hörte den Warnruf eines Vogels, der allerdings auch einem Raubtier hätte gelten können. Lazarus tippte auf einen Mann und behielt recht. 
Mittags rasten wir in dem kleinen Ort Kitwei. Es gibt hier eine Schule mit Wellblechdach. Der Unterricht findet aber unter den Bäumen im Freien statt. 
Abends erreichen wir die Boma in der Lazarus wohnt. Zur Feier des Tages kaufe ich einen Hahn, den wir über dem Feuer grillen. Lazarus lädt mich ein in seinem Enkang zu schlafen. Da es keine Fenster gibt, ist es im Inneren heiß und durch das Herdfeuer voller Rauch, so dass mir ständig die Augen tränen. Die Hitze wird noch dadurch verstärkt, dass in dem engen Gebäude, neben Lazarus und mir, auch seine Schwester und ihre Kinder schlafen. Häufig gehen Ziegen und Kälber in dem Enkang aus und ein. Dabei lassen sie natürlich auch mal etwas fallen. Als Folge stinkt es und wimmelt von Fliegen. Kurzum, es ist ziemlich ungemütlich in einem Enkang. Aber als ich meine Luftmatratze nehme, um an der frischen Luft zu schlafen, holt Lazarus mich zurück. Damit er sich nicht in seiner Gastgeberehre verletzt fühlt, gehe ich zurück in den Enkang und liege noch lange schweißgebadet wach. Spät nachts treffen Moran ein. Trommeln und wilde Gesänge erfüllen die Nacht, aber jetzt bin ich zu müde, um mir das Schauspiel anzusehen. 
Am nächsten Tag sehen wir einige typische Tiere der Dornsavanne. Die Giraffengazelle oder Gerenuk erreicht mit ihrem langen Hals gut die höher wachsenden Akazienblätter. Der kleine Kudu ähnelt seinem großen Vetter, ist aber grau und viel kleiner. Einmal sehen wir vor uns einen amselgroßen Vogel mit langem Schnabel und weißem Kopf. Ein Honiganzeiger! In einem Film über die Kalahari habe ich gesehen, wie dieser Vogel einen Buschmann zu einem Bienennest führt. Jetzt erlebe ich so etwas in der Realität. Der Vogel ruft, fliegt ein Stück, lässt sich nieder und wartet bis wir herankommen. Dann fliegt er ein Stück weiter. Dieses Spiel wiederholt sich etliche Male. Schließlich stehen wir vor einem hohlen Baumstumpf voller Bienen und Waben, die Lazarus vorsichtig herausholt. Einen Teil unserer wohlschmeckenden Beute überlassen wir dem "Pfadfinder". Lazarus sagt, er würde sonst den nächsten Menschen zu einem Löwen führen!
In der Boma, wo wir übernachten, erfahren wir, dass der N`dorobo auf Eseln zur Straße gebracht wurde. 
Es gibt hier kaum Wasser. Die Quelle, aus der sich die Boma versorgt, ist zwei Marschstunden entfernt. Da es dort aber keine Weiden gibt, legen die Frauen den Weg dorthin einmal am Tag mit Eseln, die die Wasserkanister tragen, zurück. Heute ist einer der Esel durchgegangen und hat dabei seine Kanister verloren, daher reicht das Wasser nur zum Trinken für Menschen und Kälber, nicht aber zum Kochen. Die kleinen Kälber ziehen noch nicht zum Grasen in die Steppe und müssen daher hier versorgt werden. 
Kleine Fliegen, die in Augen und Ohren zu krabbeln versuchen, sowie zahlreiche Flöhe belästigen uns den ganzen Tag. Abends kommen einige Moran zu Besuch. Schon bald beginnen sie zu tanzen. Den Männern gegenüber steht jeweils ein mit bunten Halsketten geschmücktes Mädchen. Die Krieger stimmen kehlige Gesänge an und versuchen sich gegenseitig im Hochspringen beim Tanzen zu übertreffen.
Am nächsten Tag erreichen wir unser Ziel, eine Boma in der eine Beschneidungszeremonie stattfinden soll. Allerdings sind wir etwas zu früh, denn das Fest bei dem junge Mädchen mit der Beschneidung in den Stand der Frauen eintreten und damit ihre Heiratsfähigkeit erlangen, findet erst in vier Tagen statt. Beschneidungen von Jungen und Mädchen sind in ganz Afrika noch weit verbreitet. 
Einstweilen sitzen wir mit den älteren Massaimännern vor den Enkangs, ruhen uns aus und unterhalten uns. Dabei beobachten wir zwei, wie junge Wildschweine gestreifte Mäuse, Maiskörner die stiebitzen. Abends erleben wir nochmals das Schauspiel der tanzenden Moran und Massaimädchen, diesmal allerdings mit mehr Teilnehmern.
Da unsere Vorräte aufgebraucht sind und ich nicht ausschließlich auf Kosten der Massai leben will, beschließen wir nach Engasment zurückzukehren. Die Savanne steht nun in vollem Grün. Blumen blühen und der Duft der Akazien erfüllt die Luft. 
In der Mission werde ich ziemlich unfreundlich empfangen. Die Weißen sagen, ich stinke furchtbar nach Massaimilch. Sie verstehen nicht, wie man freiwillig bei diesen primitiven Heiden hausen kann. Ihr Essen ist fast komplett aus Deutschland importiert. Es gibt sogar Nutella bei ihnen. Obwohl sie schon lange hier leben, wissen sie doch weniger über die Massai als ich. In gewisser Weise scheinen sie vollkommen von ihrer Umgebung isoliert zu sein. Das große Ziel der Missionare ist die Massai zu sanften, sesshaften Christen zu machen. Ich habe zwar kaum etwas über ihre Religion erfahren, fühle aber, dass dieses stolze Hirtenvolk seine Identität verliert, wenn es versucht, wie die Ackerbau treibenden Bantu, oder gar wie die weißen Missionare mit ihren Medikamenten, Flugzeugen und Funkgeräten zu sein. Unter keinen Umständen möchte ich eine weitere Nacht bei den Deutschen verbringen.

Mit Lazarus verabschiede ich mich von einem kundigen Führer, weisen Menschen und guten Freund. Er empfiehlt mir zu der lutherischen Mission außerhalb des Ortes zu gehen. Einige Neuseeländer und die Leiterin der Station, die deutsche Schwester Angelika, empfangen mich freundlich.

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