9 Tage, 221 Kilometer, 7085 Höhenmeter
Auf diesem Abschnitt quälen wir uns zunächst weiter durch die Ebene des Death Valley, erleben eine traumhafte Sanddünenlandschaft und steigen hoch in eine andere Welt, in der fließende Bäche traumhafte Oasen formen. An der Grenze zu Nevada gelangen wir dann in dichten Wald aus Wacholdern und Kiefern. Erstaunlich viel Schnee erinnert daran dass der Winter dort noch nicht lange vorbei ist.
Unser Wecker klingelt um 4:30 und bald darauf laufen wir schwer bepackt in den noch dunklen Morgen hinein. Wir wollen die Kühle des anbrechenden Tages ausnutzen, denn wir wissen, dass der Glutofen der Sonne uns schon bald wieder erbarmungslos rösten wird. Wir tragen Proviant für 10 Tage, den wir aber so reduziert haben, dass er eigentlich nur für 8 Tage reichen würde. Hinzu kommen je 6 Liter Wasser. Eigentlich viel zu wenig für die Hitze des Death Valleys, aber wir wollen auf keinen Fall mehr tragen. Diese ziemlich geringe Wassermenge muss bis Stovepipe Wells reichen, dass wir morgen erreichen wollen. Hoffentlich wird die Route nicht allzu schwierig…
Bald lassen wir die letzten Mesquite Büsche hinter uns und stehen am Rand eines Salzsumpfs. Unglaublicherweise kann man im heißen Death Valley im Schlamm versacken. Wir versuchen stets eine Route um die nassesten Stellen zu finden, was uns aber nicht immer gelingt, so dass uns die Schlammbrühe in die Schuhe läuft, und unsere Schuhe vom klebrigen Matsch schwer wie Blei werden. Auch als wir aus dem feuchtesten Bereich raus kommen, ist das Laufen ziemlich schwierig, denn wir müssen zwischen den uns schon bekannten, großen, braunen Schollen hindurch navigieren.
Schließlich erreichen wir die andere Seite des Death Valleys und folgen einer Stromleitung, weiterhin querfeldein. Auch hier ist das Vorankommen nicht gerade einfach, da Unmengen von großen Steinen die Ebene bedecken. Wir passieren sogar eine Quelle am Rand des Tals, aus der wir aber natürlich unseren Durst nicht stillen können, da das Wasser total salzig ist. Gegen Mittag wird die Hitze so gnadenlos, dass wir mal wieder unsere Bodenplane mit zwei Wanderstöcken und einem Busch verankern, so dass wir wenigstens ein winziges Stück Schatten erzeugen können. Wir sind durstig und erschöpft, können aber tatsächlich ein bischen schlafen.
Als wir um 14:30 wieder aufbrechen, ist es immer noch glühend heiß, so dass die Landschaft im gleißenden Licht sehr abweisend erscheint. Zunächst ist es weiter ziemlich steinig, dann wandern wir über helle Salzkrusten, die uns tragen, und bei jedem Schritt ein krachendes Geräusch verursachen. Schließlich überqueren wir die Straße nach Furnace Creek und schlagen zwischen Sanddünen unser Freiluftlager auf. In der Nacht kühlt es sich glücklicherweise ziemlich ab, so dass wir recht gut schlafen.
Während wir an den Kelso Dunes zur Mittagszeit waren, wenn das Licht viel zu grell für gute Fotos ist, erleben wir jetzt den goldenen Sand der Mesquite Dunes im Sonnenaufgang zur schönsten Zeit. Fantastische Landschaftsbilder, die mich sogar ein wenig an die Sahara erinnern. Zahlreiche, eher niedrige Dünenkämme verlaufen hier hintereinander, so das man nur langsam vorwärts kommt, wenn man nicht in den dazwischen liegenden Tälern bleibt. Schließlich überqueren wir wieder die Straße und laufen auf den Miniort Stovepipe Wells zu, der aus einem schattenlosen Campingplatz und einer Tankstelle mit Restaurant besteht. Wir haben längst unseren letzten Tropfen Wasser getrunken, und freuen uns, dass wir bereits um 7:30 Uhr ankommen. Am mit 10 Dollar sehr günstigem Frühstücksbuffet können wir uns dann an verschiedenen Säften laben. Daneben gibt es auch Bratkartoffeln und Eier. Vielleicht nicht die größte Auswahl, aber für uns hungrige und ausgetrocknete Wanderer ein Paradies.
Bereits nach zwei Stunden sind wir wieder unterwegs und folgen der sandigen Cottonwood Canyon Road. Allerdings stellen wir bald fest, dass es einfacher ist, abseits der Piste zu laufen. Wir sehen entfernt einen Koyoten und müssen schon nach zwei Stunden erkennen, dass es einfach zu heiß zum Weiterlaufen ist. Währen wir doch im klimatisierten Restaurant geblieben! Wir konstruieren uns wieder ein winziges Schattendach, schwitzen jedoch auch ohne uns zu bewegen unablässig. Obwohl wir uns zuvor nach Kamelart vollgetrunken hatten, ist es unglaublich, wie schnell man hier austrocknet und nach Wasser lechzt, was wir aber natürlich wieder konsequent rationieren. Außerhalb unseres Minischattens herrscht trostlose, brennende Stille. Kein Leben zeigt sich hier zur wärmsten Zeit des Tages. Selbst im Schatten ist es jetzt zu heiß für meine eigentlich sehr robuste Kamera. Als ich ein Foto machen möchte, kommt lediglich die Meldung, dass der Apparat erst abkühlen muss. Auch um 15 Uhr ist es noch nicht viel kühler geworden, dennoch laufen wir auf einer langsam ansteigenden Ebene auf die Berge zu. Obwohl das Terrain einfach ist, sind wir von der Hitze stark erschöpft, und dicke Salzkrusten auf unseren T-Shirts zeigen, wieviel wir schwitzen.
Schon bevor die Schlucht beginnt, zeigen sich die ersten Blumen und im Canyon finden wir zwischen den dunklen, glatten Wänden dann endlich wieder Schatten. Zunächst ist die Schlucht sehr eng, weitet sich aber schließlich zu einer Ebene zwischen den Bergen. Wir sind hier auf etwa 600 Meter ü.NN bereits deutlich höher als im Death Valley, und können die schöne Landschaft genießen. Eine Wohltat, nachdem wir das karge, abweisende Tal des Todes hinter uns gelassen haben. Engere und weitere Passagen wechseln sich ab und schließlich schlagen wir unser Cowboycamp auf einer flachen Terrasse auf. Später zeigt sich dann ein herrlich funkelnder Sternenhimmel, in dem sich die Milchstraße deutlich abzeichnet.
Am nächsten Morgen lassen wir bald die letzten Fahrspuren hinter uns und dringen in den malerischen Marble Canyon mit seinen glatten, dunklen Wänden vor. Stellenweise verengt sich die Schlucht auf nur fünf Meter Breite. Es wird zunehmend grüner und es zeigen sich etliche, für uns neue Pflanzen darunter ein Strauch mit lupinenartigen Blättern und hübschen blauen Blumen. Kolibris, Tauben und Schmetterlinge beleben die Schlucht, was für ein Kontrast zu der Mondlandschaft gestern!
Irgendwann bemerken wir, dass der Sand feuchter wird, und dann fließt uns tatsächlich ein sich verzweigendes Rinnsal entgegen, dem wir weiter aufwärts folgen und das sich zu einem sprudelnden Bächlein entwickelt. Auch der von rechts einmündende Deadhorse Canyon führt klares, kühles Wasser. Wir lassen uns im Schatten einer Felswand nieder, und nützen die Gelegenheit um unsere Kleidung zu waschen. Als die Sonne den Schatten verdrängt hat, wandern wir ein Stück weiter, und finden bei einem Felsen einen Platz, der uns auch über Mittag nicht der Sonne aussetzt. Ein paradiesischer Ort, an dem wir badende Kolibris beobachten und uns eine dünne Schlange besucht. Wir beschließen heute in diesem herrlichen Tal zu bleiben und lassen später unsere Rucksäcke zurück, um unbeschwert den Canyon zu erkunden. Es gibt hier sogar einen Wasserfall, der über eine Stufe fast drei Meter tief herabstürzt. Immer wieder setzen wir uns eine Zeit lang hin und beobachten was sich am Bach tut. Fast ständig ist etwas los, und ich kann sogar einen der flinken Kolibris fotografieren. Weiter oben gibt es sogar einige große Pappeln. Zahlreiche Vögel tummeln sich hier, Monarchschmetterlinge umschwärmen die Blüten und paaren sich. Eine große Eidechse sitzt hoch oben auf einem Ast. Schließlich treten wir den Rückzug an und schlagen dann unser Cowboycamp auf einer Terrasse am Zusammentreffen der beiden Täler auf. Offenbar kommen hier durchaus einmal Menschen hin, aber heute haben wir das paradiesische Tal für uns alleine.
Da wir nicht wissen, wann das Wasser im Canyon wieder verschwindet, füllen wir am nächsten Morgen wieder je 8,5 bzw. 9,5 Liter Wasser auf, und wandern dann den Marble Canyon weiter hoch. Eine tolle Schlucht mit glatten, dunklen Wänden die mal eng, mal weiter zusammenstehen, vielen Blumen und kleinen Wasserfallstufen. Wo sich das Tal weitet, ist der Boden dicht mit Sträuchern bewachsen, die bereits verblüht sind. Einmal sehen wir kurz einen Rennkuckuck, auch „Roadrunner“ genannt. Einige Male verschwindet das fließende Wasser, taucht aber glücklicherweise immer wieder auf, so dass wir reichlich trinken können. Auch im Shorty Harris Canyon, der nach einem Siedler benannt ist, der dort in der Vergangenheit gelebt hat, gibt es Wasser. Allerdings sehen die wenigen Joshua Trees hier eher kümmerlich aus. Bestimmt ist es hier nicht immer so feucht. Die Gold Belt Spring, an der ein alter LKW und ein umgekipptes Auto darauf hinweisen, dass hier einst eine Mine betrieben wurde, ist jedoch trocken.
Wir sind jetzt auf über 1000 Meter Höhe und genießen zur Mittagspause die Aussicht in ein weites Becken voller Palmlilien, in das wir schließlich auf einer alten Minenstraße absteigen. Bald nehmen wir eine weglose Abkürzung in das Becken, und halten dann auf einen sich in den Bergen abzeichnenden Pass zu. Im Norden zeigen sich bereits die Schneeberge der Inyo Mountains. Schließlich steigen wir nicht zu steil in einen sandigen Wash ab, der von gelb- graunen Granitfelsen eingefasst wird. Nach 25 Kilometern schlagen wir dann unser Cowboylager auf, und erhalten abends noch schöne Ausblicke, über die flache Racetrack Playa, eine weitere braun-weiße Salzpfanne, die von Bergen gesäumt wird.
Als wir am nächsten Morgen über die Ebene am Rand der Playa laufen, färbt die aufgehende Sonne die Wolken Rosa. Nachdem wir die Ebene hinter uns gelassen haben, wollen wir zunächst eine Abkürzung durch einen Canyon nehmen. Als der sich verengt und zunehmend steiler wird, ziehen wir uns dann aber zurück. Zu groß ist uns das Risiko an einer unüberwindlichen Stufe nicht mehr weiter zu kommen. Bald darauf tritt Anke fast auf eine zusammengerollte Klapperschlange, die uns allerdings gar nicht beachtet und sich in aller Seelenruhe fotografieren lässt. Wir sehen eine sehr dunkle Dornenechse und folgen dann einer alten Minenpiste zu einer Anhöhe von der wir eine schöne Aussicht bis zu den Schneebergen erhalten. Mittags in einer breiten Schlucht finden wir keinen Schatten. Glücklicherweise ist es hier nicht mehr ganz so heiß wie im Death Valley. Dennoch rationieren wir unser Wasser auf 2,5 Liter pro Tag. Am Nachmittag laufen wir einige Male über eine Hochfläche auf einen Pass zu, hinter dem sich dann die nächste Ebene erstreckt. Es wird jetzt zunehmend windig, weshalb wir unbedingt eine geschützte Stelle für unser Nachtlager finden müssen. Als wir an einem halbwegs geeigneten Ort vorbei kommen, möchte ich die heutige Wanderung gerne beenden, da ich ziemlich müde und kaputt bin. Anke findet den Platz aber nicht optimal und würde lieber gerne noch Strecke machen, schließlich haben wir nur noch wenig Wasser. Also laufen wir weiter und ich bin genervt, dass meine Freundin vorläuft und das Tempo bestimmt. Schließlich kommt es zum Streit und wir laufen weglos getrennt voneinander weiter. Zwar treffen wir uns dann noch einmal wieder, aber da die Stimmung weiter schlecht ist, will Anke lieber alleine lagern, daher trennen wir uns.
Ein Stück weiter schlage ich schließlich mein Cowboycamp auf. Obwohl die Stelle zwischen Felswänden eigentlich ganz gut geschützt sein sollte, ist es ziemlich windig.
Als ich am nächsten Morgen um 5.30 aufbreche, ist nichts von Anke zu sehen, und ich habe noch einen Liter Wasser. Entlang von sandigen Trockenbetten wandere ich stetig abwärts. Als ich eine kleine Pause einlege, glaube ich meinen Augen kaum zu trauen, eine Wanderin läuft querfeldein auf mich zu! Amanda Timeoni, Trailname „Not a chance“ ist mir aus dem Internet bekannt, aber was für ein Zufall sie hier zu treffen. Seit ihrer ersten langen Wanderung 2009 ist sie dem Hikervirus unrettbar verfallen, ist den Pacific Crest Trail viermal gelaufen und liebt Wüstenwanderungen. Zur Zeit hat sie einen Job im Death Valley und nutzt jede freie Minute für ausgedehnte Erkundungen, oft über mehrere Tage. Einige ihrer Routen habe auch ich schon absolviert, daher unterhalten wir uns eine Zeit lang, bevor wir wieder auseinander gehen.
Bald stoße ich auf eine Piste, der ich etliche Kilometer weit bis zum Ubehebe Krater folge, den ich um 9:30 Uhr erreiche. Zu meiner großen Überraschung ist Anke bereits da, die eine etwas andere Route genommen hat. Der Streit von gestern ist verflogen und wir sind froh, einander wieder gefunden zu haben. Der Vulkankrater ist eine Touristenattraktion die mit dem Auto erreicht werden kann. Allerdings ist es dort mittlerweile so windig, dass wir uns kaum auf den Beinen halten können und glücklich sind, dass uns ein junges, französisches Paar in ihrem Bus zur Grapevine Rangerstation mitnimmt. Zwar ist die Station geschlossen, aber es gibt eine offene Toilette mit Stromanschluss, in der wir unsere Geräte laden und unseren Wasservorrat auffüllen können. Wir legen eine lange Pause ein, und füllen dann je 11, bzw. 12 Liter Wasser auf, die für die nächsten 76 Kilometer reichen müssen. Schließlich nimmt uns ein älterer Mann aus Indiana mit zurück zum Ubehebe Krater, von wo wir unsere Wanderung gegen 15 Uhr fortsetzen.
Es ist nach wie vor extrem windig, als wir schwer bepackt mit der weglosen Durchquerung der vor uns liegenden, weiten Ebene beginnen. Stellenweise hängen ganze Sandwolken in der Luft, umso überraschter sind wir, als wir zwei Gabelböcke vor uns sehen. Diese Verwandten der afrikanischen Antilopen sind in den Ebenen Nevadas und Oregons recht weit verbreitet, aber hier im Death Valley Nationalpark hatte ich nicht mit ihnen gerechnet. Offenbar hat es hier vor einiger Zeit geregnet, daher liegt ein leichter grüner Schimmer über dem Land, der bestimmt die Gabelböcke angelockt hat. Das Nevada nicht mehr weit ist, merken wir auch am blühendem Sagebrush, dem Wüsten-Beifuß. Ab jetzt weden wir diesen Strauch, der die Landschaft der nördlichen Wüste stark prägt, sehr regelmäßig antreffen. Schließlich erreichen wir den Beginn der Berge, wo wir eine halbwegs windgeschützte Stelle für unser Nachtlager entdecken. In der Nacht wird es erstaunlich kühl und auch der Morgen startet kalt und windig, mit einigen Wolken. Wir wandern lange talaufwärts in einer Schlucht, die sich manchmal canyonartig verengt. Schließlich erreichen wir einen Pass von dem aus sich grandiose Aussichten in die farbige Bergwelt eröffnen. Vor allem gefällt uns das Rostrot der zerklüfteten Felsen. Es gibt aber auch weiße, gelbe, und schwarze Berge. Unglaubliche Kontraste! Wir steigen bis auf 1750 Meter auf, wo es eine Box gibt und sich Brian Tanzman, aka Buck 30 auf seiner Desert Trail Wanderung verewigt hat!
Anschließend steigen wir in einer Schlucht lange ab. Es ist heute so kühl, dass ich meine wärmende Kunstfaserjacke trage. Wie so häufig, hören wir immer wieder das Donnern von Militärjets. Richtig krass wird es aber am Nachmittag, als immer wieder bis zu 12 Jets in niedriger Höhe dicht über unseren Köpfen durch das Tal donnern. Ob das in einem Nationalpark wirklich sein muss? Schließlich folgen wir einer Piste durch eine Schlucht voller gelber Blumen und die Eureka Dunes kommen in Sicht.
Diese haben zwar nur etwa eine Ausdehnung von fünf Kilometern, sind aber mit über 200 Metern wahrscheinlich die höchsten Dünen Nordamerikas. Ein unerwarteter Sandhaufen, der mitten im Tal zwischen hohen Bergen aufragt. Leider ist das Licht noch zu hart für gute Fotos, nichts desto trotz sind die Eureka Dunes sehr eindrucksvoll. Da andere Dünengebiete weit entfernt sind, haben sich hier fünf Käfer- und drei Pflanzenarten entwickelt, die nur in diesem kleinen Gebiet vorkommen!
Wir verlassen das Tal schließlich über eine langsam ansteigende Ebene, in der zahlreiche hübsche, rosa blühende Kakteen wachsen.
Nach 31 Kilometern schlagen wir schließlich unsere Zelte geschützt zwischen den Mauern einer Schlucht auf. Dennoch werden sie immer wieder von Windböen geschüttelt, bis es in der Nacht ruhiger wird.
Am Morgen folgen wir der Schlucht mit ihren grauen Wänden aufwärts, bis wir auf die Death Valley Road stoßen, eine Piste die den ganzen Nationalpark durchquert. Wir folgen ihr 4 Kilometer weit aufwärts und biegen dann in die
Big Pine Road ab. Früher hat es hier einige Minen gegeben, daher die Straße. Doch schon bald endet der Weg und wir folgen einem Wash weiter aufwärts. Zunehmend bestimmen niedrige Pinyon Kiefern und Wacholder die Szenerie, und der würzige Geruch von Nadelbäumen liegt über der Landschaft, etwas was wir schon lange nicht mehr erlebt haben. Das Tal wird zunehmend steiler und führt uns schließlich zu einem Bergkamm. Während unserer Mittagspause können wir grandiose Aussichten über die Wüstenberge zurück zu den Eureka Dunes genießen. Im Westen ragt zunächst der leicht gezuckerte Kamm der Inyo Mountains auf, hinter denen sich die tief verschneiten Gipfel der Sierra Nevada erstrecken. Schließlich reißen wir uns los und folgen dem Grat lange weiter aufwärts. Ab und zu markiert ein Steinhaufen die Route, aber von einem Pfad kann keine Rede sein. Durch dichten Wald gelangen wir schließlich zum Gipfel des Last Chance Mountains, auf 2577 Meter. Das es hier durchaus Wild gibt, zeigen die Geweihstange eines Maultierhirsches und die gedrehten Hörner eines Wüsten- Dickhornschafs. Zwar steigen wir von hier aus grundsätzlich ab, dennoch geht es aber immer wieder auf Erhebungen dazwischen wieder etliche Höhenmeter hoch. Während wir schon vor dem Gipfel einige Altschneereste gesehen hatten, gibt es an den Nordhängen sogar noch eine fast geschlossene Schneedecke und das am dritten Mai in der Wüste!. Nach 21 Kilometern und 1589 Höhenmetern schlagen wir schließlich unser Lager in einer Mulde im Wald auf. Wie herrlich ist es auf dem weichen Bett der Nadelstreu zu schlafen!
Allerdings wird es hier auf 2200 Metern ziemlich frisch.
Am nächsten Morgen ist es so kalt, dass wir froh über unsere Handschuhe sind! Tatsächlich schneit es einige Flocken. Wir laufen ein Stück bergauf und folgen dann den Graten ziemlich steil abwärts bis wir im Tal auf einen Fahrweg stoßen. Es gibt hier viele Weiden und stellenweise läuft das Wasser über den Weg. Da überall Kuhfladen liegen und das Wasser stark verschmutzt ist, verzichten wir darauf nach der Willow Spring zu suchen. Bald darauf verlassen wir Kalifornien, dass wir über 1000 Kilometer weit von Süden nach Norden durchquert haben, und gelangen nach Nevada. Schließlich verlassen wir den Weg und laufen ungefähr 500 Meter weit zur Cucomongo Spring. Schon bevor wir dorthin gelangen, ist der Boden richtig sumpfig. Die Quelle sind dann zwei Bassins, die von einer üppig fließenden Schlauchleitung gefüllt werden, aus der wir frisches, kühles Wasser nehmen können.
Wir füllen uns jeder 6 Liter ab, und wandern weiter. Schon bald verlassen wir den Weg und laufen weglos durch häufig recht dichten, niedrigen Kiefern- und Wacholder Wald. In einigen Tälern läuft noch etwas Wasser, wahrscheinlich aus der Schneeschmelze, die noch nicht ganz vorbei ist. Die Orientierung und das Vorankommen sind nicht ganz einfach, daher sind wir nur langsam unterwegs. An einigen Stellen finden wir grüne Halme, die Schnittlauch ähneln und offensichtlich einer wilden Zwiebelart entstammen. Wir können nicht widerstehen und nehmen zunächst nur eine kleine Kostprobe zu uns. Da wir diese gut vertragen, freuen wir uns dann jedes Mal, wenn wir die Pflanze sehen und essen mehr davon. Wir wandern durch Täler und überqueren niedrige Pässe, bis wir am Nachmittag in einen zunächst engen Canyon absteigen, der sich schließlich aber weitet. In der Nähe einer alten Mine schlagen wir unser Nachtlager auf. Es ist den ganzen Tag ziemlich kühl gewesen und manchmal ging zu unserer Überraschung sogar ein Hagelschauer nieder.
In der Nacht friert es leicht und am Morgen heulen die Koyoten ganz in der Nähe. In der klaren Luft erscheinen die von frischem Schnee bedeckten Berge der Sierra Nevada ganz nah. Aber als wir dann in tiefere Lagen wandern, sind Kiefern und Wacholder verschwunden, statt dessen sehen wir wieder Joshua Trees. Schon um 8 Uhr gelangen wir an die Straße und rechnen damit lange auf einen lift warten zu müssen, da nur sehr wenige Autos vorbeifahren. Tatsächlich hält dann aber schon der sechste Wagen und ein älterer Mann nimmt uns 40 Kilometer weit mit nach Dyer. Er hat Zeit seines Lebens im Bergbau gearbeitet und besitzt eine eigene Goldmine. Ziemlich schnell erfahren wir von ihm, dass er findet, dass es in den USA zu viele staatliche Regulierungen gibt. Besonders schlimm sei Kalifornien, wo sogar per Satellit überwacht wird, dass man mit seinem Geländewagen nicht querfeldein fährt. Keine Ahnung ob das wirklich stimmt, aber die Ansichten des Mannes über den Staat sind in Amerika ziemlich weit verbreitet. Wahrscheinlich sind unsere politischen Ansichten sehr weit von denen unseres Fahrers entfernt, nichts desto trotz ist er sympathisch und wir unterhalten uns gut.
Dyer ist ein Nest mit 300 Seelen, dass einen entspannten, etwas schläfrigen Eindruck auf uns macht. Wir müssen noch etwas warten, bis die Post öffnet und wir unser Verpflegungspaket abholen können, was wir von Twentynine Palms hierher geschickt hatten. Anschließend gehen wir zum Esmeralda Market mit angeschlossener Tankstelle, der erstaunlich gut sortiert ist. Wir hätten uns hier ohne weiteres verpflegen können und den Versand des Paketes sparen. Immerhin relaxen wir ausgiebig, denn es gibt gutes Wlan, und Tische und Bänke vor dem Laden, so dass wir uns erst einmal eine Schale Schokoladeneis schmecken lassen. Schließlich wollen wir dann aber wieder in die Wüste zurücktrampen um unsere Wanderung fortzusetzen.
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen