Ist eine Reise in eine Gegend, vor deren Besuch das Auswärtige Amt warnt, nicht zu gefährlich?
Das war die wichtigste Frage die wir zu klären hatten, bevor wir unsere Flüge buchen wollten.
Während der Rest von Uganda mittlerweile ruhig und auch für afrikanische Verhältnisse sicher ist, riet das Auswärtige Amt von Reisen durch Karamoja ab, da dort lt. AA mit "Übergriffen durch kriminelle Elemente" zu rechnen sei.
Als 1979 die tansanische Armee in Uganda einmarschierte, um das Regime von Idi Amin zu stürzen, verließen die Soldaten in Moroto, der Distrikthauptstadt, voller Eile ihre Kasernen und ließen ihre Waffen dabei zurück. Für die seit jeher kriegerischen Karamojong war das natürlich eine gute Gelegenheit kräftig aufzurüsten. Allerdings sorgten aber auch die zahlreichen Bürgerkriege in der Region vom Sudan bis Somalia dafür dass es lange Zeit kein Problem war, sich eine Kalaschnikow zu besorgen. Bis vor wenigen Jahren sorgte diese allgemeine Bewaffnung dafür, dass Karamoja für den ugandischen Staat quasi eine "No go " Zone war. Es herrschte allgemeine Anarchie, und damals wäre es sicher nicht besonders ratsam gewesen, in den Nordosten Ugandas zu reisen. Allerdings hatte die Bewaffnung auch einen Vorteil: Die Rebellen des blutrünstigen Rebellenführers Joseph Kony, die ansonsten den ganzen Norden Ugandas unsicher machten, trauten sich nie nach Karamoja, offenbar wegen der Waffen in den Händen der kampferprobten Stammeskrieger.
Vor etwa 10 Jahren begann dann die ugandische Armee damit zu versuchen die Stämme wieder zu entwaffnen. Das stellte sich als langwieriger, oft auch blutiger Prozess heraus, da die Bewohner Karamojas zunächst gar nicht einsahen, warum sie ihre Waffen abgeben sollen.
Der Armee werden etliche Greueltaten im Zusammenhang mit der Entwaffnung vorgeworfen, aber heute muss man sagen, dass Karamoja erheblich ruhiger geworden ist, und bewaffneter Viehraub oder Straßenüberfälle kaum noch vorkommen.
Nun kann man zwar vieles über das Internet herausfinden, aber nichts geht über verlässliche Informationen von Menschen die in der jeweiligen Region leben und arbeiten. Gabriel hatte es übernommen solche Kontakte herzustellen und war dabei ziemlich erfolgreich, was uns nicht nur in der Vorbereitung sondern auch während der Reise sehr half.
Der Eindruck den wir aus dem Internet gewonnen hatten wurde von verschiedenen Personen bestätigt. Natürlich war uns bewusst, dass es trotz der relativen Sicherheit in der Region noch ein Restrisiko gab, aber wir waren bereit dieses als Preis für ein sehr interessant erscheinendes Unternehmen einzugehen.
Wasser war das zweite große Problem vor dem wir standen. Im Februar hat es in der Regel seit mehreren Monaten kaum noch geregnet in Karamoja. Dementsprechend wird wahrscheinlich der größte Teil der Wasserstellen schon seit langem ausgetrocknet sein. Ein bischen Hoffnung hatte ich, dass es in den Bergen an der kenianischen Grenze höhere Niederschläge und vor der Verdunstung etwas abgeschirmte enge Täler und Felslöcher gibt. Vor langer Zeit war ich mal in Nordkenia in der Nähe des Turkanasees unterwegs. Dort waren die Berge tatsächlich so etwas wie Waldinseln im Wüstenmeer mit auch in der Trockenzeit noch vorhandenem Wasser.
Dennoch war mir klar, dass der Februar aufgrund der Trockenheit nicht der ideale Wandermonat in Karamoja ist. Möglicherweise würden wir Führer benötigen um die verborgenen Wasserstellen zu finden.
Zur Routenplanung verwendete ich zwar auch eine russischen Generalstabkarte im Maßstab 1:500.00 aber wichtiger für unser Vorbereitung war Google Earth. Sogar einzelne Krals der Nomaden ließen sich auf den Satellitenbildern erkennen.
Bei einer Reise nach Afrika spielt die Gesundheitsvorsorge stets eine große Rolle, dementsprechend mussten rechtzeitig etliche Impfungen absolviert und vor allem die Malariaprophylaxe vorbereitet werden.
Der Mount Elgon liegt zwar außerhalb Karamojas, aber wir dachten dass die Besteigung dieses Berges ein guter Anfang für unsere Tour wäre. Der Elgon wird weit weniger besucht als Kilimandscharo oder Mount Kenia, dennoch ist auch eher touristisch erschlossen. Als wir herausgefunden hatten, dass wir dort 90 Dollar pro Person und Tag bezahlen müssen, kamen wir arg ins Grübeln ob sich dieser hohe Preis für uns lohnen würde, beschlossen aber schließlich doch in den sauren Apfel zu beissen...
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen