Blyde River Canyon
Als ich den Krüger Nationalpark verlasse, wird sogar der Kofferraum meines kleinen Leihwagens kontrolliert! Man scheint es hier mit der Wildereibekämpfung ziemlich ernst zu meinen...
Hinter Phalaborwa fahre ich lange Zeit durch den Gürtel der privaten Reservate, die an den großen Nationalpark angrenzen. Hinter hohen Elektrozäunen, die die Straße beiderseits einfassen, liegen einige Luxuslodges, vor allem aber, scheint das Wild hier effektiv geschützt zu werden.
Schließlich verlasse ich die heißen Ebenen Mpumalangas und die Straße schraubt sich in die Drakensberge, die den Blyde River umgeben.
Es wird deutlich kühler und nieselt sogar etwas, dafür sind die Berge auch von dichtem Grün überzogen.
Unmittelbar an der Abbruchkante des Blyde River Canyons liegt das riesige Forever Resort, in dem man auch zelten kann.
Auf dem Gelände des Resorts beginnen vier markierte, z.T mehrstündige Wanderwege, die man miteinander verbinden kann.
Am nächsten Morgen begebe ich mich zum Aussichtspunkt World's End, von wo der Leopard Trail nach unten führt.
Es ist relativ warm, dichter Nebel hüllt die Landschaft in eine weiche Decke, so dass ich zunächst wenig von der sattgrünen Landschaft zu sehen bekomme.
Manchmal lichtet sich der Nebel ein wenig, und ich erspähe die schroffen Sandsteinklippen, die den Rand des 26 Kilometer langen, und 800 Meter tiefen Canyons bilden.
Nebel im Blyde River Canyon
Besonders spektakulär ist der Blick zu den drei Rondavels, runden Erosionsformen, die an die Hütten der Einheimischen erinnern.
Die drei Rondavels tauchen aus dem Nebel aufNach der Dürre im Krüger Park ist es fast unglaublich, wie grün und üppig die Landschaft mit ihrem dichten Buschwerk wirkt, aus dem auch "richtige" Bäume ragen. Ein grüner Turako mit weißen Strichen am Kopf und große, gepunktete Tauben können einen fast in den Glauben versetzen, sich in einem Regenwald zu befinden.
Blyde River Canyon
Ich steige nicht ganz hinab bis zum Blyde River, sondern folge dem Nebenbach Kadishi zurück bergauf.
Tiefer Pool am Kadishi
Der Nebel über dem smaragdenen Wald, ruft eine fast schon mystische Stimmung hervor.
Dichter Wald im Canyon
Das es hier normalerweise aber viel trockener ist, zeigen an Dürre angepasste Gewächse wie Agaven.
Hohe Agave
Kleine Kakteen
Häufig bildet der Bach Wasserfälle, die über rötliches Tuffgestein fallen. Tuff ist verfestigte Vulkanasche, die besonders fruchtbar ist. Daher sind die Steilwände und Felsbrocken dicht von leuchtend grünen Moosen und Farnen bewachsen. Ein Paradies, das ich heute ganz für mich alleine habe, da offenbar alle anderen Wanderer sich vom Nebel haben abschrecken lasssen...
Am Kadishi ist es wunderschön
Als ich nachmittags zurück am Resort bin, kaufe ich noch den Rest meiner Vorräte für die Wanderung durch die Drakensberge und fahre dann mit dem Wagen entlang der Oberkante des Canyons. Leider liegt zunächst noch alles im dichten Nebel.
Am Ende der Schlucht liegt ein touristischer Anziehungspunkt, Burkes Luck Potholes. Hier hat der Fluss einige runde Whirlpools aus dem Gestein gefräst. Man muss etwas Eintritt bezahlen, es gibt recht viele Besucher und das übliche Ensemble von Imbissbuden und Souvenirläden.
Außerhalb des Canyons dominieren riesige, monotone Kiefernplantagen die Landschaft.
Als ich zurück zum Forever Resort fahre, hat sich der Nebel gelichtet und ich erhasche an einem Aussichtspunkt noch einmal Ausblicke in die Schlucht.
Blyde River Canyon
Am nächsten Tag fahre ich zurück nach Johannesburg, wo ich den Mietwagen am Flughafen abgebe.
Leider fährt der Bus nach Harrismith spät ab, so dass ich den Ort erst um 21.30 erreiche. Natürlich kenne ich Südafrikas schlechten Ruf, was Kriminalität angeht und weiß daher, dass es keine besonders gute Idee ist, in einer unbekannten Stadt lange nach Einbruch der Dunkelheit anzukommen....
Die Bushaltestelle scheint etwas außerhalb des Ortes zu liegen, ich sehe weder Schilder die auf eine Unterkunft hinweisen, noch so etwas wie ein Taxi...
An einer Tankstelle, stehen eine ganze Reihe von Tankwarten beieinander, erkennbar an ihrer roten Kluft. Kurzerhand steuere ich die Gruppe an, und frage, ob es hier in der Nähe eine Unterkunft gibt. Sofort erklärt sich einer der Männer bereit, mich zu einem Guesthouse zu begleiten.
Wir marschieren durch ziemlich finstere Ecken und ich frage mich, ob ich gleich ausgeraubt werde. Aber nein, mein Begleiter macht einen vertrauenswürdigen Eindruck und so erreichen wir nach einer Viertelstunde tatsächlich das Shady Pines Guesthouse, wo mir ein verschlafener Portier öffnet....
Am nächsten Morgen frage ich den jungen Weißen, der hier arbeitet, nach Transportmöglichkeiten zum Golden Gate Highlands Nationalpark, wo ich meine Wanderung durch die Drakensberge beginnen möchte. Er versucht eine Art privates Taxi für mich zu besorgen, und warnt mich eindringlich davor, einen Minibus zu benutzen, das Haupttransportmittel der schwarzen Mehrheit hier in Südafrika.
Was solls, ich habe schon viele Länder Afrikas bereist und fast nur gute Erfahrungen gemacht. Also mache ich mich auf den Weg zu dem Platz, wo die Minibusse abfahren. Nachdem alle 14 Plätze des Gefährts besetzt sind, geht es auch schon los. Beeindruckend finde ich die oft schick angezogenen Frauen, mit ihren kunstvollen Frisuren. In Kwa Kwa wechsele ich das Gefährt. Der nächste Bus fährt nach Clarens, lässt mich aber an einem Abzweig raus. Von hier ist es nicht mehr weit bis zum Nationalpark, und ich werde mein Glück mit dem Trampen versuchen. Nach der Hitze in Krüger und dem feuchten Nebel am Blyde River Canyon tut es gut, hier in klarer Luft, von grünem Gras und Felsbergen umgeben, zu stehen, und ich freue mich darauf, dass meine Wanderung bald beginnt.
Per Anhalter zum Golden Gate Highlands Nationalpark
Nach ca. 20 Minuten nimmt mich ein Pick-up mit zwei jungen Schwarzen mit. Schon bald erreichen wir den Park und ich bin begeistert! Ein weites Tal voll sattgrünem Gras, unter strahlend blauem Himmel mit einigen Schäfchenwolken, dass von steil abfallenden, weiß- gelblichen Bergen eingefasst wird. Und das Beste: Überall sehe ich Wild, Gnus, Zebras, Oribis und Blessböcke. Ich kann es kaum erwarten durch diese Landschaft zu wandern!
Als wir das im Tal gelegene Van Reenen Restcamp erreichen, beschließe ich von hier aus erst einmal die Landschaft zu erkunden. Es gibt einen Laden, etliche Bungalows, aber auch einen unter hohen Bäumen schön gelegenen Zeltplatz, wo ich mein Lager aufschlage.
Hier beginnen eine Reihe zunächst gut markierter Wege in den Park hinein. Da es hier keine gefährlichen Tiere wie Löwen, Elefanten oder Büffel gibt, ist das Wandern gestattet. Das erste Stück des Pfades den ich nehme, ist sogar rollstuhlgerecht asphaltiert!
An großen, gelben Sandsteinüberhängen vorbei, die mit schwarzen Streifen gesprenkelt sind, gelange ich rasch höher.
Jenseits der Hangkante wird die Landschaft flacher, und ich kann einige Tiere beobachten. Zwar sehe ich die großen Elenantilopen nur aus der Ferne, dafür kann ich die Gnus einige Male bis in große Nähe anpirschen.
In kleinen Gruppen durchstreifen sie das Grasland.
Gnu
Eine Besonderheit sind die Blessböcke, markant gefärbte Antilopen, die ursprünglich nur in Südafrika vorkamen. Sie waren zu Ende des 19 Jahrhunderts stark gefährdet, kommen heute aber in Reservaten und auf privaten Wildfarmen wieder recht zahlreich vor.
Im Abendlicht
Als das Tal schon lange wieder im Schatten liegt, zieht eine große Horde von Bärenpavianen an mir vorüber. Die Bärenpaviane oder Chakmas sind die größten der 5 Pavianarten in Afrika. Vor allem die Männchen sind ziemlich eindrucksvoll und man kann verstehen, dass auch die Leoparden, die hier vorkommen, Respekt vor den starken Affen mir ihren langen Eckzähnen hegen...
Bärenpaviane
Erst kurz vor dem Dunkel werden bin ich zurück im Lager, wo fast ausschließlich weiße Camper bei Bier und Brai vor ihren riesigen Pick- ups sitzen.
Es gefällt mir in den Golden Gate Highlands so gut, dass ich beschließe einen weiteren Tag hier zu verbringen, bevor ich dann meine etwa 2- wöchige Wanderung durch die Drakensberge antrete.
Bereits vor Sonnenaufgang bin ich wieder unterwegs, diesmal auf der anderen Seite der Straße.
Als der Morgen graut, färben sich die über den Bergen hängenden Wolken in ein tiefes orange, unterbrochen vom blauen Himmel.
Sonnenaufgang über den Golden Gate Highlands
Etwas später, als die Täler noch in den Schatten der Nacht liegen, erstrahlt das Gras der sonnenzugewandten Hänge bereits in samtigem Grün.
Morgenlicht
Die letzten Nachtschwärmer, wie ein einsamer Schakal, ziehen sich langsam zurück, während interessante, rot- schwarze Vögel mit Leierschwanz und wispernder Stimme ihre gaukelnden Balzflüge aufführen.
Interessante Balzflüge
Weite grasige Plateaus werden von tiefen Tälern die oft von schroffen, beigefarbenen Sandsteinfelsen gesäumt sind, unterbrochen. Das weglose Vorankommen in dieser tollen Landschaft ist ein Traum.
Grünes Gras und heller Sandstein
Während ich eine Pause mache, segelt ein heller Falke an mir vorbei, und eine Herde von 22 Gnus, mustert mich aus luftiger Höhe.
Die Gnus beobachten mich
Als ich näher an sie heran gehe, flüchten sie nur ein kleines Stück und grasen dann unbeeindruckt weiter.
Auf dem Kamm angekommen, kreist plötzlich ein riesiger Bartgeier über mir. Diese majestätischen Vögel hatte ich schon in den Pyrenäen und im Himalaja gesehen.
Immer wieder erfreuen mich verschiedenfarbige, bunte Blumen.
Die Drakensberge sind ein Blumenparadies
Der steile Abstieg in ein hübsches Tal ist gar nicht so einfach, ein Vorgeschmack auf meine große Wanderung ?
Abstieg in ein schönes Tal
Weiter oben, kann ich auch den für die Drakensbergen typischen Wechsel zwischen dem Sandstein der tieferen Lagen und dem dunklen Basalt darüber gut wahr nehmen.
Heller Sandstein geht in dunklen Basalt über
Einmal beobachte ich sechs Elenantilopen an einem Hang. Diese pferdegroßen Tiere, sind die größten Antilopen Afrikas und auch der Welt. Allerdings scheinen sie recht scheu zu sein, da ich es nicht schaffe, näher an sie heran zu kommen.
Scheue Elenantilopen
Dafür lässt sich eine große Eidechse, mit grünspatfarbenem Bauch, um so besser betrachten.
Hübsche Eidechse
Später am Nachmittag ziehen Wolken auf, die sicher nicht weit entfernt abregnen. Nun ja, nur blauer Himmel ist ja langweilig... Dunkle Wolken über den Grasbergen Doch ich habe Glück, bei mir bleibt es trocken und irgendwann trete ich den Rückweg zum Rest Camp an. Dabei folge ich häufig ausgetretenen Wildwechseln, auf denen es sich gut laufen lässt. Auf Wildwechseln unterwegs Bevor ich dann morgen wirklich meine Wanderung antrete, gönne ich mir noch das üppige Buffet, in dem etwa einen Kilometer entfernten Hotel... |
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