Gegen Mittag steuere ich das Mopani Camp an, wo die von Rangern geführte Wanderung beginnt. Mopani ist eines der großen Camps im Nationalpark, mit vielen Bungalows, Restaurant und Tankstelle. Ich bin froh, dass ich mir einfachere, ruhigere Stätten zum Übernachten im Nationalpark ausgesucht hatte...
Ich habe für 150 €, den 4-tägigen Lonely Bull Pack Trail gebucht, in erster Linie um am sicher umfangreichen Wissen der Wildhüter teilhaben zu können.
Als dann der Ranger Franz erscheint, habe ich gleich das Gefühl, mit ihm einen Glücksgriff getan zu haben!
Franz ist 64, groß und schlank mit freundlichem, wettergegerbtem Gesicht. So stelle ich mir einen erfahrenen Buschprofi vor!
Alle geführten Wanderungen im Krüger Nationalpark werden aus Sicherheitsgründen, stets von zwei bewaffneten Wildhütern begleitet. Robert, der Kollege von Franz, ist 33, in einem Dorf in der Nähe des Nationalparks aufgewachsen und arbeitet seit 2006 als Ranger. Seine Aufgabe bei der Wanderung ist größtenteils unsere Sicherung, die Leitung liegt bei Franz, der uns auch den größten Teil der Erklärungen gibt.
Bis zu acht Teilnehmer können an einer Wanderung teilnehmen. Da ich denke, um so mehr von hier "mitnehmen" zu können, je weniger Leute dabei sind, bin ich angenehm überrascht, als lediglich noch Christine und Werner als Kunden auftauchen. Werner ist 42 und Christine Anfang 30. Obwohl sich die beiden auf einem Kreuzfahrtschiff kennen gelernt haben, arbeiten sie bereits seit 9 Jahren in einer Luxuslodge des Madikwe Nationalpark. Werner möchte in Zukunft auch bewaffnete Wanderungen führen, und muss dazu die Teilnahme an einer Reihe solcher Touren als Gast nachweisen. Dies ist in erster Line die Motivation der Beiden, den Lonely Bull Trail zu laufen.
Start im Mopani Camp
Mit einem Safariwagen des Nationalparks werden wir zum Ausgangspunkt der Wanderung am Letaba Fluss gebracht. Unterwegs sehen wir an der Straße eine der seltenen Pferdeantilopen, von denen es nur noch 30 Individuen im Park gibt.
Nachdem wir den Asphalt verlassen haben, schaukeln wir noch eine Zeit lang über einen holprigen Erdweg, bis wir unseren Startpunkt erreicht haben.
Bevor es dann los geht, gibt uns Franz erst einmal eine kurze Sicherheitsbelehrung in dem ihm eigenen, humorvollen Ton: Wir laufen stets in einer Reihe, mit ihm vorne und Robert hinten. Beim Laufen wird nicht geredet, um nicht die Aufmerksamkeit für plötzlich auftauchende, möglicherweise gefährliche Tiere zu mindern. Grundsätzlich wird bei solchen Begegnungen immer das getan, was er sagt, ohne irgendetwas zu hinterfragen...
Besonders sollte man auch darauf achten, nicht vor die Mündung der schweren Großwildbüchsen zu geraten, die die beiden Ranger mitführen. Ansonsten hält er Begegnungen mit Flusspferden und Büffeln, die unter Umständen riskant verlaufen können, für am Wahrscheinlichsten. Allerdings weist Franz auch offen darauf hin, dass der Krüger Nationalpark ein großes Wildereiproblem hat, und daher unliebsame, menschliche Begegnungen nicht ausgeschlossen sind...Allerdings hätte es bislang noch keine Übergriffe auf Touristen gegeben.
Da es zur Zeit sehr heiß ist, mit Temperaturen um die 40 Grad, betont Franz wiederholt, wie wichtig es ist, viel zu trinken.
Natürlich erkundigt er sich auch nach unserer Fitness, denn jeder muss seine Ausrüstung, einschließlich Essen und Wasser selber tragen.
Aufbruch
Leider wird mein Enthusiasmus ein wenig gestört: Während ich davon ausgegangen war, dass wir eine Streckenwanderung machen, bei der jeden Abend an einem anderen Ort das Lager aufgeschlagen wird, verkündet Franz, dass wir uns lediglich in der Nähe einen schönen Platz suchen und von dort Tagestouren unternehmen!
Nun, in der Beschreibung zu den vom Nationalpark angebotenen Trails steht, dass der führende Ranger entscheidet, wie die Tour verläuft. Offenbar hält es Franz zur Zeit für zu heiß, um eine längere Wanderung mit Gepäck zu unternehmen...
Dass es hier viel Wild gibt, merken wir rasch, Wasserböcke, Hippos und Büffel beleben das Letaba- Tal.
Wir sind noch nicht lange unterwegs, als wir am Rand des breiten Flusstales unter einem hohen Baum unsere Rucksäcke ablegen. Franz will feststellen, ob es in der Nähe fließendes, gutes Trinkwasser gibt. Daher nehmen wir lediglich die beiden 12 Liter fassenden Falteimer mit und lassen unser Gepäck unbeaufsichtigt an die Bäume gelehnt zurück, was mich ziemlich verwundert, zumal Franz ja von der Möglichkeit einer Begegnung mit den Wilderern gesprochen hatte, und sich auch Paviane möglicherweise die gute Gelegenheit unser Gepäck zu inspizieren, nicht entgehen lassen würden...
Man kann sich vorstellen, welche Wassermassen mitunter durch das Flussbett des Letaba schießen, aber zur Zeit ist davon kaum etwas zu sehen. Manchmal passieren wir unübersichtliche Riedbestände, hier möchte man nicht auf ein Hippo treffen...
Nachdem wir eine gute Wasserstelle gefunden haben, gehen wir zum Gepäck zurück und schlagen unser Lager auf.
Unser Lager am Letaba
Erst gegen 17 Uhr lässt die Hitze etwas nach, und wir brechen wieder auf zu einem kleinen Abendspaziergang, inklusive Bad.
Wir sind noch nicht lange unterwegs, als es nur 10 Meter von uns entfernt kräftig rumpelt und gleich darauf sucht ein Büffel, der dort offenbar geruht hat, das Weite. Puh, das hätte auch ins Auge gehen können, zehn Meter sind definitiv zu nah...
Die Gewehre unserer Begleiter geben uns auch nur scheinbar Sicherheit. Um bei einer solch nahen Begegnung das Richtige zu tun, muss man verdammt schnell sein! Abgesehen davon, ist es selbst mit einer schweren Großwildbüchse gar nicht so einfach, so einen angreifenden Koloss zu stoppen, wie uns Franz erzählt. Während es nach seinen Worten vergleichsweise einfach ist, ein angreifendes Hippo zu erlegen, kämpft ein Büffel weiter, auch wenn er längst tödlich getroffen ist...
Franz schärft uns ein, gut auf schwarze Silhouetten in dichtem Busch zu achten. Besonders alte Büffelbullen halten gerne mal ein Nickerchen im Schatten. Da ihre Sinne nicht mehr so scharf sind, kann es schon mal passieren, dass man ihnen unabsichtlich zu nah kommt, und die Büffel keinen anderen Ausweg mehr sehen, als anzugreifen...
In dichtere Vegetation gehen wir nur mit äußerster Konzentration, denn Franz rechnet damit, hier möglicherweise auf Flusspferde zu treffen. Allerdings sehen wir die massigen Dickhäuter lediglich beim Bad in den wenigen, noch verbliebenen, tiefen Pools. Dabei wirken sie weder ängstlich, noch aggressiv und lassen uns recht dicht an sich heran kommen.
Will man sich so großen, potenziell gefährlichen Tieren zu Fuß nähern, ist es wichtig, dass einen das Wild nicht als Bedrohung wahr nimmt. Vor allem muss man dabei auf Zeichen der Beunruhigung in ihrer Körpersprache achten.
Dass es hier viel Wild gibt, merken wir rasch, Wasserböcke, Hippos und Büffel beleben das Letaba- Tal.
Wir sind noch nicht lange unterwegs, als wir am Rand des breiten Flusstales unter einem hohen Baum unsere Rucksäcke ablegen. Franz will feststellen, ob es in der Nähe fließendes, gutes Trinkwasser gibt. Daher nehmen wir lediglich die beiden 12 Liter fassenden Falteimer mit und lassen unser Gepäck unbeaufsichtigt an die Bäume gelehnt zurück, was mich ziemlich verwundert, zumal Franz ja von der Möglichkeit einer Begegnung mit den Wilderern gesprochen hatte, und sich auch Paviane möglicherweise die gute Gelegenheit unser Gepäck zu inspizieren, nicht entgehen lassen würden...
Man kann sich vorstellen, welche Wassermassen mitunter durch das Flussbett des Letaba schießen, aber zur Zeit ist davon kaum etwas zu sehen. Manchmal passieren wir unübersichtliche Riedbestände, hier möchte man nicht auf ein Hippo treffen...
Nachdem wir eine gute Wasserstelle gefunden haben, gehen wir zum Gepäck zurück und schlagen unser Lager auf.
Unser Lager am Letaba
Erst gegen 17 Uhr lässt die Hitze etwas nach, und wir brechen wieder auf zu einem kleinen Abendspaziergang, inklusive Bad.
Wir sind noch nicht lange unterwegs, als es nur 10 Meter von uns entfernt kräftig rumpelt und gleich darauf sucht ein Büffel, der dort offenbar geruht hat, das Weite. Puh, das hätte auch ins Auge gehen können, zehn Meter sind definitiv zu nah...
Die Gewehre unserer Begleiter geben uns auch nur scheinbar Sicherheit. Um bei einer solch nahen Begegnung das Richtige zu tun, muss man verdammt schnell sein! Abgesehen davon, ist es selbst mit einer schweren Großwildbüchse gar nicht so einfach, so einen angreifenden Koloss zu stoppen, wie uns Franz erzählt. Während es nach seinen Worten vergleichsweise einfach ist, ein angreifendes Hippo zu erlegen, kämpft ein Büffel weiter, auch wenn er längst tödlich getroffen ist...
Franz schärft uns ein, gut auf schwarze Silhouetten in dichtem Busch zu achten. Besonders alte Büffelbullen halten gerne mal ein Nickerchen im Schatten. Da ihre Sinne nicht mehr so scharf sind, kann es schon mal passieren, dass man ihnen unabsichtlich zu nah kommt, und die Büffel keinen anderen Ausweg mehr sehen, als anzugreifen...
In dichtere Vegetation gehen wir nur mit äußerster Konzentration, denn Franz rechnet damit, hier möglicherweise auf Flusspferde zu treffen. Allerdings sehen wir die massigen Dickhäuter lediglich beim Bad in den wenigen, noch verbliebenen, tiefen Pools. Dabei wirken sie weder ängstlich, noch aggressiv und lassen uns recht dicht an sich heran kommen.
Will man sich so großen, potenziell gefährlichen Tieren zu Fuß nähern, ist es wichtig, dass einen das Wild nicht als Bedrohung wahr nimmt. Vor allem muss man dabei auf Zeichen der Beunruhigung in ihrer Körpersprache achten.
Wer kommt denn da? |
Ich geh mal besser ein Stück weiter...
Neben den großen Tieren gibt es aber auch viele interessante Vögel hier, wie den Klaffschnabel, dessen Schnabel perfekt dazu geformt ist, seine Hauptbeute, Muscheln, aufzunehmen.
Tageswanderung im Krüger Park
Obwohl Franz sehr fährtenkundig ist, versuchen wir nicht Wild aufzuspüren, im Gegenteil, ich habe das Gefühl, dass wir nach Möglichkeit eher Begegnungen mit den wilden Tieren vermeiden.
So sind mir die zahlreichen Pausen auch einfach zu lang. Ich würde die Zeit hier lieber intensiver nutzen...
Nachdem wir gegen 16 Uhr zurück im Camp sind, brechen wir später wieder zum Baden auf. Dabei blockiert einmal ein Hippo unseren Weg und will zunächst auch nicht ausweichen. Franz marschiert langsam auf das Flusspferd zu, bis es schließlich doch unwillig Platz macht...
Das Hippo weicht schließlich aus
Zurück im Lager taut auch der bisher ziemlich zurückhaltende Robert etwas auf. So erfahre ich, dass viele seiner Kollegen nicht lesen und schreiben können. Das sei auch für die Fieldranger weniger wichtig, als ihre Buschkünste. Wie viele Südafrikaner, ist auch er ein überzeugter Christ, der mit seiner Familie in dem großen Touristencamp Skukuza, im Süden des Parks lebt.
Franz ist erstaunt, dass wir nur einige Male vom Lager aus weit entfernt Elefanten sehen, normalerweise leben hier viele der grauen Riesen. Auch große Katzen sehen wir nicht, nur einmal höre ich gegen Morgen einen Löwen brüllen.
Am nächsten Morgen wandern wir den Letaba aufwärts. Hier ist mehr Leben, als in dem trockenen Mopane. Fast ständig sehen wir Wasserböcke, Hippos und Büffel.
Einmal begegnen wir vier Büffelbullen, die uns lange Zeit prüfend mustern. Als wir uns langsam bis auf fünfzig Meter nähern, treten sie aber den Rückzug an.
In der Nähe einer Giraffe erlaubt unser Führer mir, das Tier anzupirschen, um ein besseres Foto zu machen.
Ich pirsche die Giraffe an
Natürlich erzählt Franz auch allerhand Geschichten von Zwischenfällen mit wilden Tieren, die sich auf den Wanderungen ereignen. Er selber musste leider auch einmal eine Elefantenkuh erschießen, die ihr Junges verteidigen wollte.
Später entdecken wir einen Pool mit deutlich kühlerem Wasser, der uns zum Baden einlädt.
Am Letaba
Bereits vorgestern, als wir unser Lager bezogen hatten, sahen wir eine große Bindenfischeule in einem Baum sitzen, die leider aber abflog, bevor ich sie fotografieren konnte. Umso glücklicher bin ich, als ich ein weiteres Exemplar dieser Eule entdecke, deren Hauptbeute tatsächlich Fische sind!
Bindenfischeule
Ohne weitere große Aufregungen genießen wir die Stimmung des späten Nachmittags.
Nachmittäglicher Pirschgang
Erst als die Sonne schon fast verschwunden ist, treten wir den Rückweg zum Lager an.
Sonnenuntergang am Letaba
Als es dunkel ist, erklärt uns Franz, der über alles in der Natur Bescheid zu wissen scheint, die Sternbilder des südlichen Himmels. Dazu verwendet er einen Laserpointer!
Noch ist es sehr heiß und der Himmel klar. Aber während der Nacht zieht ein Gewitter heran. Rasch montiere ich mein Überzelt, und schon bricht der sintflutartige Regen los. Glücklicherweise halten unsere Zelte dicht...
Am nächsten Morgen hat sich die Landschaft nach dem ersten ergiebigen Regen seit einem Jahr komplett verwandelt. Wo es gestern nur noch einige Pools im breiten, trockenen Flussbett des Letaba gab, sieht man jetzt überall Wasser.
Nach dem Regen
Der Himmel ist bleigrau und die Temperatur bis auf 20 Grad gefallen! Es nieselt immer noch, daher hat außer mir, leider niemand Lust auf einen Morgenspaziergang. Erst gegen 10 Uhr wandern wir zur Piste, wo ein Wagen des Nationalparks bereits auf uns wartet.
Wir erfahren, dass das Zentrum des Gewitters wohl bei Mopani lag. Der Blitz ist in ein Rangerhaus eingeschlagen, was darauf hin abbrannte. Der trockene Tzendze hat sich in einen reissenden Bach verwandelt.
Gestern gab es hier kein Wasser...
Wir hoffen, dass der Regen das Leben der Tiere erleichtert. Für mich heisst es Abschied nehmen vom Krüger Nationalpark. Als nächstes plane ich einen Abstecher zum Blyde River Canyon auf dem Weg zurück nach Johannesburg und dann steht die lange Wanderung durch die Drakensberge auf meinem Programm.
Wieder ein toller Bericht. Die Region spricht mich als langjährigen Afrikareisenden naturgemäß mehr an als z.B. asiatische Reiseziele ;-)
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