Sowohl der Zuluname "Ukhalamba", d.h Barriere aus Speeren, als auch der Name "Drakensberg", was Drachenberge in der Sprache der Buren bedeutet, weißt auf die schroffe Natur der Drakensberge hin. Diese markanten Felsberge ragen abrupt aus der Ebene KwaZulu Natal's auf, und erreichen eine Höhe von mehr als 3400 Metern. Dabei handelt es sich bei den Drakensbergen eigentlich gar nicht um eine Gebirgskette, sondern um den Steilabfall der Hochebene von Lesotho. Auf mehr als 200 Kilometer Länge bilden die Drakensberge die Grenze zwischen Südafrika und dem kleinen Gebirgsstaat Lesotho. Dabei handelt es sich um eine spektakuläre Landschaft, die meiner Meinung nach, kaum mit einem anderen Gebirge vergleichbar ist. Von den grasigen Weiten des Plateaus über tief eingeschnittene Canyons und bizarr geformte Basalt- und Sandsteinberge verfügen die Drakensberge über eine einzigartige natürliche Schönheit. Aber auch in kultureller Hinsicht sind sie etwas Besonderes. Unter zahlreichen Felsüberhängen der Gegend finden sich tausende von Felszeichnungen, die, die bis ins 19. Jahrhundert hier lebenden San, (Buschleute), hinterlassen haben.
Aus diesen Gründen gehören die Drakensberge sowohl zum Natur- als auch zum Kulturerbe der Menschheit. Diese gleichzeitige Klassifikation durch die UNESCO ist weltweit einzigartig!
Ich plane die Drakensberge auf einer etwa 200 Kilometer langen Route zu durchqueren. Im Internet findet man Informationen über eine "Drakensberg Grand Traverse", die mitunter von Wanderern begangen wird. Diese bleibt aber stets auf der Oberkante des Plateaus, so dass man von der landschaftlichen Vielfalt der Drakensberge nur einen Teilausschnitt zu sehen bekommt. Da ich sowohl die Weiten des Plateaus als auch die sattgrüne Sandsteinlandschaft mit ihren tief eingeschnittenen Tälern auf der südafrikanischen Seite kennen lernen möchte, habe ich eine eigene Route in Google Earth geplant, bei der ich einige Male zwischen Plateau und den tieferen Lagen wechsele. Dabei stellt die Überwindung des schroffen Steilabfalls jedes Mal eine Herausforderung dar...
Während es in der Nacht gewittert hat und noch lange regnet, ist es morgens beim Lagerabbau trocken. Bereits um kurz vor sechs, vor Sonnenaufgang, breche ich auf. Allerdings fängt es bereits nach einer halben Stunde wieder an zu regnen, und hört erstmal auch nicht auf. Für den ersten Abschnitt meiner Wanderung habe ich keine Karten, sondern lediglich einen Track aus Google Earth auf das GPS geladen. Dabei war ich bestrebt, möglichst oft auf den Höhen der aussichtsreichen, grünen Kämme zu laufen. Gut, von Aussicht kann zur Zeit keine Rede sein, mitunter kann ich Wildpfaden folgen, meistens folge ich weglos den Kämmen. Erst gegen 9 Uhr hört der Regen auf, und zeitweise reissen die Wolken auf.
Ich folge den grünen Kämmen
Die Kammlinie ist keineswegs durchgehend, daher kommen hier schon einige Höhenmeter zusammen...Einmal muss ich sogar eine kurze, einfache Kletterstelle bewältigen. Mitunter sehe ich die Reste eines alten Stacheldrahtzaunes, ansonsten kann ich ungehindert laufen.
Der erste Mensch dem ich heute begegne, ist ein junger Hirte, der hier seine Schafe und Pferde hütet. Er spricht kein englisch, wirkt mit Mütze, Gummistiefeln und umgehängter Decke aber ziemlich verwegen. Wahrscheinlich kommt er aus dem benachbarten Lesotho.
Begegnung mit einem Schäfer
Ein Paradies für Pferde
Auf grünen Kämmen
Später am Nachmittag überquere ich nach einem langen Abstieg, die erste und einzige Straße der ich auf meiner 2- wöchigen Wanderung in den Drakensbergen begegnen sollte!
Es wimmelt hier von Schafen und zwei Hütten mit runden Strohdächern lassen vermuten, dass die Schäfer nicht weit sind. Allerdings sehe ich lediglich die Hunde, die die Schafe bewachen. Obwohl ich einen weiten Bogen schlage, um nicht die Schutzinstinkte der vierbeinigen Hüter zu wecken, folgen sie mir doch lange Zeit laut bellend. Die Hunde sind nicht allzu groß und bedrohlich, dennoch bin ich froh, dass sie genügend Abstand zu mir halten...
Schon einige Male habe ich tolle große gelb- rote Blumen gesehen, aber hier gelingt es mir sogar einen Nektarvogel zu fotografieren, der den zuckerhaltigen Saft aus den Blüten saugt.
Ein schöner Lagerplatz
Der Sonnenuntergang, der mich heute erwartet ist zwar nicht spektakulär, aber ich liebe das sanfte Abendlicht über der grünen Landschaft!
Abendlicht
Bei lediglich 5 Grad ist es am nächsten Morgen meist leicht bedeckt. Hier oben auf dem Plateau in Lesotho gibt es keine Bäume, lediglich einige sehr niedrige Wacholder. Obwohl es jetzt im März schon langsam Herbst wird, blühen noch recht viele, meist gelbe Blumen.
Häufig folge ich weiten Tälern, die ein rasches Vorankommen gewährleisten.
Die weite Landschaft Lesothos
Einige Male begegne ich Hirten, die zum Teil etwas Englisch sprechen. Stets wird nach Zigaretten und Süßigkeiten gefragt, womit ich leider nicht dienen kann. Obwohl die Leute nicht unterernährt aussehen, kommt mitunter auch die Frage, ob ich nicht etwa Essen abgeben könnte. Natürlich geht auch das nicht, da ich meinen Proviant für mich selber benötige...
Dreimal kurz hintereinander treffe ich auf Reiter, die mit ihren Umhängen und Peitschen auf mich ein wenig wie schwarze Ritter wirken. Die Männer sprechen englisch und wirken sehr selbstbewusst und stolz. Eben richtige Ritter!
Sie wollen wissen, warum ich nicht mit dem Pferd unterwegs bin, und was mein Ziel sei. Als ich den Mt. aux Sources nenne, fragt einer, ob ich die große Schlange die dort wohnt, sehen will! Ein Hinweis auf eine Sage?
Schwarze Ritter?
Es ist kein Problem in dieser Landschaft meinem GPS- Track zu folgen. Über Hügel und Täler komme ich rasch voran, auch wenn natürlich auch hier einige Höhenmeter zurückzulegen sind.
Häufig sitzen die Hirten auf einem Hügel, der ihnen einen guten Überblick über ihr Vieh gewährt. Wenn sie mich sehen, ich aber zu weit entfernt bin, um mir entgegenzulaufen, schreien sie mir oft etwas zu, was ich aber natürlich nicht verstehen kann. Dennoch zolle ich meinen Respekt in dem ich eine Antwort zurück rufe.
Die weite Landschaft ist auf ihre Art grandios, aber es stört mich schon, dass ich hier fast immer das Gefühl habe, von irgend jemand beobachtet zu werden. Hoffentlich finde ich abends einen abgelegenen Lagerplatz!
Täler und Hügel wechseln sich ab
Auf den Hügeln befinden sich häufig die runden Steinhütten der Schäfer. Wenn möglich, schlage ich stets einen großen Bogen um die Behausungen. Als ich einen der Hügel erklimme, stehe ich ziemlich überraschend vor so einer Hütte. Glücklicherweise scheinen die Hunde zu schlafen. Erst als ich schon ein Stück weiter bin, hetzt die Meute auf mich zu. Bevor sie mich erreichen, hebe ich einen Stein auf und täusche einen Wurf an. Offenbar kennen die Hunde diese Geste sehr gut, denn sie treten sofort den Rückzug an!
Am Nachmittag wird es zunehmend ungemütlich und windig. Schließlich setzt heftiger Regen ein. Gerne würde ich mein Lager aufschlagen, aber überall sind Hütten und Vieh in Sichtweite. Schließlich habe ich aber doch ein abgelegeneres Tal gefunden und baue mein Zelt während einer Regenpause auf. Bald darauf bricht ein Gewitter mit Blitz und Donner los. Zwar schützt mich mein Zelt vor den Fluten die jetzt niedergehen, aber für afrikanische Verhältnisse ist es unangenehm kühl und feucht.
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