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29.06.2016

Durch die Drakensberge 2

                                     Grobe Übersichtskarte der Wanderung

Sowohl der Zuluname "Ukhalamba", d.h Barriere aus Speeren, als auch der Name "Drakensberg", was Drachenberge in der Sprache der Buren bedeutet, weißt auf die schroffe Natur der Drakensberge hin. Diese markanten Felsberge ragen abrupt aus der Ebene KwaZulu Natal's auf, und erreichen eine Höhe von mehr als 3400 Metern. Dabei handelt es sich bei den Drakensbergen eigentlich gar nicht um eine Gebirgskette, sondern um den Steilabfall der Hochebene von Lesotho. Auf mehr als 200 Kilometer Länge bilden die Drakensberge die Grenze zwischen Südafrika und dem kleinen Gebirgsstaat Lesotho. Dabei handelt es sich um eine spektakuläre Landschaft, die meiner Meinung nach, kaum mit einem anderen Gebirge vergleichbar ist. Von den grasigen Weiten des Plateaus über tief eingeschnittene Canyons und bizarr geformte Basalt- und Sandsteinberge verfügen die Drakensberge über eine einzigartige natürliche Schönheit. Aber auch in kultureller Hinsicht sind sie etwas Besonderes. Unter zahlreichen Felsüberhängen der Gegend finden sich tausende von Felszeichnungen, die, die bis ins 19. Jahrhundert hier lebenden San, (Buschleute), hinterlassen haben.
Aus diesen Gründen gehören die Drakensberge sowohl zum Natur- als auch zum Kulturerbe der Menschheit. Diese gleichzeitige Klassifikation durch die UNESCO ist weltweit einzigartig!

Ich plane die Drakensberge auf einer etwa 200 Kilometer langen Route zu durchqueren. Im Internet findet man Informationen über eine "Drakensberg Grand Traverse", die mitunter von Wanderern begangen wird. Diese bleibt aber stets auf der Oberkante des Plateaus, so dass man von der landschaftlichen Vielfalt der Drakensberge nur einen Teilausschnitt zu sehen bekommt. Da ich sowohl die Weiten des Plateaus als auch die sattgrüne Sandsteinlandschaft mit ihren tief eingeschnittenen Tälern auf der südafrikanischen Seite kennen lernen möchte, habe ich eine eigene Route in Google Earth geplant, bei der ich einige Male zwischen Plateau und den tieferen Lagen wechsele. Dabei stellt die Überwindung des schroffen Steilabfalls jedes Mal eine Herausforderung dar...
Während es in der Nacht gewittert hat und noch lange regnet, ist es morgens beim Lagerabbau trocken. Bereits um kurz vor sechs, vor Sonnenaufgang, breche ich auf. Allerdings fängt es bereits nach einer halben Stunde wieder an zu regnen, und hört erstmal auch nicht auf. Für den ersten Abschnitt meiner Wanderung habe ich keine Karten, sondern lediglich einen Track aus Google Earth auf das GPS geladen. Dabei war ich bestrebt, möglichst oft auf den Höhen der aussichtsreichen, grünen Kämme zu laufen. Gut, von Aussicht kann zur Zeit keine Rede sein, mitunter kann ich Wildpfaden folgen, meistens folge ich weglos den Kämmen. Erst gegen 9 Uhr hört der Regen auf, und zeitweise reissen die Wolken auf.



                                   Ich folge den grünen Kämmen

Die Kammlinie ist keineswegs durchgehend, daher kommen hier schon einige Höhenmeter zusammen...Einmal muss ich sogar eine kurze, einfache Kletterstelle bewältigen. Mitunter sehe ich die Reste eines alten Stacheldrahtzaunes, ansonsten kann ich ungehindert laufen.
Der erste Mensch dem ich heute begegne, ist ein junger Hirte, der hier seine Schafe und Pferde hütet. Er spricht kein englisch, wirkt mit Mütze, Gummistiefeln und umgehängter Decke aber ziemlich verwegen. Wahrscheinlich kommt er aus dem benachbarten Lesotho.



                                 Begegnung mit einem Schäfer


                                      Ein Paradies für Pferde



                                     Auf grünen Kämmen

Später am Nachmittag überquere ich nach einem langen Abstieg, die erste und einzige Straße der ich auf meiner 2- wöchigen Wanderung in den Drakensbergen begegnen sollte!
Es wimmelt hier von Schafen und zwei Hütten mit runden Strohdächern lassen vermuten, dass die Schäfer nicht weit sind. Allerdings sehe ich lediglich die Hunde, die die Schafe bewachen. Obwohl ich einen weiten Bogen schlage, um nicht die Schutzinstinkte der vierbeinigen Hüter zu wecken, folgen sie mir doch lange Zeit laut bellend. Die Hunde sind nicht allzu groß und bedrohlich, dennoch bin ich froh, dass sie genügend Abstand zu mir halten...
Schon einige Male habe ich tolle große gelb- rote Blumen gesehen, aber hier gelingt es mir sogar einen Nektarvogel zu fotografieren, der den zuckerhaltigen Saft aus den Blüten saugt.


Tolle Blumen



                          Ein Nektarvogel an seiner "Tankstelle"



Ich will es am ersten Wandertag nicht übertreiben und schlage daher nach 13 Kilometern in Luftlinie, mein Zelt auf einem Absatz inmitten der Berge auf.
Einige Meter unterhalb gibt es Wasser und der Platz gefällt mir sehr gut. Allerdings stelle ich fest, dass auf den Bergen über mir einige runde Schäferhütten in Sichtweite, wenn auch weit entfernt sind. Mit dem Fernglas erkenne ich, dass zu mindest eine von ihnen auch bewohnt ist. Nun gut, nach dem was ich gelesen habe, werden Wanderer in den Drakensbergen nur selten bestohlen, und gewaltsame Überfälle sind fast unbekannt. Dennoch wäre es mir lieber ein verborgeneres Lager zu haben...


        
                                     Ein schöner Lagerplatz




Sonnenuntergangsstimmungen


Bei 10 Grad Celsius und strahlendem Wetter bin ich früh am nächsten Morgen wieder unterwegs.



                                Ein strahlender Morgen

Als ich die Nähe der Schäferhütte erreiche, eilt ein Mann auf mich zu. Es stellt sich heraus, dass der Schäfer John englisch spricht. Da ich ja keine Karte dabei habe, sondern nur über die Linie des Tracks in meinem GPS verfüge, bin ich nicht überrascht, als er mir erzählt, dass wir uns hier bereits in Lesotho befinden. Unter seiner Obhut stehen 45 Rinder, 5 Pferde und 35 Schafe, die hier frei auf den Hängen weiden. Natürlich möchte John auch wissen, wohin ich gehen möchte. Ich erzähle nichts von meinem Plan die Drakensberge zu durchqueren, sondern erwähne lediglich einen markanten Berg, den Mont aux Sources, der auf meinem Weg liegt.
Dieser sei aber noch sehr weit entfernt, entgegnet John. Zwar sei ich auf dem richtigen Weg, aber in den Bergen gebe es Räuber, daher sollte ich mich besser in der Nähe der Dörfer halten!
Zwar macht mir seine Aussage nicht wirklich Angst und ich will auch nicht in die Nähe der Dörfer gehen, die hier ziemlich weit von der Grenze entfernt liegen, aber immerhin bestärkt mich was er sagt, in meiner Absicht, stets möglichst versteckt zu lagern, und wenn möglich Menschen zu meiden.
In einem weiten Tal stoße ich auf einen Pfad, dem ich aufwärts folge. Einmal begegnet mir eine einsame Reiterin.
An drei unbewohnten Schäferhütten verlasse ich das Tal und steige weglos nach oben.

                                              Schäferhütten in Lesotho

Oben angekommen, stoße ich auf einen Pfad, der der Kammlinie folgt. Ich höre Stimmen und mir ist klar, dass ich einer Begegnung nicht mehr ausweichen kann. Vier junge Männer machen gerade eine Pause. Wir unterhalten uns kurz, wobei ich möglichst selbstbewusst erscheinen möchte. Da wir uns hier direkt auf der Grenze befinden, ist es ziemlich wahrscheinlich, dass die Männer irgendetwas Illegales machen, sei es Schmuggel oder das Überschreiten der grünen Grenze, um in Südafrika Arbeit zu finden. 
Mir ist klar, dass der Pfad auf der südafrikanischen Seite weiter läuft, und mein Track eigentlich auf der anderen Seite der Grenze verläuft. Aber ich baue darauf, dass ich irgendwann wieder auf einen Weg stoße, auf dem ich zurück nach Lesotho gehen kann.
Leider verschwindet mein Pfad aber irgendwann im Nirgendwo und die Gegend wird immer schroffer. 


                  Steile Klippen markieren den Grenzverlauf

Unterhalb der Felsabstürze traversiere ich die zunehmend steiler werdenden Hänge, wo ich sehr genau darauf achten muss, wie ich laufe.



                           In steilen Hängen

Entfernt nehme ich einen Pfad wahr, der sich in Serpentinen nach oben schlängelt. Sollte dies der ersehnte Weg zurück nach Lesotho sein?
Leider erfüllt sich meine Hoffnung aber nicht, oben angekommen, muss ich erkennen, dass ich lediglich ein Seitenmassiv erklommen habe, und der Hauptkamm noch vor mir liegt. Ich marschiere zu einer Art Pass, werde aber wieder enttäuscht. Die Hauptbarriere baut sich scheinbar unüberwindlich ein Stück abseits auf.
Ich steige ab und traversiere weiter die Hänge. Aber ich habe Glück, mit meinem kleinen Fernglas erspähe ich eine eindeutig menschengemachte Spur, die sich zur Scharte eines Passes empor schlängelt. 
Am Beginn dieses Pfades angekommen, sehe ich, dass es hier sogar  Wegmarkierungen gibt. Bestimmt ist dies kein Wanderweg, sondern eine Schmuggelroute über die Grenze...


                          Eine Schmuggelroute?

Natürlich erleichtert der Pfad den Aufstieg ungemein, allerdings ist mein Rucksack mit dem Proviant für zwei Wochen auch noch ziemlich schwer...
Als ich endlich auf 2900 m angekommen bin, eröffnen sich mir fantastische Ausblicke: Ich befinde mich auf einer Art Vorsprung des Plateaus. Vor mir liegt eine tiefe Schlucht, in die zwei Wasserfälle über die hunderte von Metern hohe, steile Felswand fallen, grandios!


                             





                                Ein Wasserfall stürzt vom Plateau   
         

Ich kann die Schlucht problemlos umwandern und befinde mich jetzt in einer grünen Landschaft voller Schafe, Esel, Pferde und Kühe. Es ist allerdings kein Hirte zu sehen. Entfernt gehen Regenschauer nieder und einmal nehme ich sogar kurz einen Regenbogen wahr. Es weht ein frischer Wind und wenn die Sonne sich hinter den Wolken versteckt, wird es ziemlich kühl.
An einem vor dem Wind halbwegs geschützten Platz schlage ich nach lediglich acht Kilometern Luftlinie mein Zelt auf.







































                                 

Der Sonnenuntergang, der mich heute erwartet ist zwar nicht spektakulär, aber ich liebe das sanfte Abendlicht über der grünen Landschaft!


                                  Abendlicht

Bei lediglich 5 Grad ist es am nächsten Morgen meist leicht bedeckt. Hier oben auf dem Plateau in Lesotho gibt es keine Bäume, lediglich einige sehr niedrige Wacholder. Obwohl es jetzt im März schon langsam Herbst wird, blühen noch recht viele, meist gelbe Blumen.
Häufig folge ich weiten Tälern, die ein rasches Vorankommen gewährleisten.


                            Die weite Landschaft Lesothos

Einige Male begegne ich Hirten, die zum Teil etwas Englisch sprechen. Stets wird nach Zigaretten und Süßigkeiten gefragt, womit ich leider nicht dienen kann. Obwohl die Leute nicht unterernährt aussehen, kommt mitunter auch die Frage, ob ich nicht etwa Essen abgeben könnte. Natürlich geht auch das nicht, da ich meinen Proviant für mich selber benötige...
Dreimal kurz hintereinander treffe ich auf Reiter, die mit ihren Umhängen und Peitschen auf mich ein wenig wie schwarze Ritter wirken. Die Männer sprechen englisch und wirken sehr selbstbewusst und stolz. Eben richtige Ritter!
Sie wollen wissen, warum ich nicht mit dem Pferd unterwegs bin, und was mein Ziel sei. Als ich den Mt. aux Sources nenne, fragt einer, ob ich die große Schlange die dort wohnt, sehen will! Ein Hinweis auf eine Sage?


                               Schwarze Ritter?

Es ist kein Problem in dieser Landschaft meinem GPS- Track zu folgen. Über Hügel und Täler komme ich rasch voran, auch wenn natürlich auch hier einige Höhenmeter zurückzulegen sind.
Häufig sitzen die Hirten auf einem Hügel, der ihnen einen guten Überblick über ihr Vieh gewährt. Wenn sie mich sehen, ich aber zu weit entfernt bin, um mir entgegenzulaufen, schreien sie mir oft etwas zu, was ich aber natürlich nicht verstehen kann. Dennoch zolle ich meinen Respekt in dem ich eine Antwort zurück rufe.

Die weite Landschaft ist auf ihre Art grandios, aber es stört mich schon, dass ich hier fast immer das Gefühl habe, von irgend jemand beobachtet zu werden. Hoffentlich finde ich abends einen abgelegenen Lagerplatz!


                       Täler und Hügel wechseln sich ab

Auf den Hügeln befinden sich häufig die runden Steinhütten der Schäfer. Wenn möglich, schlage ich stets einen großen Bogen um die Behausungen. Als ich einen der Hügel erklimme, stehe ich ziemlich überraschend vor so einer Hütte. Glücklicherweise scheinen die Hunde zu schlafen. Erst als ich schon ein Stück weiter bin, hetzt die Meute auf mich zu. Bevor sie mich erreichen, hebe ich einen Stein auf und täusche einen Wurf an. Offenbar kennen die Hunde diese Geste sehr gut, denn sie treten sofort den Rückzug an!


                               
Am Nachmittag wird es zunehmend ungemütlich und windig. Schließlich setzt heftiger Regen ein. Gerne würde ich mein Lager aufschlagen, aber überall sind Hütten und Vieh in Sichtweite. Schließlich habe ich aber doch ein abgelegeneres Tal gefunden und baue mein Zelt während einer Regenpause auf. Bald darauf bricht ein Gewitter mit Blitz und Donner los. Zwar schützt mich mein Zelt vor den Fluten die jetzt niedergehen, aber für afrikanische Verhältnisse ist es unangenehm kühl und feucht.


















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