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16.11.2019

Auf wilden Wegen durch Neuseeland 9 - Finale auf dem Queen Charlotte Track



Als vorerst letzte Tour in Neuseeland laufe ich den Queen Charlotte Track, eine bekannte Küstenwanderung, die zu den "Great Walks" zählt, obwohl ein Teil des Wegs wegen Waldbrandgefahr gesperrt ist...
An der i-site in Takaka hatte ich bereits gestern den Bus nach Picton gebucht, der morgens zu sehr früher Stunde noch in der Dunkelheit abfährt. In Nelson habe ich etwas Aufenthalt, bevor der Intercity Bus zur Nordinsel abfährt. Gegen Mittag erreiche ich schließlich Picton, einen netten Touristenort, von dem die Fähren zur Nordinsel ablegen, weshalb hier ziemlich viel los ist.
In der hiesigen i-site erfahre ich, das ein Teil des Queen Charlotte Tracks wegen der noch immer akuten Waldbrandgefahr gesperrt ist. Das hält mich aber nicht davon ab, einen Besucherpass für 12 Dollar zu kaufen. Da der Weg zum Teil durch privates Land führt, muss hier tatsächlich eine Art Eintrittsgebühr gezahlt werden, ungewöhnlich für Neuseeland!
Ausserdem kaufe ich ein Ticket für das Boot nach Ship Cove, einer Bucht die der Startpunkt des Queen Charlotte Track ist. Es gibt auch direkte Verbindungen, aber bereits in einer halben Stunde legt das Postboot ab, das die nur auf dem Seeweg erreichbaren, verstreuten Häuser in dem verschlungenen Buchtenlabyrinth versorgt.

                          Mit dem Postboot durch den Queen Charlotte Sound

Auf dem Oberdeck genießen ausser mir noch eine ganze Reihe anderer Touristen  die Wasserwelt aus der steile, üppig begrünte Hänge ragen. Wenn die Sonne erscheint, nimmt das Wasser eine tolle, türkise Farbe an.

                                                Grünes Wasser, üppiger Wald

Offenbar ist es ziemlich beliebt, am Strand einer der Buchten zu wohnen, denn immer wieder legen wir an, um den Menschen Post und Pakete zu bringen. Es gibt hier aber auch etliche Lachs- und Muschelfarmen.

                                          Nur auf dem Seeweg erreichbar

Nach über drei Stunden erreichen wir die Bucht Ship Cove, wo wir an Land gehen. Hier hat der berühmte Entdecker James Cook Neuseeland erreicht, und auf drei Fahrten mehrere Monate verbracht, wobei es zu intensiven Kontakten mit den ortsansässigen Maori kam. Leider kann man auch sagen, dass dies der Beginn des Niedergangs von Maorikultur und Tierwelt der Inseln war...

                                          Ship Cove ist historisch bedeutsam

Ich bin der einzige Passagier, der hier das Boot verlässt, um den 72 Kilometer langen Weg zu erwandern.
Eine Informationstafel informiert über alles Wissenswerte und die Infrastruktur des Wegs, der auch den Beginn des Te Araroa auf der Südinsel darstellt.

                                                                Infotafel       

Es nieselt leicht, dennoch breche ich bald in den fast tropisch anmutenden Wald voller Baumfarne auf, in dem die Zikaden das passende Konzert liefern. Der Weg ist breit und stellenweise etwas schlammig, aber sehr gut zu laufen. 

                                                     Tropisch anmutender Wald

Es geht bergauf zu einem Aussichtspunkt, von dem aus man eine vorgelagerte Insel überblicken kann. Da sie inzwischen wieder raubtierfrei ist, gilt sie als Refugium für auf dem Festland ausgestorbene Vogelarten.

                                       Zufluchtsort für seltene Vogelarten

Ich habe noch genug Zeit, daher schlage ich schon bald mein Zelt in der Schoolhouse Bay auf, einem Zeltplatz an dem ausser mir lediglich ein holländisches Paar campt. 
Nachdem ich einen kurzen Strandspaziergang unternommen habe, unterhalte ich mich mit Yvonne und Jasper, die mit einem Mietkajak die Wasserwelt erkunden. Während dessen versucht ein Weka immer wieder etwas von ihren Sachen zu entführen!
Als ein fantastischer Sonnenuntergang die Bucht färbt, führen sie eine akrobatische Übung vor, toll!


                                 Sonnenuntergang in der Schoolhouse Bay

Der nächste Morgen beginnt mit Wolken und einer eher düsteren Stimmung. Ich laufe landeinwärts zu einem Sattel, von dem aus ich die bergige Halbinsel auf der der Track verläuft, teilweise überblicken kann. 
Man sollte sich nicht täuschen: Obwohl der Queen Charlotte Track nie weit von der Küste entfernt ist, sind doch etliche Höhenmeter zu überwinden!
Von dem ursprünglichen Wald ist leider wenig übrig geblieben, meist läuft man durch dichtes Buschland.

                                                 Dunstiger Morgen

Der Weg führt um das Endevour Inlet herum, wo etliche Häuser an die Bucht grenzen, darunter auch Luxusunterkünfte wie die Fourneaux Lodge. Interessante Tafeln verraten, dass ein privater Verein hier versucht, den Wald zu renaturieren, ein sicher langwieriges und mühsames Unterfangen...
Immerhin gibt es noch einen gigantischen Rimu-Baum, etwas abseits des Hauptweges.
Die Samen eines Baums werden heute nur noch von einer großen Taubenart verbreitet, alle anderen auf große Früchte spezialisierten Vogelarten sind ausgestorben!
Wohl auf Grund der Waldbrandwarnung sind nur wenige Wanderer unterwegs, dennoch ist hier für meinen Geschmack mit Booten und Wochenendhäusern viel zu viel los...
Nichts desto Trotz sehe ich einmal ein Stück Rotwild!
Am Kenepuru Sattel beginnt die Wegsperrung, die ich aber ignoriere, immerhin hat es gestern ein wenig geregnet und ich mache ja kein Feuer.


                                             Gesperrt wegen Waldbrandgefahr

Der Weg führt jetzt über Privatgrundstücke, die oft mit angepflanzten Kiefern bestanden sind. Auf der Bootstour gestern hatte ich erfahren, dass man wie immer auf Neuseeland, auch diese nicht einheimische Art vergiftet und so versucht den einheimischen Baumarten mehr Raum zu geben. 
Etliche Schilder weisen auf einen besonderen Ausblick hin, zu dem dann ein Seitenpfad führt.

                                          Der Weg führt auch über Privatland

Eatwell's Lookout mit Bänken und Tischen bietet in der Tat einen sagenhaften Ausblick über Berge und Buchten der Marlborough Sounds. Auch das Wetter ist jetzt wieder sehr schön!

                                                                  Eatwell's Lookout

Ein Stück weiter, auf dem Bay of Many Coves Zeltplatz, schön auf dem bewaldeten Kamm gelegen, schlage ich mein Lager auf. Es gibt hier sogar ein Waschbecken und einen offenen Unterstand. Dennoch bin ich der Einzige, der hier übernachtet, die Wegsperrung bewirkt, dass ich einen Zeltplatz für mich alleine habe!
Als ich am nächsten Morgen frühstücke, beginnt es zu regnen und hört auch nicht mehr auf! Der erste Regen seit zwei Monaten in dieser Gegend! Ich schlafe wieder ein und lese im Smartphone.
Als ich gegen 13 Uhr dann doch aufbrechen will, treffe ich Josh, einen 27-jährigen Kanadier der in Calgary als Fahrradkurier lebt. Er hat schon die drei großen Wege in den USA gemacht und den Pacific Northwest Trail. Hier in Neuseeland läuft er den TeAraroa. Seine Ausrüstung ist noch viel leichter als meine! Josh ist ein interessanter Gesprächspartner und so laufen wir zusammen durch den Regen. Die Kammroute ist sicher schön, aber davon sehen wir bei dem Wetter nicht allzu  viel. Da es weiter regnet, beschließen wir in Portage Bay in einem Backpacker's zu übernachten, was Josh mit dem Handy bucht. Tatsächlich sind wir dort die einzigen Gäste und können den Komfort der warmen, trockenen Wohnung genießen.

                                                        In unserer Unterkunft

Später essen wir noch Fish and Chips in einem Restaurant am Meer, wo uns die nette Besitzerin zu einem Glas Wein einlädt!
Nach dem Frühstück am nächsten Morgen verabschiede ich mich von Josh, der erst später starten will und wandere zurück zum Torea Saddle. Das Wetter ist wieder schön, und dementsprechend sind eine Menge Tageswanderer unterwegs, zu viele für meinen Geschmack!
Der Weg führt weiter über den Kamm und gewährt jetzt auch Blicke auf die Buchten im Norden der Halbinsel.

                                                       Kenepuru Sound

Es gibt hier Bänke und Klohäuschen und auch die Straße ist nie sehr weit entfernt. Der ursprüngliche Wald ist hier weitgehend durch undurchdringlichen Busch ersetzt. Einmal beobachte ich eine Familie von Haubenwachteln, natürlich auch ursprünglich hier nicht beheimatet...

                                                    Wachtelfamilie

Am Grove Arm, kurz vor Ende der Wanderung, gelange ich dann doch noch einmal durch ein schönes Waldgebiet, was schon seit 1903 unter Naturschutz steht.
Der Queen Charlotte Track ist für mich der am wenigsten attraktive Weg, den ich in Neuseeland gelaufen bin. Zu wenig ursprüngliche Natur, zu viel Zivilisation, zu viel Infrastruktur und Leute. Natürlich sind die Ausblicke über die türkisgrünen Buchten toll, das war es dann aber schon fast...
Aber als Abschlusswanderung die gut kalkulierbar und erreichbar ist, kommt der Weg natürlich durchaus in Frage.
In Anakiwa, dem Endpunkt der Wanderung, nimmt mich gleich das erste Auto mit, als ich den Daumen raushalte. Ein älteres, englisches Paar ist auf dem Weg nach Picton.
Bevor ich nach Christchurch fahre, von wo ich nach Hause fliege, verbringe ich noch einen Tag in Kaikoura, dem Ort, der mir auf der Busfahrt nach Nelson,  am ersten Tag in Neuseeland so gut gefallen hatte. 
Vor drei Monaten waren die Gipfel der bis zu 2600 Meter hohen Kaikoura Range noch schneebedeckt, und jetzt liegt bereits wieder der erste Schnee auf dem Gebirgskamm, ein toller Kontrast zum Grün des Ozeans!

                                                      Kaikoura Range

Es gibt hier unzählige touristische Angebote, darunter auch Walbeobachtungstouren, aber ich ziehe es vor den Strand zu Fuß zu erkunden. Es gibt hier eine straßenlose Halbinsel die recht schön ist.


           Ich wandere um eine Halbinsel

Ich bestaune eine Robbenkolonie und schließlich habe ich die Besuchermassen hinter mir gelassen.

                                                                 Robben

                                              Der schöne Strand von Kaikoura

Als ich schließlich von Christchurch abfliege, konnte ich mir kaum vorstellen, dass der Ort nur zwei Wochen später in die weltweiten Schlagzeilen gerät, als ein rechtsradikaler Terrorist 51 Menschen ermordet und unzählige weitere verletzt. 

















       































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