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23.10.2020

Alpentraverse 2020 - 4 Monate von Berchtesgaden zum französischen Mittelmeer 4. Stall-Oberdrauburg-Lesachtal

 



Auf dieser Etappe gelange ich in ein wahres Wildparadies...

Am nächsten Morgen in der Dorfschenke von Stall erhalte ich ein sehr gutes Frühstück mit Eiern, Brötchen, Früchten, Müsli und Croissants. Leider regnet es noch immer, daher breche ich erst gegen 10:30 auf. Bald habe ich die Möll überquert und steige im Wölla Tal auf. Auch dieser Bach wird zur Wasserkrafterzeugung genutzt. Irgendwann lasse ich die Fahrwege hinter mir und laufe auf einem schmalen Steig durch den nassen Wald. 

                                                Im Wölla Tal


Kaum habe ich das Zelt aufgebaut, beginnt es schon wieder zu regnen...

Zwar habe ich heute nicht viele Kilometer zurückgelegt, bin immerhin aber von 700 Metern an der Möll auf 2000 Meter aufgestiegen. 

Um 17 Uhr hört es auf zu regnen, und ich esse meine kalte Mahlzeit aus Haferflocken, Nüssen, Eiweißpulver, Butter und Wasser vor dem Zelt. Der Nebel reißt langsam auf und die Berge ringsum erscheinen.

                                        Kalte Küche


                                        Es scheint aufzuklaren


Später unternehme ich noch einen kleinen Abendspaziergang auf dem ich dem Pfad weiter aufwärts folge.

Manchmal scheint es so, als würde die Sonne sich bald durchsetzen, bald darauf wird aber wieder alles von dichtem Nebel verhüllt. 



                                          Sonne und Wolken ringen miteinander


Der nächste Morgen beginnt mit schönem, klaren Wetter. Bald gelange ich an die Wöllaalm, mit einigen Holzgebäuden. Es ist kein Mensch zu sehen, aber in der Nähe weiden Schafe.

                                        Wölla Alm


Von dort führt ein einfach zu begehender Pfad zum Pass Glenktörl auf 2450 Meter. Ich sehe entfernt den ersten Steinadler auf dieser Tour und genieße die Ausblicke zurück ins Wölla Tal.


                                         Blick zurück ins Wölla Tal mit der Alm


Weiter oben schwimmt auf einem kleinen See noch etwas Eis.


                                           Aufstieg zum Glenktörl


Schließlich habe ich den Pass erreicht. Statt von hier abzusteigen, möchte ich dem Grat zum 2700 Meter hohen Hochkreuz folgen. 

                                  Blick vom Glenktörl (2450 m)


Zunächst komme ich gut voran. Auch die ersten Schneefelder kann ich noch einfach umklettern. Dann gelange ich an ein steiles, aber kurzes Schneefeld. Ich rechne damit abzurutschen, bin dann aber doch erstaunt, wie schnell ich auf nur drei Metern Fahrt aufnehme und mit welcher Wucht ich dann gegen einen Felsen knalle, wobei ich mir den linken Fuß ein wenig verstauche. Und das war eine wirklich sehr kurze Strecke, kaum auszudenken, was passiert wenn man auf steilem Schnee lange nach unten rutscht...

Ich kämpfe mich noch ein Stück weiter vorwärts, aber das Terrain wird mir bald zu schwierig und ich komme nur sehr langsam voran. Daher trete ich den Rückzug an. Blöderweise rutsche ich dabei auf einer eigentlich einfachen Stelle aus, und knalle mit dem Hintern auf einen Felsen, was ziemlich weh tut...Zu allem Überfluss habe ich es geschafft, dabei auch noch einen meiner Wanderstöcke zu verbiegen...

Vom Glenktörl steige ich dann ab zur Feldner Hütte am Glanzsee, wo noch kein Mensch zu sehen ist. Es regnet jetzt mal wieder, daher stelle ich mich eine Zeit lang dort unter und versuche eine Alternative zu meiner Route in meiner Offlinekarte zu finden. Die würde allerdings einen großen Umweg bedeuten. Allerdings stehen hier einige Schilder und ein Weg, der nicht in mapout verzeichnet ist, führt zum Lackentörl. Da das meine Richtung ist, hoffe ich einfach, dass es von dem Pass dann auch weiter geht...

                                                    Über dem Glanzsee

Vor dem Pass liegt noch viel Schnee, allerdings ist der Anstieg nicht zu steil, weshalb ich bald zurück auf 2400 Meter gelange.

                                      Aufstieg zum Lackentörl


Die andere Seite des Passes ist deutlich schroffer und ebenfalls noch schneebedeckt, dennoch gelange ich problemlos tiefer. Auch als ich schließlich den Schnee hinter mir lasse, ist von einem Weg kaum noch etwas zu sehen, obwohl dann und wann eine Markierung auftaucht, die mir zeigt, dass es hier mal einen Pfad gab...

Das Gelände ist zwar steil, aber recht offen, so dass ich relativ problemlos ins Draßnitztal gelange. Es regnet jetzt wieder heftig, so dass ich mich einige Zeit bei einer Almhütte unterstelle. Am Abend suche ich mir einen Lagerplatz am Bach unterhalb des Fahrwegs, bevor es weiter wie aus Kübeln schüttet...

Am nächsten Morgen sieht es freundlicher aus und ich gelange auf Fahrwegen ins Drautal, wo sogar Eichen wachsen und ich einen Wiedehopf sehe, eine Vogelart, die überwiegend im Mittelmeerraum vorkommt. Die Wiesen im Tal stehen hoch und üppig, es riecht nach Sommer!

                                                 Im Drautal


Ich habe vor in dem kleinen Städtchen Oberdrauburg einzukaufen, aber da heute Fronleichnam ist, haben die Läden geschlossen, daher kaufe ich an der Tankstelle Kekse, Schokoladen, Chips und Nüsse für 4 Tage. Teuer und nicht optimal, aber ich will nicht auf dem Campingplatz übernachten, sondern weiter laufen.

Hinter Öttig wandere ich auf einem Fahrweg nach oben. Hier auf der Südseite der Alpen ist durch das Kalkgestein die Vegetation wieder bunter mit Orchideen und Seidelbast.

Hinter einem offenbar verlassenen Gehöft beginnt eine abenteuerliche, kaum markierte Route aufwärts zum Schatzbichel. Hier entdecke ich die ersten, wunderbar aromatischen Walderdbeeren.

                                Lecker! Walderdbeeren!

Auch hier hat der Orkan Sabine im Februar gewütet, etliche Fichten blockieren an vielen Stellen den Pfad. Das Vorankommen ist langsam und mühsam, aber irgendwie finde ich immer einen Weg um die Baumverhaue herum.


                                 Umgefallene Bäume blockieren den Pfad


Auf einer Lichtung kommt mir ein Tier entgegen: Dabei handelt es sich um ein junges, wie ein Rehkitz noch geflecktes Rotwildkalb! Leider kann ich nur ein Foto mit meinem Normalobjektiv machen, da es zu schnell wieder verschwindet, um das Tele aufzuschrauben.

                                                Wer entdeckt das Rotwildkalb?


Ein Stück weiter sehe ich auch kurz das Muttertier. Ich folge dem Bergrücken mehr oder weniger weglos aufwärts und schlage schließlich mein Lager auf einer kleinen, halbwegs ebenen Lichtung auf. Leider habe ich versäumt rechtzeitig meinen Wasservorrat aufzufüllen und hier oben gibt es keine Quelle...

Später unternehme ich noch einen Spaziergang zur nicht mehr weit entfernten Baumgrenze, wo sich Ausblicke zurück ins Drautal öffnen.

                                                Frischer Fichtenzapfen

                                       


                                                                      Blick ins Drautal

Da ich ja kein Wasser mehr habe, breche ich früh am nächsten Morgen ohne Frühstück auf. 

Bereits am Abend hatten mir Losung und Fährten verraten, dass es hier sehr viel Wild geben muss und so begegnet mir auch am nächsten Morgen schon bald die erste Gämse, der dann zahlreiche weitere folgen. Besonders gefällt mir ein junges Kitz in einem kleinen Rudel erwachsener Gämsen.




                                                                Begegnungen mit Gämsen

Auf einem Buckel mit einigen Latschen ruhen 5 Rothirsche. Ihre Geweihe sind noch von der Basthaut überzogen, die sie erst später im Jahr an Sträuchern abfegen. Toll wie die Hirsche sich vor dem blauen Himmel abzeichnen! Da für mich Tierbegnungen das "Salz in der Suppe" beim Wandern sind, bin ich hellauf begeistert!




                                                                 Rothirsche auf einem Buckel

Bei herrlichem Wetter frühstücke ich Schokoplätzchen auf dem Gipfel des Schatzbichl (2090 m) und finde unterhalb in einem Viehtrog auch Wasser.

                                          Aussicht vom Schatzbichel

Der Pfad führt weiter über einige Buckel, bis es durch die Latschen steil nach unten zu einem Fahrweg geht. Allerdings steige ich von dort sofort wieder auf. Zwar bin ich jetzt auf dem Gailtaler Höhenweg, aber dennoch wurde der Pfad bisher nicht von den umgestürzten Bäumen geräumt, weshalb ich mir stellenweise wie auf einem Hindernisparcours vorkomme...

       Der Gailtaler Höhenweg ist von umgestürzten Bäumen blockiert

Nichts desto trotz genieße ich das Wandern bei dem herrlichen Wetter und treffe natürlich hier auch keinen anderen Menschen!

                Blick zurück auf meine Route über die Grasbuckel

Hinter der Tscheltscher Alpe führt mein Weg im Hang entlang durch die Gras- und Steinlandschaft an der Waldgrenze, wo ich Schneehühner und Murmeltiere beobachte.

                                             Pfad Richtung Lumkofel

                                         Murmeltier vor seinem Bau

Nachdem ich kurz auf einen Fahrweg gelangt bin, komme ich zur Aufstiegsroute des Lumkofels. Es geht hier ziemlich steil bergauf und ein kleines Stück in den felsigen Schrofen ist mit Drahtseilen gesichert. Nach dem Felsabschitt folgt ebenfalls steiler Schotter. Alles nicht schwierig, aber schon etwas ausgesetzt. 

                                    Aufstieg zum Lumkofel ( 2286 m)

Schließlich gelange ich auf den flachen Gipfelgrat, der zu einem Kreuz führt. Hier treffe ich die ersten Leute heute, eine österreichische Familie, die gerne Tiere beobachtet und fotografiert.

                                                   Begegnung auf dem Lumkofel

Von hier reicht der Blick zurück ins Drautal und nach vorne ins Lesachtal, über dem sich die Karnischen Alpen erheben.

                              Blick vom Lumkofel zu den Karnischen Alpen

Der Abstieg auf der anderen Seite ist grasig und viel weniger steil. Im Wald gibt es einen Pfad, der die Serpentinen der Forststraße abschneidet, aber teilweise noch vom Windwurf blockiert ist. 
Mein Abendlager beziehe ich dann auf einer Kahlschlagfläche, die aber schöne Ausblicke ins Tal bietet.
Am nächsten Morgen gelange ich bald ins Lesachtal, wo ich mich in dem kleinen, aber recht gut sortierten Laden in Klebas neu verproviantiere.








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