Auf dieser Etappe gelange ich in ein wahres Wildparadies...
Am nächsten Morgen in der Dorfschenke von Stall erhalte ich ein sehr gutes Frühstück mit Eiern, Brötchen, Früchten, Müsli und Croissants. Leider regnet es noch immer, daher breche ich erst gegen 10:30 auf. Bald habe ich die Möll überquert und steige im Wölla Tal auf. Auch dieser Bach wird zur Wasserkrafterzeugung genutzt. Irgendwann lasse ich die Fahrwege hinter mir und laufe auf einem schmalen Steig durch den nassen Wald.
Im Wölla TalKaum habe ich das Zelt aufgebaut, beginnt es schon wieder zu regnen...
Zwar habe ich heute nicht viele Kilometer zurückgelegt, bin immerhin aber von 700 Metern an der Möll auf 2000 Meter aufgestiegen.
Um 17 Uhr hört es auf zu regnen, und ich esse meine kalte Mahlzeit aus Haferflocken, Nüssen, Eiweißpulver, Butter und Wasser vor dem Zelt. Der Nebel reißt langsam auf und die Berge ringsum erscheinen.
Kalte KücheSpäter unternehme ich noch einen kleinen Abendspaziergang auf dem ich dem Pfad weiter aufwärts folge.
Manchmal scheint es so, als würde die Sonne sich bald durchsetzen, bald darauf wird aber wieder alles von dichtem Nebel verhüllt.
Sonne und Wolken ringen miteinander
Der nächste Morgen beginnt mit schönem, klaren Wetter. Bald gelange ich an die Wöllaalm, mit einigen Holzgebäuden. Es ist kein Mensch zu sehen, aber in der Nähe weiden Schafe.
Wölla AlmVon dort führt ein einfach zu begehender Pfad zum Pass Glenktörl auf 2450 Meter. Ich sehe entfernt den ersten Steinadler auf dieser Tour und genieße die Ausblicke zurück ins Wölla Tal.
Blick zurück ins Wölla Tal mit der Alm
Weiter oben schwimmt auf einem kleinen See noch etwas Eis.
Schließlich habe ich den Pass erreicht. Statt von hier abzusteigen, möchte ich dem Grat zum 2700 Meter hohen Hochkreuz folgen.
Blick vom Glenktörl (2450 m)Zunächst komme ich gut voran. Auch die ersten Schneefelder kann ich noch einfach umklettern. Dann gelange ich an ein steiles, aber kurzes Schneefeld. Ich rechne damit abzurutschen, bin dann aber doch erstaunt, wie schnell ich auf nur drei Metern Fahrt aufnehme und mit welcher Wucht ich dann gegen einen Felsen knalle, wobei ich mir den linken Fuß ein wenig verstauche. Und das war eine wirklich sehr kurze Strecke, kaum auszudenken, was passiert wenn man auf steilem Schnee lange nach unten rutscht...
Ich kämpfe mich noch ein Stück weiter vorwärts, aber das Terrain wird mir bald zu schwierig und ich komme nur sehr langsam voran. Daher trete ich den Rückzug an. Blöderweise rutsche ich dabei auf einer eigentlich einfachen Stelle aus, und knalle mit dem Hintern auf einen Felsen, was ziemlich weh tut...Zu allem Überfluss habe ich es geschafft, dabei auch noch einen meiner Wanderstöcke zu verbiegen...
Vom Glenktörl steige ich dann ab zur Feldner Hütte am Glanzsee, wo noch kein Mensch zu sehen ist. Es regnet jetzt mal wieder, daher stelle ich mich eine Zeit lang dort unter und versuche eine Alternative zu meiner Route in meiner Offlinekarte zu finden. Die würde allerdings einen großen Umweg bedeuten. Allerdings stehen hier einige Schilder und ein Weg, der nicht in mapout verzeichnet ist, führt zum Lackentörl. Da das meine Richtung ist, hoffe ich einfach, dass es von dem Pass dann auch weiter geht...
Über dem GlanzseeVor dem Pass liegt noch viel Schnee, allerdings ist der Anstieg nicht zu steil, weshalb ich bald zurück auf 2400 Meter gelange.
Aufstieg zum LackentörlDie andere Seite des Passes ist deutlich schroffer und ebenfalls noch schneebedeckt, dennoch gelange ich problemlos tiefer. Auch als ich schließlich den Schnee hinter mir lasse, ist von einem Weg kaum noch etwas zu sehen, obwohl dann und wann eine Markierung auftaucht, die mir zeigt, dass es hier mal einen Pfad gab...
Das Gelände ist zwar steil, aber recht offen, so dass ich relativ problemlos ins Draßnitztal gelange. Es regnet jetzt wieder heftig, so dass ich mich einige Zeit bei einer Almhütte unterstelle. Am Abend suche ich mir einen Lagerplatz am Bach unterhalb des Fahrwegs, bevor es weiter wie aus Kübeln schüttet...
Am nächsten Morgen sieht es freundlicher aus und ich gelange auf Fahrwegen ins Drautal, wo sogar Eichen wachsen und ich einen Wiedehopf sehe, eine Vogelart, die überwiegend im Mittelmeerraum vorkommt. Die Wiesen im Tal stehen hoch und üppig, es riecht nach Sommer!
Im DrautalIch habe vor in dem kleinen Städtchen Oberdrauburg einzukaufen, aber da heute Fronleichnam ist, haben die Läden geschlossen, daher kaufe ich an der Tankstelle Kekse, Schokoladen, Chips und Nüsse für 4 Tage. Teuer und nicht optimal, aber ich will nicht auf dem Campingplatz übernachten, sondern weiter laufen.
Hinter Öttig wandere ich auf einem Fahrweg nach oben. Hier auf der Südseite der Alpen ist durch das Kalkgestein die Vegetation wieder bunter mit Orchideen und Seidelbast.
Hinter einem offenbar verlassenen Gehöft beginnt eine abenteuerliche, kaum markierte Route aufwärts zum Schatzbichel. Hier entdecke ich die ersten, wunderbar aromatischen Walderdbeeren.
Lecker! Walderdbeeren!Auch hier hat der Orkan Sabine im Februar gewütet, etliche Fichten blockieren an vielen Stellen den Pfad. Das Vorankommen ist langsam und mühsam, aber irgendwie finde ich immer einen Weg um die Baumverhaue herum.
Auf einer Lichtung kommt mir ein Tier entgegen: Dabei handelt es sich um ein junges, wie ein Rehkitz noch geflecktes Rotwildkalb! Leider kann ich nur ein Foto mit meinem Normalobjektiv machen, da es zu schnell wieder verschwindet, um das Tele aufzuschrauben.
Wer entdeckt das Rotwildkalb?Ein Stück weiter sehe ich auch kurz das Muttertier. Ich folge dem Bergrücken mehr oder weniger weglos aufwärts und schlage schließlich mein Lager auf einer kleinen, halbwegs ebenen Lichtung auf. Leider habe ich versäumt rechtzeitig meinen Wasservorrat aufzufüllen und hier oben gibt es keine Quelle...
Später unternehme ich noch einen Spaziergang zur nicht mehr weit entfernten Baumgrenze, wo sich Ausblicke zurück ins Drautal öffnen.
Frischer FichtenzapfenBlick ins Drautal
Nichts desto trotz genieße ich das Wandern bei dem herrlichen Wetter und treffe natürlich hier auch keinen anderen Menschen!
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