Für Tola, Dim und mich ist klar, dass wir unsere Wanderung fortsetzen wollen. Dazu benötigen wir aber zunächst eine weitere Bootsfahrt flussaufwärts. Da die mangelnde Ortskenntnis ihrer Leute den Umweg verursacht hat, übernimmt das CBET- Komitee die Kosten für die Fahrt.
Wir fahren an Veal Tapoo vorbei und biegen dann in den Prek Youn Fluss ab. Dieser ist nur etwa 50 Meter breit und wirkt viel spannender als der mächtige Trapeang Roung Fluss. CBET verleiht auch Kajaks und bietet Touren damit an. Der Prek Youn Fluss wäre sicher ein interessantes Ziel.
Auf dem Prek Youn Fluss
Weiter im Oberlauf wird der Fluss flach und steinig, so dass stellenweise der Motor aus dem Wasser gehoben wird und ein Holzpaddel zum Einsatz kommt. Bei einem Steingarten würde es aber definitiv nicht mehr weiter gehen, glücklicherweise befindet sich eine Anlegestelle am linken Ufer, an der ein gut sichtbarer Pfad beginnt.
Mitten im Wald stoßen wir auf einen Minaturaltar. Tola zu Folge, werden hier den Waldgeistern Opfer gebracht. Die Kambodschaner sind überwiegend Buddhisten, aber offenbar gibt es in abgelegenen Gebieten auch noch Anhänger des alten Naturglaubens.
Ein Haus für die Waldgeister
Unser erstes Ziel ist der Prek Youn Wasserfall. Zunächst kommen wir auf guten Pfaden rasch vorwärts, wenn gleich Tola an Abzweigungen ziemlich unsicher wirkt. Schließlich muss mein Führer, der noch in Trapeang Roung verkündet hatte, dass er sich auf dem nächsten Abschnitt gut auskennt, kleinlaut zugeben, dass er sich wieder einmal verlaufen hat…
In der Liste der Sehenswürdigkeiten, die wir wieder dabei haben, ist der Kbal Prek Kul Wasserfall mit Koordinaten verzeichnet, der auf unserer Route liegt. Ich gebe die Position ins GPS ein, und wir machen uns auf den Weg zu dem 7 Kilometer entfernten Wasserfall. Lange Zeit kommen wir auf einer noch gut erkennbaren ehemaligen Holzfällerpiste gut voran. Später kommen aber die Macheten wieder vermehrt zum Einsatz…
Da wir Wasser benötigen steigen wir ein tief eingeschnittenes, verblocktes Tälchen hinab.
Wo gibt es Wasser und einen Lagerplatz?
Wir haben Glück, vor der Einmündung in einen wasserführenden Bach, können wir unser Lager auf glatten Felsen aufschlagen. Die Vegetation ist hier extrem dicht und es gibt kaum eine flache Stelle, so dass der Lageraufbau ansonsten schwierig geworden wäre.
Am nächsten Morgen laufen wir weglos mit GPS und Kompass weiter. Sobald wir eine Hochfläche erreicht haben, können wir etwas aufatmen, da der Unterwuchs viel weniger dicht als in den Tälern ist. Immer wieder sorgen dornige Ranken für neue Risse in der Kleidung. Als wir in die Nähe eines Bienennests geraten, fange ich mir sofort einige Stiche in die Hand ein, obwohl ich rasch das Weite suche.
Gegen Mittag gelangen wir aus dem schattigen Wald zu einem felsigen, sonnendurchfluteten Bachbett.
Zahllose herrliche Schmetterlinge beobachten wir dort beim Trinken.
Schmetterlinge am Bach
Nach kurzer Pause geht es weiter in unserem langsamen Tempo durch das schwierige Gelände der Mittelgebirgs- Dschungellandschaft.
Im dichten Dschungel
Gegen 16 Uhr erreichen wir die Stelle, wo laut Wegpunktliste der Wasserfall sein soll. Leider scheinen die Koordinaten wieder einmal nicht zu stimmen. Immerhin stoßen wir ein Stück weiter auf den Fluss.
Während ich bereits mein Zelt aufschlage, erkunden Tola und Dim noch das Bachbett flussaufwärts. Sie kommen zurück mit der Nachricht, dass sie den Kbal Prek Kul Wasserfall entdeckt haben. Wir packen unsere Sachen und laufen ein Stück weiter zu dem Fall. Wir wollen auf den flachen Felsen oberhalb des Falls lagern. Dazu müssen wir eine kleine Steilstufe erklettern. Ich erschrecke, als Dim ausrutscht, und stürzt. Glücklicherweise verletzt er sich aber nicht.
Wir wollen oberhalb des Wasserfalles lagern
Der Lagerplatz oberhalb des etwa sieben Meter hohen Wasserfalles gewährt eine schöne Aussicht über den darunter liegenden tiefen Pool und in die Regenwaldhänge.
Kbal Prek Kul Wasserfall
Ausblick in die Regenwaldhänge
Über einen schönen, schmalen Pfad durch den Hochwald erreichen wir am nächsten Morgen die Straße 48, der wir ein Stück weit folgen müssen. Glücklicherweise gibt es auf dem Asphalt kaum Verkehr.
Ein Verkehrsschild weist auf einen eher ungewöhnlichen Wildwechsel hin:
Ob hier wohl wirklich manchmal Elefanten die Straße kreuzen?
Bald verlassen wir die Straße und sind auf guten Pfaden wieder im Wald unterwegs. Schließlich gelangen wir zu einer baufälligen Hütte oberhalb des Pichourn Wasserfalles. Dieser fällt über zwei Stufen etwa 20 Meter tief ab, und ist der Höchste der Gegend. Gelegentlich werden Touristen hierher geführt, daher auch die Hütte. Über einen steilen Pfad, der teilweise mit einem Bambusgeländer gesichert ist, gelange ich zum Fuß des Falles, der jetzt in der Trockenzeit aber nicht besonders imposant wirkt.
Pichourn Wasserfall
Wir gehen ein Stück weit zurück und marschieren dann auf gutem Weg weiter. Dreimal queren wir große, sandige Offenflächen.
Offene Grasflächen sind in den Wald eingestreut
Leider löst sich der gute Pfad irgendwann im Nichts auf, und wir müssen uns wieder mühsam durch dichteste Vegetation hacken. Besonders unangenehm ist das, wenn wir dabei auf ein Ameisennest stoßen und sich gleich dutzende der wehrhaften Burschen im Nacken verbeissen…
Ich habe zwar meine Zweifel, ob wir noch richtig sind, aber nachmittags erreichen wir tatsächlich unser Tagesziel, den Touch Youm Wasserfall. Hier führt leider kein Pfad durch die Vegetation zum Fuß des Falles, dafür lädt das offene Flussbett zu einer Erkundung der Umgebung ein.
Die steinigen Flussbetten sind immer wieder schön
Ausgespült
Obwohl es ziemlich warm ist, fühle ich mich abends kalt und schlapp. Unser Lagerfeuer entpuppt sich heute als wahre Gefahrenquelle: Immer wieder explodieren kleine Steine mit lautem Krachen. Das sorgt zwar jedes Mal für Erheiterung bei meinen Leuten, ist aber nicht ungefährlich, weshalb wir das Feuer schließlich löschen.
Der nächste Morgen beginnt mit einem unheimlich schwierigen Abschnitt aus verfilztem Bambus und übermannshohem Farn.
Sehr schwieriges Vorankommen
Die ehemaligen Holzfällerstraßen wurden vollkommen überwuchert. Besonders tückisch ist, dass unter den Farnteppichen manchmal tiefe Erosionsgräben lauern…
Irgendwann reißt der Riemen an Tolas Flip- Flop. Kein Problem, sofort wird ein Stück Kordel vom Rucksack abgeschnitten und die Sandale geflickt….
Schnelle Notreparatur
Irgendwann stoßen wir auf frische Machetenspuren und erreichen dann das steinige Bett des Chai Chweng Flusses. Als wir zu einem kleinen Pool voller Fische gelangen, wird rasch das Netz ausgelegt, und es dauert keine zehn Minuten bis 10 der Schuppenträger in den Maschen zappeln.
Da wir morgen zurück nach Trapeang Roung wollen, nutzen meine Leute die Gelegenheit Fische auf Vorrat zu fangen, die durch einsalzen haltbar gemacht werden. Dennoch können auch wir schlemmen.
Reiche Beute
Im Dunkeln fängt Dim drei Langusten mit der Hand, die gleich am Feuer gegrillt werden.
Wir grillen frisch gefangene Langusten
Bei der Unterhaltung am Lagerfeuer erfahre ich fast beiläufig von Tola, dass er während unserer Wanderung zum ersten Mal Vater geworden ist!
Bevor die Sonne heraus kommt, liegt morgens Dunst über dem Fluss.
Morgenstimmung
Wie verabredet werden wir am nächsten Morgen von einem Boot abgeholt. Erstaunlich wie schnell sich das schmale, steinige Bachbett in einen breiten Fluss verwandelt hat!
Bootsfahrt zurück
Aber auch diese Fahrt verläuft nicht ohne Hindernisse: Zunächst geht uns vor Koh Kong Knong der Sprit aus, und wir müssen glücklicherweise nur ein kleines Stück zu dem idyllischen Dorf voller Kokospalmen paddeln. Schließlich hat unser Bootsführer neuen Diesel organisiert, aber diesmal streikt der Motor vor Trapeang Roung. Aber auch das ist kein Problem, der Ort ist nicht mehr weit entfernt und so treffen wir zu Fuß wieder an unserem Ausgangspunkt ein.
Ich habe noch eine Woche Zeit. Natürlich könnte ich mir die berühmten Tempel von Angkor anschauen, oder an der nahe gelegenen Küste relaxen. Aber ich ziehe es vor eine weitere Wanderung in Angriff zu nehmen. Im unweit entfernten Chi Phat gibt es ein Ökotourismusprojekt, welches aber schon wesentlich etablierter ist. Tola will mich mit seinem Moped dort hin bringen.
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