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18.05.2014

Durch die Dschungel von Kambodscha 7 - Ausklang in Chi Phat

Während in Trapeang Roung der Ökotourismus noch in den Kinderschuhen steckt, hat sich das nur etwa 40 Kilometer entfernte Chi Phat seit 2007 zu einem Epizentrum des "grünen Tourismus" in Kambodscha entwickelt. Die etwa 1000 Besucher die 2013 das kleine Dorf besuchten, stellten ohne Zweifel eine signifikante Einnahmequelle dar. Ob der Ökotourismus auch zur Walderhaltung beiträgt, möchte ich vor Ort herausfinden.
Im schön gestalteten Pavillon des CBET in Chi Phat ist ordentlich etwa los, dem entsprechend muss ich auch etwas warten, bis ich meine Wünsche vortragen kann. Alles hier wirkt effizient und gut organisiert. Zwar machen die meisten Leute auch hier  nur 2-3 Tages Touren, aber auch die von mir geplante Woche stellt kein Problem da. Für noch ausgedehntere Touren, ist das Gebiet der Gemeinde aber zu klein.
Schon an den letzten Abenden in Trapeang Roung ging es mir nicht besonders, aber jetzt entwickle ich richtiges Fieber. Ich überlege kurz ob ich die Tour abblasen soll und statt dessen zum Arzt gehe, aber auf den guten Pfaden von Chi Phat, säße ich im schlimmsten Fall auch nicht tief in der Wildnis in der Falle, daher beschließe ich mich mit einem Antibiotikum selbst zu behandeln, und wie geplant am nächsten Morgen zu starten.
In Chi Phat gibt es eine ganze Reihe von Guesthouses, und sogar eine brandneue, teurere Lodge auf einer Flusshalbinsel. Ich ziehe die günstige Variante vor…

                                                Guesthouse in Chi Phat



Am nächsten Morgen treffe ich meine Begleiter: Born, 27 ist ein lustiger Mensch und spricht sehr gut Englisch. Die Verständigung mit Tola hatte ja auch gut geklappt, aber mit Born kann man eine richtige Konversation auf Englisch führen. Als Koch ist Toy dabei. Er spricht kein Englisch, kennt sich allerdings sehr gut in allen möglichen Walddingen aus, wobei er angeblich nie gewildert hat…
Ich frage Born nach den großen Zuckerrohrplantagen vor Chi Phat. Der Führer bestätigt meinen Eindruck, dass diese erst vor wenigen Jahren angelegt wurden, selbstverständlich wurden dafür große Regenwaldflächen gerodet. Offenbar hat ein Freund des Präsidenten die Konzession erhalten…
Dennoch ist Born zuversichtlich, dass in den Wäldern von Chi Phat nicht das selbe passiert, da das Ökotourismusprojekt inzwischen ein wichtiger Wirtschaftsfaktor für die Bevölkerung ist.


Born, mein Führer in Chi Phat


Wir laufen zunächst einige Zeit durch offene Grasflächen, bevor wir den geschlossenen Wald erreichen.

Ehemals gerodete Flächen in Dorfnähe

Schon am ersten Tag wird mir klar, dass das Trekking hier in Chi Phat eher "gemütlich" angelegt ist. Mittags wird ausgiebig gekocht, und schon recht früh am Nachmittag erreichen wir den ersten Lagerplatz O'Ampov, wo einige Gebäude für die Touristen errichtet wurden.

                                                       Lagerplatz O'Ampov

Mit ist dieser gemütliche Rhythmus hier aber ganz recht, zum Einen, da ich ja gesundheitlich etwas angeschlagen bin, zum Anderen vor allem, da er mir Zeit gibt, auf den schönen Pfaden Chi Phat's selbstständig den Wald zu erkunden und zu fotografieren.

                                                                  Libelle mit Beute

Ebenfalls im Camp sind Nicolas und Lexie, mit denen ich mich abends noch lange unterhalte. Dabei wird es ziemlich frisch, und die beiden sehen morgens so aus, als wäre es in den Hängematten nicht sehr warm gewesen, obwohl mein Thermometer immerhin noch 13 Grad anzeigt...

                                                           Nach einer kühlen Nacht

Am nächsten Tag haben wir bereits die übliche Touristenrunde verlassen, und sehen keinen Menschen mehr. Dafür ist der Wald um so schöner.


                                                   Mächtige Würgfeige

Zu einer kleinen Höhle müssen wir ein Stück weit aufsteigen. Aber es lohnt sich. Neben Vasen aus dem 15/ 16. Jh.,  der Zeit nachdem Angkor Wat verlassen wurde und in denen Schädel bestattet wurden, wird die Höhle von Fledermäusen bewohnt.

                                             

Zwar bekommen wir keinen Elefanten zu Gesicht, aber frischer Dung macht uns klar, dass die Dickhäuter in der Nähe sind.

                                            Der ist frisch!

Ich frage Born, was die zwei Meter tiefen Löcher, die wir stellenweise vorfinden, zu bedeuten haben. Offenbar hat hier eine chinesische Firma nach Titan gesucht und ist auch fündig geworden. Born ist aber zuversichtlich, dass wegen des Ökotourismus keine Ausbeutung statt finden wird. Hoffentlich behält er recht!
Heute improvisieren wir ein Lager im Wald und ich habe wieder reichlich Zeit für Erkundungen.



                                                       Waldimpressionen

Am Wasserfall O'Malu stoßen wir wieder auf einen häufiger frequentierten Touristenpfad.
Natürlich gibt es auch den obligatorischen Unterstand. Etwas störend an diesen permanent genutzten Lagern ist, dass meist einiges an Müll herumliegt. 

                                                                    O'Malu

Der Wasserfall ist jetzt in der Trockenzeit nicht besonders beeindruckend, immerhin kann man aber in dem tiefen Pool unterhalb sehr gut schwimmen.

Die meisten der Pfade hier sind nicht speziell für die Touristen angelegt, sondern Verbindungsrouten zwischen den Dörfern. Daher können einem schon einmal einige Mopeds begegnen…

                                        Die Pfade werden auch von den Einheimischen genutzt

Am nächsten Tag sind wir wieder abseits der üblichen Routen. Obwohl viel Bambus anzeigt, dass der Wald zum Teil degradiert ist, gibt es hier einige traumhaft schöne Waldgebiete.


                                                                     Blattskelett


                                                                     Urwaldpfad 


                                                                         Feige





Zwar sehe ich auch manchmal Gibbons, andere Affen und Hornvögel, aber das Fotografieren im dichten Regenwald ist unheimlich schwierig.

Am nächsten Tag gelangen wir zu einigen großen, zum Teil abgebrannten Freiflächen, an deren Rand man einfacher Beobachtungen machen kann.

                                                Es gibt einige große, zum Teil abgebrannte Freiflächen


                                                          Nashornvogel

Nach Borns Aussagen ist die Wilderei hier seitdem es das Projekt gibt, stark zurück gegangen. Dennoch werden jeden Monat noch zahlreiche Schlingen gefunden, und es wurden auch schon drei der  Touristenführer wieder entlassen, da sie an Wildereiaktivitäten beteiligt waren.

                                       Plakat gegen Wilderei

Am nächsten Tag haben wir unsere eindrucksvollste Gibbonbegegnung. Wir hören ihren "Gesang" ganz in der Nähe und pirschen sie darauf hin durch den Wald an. Laut Born bekommen sie von unserem Vorrücken nichts mit, solange sie in ihren Gesang vertieft sind…
Wir gelangen auch ganz in die Nähe der Gruppe, aber wieder gelingt mir kein gutes Foto…

                                                     großer "Wasserdrachen"


                                                       fleischfressende Kannenpflanze


                                                         Baumrinde

Eine halbe Stunde von unserem letzten Lager entfernt, liegt die Freifläche Veal Ta Prak an deren Rand ein Unterstand zur Tierbeobachtung errichtet wurde. Da es hier auch Wasser gibt, rechne ich mir gute Chancen aus, etwas vor die Linse zu bekommen. Der junge Deutsche Alexander, den ich im Lager treffe, begleitet mich abends und am nächsten Morgen zu dem Ansitz.

Erst kurz vor dem Dunkel werden, treten zwei Hirsche aus dem Dickicht aus.

                                                Später Besuch auf der Lichtung

Am Morgen können wir passend zum Sonnenaufgang eine ganze Reihe Hornvögel beobachten.



                                                              Hornvögel vor Sonnenaufgang

Bevor wir am nächsten Tag wieder Chi Phat erreichen, gelangen wir durch große Aufforstungsflächen. Die Wildlife Alliance von Suwanna Gauntlett, versucht hier den Regenwald wieder herzustellen.

                                                      Aufforstungsfläche

Als wir Chi Phat erreichen, ist gerade das chinesische Neujahrsfest im Gange und spontan werden wir zu Essen und Bier eingeladen.

                                            Chinesisches Neujahr

Nun, Chi Phat ist sicher etwas für jemanden, der relaxt etwas vom asiatischen Regenwald mitbekommen möchte. Zum Ausklang und mit meiner angeschlagenen Gesundheit gerade richtig. Ob das Projekt etwas zur Erhaltung des Waldes beitragen kann, wird die Zeit erweisen.
Kaum war ich zurück in Deutschland hatte ich auch kein Fieber mehr…















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