Morgens lassen wir uns Zeit und frühstücken Rührei mit Kaffee. Erst um halb zehn laufen wir los und gehen durch den ziemlich touristischen, verkehrsreichen Ort Potes. Auf 300 Meter Meereshöhe beginnen wir dann unseren Aufstieg in die Picos de Europa. Es ist sonnig und heiß, daher sind wir bald schweißdurchnässt, als es auf Fahrwegen hoch geht. Hinter einem kleinen Pass erscheint die imposante, helle Felsmauer vor uns zum Greifen nah. Erst auf etwa 1450 Meter enden die Fahrwege dann. Zwar sehen wir den Collado San Carlos schon vor uns, es ist dann aber noch ein hartes Stück Arbeit, bis wir auf 2045 Meter Höhe sind. Dafür werden wir mit einigen Gamsbeobachtungen und tollen Ausblicken in die schroffe Bergwelt entschädigt. Auf der anderen Seite zeugen viele Wege und Abraumhalden vom einstigen Minenbetrieb. Ab dem kleinen Refugio Caseton de Andara treffen wir einige Leute, den Pass hatten wir für uns. An der Fuente Soles erwartet uns lediglich etwas vom Vieh verschmutztes Wasser, aber da wir noch genügend Wasser haben, schlagen wir unser Lager ganz in der Nähe auf und genießen den sonnigen Abend.
Obwohl die Nacht klar ist, bleibt es warm.
Zu unserem Aufbruch am Morgen sehen wir die Farben des Sonnenaufgangs. Abwärts durch die Wiesen erreichen wir das malerisch über dem Tal thronende Dorf Sotres, wo noch kaum jemand auf der Straße ist. Leider sind alle drei bei uns in den digitalen Karten eingezeichneten Wasserstellen trocken. Glücklicherweise finden wir dann gutes Wasser an einem Seitenbach des Rio Duje im Tal. Ein Stück weit folgen wir dann einem Fahrweg aufwärts, wo schon ziemlich viele Autos unterwegs sind. Trotz Nationalpark darf hier gefahren werden…
Dann gelangen wir an die Fuente del Monte, wo ich in das Bassin steigen muss um an den Wasserhahn heranzukommen. Wir sind dann aber doch etwas erstaunt, als ein Spanier dazu kommt, sich komplett auszieht und ein kurzes Bad nimmt…
Von der Collado de Pandébono eröffnet sich dann eine grandiose Aussicht. Besonders gefällt uns der über 2500 Meter hohe, schroffe Felsturm des Picu Uriellu in dessen Nähe wir dann auf einem guten Pfad im Hang 750 Höhenmeter weit aufsteigen. Die Szenerie ist atemberaubend, leider sind für unseren Geschmack an diesem schönen Samstag viel zu viele andere Leute unterwegs. Während zunächst Sonne und blauer Himmel den Tag zu bestimmen scheinen, kommen dann ab etwa 11 Uhr die Wolken rein und während unserer Mittagspause sind wir schließlich komplett vom Nebel eingehüllt. Als wir kurz darauf das kleine Refugio Uriello erreichen, beschließen wir im Nebel nicht weiter aufzusteigen und nehmen eine Alternative abwärts, die mit zwei nicht ganz einfachen Kletterstellen und steilen Schotterfeldern aufwartet. Zu allem Überfluss regnet es jetzt. Um so erstaunter sind wir, mit welcher Geschwindigkeit drei Trailrunner den Pfad hinab jagen. Wir haben jedoch bald genug von Nebel und Nässe und schlagen schon früh am Nachmittag unser Zelt auf und hören dann Podcasts.
Auch am nächsten Morgen ist es noch nass und neblig, trotzdem schlüpfen wir in unsere von gestern noch feuchte Kleidung und setzen den Abstieg fort. Dieser entpuppt sich als langsam und schwierig im Canal de Valcosin. Canal werden hier die schmalen Durchgänge zwischen den schroffen Felswänden genannt. Teilweise laufen wir wie auf Schmierseife. Die Stahlseile an zwei Stellen sind bitter nötig. Als wir gegen Mittag den kleinen Ort Bulnes erreichen, verrät uns eine Tafel, dass unser gerade zurück gelegter Weg schwierig und gefährlich ist. Aha…
Bulnes hat keinen Straßenzugang, kann aber per Seilbahn erreicht werden. Kein Wunder, dass es hier von Touristen wimmelt…
Es geht noch weiter abwärts bis auf 300 Meter Meereshöhe, dann folgen wir einem spektakulären Weg über der Schlucht des Rio Cares. Der recht breite, einfach zu begehende Weg ist offensichtlich sehr beliebt, es wimmelt von Menschen. Nach einigen Kilometern verlassen wir die Schlucht und steigen im Canal de Culuembro steil empor. Zum Eingang der Höhle Cueva del Posadorio führt eine steile, ausgesetzte Treppe. Allerdings ist es hier von den Ziegen so vollgeschissen, dass wir weiter aufsteigen bis wir in der Nähe der Ruinen der Majada Oston einen ebenen, schönen Lagerplatz finden.
Die Nacht ist sternenklar und kühl.
Da wir einen Tag Reserve haben, weil ein Laden in dem wir einkaufen müssen, nur am Wochenende geöffnet ist, wollen wir heute eine Runde drehen, die uns zurück ins Cares Tal führen soll. Ausnahmsweise brechen wir erst auf, als die Sonne schon auf unser Zelt scheint. Durch Heide und Ginster steigen wir an zahlreichen Kühen vorbei weiter auf. Immer wieder passieren wir grüne Senken in denen jeweils eine ganze Reihe von Hausruinen stehen. Einst ist diese Landschaft sicher intensiv für die Viehzucht genutzt worden. Kein Wunder, da die engen, tiefen Täler hier nur wenig Platz bieten. Irgendwann erkennen wir, dass unsere geplante Runde über die Covadonga Seen wohl zu lange dauern würde, daher kürzen wir etwa einen Kilometer weit querfeldein ab. Das funktioniert auf den Kuhpfaden trotz stachligem Ginster recht gut. Einmal entdecken wir viele Geierfedern, hat ein Adler hier vielleicht einen jungen Geier geschlagen? An einen Felsen gelehnt entdecken wir eine junge Eibe. Kaum zu glauben, dass ein so Schatten liebender Baum hier im Offenen weit außerhalb des Waldes wächst!
Schließlich gelangen wir auf einen guten, markierten Wanderweg, der uns weiter durch die zerklüftete Karstlandschaft führt und von zahlreichen Wanderern frequentiert wird. In der Nähe des Refugio Vega de Ario gelangen wir schließlich in den Canal Trea, der von 1500 Meter Höhe in lediglich 2,5 Kilometer Entfernung 1000 Höhenmeter verliert! Obwohl die Route natürlich sehr steil ist, ist sie nicht technisch und wir gelangen langsam aber stetig zurück auf die spektakuläre Route am Rio Cares mit Brücken und Tunneln. Teilweise fließt der Bach hier durch eine extrem tiefe, schmale, üppig bewachsene Klamm. Schließlich erreichen wir den winzigen Touristenort Cain de Valdeon. Es gibt hier zwei kleine Läden, daher können wir für die nächsten drei Tage einkaufen. Nachdem wir uns mit Brot und Wurst gestärkt haben, steigen wir noch ein Stück weit auf und schlagen dann unser Lager auf einer kleinen, von Eschen umgebenen Stufe auf.
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