Früh am Morgen laufe ich bereits weiter auf der Straße, auf der es glücklicherweise so gut wie keinen Verkehr gibt. Entfernt geht über der tiefen Schlucht der Neretva die Sonne auf. In diese Richtung laufe ich und bin schon sehr gespannt, was mich dort erwartet.
Sonnenaufgang über der Neretva Schlucht
Nach etlichen Kilometern Straßenwandern schwenke ich auf einen Weg. Wie schon in Teilen Kroatiens, sind auch hier die Buchen schwer geschädigt. Vertrocknen die Bäume wegen dem sich ändernden Klima?
Vertrocknete Buchenwälder- Klimaänderung?
Zeitweise ist der Weg auf dem GPS-Track kaum noch erkennbar, aber irgendwann taucht immer wieder eine alte Markierung auf. Schließlich erreiche ich das Umfeld des Boracko Lake, mit Ferienhaussiedlung und großen Campingplätzen. Als ich vor einem Laden mal wieder eine große Packung Eis genieße, treffe ich eine Gruppe junger tschechischer Wanderer, die von hier ins Prenj Massiv aufbrechen möchten.
Boracko See
Während ich hinter dem See auf einer Straße bergan steige, überhole mich etliche Minibusse, die den zahlreichen Raftingunternehmen der Gegend gehören. Ihr Ziel ist eine Einsetzstelle an der Neretva, von wo die Touren auf dem herrlich grünen Wasser des Flusses starten.
Die Neretva ist ein beliebter Raftingfluss
Ich überquere den Fluss, dem ich ja bereits bei Jablanica begegnet war, auf einer Hängebrücke und wandere weiter durch eine schöne Kulturlandschaft, wo Heu an großen Garben trocknet.
Hängebrücke über den Fluss
Idyllische Kulturlandschaft
Ich passiere einen Friedhof mit uralten moslemischen Grabsteinen und sehe die Schlucht der Neretva tief unter mir.
Moslemischer Friedhof
Eine Weile folge ich noch dem Canyonrand und erhalte letzte, faszinierende Blicke in die Schlucht, bevor sich das Tal schließlich öffnet.
Letzte Blicke in die Rakitnica Schlucht
Unweit der Via Dinarica liegt das Dorf Umoljani, wo es auf Grund der Nähe zu Sarajewo einige touristische Angebote gibt.
Das Dorf Umoljani hat eine touristische Infrastruktur
Durch eine schöne, offene Landschaft wandere ich zur Brücke über die Rakitnica, die hier nur noch ein unscheinbares Bächlein ist. Danach wandere ich ein Stück auf der Straße, bis der GPS-Track den Asphalt verlässt. Von einem Weg ist meistens nichts zu sehen, aber auch wenn es teilweise recht steil nach oben geht, über die offenen Wiesen lässt es sich leicht wandern.
Bei dem urigen Dörfchen Bukovica erreiche ich wieder die Straße. Da stellenweise Zäune den Weg versperren, mache ich einen großen Bogen um den Ort um schließlich wieder auf dem Track zu landen.
Bukovica
Auf Wegen über die das Vieh getrieben wird, wandere ich durch dichte Buchenwälder steil aufwärts, bis sich schließlich der Blick jenseits der Baumgrenze auf die weiten Flächen des Visocica Massivs öffnet. Einige Leute sammeln tief unter mir Heidelbeeren in große Säcke. Eine mühsame Arbeit!
Visocica
Bald gelange ich auf den kilometerlangen, scharfen Grat, der die Gipfel Drstva (1808 m) und Vito (1950 m) miteinander verbindet. Bei herrlichem Wetter ein weiterer Höhepunkt der Via Dinarica! Unter mir liegt der Canyon der Rakitnica an dessen Rand ich Lukomir erkenne. Unglaublich, dass ich diese Distanz schon heute zurückgelegt habe! In der Richtung aus der ich gekommen bin, erhebt sich das Bjelasnica Massiv, die Hausberge von Sarajewo. Treskavica heißen dagegen die Berge, die ich als nächstes ansteuere.
Drstva (1808 m)
Der lange Grat zwischen Drstva und Vito
Der Grat steigt beständig an und wird immer wieder von einigen Zwischengipfeln unterbrochen. Einmal treffe ich zwei Wanderer aus Sarajewo, die Vito bestiegen hatten.
Hochtal
Visocica
Während das Wandern auf dem Grat ziemlich einfach ist, entpuppt sich der Abstieg nach Osten als ziemlich steil und geröllig. Da es schon spät ist, und ich gerne hier oben übernachten möchte, bin ich froh, als ich einige Grünerlenbüsche entdecke, mit deren trockenen Zweigen ich später meinen Hobo füttern möchte.
In einem weiten, einsamen Kessel finde ich dann tatsächlich einen fantastischen Lagerplatz. Es ist ziemlich windig, daher koche ich in einem geschützten Tal in der Nähe.
Fantastischer Lagerplatz unterhalb von Vito
Am Morgen ist es feucht und neblig, mit leichtem Nieselregen. Schneller als gedacht steige ich bis zum Rand des Dorfes Tusila ab. Danach folge ich ein Stück der Straße und wandere dann durch einen nassen Wiesengrund langsam aufwärts. Überwiegend auf Forstwegen geht es dann schließlich bergab bis ins Tal, zum Ort Ljuta.
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