Nach einer sternenklaren, aber kalten Nacht beträgt die Temperatur beim Zeltabbau am frühen Morgen lediglich noch drei Grad!
Durch ein Labyrinth aus verschlungenen Latschentälern gelange ich zum steilen Schlussanstieg auf Veliki Vilinac, den mit 2117 Metern, zweithöchsten Berg des Cvrsnica Massivs. Voraus ragt die gewaltige Mauer des Plocno auf, der mit 2225 Metern noch ein gutes Stück höher ist.
Da meine Kameraprobleme sich verschlimmert haben, fotografiere ich fast nur noch mit dem Smartphone.
Plocno
In den Tälern liegt noch Dunst, aber hier oben strahlt die Sonne auf die leuchtend weiß-grüne Landschaft aus einem makellosen Himmel.
Velici Vilinac
Tiefe Schluchten
Ein Stück weit unterhalb des Gipfels zweigt ein kurzer Pfad zur Vilinac Hütte ab, die ich allerdings nicht besuche, da es noch früh am Tag ist. Durch grasige Hänge voller Steine steige ich langsam ab.
Ein spektakulärer Pfad
Verschleißerscheinungen
Nach dem Felsentor folgt der Track häufig nicht dem Pfad. Weil die Wege aber gut zu erkennen sind, kümmere ich mich nicht groß um das GPS und bin irgendwann weit entfernt vom Track. Da ich aber Schilder sehe, die auf die Plasa Hütte hinweisen, von der ich weiß, dass die Via Dinarica vorbeiführt, bin ich nicht weiter beunruhigt, auch wenn der Weg bald deutlich weniger benutzt aussieht. Eine Gedenktafel für einen jungen Mann erinnert daran, dass hier vor nicht viel mehr als 20 Jahren ein langer, blutiger Bürgerkrieg statt fand. Es ist erschreckend zu sehen, dass jemand, der fast mein Alter hatte, so jung gestorben ist.
Erinnerung an ein Kriegsopfer
Nachdem der Weg in den Wald eingetaucht ist, erreiche ich bald die ziemlich herunter gekommene Plasa Hütte. Erst als ich etwas später wieder auf den GPS-Track gelange und ein Hinweisschild auf die Plasa Hütte sehe, das in eine ganz andere Richtung deutet, wird mir klar, dass es hier zwei Plasa Hütten gibt...
Eine der beiden Plasa Hütten...
Der Pfad führt ab jetzt mal wieder durch tolle, urwüchsige Buchenwälder. Ab und zu öffnet sich ein Ausblick über das Waldmeer und Schmetterlinge laben sich an der Blütenpracht.
Widderchen
Seltener Ausblick über die Wälder
Schließlich führt ein steiler Pfad über zahlreiche Serpentinen nach unten. Ich treffe drei bosnische Wanderer, die zur "richtigen" Plasahütte wollen.
Vor dem steilen Anstieg zum Prenj Massiv geht es noch einmal abwärts zu dem idyllischen Dorf Ravna. Am Rande des Ortes erlebe ich eine Überraschung: Ich sehe eine blonde Frau und mir ist sofort klar, wen ich gleich treffen werde, Eva, eine Holländerin, aus deren Blog ich weiß, dass sie von Albanien aufgebrochen ist, um die Via Dinarica zu erwandern! Wir hatten einige mails ausgetauscht und ein bisschen hatten wir auch damit gerechnet uns unterwegs zu treffen. Dennoch ist die Freude jetzt groß. Ich begrüße sie nach Stanley/ Livingstone Fashion, "You are Eva, I presume".
Na ja, und wenn man schon mal jemand trifft, der das Selbe vorhat wie man selbst, vergehen die Stunden wie im Flug, zumal wir uns an einem schattigen Platz mit reichlich Wasser getroffen haben. Eva nimmt sich sehr viel Zeit für den Weg und bei ihr stehen die Begegnungen mit den Menschen unterwegs viel mehr im Vordergrund als bei mir. Auch wenn ihr Ansatz unterschiedlich ist, finde ich Eva's Art zu reisen dennoch interessant.
Als ich höher steige, beginnt es zunächst zu nieseln, und dann immer stärker zu regnen. Der Nebel ist jetzt dicht und die Landschaft wirkt wie in Watte gepackt. Schade, gerade von dieser Gegend würde ich gerne etwas sehen!
Irgendwann beschließe ich zur Lupine Koliba zu gehen, auf die durch Schilder hingewiesen wird. Die Hütte liegt etwas abseits meiner Route, was mich aber nicht groß stört. Allerdings dauert es dann aber doch einige Zeit, bis ich die angebliche Hütte gefunden habe. Na ja, dort stand mal eine Unterkunft, jetzt gibt es nur noch eine Ruine...
Inzwischen lässt der Regen nach, und zumindest die Täler hat der Nebel wieder frei gegeben.
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