Alle Dörfer hier wurden von den Walsern gegründet und noch heute kann man etliche, sehr eindrucksvolle, alte Holzhäuser mit ihren Außengittern bewundern, die zum Trocknen des Heus dienten.
Vor San Antonio endet die Straße und es geht zunächst auf einem Fahrweg, dann auf der anderen Bachseite auf einem schönen Pfad weiter.
Peccia ist die letzte Siedlung, danach begegnen mir kaum noch Leute, und ich wandere im von einem offenen Lärchenwald bestandenem Val Vogna weiter hoch.
Als ich mein Lager schließlich auf 1750 Meter aufschlage, ist es ziemlich mild, und ich nutze die angenehmen Temperaturen um mich mal wieder ordentlich zu waschen...
Am nächsten Morgen steige ich im Tal weiter auf. Bei der Alpe Camiro begegne ich einer eindrucksvollen Herde von etwa 50 schottischen Hochlandrindern. Auch wenn die Zotteltiere ursprünglich nicht in den Alpen gehalten wurden, passen sie doch schön in die Berglandschaft.
Schottische Hochlandrinder
Dagegen scheinen die grauen Kühe mit ihren langen Hörnern an der Alpe Maccugnano einer alten Rasse anzugehören. Ein junger Mann an der Hütte ist mit der Käseherstellung beschäftigt.
Ein Stück weiter begegnet mir ein Hirte mit seinem Hund. Leider spricht er kein englisch, erlaubt mir aber ihn zu fotografieren.
Beim weiteren Aufstieg zum Passo del Maccagno auf 2495 Meter lichtet sich der Nebel zwar ab und zu, generell ist es aber noch ziemlich feucht und dunstig.
Aufstieg zum Passo del Maccagno (2495 m)Da heute Samstag ist, begegnet mir mal wieder ein drahtiger Bergläufer, der wegen des Nebels aber seine Runde verkleinert hat.
Bergläufer
Ich passiere einen kleinen See, wo ich eine Pause mache und steige nicht zu steil weiter hoch zum Pass.
See am Aufstieg zum Passo del Maccagno
Auf der anderen Seite des Passes gelange ich in ein weites Becken voller Schafe. Glücklicherweise hat ein großer weißer Hirtenhund dem ich begegne, gleich erkannt, dass ich keine Gefahr für seine Schützlinge darstelle und er lässt mich völlig relaxt passieren.
Die Wege sind jetzt mit gelben Pfeilen markiert, so dass ich trotz Nebel kein Problem habe, dem Pfad zu folgen.
Ich überquere den Colle Lazonay und tauche dann richtig in den Nebel ein, als ich zum Colle della Mologna Grande aufsteige.
Auf dem Pass treffe ich eine Gruppe fideler Italiener, die das Wochenende zu einer Bergtour nutzen. Glücklicherweise reißt gerade jetzt der Nebel kurz auf, so das ich grandiose Aussichten auf die umgebenden Berge erhalte.
Am Rifugio Rivetti vorbei steige ich zur verfallenen Alpe Lavazei ab. Da die GTA hier ins Tal führt, wähle ich eine andere Route, die sich bald als kaum markiert, teilweise zugewachsen und ziemlich schwierig entpuppt. Der in mapout eingezeichnete Weg zum Lago del Riazzale existiert offenbar nicht mehr. Statt dessen folge ich mit viel Suchen einem Pfad zum Colle Bosa. Gras, Heidel- und Himbeeren haben den Weg stellenweise überwachsen, aber immerhin finde ich ab und zu noch einen kleinen Steinturm (Cairn).
Der Colle Bosa ist tatsächlich durch eine Tafel markiert!
Im Hang geht es weiter zum Colle Ambrose ( 2285 m). Hier warnt eine Aufschrift sogar vor der Gefährlichkeit des Wegs, der aber tatsächlich halb so wild ist.
Danach steige ich ein Stück ab zum Colle Chaparelle auf 2210 Meter, bis dann der lange Abstieg zum Lago del Vecchia beginnt. Eigentlich würde ich gerne mein Lager aufschlagen, aber es gibt nirgendwo Wasser.
Am Seeausfluss fülle ich meine Flaschen auf, obwohl eine Schafherde oberhalb weidet, die von einigen Hunden bewacht wird. Um den Tieren nicht zu nah zu kommen, mache ich einen kleinen Umweg und steige dann hoch zum Colle Carnaggio auf 1993 Meter, wo ich mein Zelt aufschlage.
Am Morgen geht es im dichten Bewuchs zunächst steil bergab, dann im Hang traversierend weiter. Glücklicherweise sind die Schafe hier lang gezogen, deshalb ist das Vorankommen nicht ganz so schwierig. Der Aufstieg zum Colle Irogna auf lediglich 2000 Meter ist dann aber steil und unangenehm im dichten, nassen Bewuchs aus Grünerlen und Alpenlattich.
Hinter dem Pass geht es weiter im Hang durch dichten Bewuchs und felsiges Gelände in Richtung des Colle Gregiosca auf 2213 Meter.
Meine Schuhe haben mittlerweile nach fast drei Monaten kaum noch Profil, daher rutsche ich zweimal aus, und schlage mir den Arm auf.
Als ich wieder auf einen guten Weg gelange, verrät eine Aufschrift, dass meine gerade absolvierte Route eigentlich nicht mehr benutzbar ist...
Vom Pass steige ich in Richtung Rifugio Barma ab. Plötzlich gibt es jede Menge Wege und auch Leute, es ist mal wieder Sonntag....
Eine Zeit lang beobachte ich einen kreisenden Steinadler.
Eigentlich führt meine geplante Route über den Colle Chardon. Von einem Weg ist aber nichts zu sehen, daher entscheide ich mich nach der Erfahrung von heute Morgen für eine einfachere Route, die zum Teil der Alta Via delle Aosta Nr. 1 folgt. Unter mir sehe ich bald den Lago Vargno, einen kleinen Stausee, mit Fahrweganschluss. Daher auch die vielen Leute hier!
Lago Vargno
Bald wird die Landschaft wieder einsam und ich genieße es auf einfachen Wegen über Weideflächen und durch offene Wälder zu laufen. Heidekraut und Silberdisteln blühen bereits.
Oberhalb der bewohnten Alpe Serrafreda finde ich einen schönen Lagerplatz in der Nähe eines Bächleins, wo ich mich waschen kann.
Die Sonne scheint noch lange auf das paradiesische Fleckchen und ich fotografiere längere Zeit das Insektengetummel an blühenden Weidenröschen.
Die Weidenröschen sind voller Leben
Da der in mapout eingezeichnete, direkte Weg nicht existiert, steige ich am Morgen zunächst auf zum Colle Sella auf 2240 Meter. In den Tälern liegen noch Wolken, aber es scheint ein schöner Tag anzubrechen.
Anschließend folge ich dem Grat weiter zum fantastisch gelegenem Rifugio Coda auf 2300 Meter.
Eine Tafel verrät, dass man von hier sowohl den Mont Blanc, als auch den Gran Paradiso sehen kann. Der Mont Blanc ist mit 4810 Metern der höchste Berg in den Alpen!
Hier beginnt eine wirklich spektakuläre Route, die über einen Grat mit etlichen Berggipfeln führt. Jetzt am frühen Morgen ist es hier besonders schön, und trotz Rifugio noch kein Mensch zu sehen!
Die Wolken scheinen wie die Wellen des Meeres an die Berge zu branden!
An einigen Stellen gibt es zwar Sicherungen, aber die Route ist ziemlich einfach zu begehen. Schließlich erreiche ich den Monte Roux, mit 2318 Metern der höchste Punkt des Kamms.
Hinter dem Gipfel fällt der Grat ab zum Colle della Lace auf 2121 Meter.
Hinter dem Pass beginnt dann der lange Abstieg nach Quincinetto im auf lediglich 250 Meter gelegenem Dora Baltea Tal. Hier oben ist es jetzt ziemlich kühl und bewölkt, so dass ich sogar zeitweise ein langärmliges Shirt anziehe. Das sollte sich dann natürlich mit abnehmender Höhe wieder schnell ändern...
Zunächst laufe ich über bewirtschaftete Almen, dann ein Stück durch Buchenwald und schließlich lange auf einer alten Mulatiera durch Esskastanienhaine, Haselgebüsche und Viehweiden. Eine schöne, abwechslungsreiche, alte Kulturlandschaft!
Im Tal angekommen erzählen mir zwei junge Frauen, dass es in Quincinetto keinen Supermarkt gibt, bieten mir aber an, mich einige Kilometer nach Settimo Vittone mitzunehmen, wo ich für die nächsten sechs Tage einkaufe und dann durch das Tal zurück nach Quincinetto laufe. Ich frage bei einem B. u. B nach dem Preis, 50 Euro sind mir aber viel zu teuer, statt dessen schlage ich mein Zelt auf dem Campingplatz Mombarone für nur 10 Euro auf, finde dort w-lan und kann meine Powerbank aufladen.
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