In diesem Abschnitt überschreite ich die Grenze nach Frankreich und erreiche damit den Vanoise Nationalpark, der mit Gran Paradiso verbunden ist.
Nachdem ich eine Kekspackung gefrühstückt habe, geht es am Stausee von Ceresole vorbei in den Bergwald, zunächst aus Fichten und Lärchen. Bei herrlichem Wetter tummeln sich zahlreiche Singvögel in den Ästen der Lärchen, wie verschiedenen Meisenarten und ein Laubsänger.
Nonnenmeise auf Lärche
Als die Steigung nachlässt, erreiche ich das Plateau der Alpe Trucco, eine offene Landschaft aus der noch einige Lärchen ragen. Es wird noch beweidet, obwohl einige Steinhütten verfallen sind.
Schließlich steige ich weiter auf zum Colle di Nel auf 2551 Meter. Nach den ersten Frösten haben sich die Heidelbeersträucher bereits wunderschön rot verfärbt und tragen leckere Früchte.
Lecker
Der grasige Anstieg ist nicht zu steil. Bevor ich mich an den Abstieg in eine weites Tal mache, trockne ich mein Zelt in der Sonne. Jetzt Anfang September liegt der Herbst schon in der Luft, mit tollem, sonnigen, klarem Wetter.
Ich passiere das Rifugio Jervis, wo sich einige Leute aufhalten und schlage schon früh mein Lager oberhalb eines Bachs auf, da der Weg später in die Nähe einer Straße führt.
Später unternehme ich noch eine ausgedehnte weglose Wanderung zu einem Pass. Kurz muss ich mich durch Grünerlengebüsche kämpfen, erreiche eine verfallene Alm auf einem Absatz und folge dann Wildwechseln im Hang, was gut funktioniert.
Um 19.15, bevor es dunkel wird, bin ich wieder zurück. Die Tage sind jetzt schon kürzer, so dass ich auch am nächsten Morgen erst kurz vor 7 starte, als die ersten Sonnenstrahlen die Hänge rot färben.
Ich steige ab in den Lärchenwald oberhalb der Straße im Tal, von der ich aber nicht viel mitbekomme. Hier beobachte ich zunächst einen Rehbock, dann eine Rehmutter mit ihrem Kitz.
Danach geht es erstaunlich lange wieder hoch zum Stausee Serru.
Zwischen den Felsen beobachte ich einen Hausrotschwanz, der die Herbstsonne nutzt, um Insekten zu fangen.
Hausrotschwanz
Von der Staumauer aus sehe ich zahlreiche Forellen, in dem klaren, türkisen Wasser, die nach Insekten über dem Gewässer springen.
Auf Insektenjagd
Forelle
An der Staumauer gibt es einen Parkplatz, und dementsprechend etliche Leute, aber kurz danach sind nur noch wenige Wanderer unterwegs.
Der Anstieg zum Rifugio della Ballota ist ziemlich steil, mit einigen Sicherungen, die man aber nicht unbedingt braucht.
Das Rifugio ist malerisch in den Fels gebaut, allerdings unbewirtschaftet und verschlossen. Bald gelange ich auf ein Plateau, auf dem mich ein gelber Blumenteppich erwartet.
Das letzte Stück des Anstiegs ist steil, aber nicht schwierig. Schließlich erreiche ich den Col de la Lose auf 2952 Meter, der die Grenze nach Frankreich bildet. Außerdem grenzen hier die Nationalparks Gran Paradiso und Vanoise aneinander.
Von der Passhöhe ergeben sich grandiose Ausblicke, zurück zum Gran Paradiso und über die Gletscher der Umgebung. Der Abstieg in die hochalpine Landschaft ist ziemlich einfach. Es gibt hier jetzt, am vierten September immer noch Schneefelder und eisbedeckte Seen!
Es ist ziemlich windig, daher kann die Nacht recht ungemütlich werden. Dennoch möchte ich nicht weiter absteigen, sondern in dieser grandiosen Landschaft lagern. Dazu verlasse ich den Pfad und laufe noch eine ganze Zeit weglos durch die mit schütterem Gras bewachsene Steinwelt, bis ich schließlich am Torrent de Niolet auf 2650 Meter Höhe mein Zelt aufschlage. Später unternehme ich noch einen langen Abendspaziergang. Dies ist eine der schönsten alpinen Landschaften bisher auf dieser Wanderung, mit Wasserfällen, tosenden Bächen, ausgedehnten Gletschern und schroffen Bergen. Toll!
Kurz bevor ich mein Zelt wieder erreiche, zieht ein großes Rudel von etwa 30 Steinbockmännchen vorbei. Ein imposanter Anblick!
Als ich am nächsten Morgen wieder aufbreche, bringt die Sonne bereits die gegenüberliegenden Gletscherhänge zum Leuchten.
Ich steige im Tal weiter ab, überquere die Straße bei Pont St. Charles und erreiche bereits um 11 Val d' Isère, einen bekannten Wintersportort an dem schon mal olympische Spiele statt fanden. Der Ort wirkt ziemlich ausgestorben, immerhin hat der Super Markt ein gutes Angebot, so dass ich meine Vorräte erneuere, bevor ich gleich weiter wandere. Es scheint, als ob sich Corona gerade neu in Frankreich ausbreitet, daher wirkt die Stimmung auf mich etwas angespannt.
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