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07.02.2021

Alpentraverse 2020 - 4 Monate von Berchtesgaden zum französischen Mittelmeer 25 Modane - Briançon

 




Auf diesem Abschnitt besteige ich Mont Thabor und treffe einen echten Ultraleichtwanderer.
Da ich kein Wasser mehr habe, gehe ich am nächsten Morgen ohne Frühstück los. Der Weg läuft paralell zur Straße nach Val Fréjus, umso erstaunter bin ich, als mir ein weiblicher Rothirsch begegnet...
Als ich vor einer Kapelle etwas Wasser in einem kleinen Felsbecken entdecke, kann ich dann schließlich auch mein Müslifrühstück einnehmen. Bald erreiche ich den ausgestorben wirkenden Skiort Val Fréjus und steige dann im Tal des Ruisseau du Charmaix weiter auf. Hier im Fichtenwald wachsen noch leckere, saftige Himbeeren. Ich kann mich kaum von den köstlichen Früchten lösen...
Am Bach beobachte ich drei Wasseramseln und kann eine auch fotografieren.


                                                                    Wasseramsel

Hinter einem Stausee weichen die Bäume zurück und ich laufe durch eine ausgedehnte Weidelandschaft. Ich bin jetzt auf dem bekannten Wanderweg GR 5, daher treffe ich einige Wandergruppen. Vor langer Zeit bin ich auf dieser Route vom Genfer See kommend schon einmal unterwegs gewesen!

                               Weidelandschaft vor dem Mont Thabor

Als ich Mittagspause mache, sehe ich einen Wanderer mit leichtem Gepäck und erstaunlich schnellem Schritt herankommen. Tatsächlich ist Andrew ein erfahrener Langstreckenwanderer, der in diesem Sommer auch schon in den Pyrenäen war, und den Pacific Crest Trail in den USA gemacht hat. Mit seinem sehr leichten Rucksack legt er gigantische Strecken zurück, bleibt dabei aber auf den Hauptrouten, wie hier dem GR 5. Ein interessanter, inspirierender Typ, der auch schon auf Jachten gearbeitet hat und mit dem Fahrrad nach Lhasa gefahren ist!


                        Andrew ist ein erfahrener Langstreckenwanderer


Nach dieser Begegnung gebe ich gleich noch mal mehr Gas und steige unschwer zum Col des Méandes auf 2718 Meter auf. Hier lasse ich meinen Rucksack zurück, und nehme den Anstieg zum 3178 Meter hohen Mont Thabor in Angriff. Die Route ist trotz der Höhe sehr einfach, daher sprinte ich ohne das Rucksackgewicht förmlich nach oben, und habe auch schon nach einer halben Stunde das Gipfelplateau erreicht.

                                         Aussicht vom Mont Thabor (3178 m)

Oben steht eine halb verfallene Kapelle und ich unternehme einen kleinen Rundgang um das Plateau herum. Ausser mir ist hier oben noch ein junger Mann, mit wirrem Blick, der etwas vor sich hinmurmelt und ständig einen Rosenkranz durch seine Finger laufen lässt...
Bald bin ich wieder bei meinem Rucksack und setze meinen Weg jetzt auf deutlich einsameren Pfaden durch eine wilde Landschaft fort. In der Nähe des Lac Blanc beobachte ich einige halbwüchsige Steinböcke. Halb im Spiel lassen zwei ihre Hörner aneinanderkrachen und schieben sich ein Stück hin und her. 



                                Die jungen Steinböcke kämpfen spielerisch


Am nächsten Morgen schälen sich die Bergspitzen zunächst nur langsam aus dem Nebel heraus. Eine faszinierende, aber auch abweisende Stimmung!


                                                   Früh am Morgen

Der Aufstieg zum Col des Muandes auf 2822 Meter entpuppt sich dann als sehr einfach. Überhaupt sind die Pässe in dieser Gegend generell nicht schwierig. Schön, wie jetzt langsam die Sonne sich durchsetzt und die schroffen Bergspitzen auf der anderen Seite des Clarée Tals aus dem Dunst auftauchen.


                                    Der Morgendunst hebt sich     

Dieses ist das letzte Wochenende der Saison, an der die Hütten noch geöffnet sind, daher treffe ich einige Wanderer. Auch die Murmeltiere zeigen wenig Scheu und lassen sich aus der Nähe in der Sonne ablichten.

         
                                               Murmeltiere

Am Refuge des Drayères erreiche ich das Clarée Tal, dem ich anschließend aufwärts folge. Von der Quelle des Bachs gehe ich über einen niedrigen Pass zum größeren Lac Rond, wo ich meine Mittagspause genieße. Dabei beobachte ich ein Hermelin und eine riesige Schafherde zieht auf mich zu. Ich folge jetzt einem mehrtägigen Rundwanderweg, dem GR 57, der Tour du Thabor.

                                    Lac Rond

An weiteren, kleinen Seen vorbei steige ich auf zum Col de la Ponsonnière. Kurz unterhalb beginnt es zu regnen, so dass ich mein Zelt aufschlage. Allerdings dauert es nur eine Stunde, und die Sonne erscheint wieder. Ich wandere weiter auf einer sehr schönen, aussichtsreichen Strecke im Hang, gegenüber dem gletscherbedecktem Ecrins Massiv. Immer wieder beobachte ich Steinböcke, Murmeltiere und einen Steinadler. Schließlich finde ich einen sehr schönen Lagerplatz unterhalb des 2770 Meter hohem Col des Beraudes, zu dem ich noch einen Abendspaziergang unternehme. 

Am nächsten Morgen bin ich zum Sonnenaufgang wieder unterwegs. Die ersten Strahlen färben einen kleinen Bereich an einer Felsgruppe rot, faszinierend!


                                                       Morgenrot

                      Sonnenaufgang über dem Ecrins Massiv

Meine Route führt weiter durch die Schotterhänge zum Col de Chardonnet (2638 m). Die Gruppe Steinböcke, die ich bereits gestern Abend gesehen hatte, hält sich immer noch an der selben Stelle auf. Ein majestätisches Exemplar trägt eine Ohrmarkierung. 

                                                 Markierter Steinbock

                                         Die Gletscher des Ecrins Massivs

Am Pass stoße ich auf gelbe Fahnen, denen ich ab jetzt folge. Offenbar findet hier bald ein Trailrunning Event statt. Ich steige ab bis auf ca. 2250 Meter in die Nähe des Chardonnet Refuge. Anschließend geht es hoch zum Col de Roche Noir auf 2500 Meter, von wo ich ins weite Muclette Tal absteige. Ohne große Steigung geht es dann zum Col de Buffère auf 2427 Meter Höhe, der sogar auf einem Fahrweg erreicht werden kann. Hier beginnt es zu regnen, daher verziehe ich mich mal wieder für eine Stunde ins Zelt. Wie gestern erscheint die Sonne dann rasch wieder. Jetzt geht es erstaunlich lange berghoch bis auf die Spitze des Bergs Le Grand Area, mit 2869 Meter. Eigentlich wollte ich von hier eine direkte weglose Route nehmen, diese erscheint mir aber schwierig und unsicher, daher steige ich auf einfacher Route ab bis in die Nähe der verwaisten Bergerie St. Joseph. Ich habe schon seit langem kein Wasser mehr, und bin daher sehr froh, dass ich hier auf ein Bächlein stoße, in dessen Nähe ich auf 2250 Meter lagere. 
Am nächsten Morgen laufe ich zunächst über offene Schafweiden, wo ich einen Rehbock beobachte. 


                                                   Rehbock

Anschließend geht es lange Zeit bergab, durch trockenen Kiefernwald, ein Lebensraum, der mir  bisher auf meiner Alpenwanderung noch nicht begegnet war. 
Bereits gegen Mittag erreiche ich Briançon, wo ich ein Zimmer mit wlan für lediglich 34 Euro finde. Obwohl es Sonntag ist, hat der Géant Casino Supermarkt geöffnet, allerdings sind lediglich die Scannerkassen geöffnet.
Briançon liegt auf nur 1300 Meter, daher ist es hier auch Mitte September noch sehr warm. 















































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