Auf diesem Abschnitt laufe ich weiter durch den grandiosen Vanoise Nationalpark und kann etliche, schöne Tierbeobachtungen genießen.
Bald lasse ich Val d'Isère hinter mir. Zwar sind die französischen Retortenskiorte nicht besonders hübsch, aber ich hatte Val d'Isère aus der Vergangenheit hässlicher in Erinnerung.
In einem Tal steige ich recht gemächlich auf, als ich eine Bewegung am Weg wahrnehme. Es ist ein Hermelin, das auch großes Wiesel genannt wird. Ich hatte diesen flinken, kleinen Marder auf meiner Tour ja schon ein paar Mal gesehen, jetzt gelingen mir aber auch einige Bilder, obwohl das Hermelin fast ständig in Bewegung ist, sozusagen "herumwieselt"
Ich nehme nicht den direkten Weg zum Col de la Rocheure, sondern laufe um den Mont Roux herum.
Wie recht häufig sehe ich manchmal einige Alpendohlen, die mit relativ wenig Abstand über meinem Kopf fliegen.
Schließlich schlage ich mein Lager auf 2540 Meter Höhe abseits des Pfads in einer weitläufigen Almlandschaft auf. Als ich dabei bin, mein Zelt aufzubauen, sehe ich ganz in der Nähe einen Bartgeier und etwas 20 Gänsegeier sich in den Himmel schraubend. Wahrscheinlich hatten sie einen Kadaver gefunden. Die Geier waren in den Alpen schon fast ausgestorben, ihre Bestände scheinen sich aber erfreulich zu entwickeln.
Später unternehme ich noch einen ausgedehnten Spaziergang durch die Graslandschaft, die von einigen braunen und grauen Kühen beweidet wird. Auch im Vanoise Nationalpark ist also die Viehbeweidung erlaubt, was ja im Schweizer Nationalpark nicht der Fall war.
Plötzlich höre ich ein mächtiges Flügelrauschen, und ein Steinadler streicht in lediglich 10 Meter Abstand über meinen Kopf hinweg. Offenbar ist er auf der Jagd nach Murmeltieren.
Bei kühlem, sonnigem Wetter bin ich am nächsten Morgen wieder unterwegs zum Col de la Rocheure. Zeitweise folge ich einem Bachtal.
Der Aufstieg ist ziemlich einfach und von dem 2911 Meter hohem Pass eröffnen sich tolle Aussichten auf die Gletscher der Vanoise.
Es ist Sonntag und einige Leute sind bei dem tollen Herbstwetter unterwegs. Ich will nicht zum Refuge de la Femma absteigen und das Terrain wirkt auf mich gut geignet dazu, weglos weiter zu wandern in Richtung des Col de Pierre Blanche. Das funktioniert zunächst auch sehr gut, auf Wildwechseln am Hang. Schließlich gelange ich jedoch in steiles Schottergelände. Ich bin jetzt bereits auf 3000 Meter und muss erkennen, dass ich hier nicht weiter komme. In einer steilen Schotterrinne steige ich dann ein Stück wieder ab. Einige Male begegne ich hier Gämsen und Murmeltieren.
Durch ausgedehntes, steiniges Gelände geht es dann nicht zu steil hoch zu einer Kammlinie auf 3050 Meter. Dahinter fällt der Hang schroff ab, so dass ich mich einige Zeit umschaue, bevor ich eine halbwegs geeignete Abstiegslinie entdecke. Unter mir erstreckt sich ein wildes, weites Hochtal.
Der Abstieg glückt und als nächstes muss ich hier auf 2760 Meter Höhe einen geeigneten Lagerplatz finden. Es ist ziemlich windig, und auf dieser Höhe wird es nachts bestimmt sehr kalt. Schließlich finde ich eine halbwegs geschützte Mulde in der grandiosen hochalpinen Landschaft. Später unternehme ich noch einen tollen Abendspaziergang zum Col de Pierre Blanche auf 2842 Meter. Sonne und Nebel wechseln sich ab, woraus sich im Abendlicht wunderschöne Lichtstimmungen ergeben.
Am nächsten Morgen ist mein Zelt gefroren. Während hier oben noch die Sonne scheint, liegt im Tal bereits der Nebel. Ich steige langsam ab zum Torrent de la Leisse, wo ich wieder auf einen Weg stoße. Nachdem ich bis auf 2100 Meter abgestiegen bin, geht es durch die alpine Landschaft wieder hoch zum Col de la Vanoise auf 2522 Meter Höhe. Die Passhöhe ist fast unmerklich. Es gibt hier schöne, kleine Seen und eine markante Bergspitze ragt ganz in der Nähe auf. Toll wie der Nebel langsam weicht!
In dem grandiosen Hochtal geht es weiter zu dem großen, modernen Refuge du Col de la Vanoise. Die Landschaft ist herrlich, mir ist allerdings zu viel los hier...
Anschließend erfolgt ein sehr langer Abstieg im Arcolin Tal bis auf 1900 Meter Höhe. Als ich dann schließlich den Hauptweg verlasse und zum Col du Grand Marchet auf 2490 Meter aufsteige, habe ich die Berge wieder für mich alleine...
Am Pass begegne ich zwei Steinbockmüttern mit ihren Kitzen.
Hinter dem Pass nehme ich eine Abkürzung, die aber mit Cairns markiert ist und an einem grandiosen Wasserfall vorbei führt. Es liegt sogar ein Regenbogen über den herabstürzenden Wassermassen!
Bald steige ich wieder ein Stück hoch, und finde einen tollen Lagerplatz mit Aussicht auf den Wasserfall!
Als ich zu meinem Abendspaziergang aufbrechen will, ist dichter Nebel aufgezogen, und eine Gämse schaut wie ein Berggeist auf mich herab.
Nach einer frostigen Nacht kommt am nächsten Morgen bald wieder die Sonne. Ich passiere das Refuge La Vallette und laufe dann lange im Hang hoch oberhalb des Chavière Tals. Zum ersten Mal auf dieser Tour treffe ich einen Wanderer, der eine Schutzmaske bei unserer Begegnung trägt! Merkwürdige Zeiten!
Mittags genieße ich die Wärme auf meiner Matte unterhalb des Genépy Gletschers.
Anschließend geht es auf guten Wegen lange bergauf zum 2916 Meter hohem Col d' Aussois. Generell habe ich das Gefühl, dass hier auf der französischen Seite mehr Wanderer unterwegs, und die Wege einfacher sind. Obwohl ich ja sowohl die Markierungen als auch die Pfadbeschaffenheit in Italien auch gut fand.
Da das Wetter schön und stabil ist, möchte ich nicht absteigen und schlage mein Lager auf 2740 Meter Höhe auf. In der Nähe grasen zwei mächtige Steinböcke.
Obwohl ich nur einen kurzen Abendspaziergang unternehme, benutze ich das GPS meines Handys um zum Zelt zurückzufinden. Zwar wachsen hier oben keine Bäume, aber die ganzen Felsbuckel machen das Terrain ziemlich unübersichtlich.
Als ich am Morgen nach einer weiteren frostigen Nacht aufbreche, zeichnen sich zwei junge Steinböcke als Silhouetten vor dem sich rosa färbendem Himmel ab.
Ich steige zum Refuge d'Aussois ab und laufe dann in dem fast ebenen Tal weiter.
Der Bach ist hier schon so breit, dass ich nicht mit einem Sprung rüber komme, daher ziehe ich meine Schuhe aus, und wate barfuß durch das eiskalte Gewässer. Ein kurzer Schock, aber sehr belebend!
Anschließend beginne ich den langen Aufstieg zum Col de la Masse.
Obwohl es Richtung Herbst geht, sind die Murmeltiere noch aktiv.
Auch der Col de la Masse, mit 2923 Meter Höhe ist einfach zu erklimmen. Im Abstieg sehe ich einige Wanderer, die Steinböcke aus der Nähe fotografieren.
Auf 1900 Meter gelange ich in einen urwüchsigen Wald aus Zirben und Lärchen oberhalb des Refuge d'Orgère. Ich nehme mir die Zeit, die interessanten Informationstafeln zu lesen und fotografiere eine ganze Reihe von Tieren: Von Maus und Eichhörnchen über Haubenmeisen zu Goldhähnchen. Schön!
Schließlich verlasse ich den Vanoise Nationalpark und gelange nach Modane, im Arc Tal auf 1100 Meter gelegen. Ich kaufe in einem Supermarkt ein. Dabei gönne ich mir trotz des hohen Gewichts ein Nutellaglas mit einem Kilo Inhalt!
Eigentlich will ich hier auf den Campingplatz gehen, dieser hat aber bereits geschlossen. Daher verlasse ich das Tal bald, quere die Autobahn durch eine Unterführung und steige wieder im Wald auf. Das Terrain ist hier ziemlich steil, daher bin ich froh, als ich einen ebenen Platz abseits des Wegs an einem ehemaligen Steinbruch entdecke. Mit den Geräuschen der Autobahn unterhalb ist das nicht gerade der idyllischte Ort, aber o.k.
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