Am nächsten Morgen sind wir schon um 6:30 beim Frühstücksbufett, was zwar eher einfach ist uns aber dennoch satt macht. Später fahren wir dann mit dem Bus nach Otxandio zurück, wo wir unseren Weg fortsetzen. Es ist bedeckt und sieht nach Regen aus, dafür ist es deutlich kühler. Hinter dem Dorf Ubide folgen wir dem Bach Undabe aufwärts, wo ich an Grashalmen sitzende Libellen fotografiere. Später laufen wir auf einem Fahrweg durch ausgedehnte Nadelforsten weiter aufwärts. Dann beginnt der Anstieg zum 1482 Meter hohen Berg Gorbeia. Obwohl wir hier wieder auf dem GR 12 sind, ist keine Markierung zu erkennen. Ab und zu tauchen zerklüftete Kalkfelsen aus dem weißen Dunst auf, aber auch oben angekommen sehen wir kaum etwas von der Umgebung. Das ändert sich bald, als wir über einen grasigen Kamm ins Baia Ibaia Tal absteigen. Jetzt zeigt sich sogar ein wenig die Sonne. Als wir dann aber in unserem Lager in Bachnähe auf dem Hobo Spaghetti kochen, sieht es wieder stark nach Regen aus, bleibt aber trocken.
Dafür regnet es am nächsten Morgen, also drehen wir uns noch mal um und dösen weiter. Schließlich laufen wir um halb zehn los, obwohl es immer noch nieselt. Wir folgen dem Tal weiter abwärts, in dem es laut einer Tafel Eisvögel und Fischotter geben soll. Hinter dem Infozentrum des Naturpark steigen wir dann durch einen schönen Zerreichenwald mit üppigem Grasbewuchs zu einem Kamm auf, bevor es zu einer Autobahn geht, die wir durch einen Tunnel passieren. Als wir gegen Mittag Izarra erreichen, regnet es wieder stärker und wir rasten auf einer Bank unter einem Dach vor dem örtlichen Gesundheitszentrum. Schließlich lassen wir den Ort hinter uns und gelangen wieder in den Wald, wo wir um bereits um 14 Uhr unser Lager aufschlagen, da es uns zu viel regnet. Interessanterweise bleibt der Nachmittag dann aber trocken…
Als gegen Morgen die Waldkäuze noch eifrig rufen, brechen wir im Licht der Stirnlampen wieder auf. Durch den Buchenwald gelangen wir in ein Weidegebiet, wo wir eine Schäferin mit drei Hunden treffen. Ein Stück weiter begegnen uns dann noch sechs große Hunde, die gelassen abchecken, ob wir eine Gefahr für ihre Schafe darstellen, bald aber wieder entspannt abziehen. In Rumänien wäre das eine potenziell dramatische Situation gewesen!
Unvermittelt gelangen wir dann an die steilen Klippen mit denen die Sierra Salvada in die Ebene stürzt. Obwohl es hier sogar zwei Aussichtsplattformen gibt, haben wir die spektakuläre Landschaft fast für uns allein. Leider ist es ziemlich düster und bedeckt. Es muss grandios sein, wenn ein Wasserfall nach heftigem Regen hier in die Tiefe stürzt.
Wir überqueren eine Straße und gelangen in der Nähe einer Kapelle wo Funkmasten aufragen zu einer Hütte in der Felswand. Leider haben die Schafe hier alles vollgeschissen. Immerhin gibt es einen Wasserhahn aus dem wir uns versorgen können. Nachmittags erscheint die Sonne wieder und wir entfernen uns vom Steilabfall. Wir wandern durch eine einsame Weidelandschaft die recht trocken wirkt. An einer Viehtränke steigen zwanzig Geier auf. Die Fuente de Mandagoa, aus der wir unser Wasser für den Abend nehmen wollten, entpuppt sich als dreckiger Kuhteich. Glücklicherweise entdecken wir ein Stück weiter noch einen eingezäunten Tümpel, wo wir Wasser aus dem Schilf schöpfen können. Ein Stück weiter schlagen wir nach 11 Stunden unterwegs, 32 Kilometern und etwa 1100 Höhenmetern Aufstieg unser Lager zwischen Büschen mit Aussicht in die Ebene auf, kochen auf dem Hobo und genießen einen sonnigen Abend.
In der Nacht wird es klar und kühl, morgens blicken wir auf ein Nebelmeer im Tal. Das löst sich jedoch erstaunlich schnell auf, wobei tolle Stimmungen mit glitzernden Spinnennetzen und satten Farben zwischen Nebelgrau und azurhimmelblau entstehen. Wir hatten damit gerechnet, dass dieser Abschnitt nicht so interessant wird, sind aber begeistert von der Vielfalt der Landschaft mit grünen Eichen, offenen, heideartigen Flächen und kleinen Feldern. Erst gegen halb zehn ist es so warm, dass wir unsere Fleecepullover ausziehen. Stellenweise leuchten die Sonnenblumen intensiv gelb. Wir passieren Quincoces de Yuso und zwei weitere kleine Orte, wo wir am Brunnen in Villabasil unsere Wasservorräte auffüllen.
Inzwischen haben wir übrigens das Baskenland verlassen und die Landschaft ist deutlich trockener. Die Route von Caminaire der wir folgen, verlässt hier die mehr schlecht als recht markierten Wanderwege so dass wir jetzt auf einer Mischung aus Feldwegen, Viehpfaden und manchmal auch querfeldein wandern.
Wir folgen dem Rand der Sierra de la Peña, wo die großen Eselsdisteln von Schmetterlingen umschwärmt werden. Manchmal kommen wir durch Kieferngehöze, es gibt aber auch Buchenwald in dem sogar einige Eiben wachsen. Eine tolle, einsame Landschaft obwohl die nächsten Orte gar nicht so weit entfernt sind.
Wir folgen einer Fahrspur auf den 1075 Meter hohen Brazuelo, von dem wir unsere Blicke weit schweifen lassen können. Leider sind einige Bergkämme mit Windrädern verunstaltet…
Wir steigen in ein karstiges Tal ab und folgen dann Viehpfaden durch den Kiefernwald zu einer Abbruchkante von hellen Kalkklippen. Wir beginnen den Abstieg an einer günstig erscheinenden Stelle, landen aber bald vor einer Steilwand. Also folgen wir der Route von Caminaire weiter und gelangen auf einen Pfad, der durch den Buchenwald nach unten führt. Dann sehen wir in der Wand eine Höhle, von der ein Kletterseil herabhängt und lassen es uns nicht nehmen, daran etwa 30 Meter zum Höhleneingang aufzusteigen. Die Grotte setzt sich offenbar weit ins Innere fort. Weiter unten gefällt es uns in dem Buchenwald mit einzelnen alten Eichen so gut, dass wir dort unser Lager aufschlagen und Anke die 1,5 km nach Bercedo geht um dort Wasser zu holen. Noch lange scheint die Abendsonne durch das dichte Kronendach. Ein perfekter Abschluss für einen tollen Wandertag!
Am nächsten Morgen gelangen wir bald nach Bercedo und wandern durch eine recht flache Kulturlandschaft wo wir uns an Brombeeren, Äpfeln Pflaumen und Birnen laben, zur lebendigen Kleinstadt Espinosa de los Monteros. Dort kaufen wir in dem kleinen, aber gut sortierten und nicht zu teurem Lupa Supermarkt für die nächsten vier Tage ein und essen dann gemütlich Brot, Käse, Möhre und Schokolade. Für die nächsten 40, wahrscheinlich wasserlosen Kilometer füllen wir uns 4, bzw. 5 Liter Wasser an einem Hahn ab. Anschließend geht es auf einem Fahrweg kontinuierlich aufwärts zum Kamm einer Heidekraut bedeckten Bergkette. Wir entdecken wiederholt alte Wolfslosung und verlassen schließlich den Weg um dem Kamm querfeldein bzw. auf undeutlichen Pfaden weiter zu folgen. Leider ist das schöne Wetter umgeschlagen, dichter, feuchter Nebel hüllt uns ein, während heftiger Wind um uns tost. Der 1514 Meter hohe Nevero del Poyuelo stellt den höchsten Punkt da, dann geht es abwärts zu einem Pass, wo wir im niedrigen Buchenwald einen geschützten Lagerplatz finden. Während Regen und Nebel auf unser Zelt prasseln, essen wir warm und trocken Chips mit Erdnüssen, das ideale, kalte Outdooressen!
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