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01.06.2016

Boliviens bunter Süden

Nach unserem Besuch im Pantanal wollen wir als nächstes das hochgelegene Altiplano in Boliviens Süden ansteuern. Uyuni ist der Ausgangspunkt für die meisten touristischen Touren in dieser Gegend. Eigentlich haben wir ja vor, eine mehrtägige Wanderung in der wüstenhaften Vulkanlandschaft an der chilenischen Grenze zu unternehmen, aber wenn wir schon mal hier sind, wollen wir uns auch nicht die zahlreichen Naturschönheiten dieser Landschaft entgehen lassen, die man am Besten auf einer organisierten Jeeptour entdeckt. Mit einer lokalen Agentur vereinbaren wir, dass wir an der Laguna Salgada den Wagen verlassen, um von dort loszuwandern und am Ende des Treks mit einem anderen Jeep der Agentur zurück nach Uyuni zu fahren.
Uyuni ist einer der wenigen "Touristenorte" in Bolivien. Dem entsprechend gibt es hier utzende von Agenturen, die Geländewagentouren anbieten und sich in ihren Angeboten kaum  unterscheiden.
Außer dem nur spanisch sprechenden Fahrer Willi, sind noch ein junges Schweizer Pärchen und zwei Chinesinnen mit von der Partie.
Bald nachdem wir Uyuni verlassen haben, erreichen wir schon den Salar de Uyuni, mit über 10.000 Quadratkilometern die größte, ausgetrocknete Salzpfanne der Erde. Die brettebene extrem weite Ebene macht einen grandiosen, wenn auch trostlosen Eindruck. Leider haben sich die Probleme mit meiner Kamera, die ich schon am Anfang der Bolivenreise hatte, inzwischen deutlich verschlimmert, so dass ich nur noch wenige Bilder machen kann. Eine Schande, in der extrem fotogenen Landschaft Südboliviens!





                                      Die ungeheure Weite des Salar de Uyuni


An manchen Stellen wird hier auch Salz abgebaut, aber der wahre Schatz des Salar, ist ein riesiges Lithiumvorkommen. Es wird wohl nicht mehr lange dauern, bis der industrielle Abbau beginnt. Also, wer den Salar de Uyuni noch halbwegs unberührt erleben möchte, muss sich beeilen...

Aus der Salzpfanne erheben sich einige kleine Inseln. Bei dem Eiland Incahuasi legen wir einen längeren Stopp ein, so dass wir die von uralten, mehrere Meter aufragenden Säulenkakteen bewachsene Insel zu Fuß erkunden können.






                              Riesenkakteen auf der Insel Incahuasi

Am Rande des Salzsees gibt es einige kleine Ansiedlungen, wo sehr spartanisch ausgestattete "Salzhotels" die Jeeptouristen über Nacht beherbergen.


                                   Salzhotel

Weder von der Höhle, die wir hier besichtigen, noch von dem tollen Sonnenuntergang über dem Salar de Uyuni, den wir von einem Berg aus bewundern, kann ich Bilder machen...
Während es über Tag in der Sonne trotz dem stetig blasenden Wind recht angenehm ist, sinken die Temperaturen nach Einbruch der Dunkelheit rasch unter den Gefrierpunkt. Eine Landschaft der Extreme!
Am nächsten Morgen verlassen wir den Salzsee und fahren weiter nach Süden zu bunten Vulkanen und von Flamingos belebten Lagunen.


















                       Fantastische Landschaften in Boliviens Süden

Rechtzeitig zum Sonnenaufgang über den dampfenden Geysiren und brodelnden Schlammlöchern von Sol de Mañana auf fast 5000 Meter Höhe, verlassen wir die ungastliche Unterkunft.
Etwas später erreichen wir die Laguna Salgada mit ihren heißen Quellen, wo wir unsere Wanderung beginnen. Dies ist eine der wenigen Stellen mit Süßwasser in dieser Gegend. Na ja, als wir am Seeufer entlang laufen, müssen wir ganz schön aufpassen, um nicht in irgendwelche Sumpflöcher zu tappen...
Auch die Vicuñas werden offenbar von dem grünen Gras in dieser kargen Gegend angezogen, aber leider funktioniert meine Kamera jetzt überhaupt nicht mehr...
Da meine Begleiterin nicht mit der Höhe klar kommt, schlagen wir schon recht früh ein Lager auf. Da hier auf 4500 Meter Höhe ein beständiger, eiskalter Wind bläst, sind wir froh, dass wir die Grundmauern eines ehemaligen Stalles entdecken, die unserem Zelt etwas Schutz gewähren. 
In der Nacht sinkt die Temperatur auf zehn Grad unter Null. Ich schlafe mit der Daunenjacke in meinem leichten Quilt, was die Kälte noch halbwegs erträglich macht, allerdings dürfte es viel kälter auch nicht mehr werden...
Am nächsten Morgen geht es Silvia noch schlechter, daher ist klar, dass wir nicht weiter wandern und morgen zurück zu den heißen Quellen gehen. Ich verbringe den Tag damit auf einen nahe gelegenen Berg zu steigen. Allerdings wird der Sturm immer heftiger, so dass ich bei 5150 Meter knapp unter dem Gipfel den Rückzug antrete. Ich möchte es nicht riskieren, auf dem Grat vom Berg geblasen zu werden...
Das es sich hier empfiehlt, ständig eine Sonnenbrille zu tragen, erfahre ich bei einem Abendspaziergang, als ein Sandkorn in mein rechtes Auge dringt. Normalerweise wird so ein Korn vom Tränenfluss schnell wieder ausgewaschen, dieses verkeilt sich allerdings leider hartnäckig. Die ganze Nacht spüre ich ein schmerzhaftes Reiben auf meiner Netzhaut. Dazu kommt wieder die unangenehme Kälte. So bin ich froh, als wir noch vor  Sonnenaufgang zurück zur Piste gehen. Den Sumpf können wir diesmal leicht passieren, da die Wasserläufe noch gefroren sind...
Nach einiger Zeit gelingt es uns einen Jeep zu finden, der uns zurück nach Uyuni mitnehmen kann. Glücklicherweise leiht mir einer der Passagiere seine Augentropfen. Nach einigen Spülungen scheint das Sandkorn das Auge verlassen zu haben und der Druck lässt glücklicherweise nach. 


Da wir noch etwas Zeit haben, beschließen wir eine weitere Facette Boliviens kennen zu lernen: Tupiza im Südosten an der argentinischen Grenze erinnert mit seinem milden Klima, den roten Schluchten und Kakteen an Landschaften in Utah oder Arizona. Und tatsächlich, hatten die beiden Banditen Butch Cassidy und Sundance Kid hier im 19. Jahrhundert Zuflucht gefunden... 




                                              Tupiza

Als wir durch die Straßen schlendern, entdecken wir das Büro von Green Planet, einer Agentur, die sich für die Erhaltung der Schluchtlandschaft einsetzt und interessante Canyoningtouren veranstaltet. Diese Mischung aus tiefer Naturkenntnis, Engagement für die Umwelt und Action fasziniert mich, ausserdem ist mir der Inhaber José Luis gleich sympathisch, daher vereinbaren wir eine Tour für den nächsten Tag.
Außer José Luis ist auch der 26- jährige, schweigsame Wilder mit von der Partie. Als gegen Mittag die Temperaturen steigen, funktioniert meine Kamera auch wieder ab und zu...
Beeindruckend sind Größe und Vielfalt der Kakteen, die häufig jetzt, zu Beginn der Regenzeit, blühen.
Leider werden die uralten, stattlichen Exemplare unseren Guides zu Folge immer seltener, da ihr Holz zur Möbelherstellung genutzt wird...



















                                                 Kakteenblüte

Während wir zunächst in einem Canyon und dann auf einem Bergrücken bergauf steigen, führt der Rückweg durch den Cañon de los Inca, wo zahlreiche Kletterpassagen und auch kleine Sprünge bewältigt werden müssen. Obwohl alles gut machbar ist, wäre an manchen Stellen ein Seil durchaus angebracht, das haben unsere Guides aber nicht dabei...


                          Klettereien im Cañon de los Inca

Im Gegensatz zu den Sandsteinschluchten des amerikanischen Südwestens, herrscht hier Konglomeratgestein vor, in dem die einzelnen Steine wie eingebacken wirken.












                                                Cañon de los Inca

Von Tupiza fahren wir mit einem interessanten Zug vorbei an Tausenden von Flamingos nach Oruro. 
Bevor die Bolivienreise endet, besuchen wir dann auch noch den Titicacasee, wo wir die Isla del Sol mit ihren alten Inkakultstätten besichtigen.


                                                          Titicacasee

Und dann sind drei Monate in dem sehr vielfältigen, freundlichen Bolivien leider auch schon um...





2 Kommentare:

  1. Lieber Gerald, letztes Jahr haben mein Mann und ich mit dem Rad Südbolivien bereist. Auch wir waren in Tupza, im Butch Cassidy Hostal und haben eine Tour bei Green Travel gebucht. Genau wire du waren wir begeistert und hätten hier und da gerne ein Seil gehabt. Ein toller Ort, die Restaurants nur etwas Pizzalastig. Wir können beide mittlerweile ganz passabel Spanisch weswegen wir auch alles gut verstanden haben. Dein Reiseblog ist toll und faszinierend, manchmal wie ein kleiner Krimi. Vielen Dank.

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  2. Oh, vielen Dank Alexandra! Schön, dass dir mein Blog gefällt! Bolivien ist ein tolles Land und ich komme irgendwann mit Sicherheit wieder! Über welche Länder hast du denn sonst schon etwas bei mir gelesen?

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