Nachdem ich mich in Cimolais mit Eis gestärkt habe, wandere ich auf einem anderen Weg zurück im Tal aufwärts.
Bisher war das Wetter heute toll, aber jetzt zieht ein Gewitter auf. Nachdem ich in das Val del Campol abgebogen bin, baue ich gerade noch rechtzeitig mein Zelt auf, bevor es zu schütten beginnt. Doch schon nach einer Stunde ist der Spuk vorbei und es nieselt lediglich noch. Mein Plan ist, auf direkter Route zum Nr. 6 am Bivacco Gresselin zurückzukehren. Bald gelange ich mal wieder an ein Schild, dass den Weg als unbenutzbar erklärt.
Diesmal ignoriere ich das Schild allerdings und folge einem deutlichen Pfad im Tal weiter aufwärts. Irgendwann muss ich aber den angeschwollenen Campol Bach überqueren. Das wäre wahrscheinlich sogar möglich, aber ich bin von dieser ersten Schwierigkeit gleich zu Anfang so frustriert, dass ich lieber wieder umdrehe. Ich habe keine Lust in schwierigem Terrain noch lange aufzusteigen um dann doch an eine unüberwindliche Stelle zu gelangen!
Ich gehe ein Stück zurück und steige dann durch den feuchtigkeitsgesättigten Buchenwald auf Richtung Forcella Lodina.
Schließlich gelange ich an eine ehemalige Alm. Die dichten Graspolster verraten, dass hier schon lange kein Vieh mehr weidet. Dennoch gibt es eine Tränke und ein Steinhaus, das heute vom Naturpark den Wanderern zum Übernachten zur Verfügung gestellt wird!
Ein Schild verkündet, dass die Hütte eigentlich wegen Corona gesperrt ist.
Das Innere der Casera Lodina ist erstaunlich geräumig, die Schlaflager befinden sich unter dem Dach.
Bereits als ich ankomme, beobachte ich entfernt auf den Hängen Rotwild. Diese verlassene Alm scheint ein Wildparadies zu sein.
Bevor ich am nächsten Morgen weiterwandere, unternehme ich erst einmal einen Spaziergang in die Umgebung, um Tiere zu fotografieren.
Tatsächlich ist das Rotwild auch wieder da. Zwar kann ich mich nicht so dicht anschleichen, wie ich eigentlich möchte, aber immerhin gelingen mir einige Bilder. Besonders gefällt mir ein noch gepunktetes Kälbchen! Eine Gämse zeigt, dass es noch weitere Bewohner hier gibt.
Bereits um 8:30 breche ich von der Casera wieder auf. Bald habe ich die Forcella Lodina erreicht. (1860m). Ich beobachte kurz einen seltenen Wanderfalken, begegne einer Blindschleiche und sehe sogar einen Neuntöter! Dieser hübsche Vogel ist für mich völlig unerwartet in dieser Höhe!
Das Wetter ist traumhaft und ich erfreue mich an Blumen und Schmetterlingen in der grünen Mattenlandschaft.
Dann erblicke ich unmittelbar vor mir ein Rudel von 10 Steinböcken. Zunächst gehe ich in Deckung um sie ungestört zu fotografieren, merke aber bald, dass sie mich überhaupt nicht beachten!
Herrliche, majestätische Tiere!
Ich beobachte ein Steinbockrudel
Durch die grandiose Berglandschaft wandere ich weiter in Richtung des Passes Il Portellin.
Während ich meine Mittagspause in der Sonne genieße, kommen die Steinböcke bis auf drei Meter Entfernung an mir vorbei und lassen sich ganz in meiner Nähe nieder. Fast könnte man glauben, dass ich zu ihrem Rudel gehöre!
Vor dem Pass geht es um den Berg herum. Zum Wiederaufstieg muss ich einem steilen Schneefeld über die Felsen ausweichen.
Auf dem weiteren Weg zur Forcella del Duranno (2218 m) folgen mir die Steinböcke wieder!
Imposant wie sich diese großen Tiere vor der gigantischen Bergkulisse abzeichnen!
Aber es gibt noch andere Tiere hier: Einige Schneeammern, die sich im Winter weiß verfärben, zeigen wenig Scheu.
Die Steinböcke folgen mir bis zur Forcella del Duranno, wo ich die ersten Leute heute treffe.
Die Abstiegsroute ist ziemlich steil mit einigen Schrofen, aber unschwierig.
Am Rifugion Managio gelange ich in den Wald und wandere im Hang auf einem frisch überarbeitetem Pfad zur Casera del Bedin, die ebenfalls Wanderern kostenlos zur Verfügung steht.
Da das Wetter super ist, schlage ich hier allerdings mein Zelt auf, was auch gut ist, da später ein italienischer Wanderer erscheint, der in dem Haus schlafen möchte.
Auch diese Casera ist wunderschön gelegen.
Zunächst geht es am nächsten Morgen weiter über schöne Waldpfade, wo ich Widderchen- Schmetterlinge an einer Blüte fotografiere.
Am Rifugio Mela gibt es interessante Holzschnitzerei zu bewundern.
Hinter dem Rifugio laufe ich noch eine ganze Zeit auf Fahrwegen talabwärts, bis ich Erto erreiche. Obwohl es noch recht früh am Sonntag Morgen ist, sind schon etliche Leute auf den Beinen, die einen Ausflug machen.
Der Laden in dem Städtchen hat geschlossen, aber ich habe noch genügend Essen. Es ist hier im Tal auf lediglich 700 Metern ziemlich heiß an diesem klaren Sonnentag.
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