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14.11.2020

Alpentraverse 2020 - 4 Monate von Berchtesgaden zum französischen Mittelmeer 9. Cima i Pra - Alleghe

 



Von den schon fast subtropisch anmutenden Buchenwäldern am Südrand der Alpen geht es in klassische Dolomitenlandschaften auf dem Weg nach Alleghe. Unterwegs werde ich massiv von Zecken attackiert!

Als ich am Morgen aufbreche ist es warm und feucht. Die Berge sind noch Wolken verhangen. Der Pfad verläuft spektakulär am Hang um tiefe Schluchten herum, oberhalb des Rio dei Frari. Die Vegetation ist eher buschförmig mit Hasel, Mehlbeere aber auch einzelnen Schwarzkiefern und Eiben. Etwas höher dominiert aber wieder der Buchenwald. 


                            Ein feuchter Morgen in üppig grüner Landschaft


In einem Bach entdecke ich Larven des Feuersalamanders. Dieses spektakulär gefärbte Amphibium braucht klares Bachwasser für die Entwicklung seiner Jungtiere, die nicht als Ei, sondern gleich als Larve abgesetzt werden.

                                Feuersalamanderlarve


Eine große, gut getarnte Spinne webt an ihrem Netz.

                                        Interessante Spinne


                                    Ich passiere kleine Wasserfälle

                                 Blick zurück ins Piave Tal


Allerdings birgt diese üppig bewachsene Gegend eine nicht zu unterschätzende Gefahr: Zecken! 

Ständig muss ich etliche der unangenehmen, Krankheiten übertragenden Spinnentiere von mir absammeln. Zweimal ziehe ich mich sogar komplett aus, und entdecke immer noch mal welche, die sich bereits festgebissen haben. Für solche Fälle habe ich eine Pinzette dabei. Ich hoffe nur, dass ich nicht an Borreliose erkranken werde. Eine sehr gefährliche Krankheit, die leicht chronisch werden kann, und die verschiedensten Schäden im Körper anrichtet...

                                   Die Berge sind wolkenverhangen

                                    Der Goldregen setzt krasse Farbtupfer


Über einen Rücken steige ich dann lange im Buchenwald steil nach oben zur Forcella Palughet auf lediglich 1600 Metern.

                                       Aufwärts im Buchenwald

                                               Zur Forcella Palughet


Bald nachdem ich den Pass überschritten habe, gelange ich in eine andere Umgebung, in der wieder dunkle Fichten im Bergwald dominieren. Auf einer Hochfläche gibt es Almen mit verstreuten Hütten. 

Zur Forcella Caneva auf 1900 m, geht es in einer Felsschlucht steil nach oben. Leider ist es jetzt meist ziemlich neblig.

                                         Zur Forcella Caneva


Nach einem kurzen Abstieg laufe ich zum nächsten Pass, der Forcella Pis Pion. Hier tauchen auch die ersten Wanderer heute auf. Als ich in Richtung des Rifugio 7 Alpini absteige, treffe ich zwei junge Frauen, die mir erzählen, dass der Pfad zum Bivacco Sperti gesperrt sei und auch das Biwak selber von einer Lawine zerstört wurde. Die Alternative ist ein Klettersteig durch die Schiara zum Bivacco del Marmol. Allerdings ist es bereits 15 Uhr am Nachmittag. Es ist neblig und die Frauen sagen, dass für den späteren Nachmittag Regen angesagt ist. Daneben weiß ich nicht, wie schwer der Klettersteig ist, und ob ich ihn ohne Set angehen sollte. Ich tue das Vernünftige und trete den Rückzug an, um in einem weiten Bogen auf meine geplante Route zurückzukehren.

Es ist erstaunlich, wie schnell sich hier die Wegeverhältnisse ändern, denn der Pfad 527 dem ich am nächsten Morgen folge, ist stellenweise nur noch schwer zu erkennen. Dementsprechend komme ich nur langsam voran. Ich überschreite einen Pass und steige dann steil ab. 

                                      Ein weiterer nebliger Morgen

Immerhin ist es schön einsam hier. Ich höre Rotwild vor mir warnen und sehe einen Birkhahn auffliegen. Im Bergwald aus Buchen, Fichten und Tannen beobachte ich zwei Alpenbraunellen, die sich auch fotografieren lassen.

                                                       Alpenbraunelle

Schließlich erreiche ich das obere Ende der Forca Schlucht. Hier im Nationalpark der Belluneser Dolomiten wachsen tolle, eindrucksvolle Mischwälder und die tiefe Schlucht ist spektakulär. Einmal muss ich einen Seitenbach unmittelbar hinter einem Wasserfall durchwaten.

                               Die obere Forca Schlucht


Irgendwann gelange ich dann auf einen Fahrweg, der bergab führt. Eigentlich sollte ich den bald wieder auf einem Seitenpfad verlassen, aber von dem Weg ist nichts zu sehen. Als ich dann an einen Parkplatz mit Informationstafeln des Nationalparks gelange, befinde ich mich lediglich noch auf 675 m!

Der Pfad hoch zum Rifugio Pian de Fontana wird gerade von umgestürzten Bäumen befreit und lässt sich gut laufen. Immer wieder entdecke ich im Mischwald neue Baumarten, neben Buchen und Tannen gibt es auch Linden und Ulmen, toll!

                                   Frisch restaurierter Pfad


Vor der Berghütte an der gebaut wird, gelange ich auf den bekannten Dolomitenhöhenweg 1. Hier sind auch einige Wanderer unterwegs. So unterhalte ich mich mit einem Engländer, der den ersten Flug nach Aufhebung des Corona Lockdowns hierher genommen hatte!

Je höher ich steige, desto nebliger wird es. Schade! So schlage ich schon um 15:30 mein Lager auf einem grasigen Absatz auf. Ich fürchte meine Isomatte verloren zu haben, und laufe daher ein ganzes Stück zurück, finde sie jedoch nicht. Dann merke ich allerdings, dass sie unter dem Zelt steckt, wo ich sie vor dem Aufbau zum Probeliegen platziert hatte...

Später regnet es dann wieder, aber ich liege ja im Trockenen...Bei solchen Gelegenheiten bin ich sehr froh über die app auf meinem Smartphone mit der ich Bücher lesen kann!

                                             Kurzes Aufklaren

Am nächsten Morgen ergeben sich von meinem Lagerplatz herrliche Ausblicke auf die Nebelbänke im Tal und die von der aufgehenden Sonne rosarot gefärbten Wolken.

                                              Morgenstimmung


Es dauert dann aber noch längere Zeit, bis die Sonne den Dunst durchbricht und sich schließlich der blaue Himmel zeigt. 

                        Die Sonne durchbricht den Morgendunst

Der Aufstieg zur Forcella de Zita Sud auf 2351 Meter ist nicht zu steil. Jetzt, nachdem der Nebel verschwunden ist, eröffnen sich überall fantastische Ausblicke.



                                Forcella de Zita Sud (2351 m)

Über die Portela del Piazedel (2097 m) geht es weiter bergab in die Lärchen- und Latschenzone an der Baumgrenze. Ich treffe einen Deutschen, der einen Teil des bekannten "Traumpfads München-Venedig" läuft, der hier auf dem Dolomitenhöhenweg 1 verläuft.


                                        An der Baumgrenze



                                  Latschenfelder

Als ich tiefer gelange, befinde ich mich leider wieder im Nebel. Stellenweise führt der Pfad durch ausgedehnte Schotterflächen, die sich nach alten Bergrutschen nur langsam wieder begrünen.



                                               Ausgedehnte Schotterflächen

Da ich nicht auf der Straße laufen will, nehme ich den Pfad 524, der sich dann als erstaunlich schwierig entpuppt. Unmittelbar neben einem kleinen Wasserfall gilt es eine Stufe zu erklimmen. Der Fels verfügt aber über eine Vielzahl von Griffen und es gibt einige Metallsicherungen, daher ist das kein Problem.


                                    Kurze Klettereinlage

An einer Stelle ist der Pfad an einer Felswand nur noch etwa fußbreit und sieht furchteinflößend aus. Glücklicherweise gibt es ein Stahlseil zur Sicherung so dass auch dieser Abschnitt kein Problem darstellt.

                                  Eine furchteinflößende Stelle

Am Passo Durann überquere ich eine Straße. Hier sehe ich tatsächlich die ersten Kühe in Italien!
Es gibt hier zwei Rifugios, aber ich setze meinen Weg fort, als es zu regnen beginnt. Als es dann bald donnert und der Regen stärker wird, schlage ich mein Zelt an einer dicht bewachsenen Stelle auf. Nicht optimal, aber immerhin bin ich vor dem bald heftigen Niederschlag geschützt.

                                         Lager in dichter Vegetation

Da ich gestern Abend einen falschen Pfad eingeschlagen hatte, muss ich am nächsten Morgen ein Stück zurück laufen. Dabei erlebe ich eine spektakuläre Stimmung, als die Sonne den Dunst durchbricht.

                                            Die Sonne durchbricht den Dunst

Bis zum Rifugio Bruno Carestatio laufe ich auf einem Fahrweg, dann geht es in sehr schöner, alpiner Landschaft unterhalb der Zinnen der Civetta zur Forcella del Camp auf 1933 Meter.


                                                 Alpenrebe

                                       Unter den Zinnen der Civetta

Hinter dem Pass verläuft der Weg lange im Hang mit ständigen, schönen Aussichten auf die schroffen Dolomitmassive.
Es sind zwei große Schneefelder zu queren. Zwar ist der Schnee hart, aber ziemlich rauh, daher stellt das kein Problem dar.

                                        Spektakuläre Aussichten

Schließlich gelange ich auf den Fahrweg zum Rifugio Vazzoler. Heute ist Samstag und Massen von Italienern unternehmen mit Kind und Kegel einen Ausflug. Für meinen Geschmack ist hier zu viel los...
Hinter den Case Favretti gelange ich wieder auf einen Pfad, und lasse die Menschenmassen hinter mir. Kurz überlege ich eine höhere Route zu nehmen, da mir aber jemand erzählt hat, dass für den Nachmittag wieder Gewitter angesagt sind, laufe ich auf der Alta Via 1 weiter.


                                           Orchidee

Schließlich beginnt der 1000 Höhenmeter Abstieg ins Tal von Alleghe.
Stellenweise ist das Terrain sehr steil und mit Drahtseilen gesichert.

                                      1000 Höhenmeter Abstieg

Im dichten Unterholz des Waldes beobachte ich eine Haselhenne mit ihren 5 Küken, die bereits fliegen können. Leider gelingt mir wieder kein Foto...
Schließlich erreiche ich das Tal gegen 16:30 und laufe am Stausee entlang nach Alleghe, wo ich in einem Supermarkt einkaufe. Der Ort ist ziemlich touristisch, mit allerhand Skiliften ringsum. Nach dem Einkauf gehe ich einen Kilometer zurück nach Masarè, wo ich ein Zimmer für 30 Euro, inklusive Frühstück im Hotel Astor beziehe. Meine Wäsche reinige ich im Waschbecken und hänge sie zum Trocknen am Fenster auf. 

                                              Meine Unterkunft














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